Ein Flug wie kein anderer – Mit dem United Island Hopper durch Mikronesien – Teil 1
Es war ein Traum von mir, einmal mit dem United Island Hopper zu fliegen, einer der wohl ungewöhnlichsten Flugstrecken der Welt. HNL, MAJ, KSA, PNI, TKK, GUM, das sind die Flughafencodes der Orte, die auf der Route angeflogen werden, von Honolulu geht es nach Majuro, weiter nach Kosrae, Pohnpei und Chuuk, bevor der Flug auf Guam endet. Manchmal ist auch noch Kwajalein dabei, ein Militärstützpunkt der USA im Pazifik. Der einzigartige Flug ist aber nicht nur für Flugenthusiasten ein Traumziel, sondern gleichzeitig die einzige Verbindung zur Außenwelt für einige kleine Inseln im Pazifik.
Inhalt
United Island Hopper – Was ist das?
Der United Island Hopper ist ein Flug, der kleine Inseln im Pazifik mit den größeren Zentren Hawaii und Guam verbindet. Schon seit 50 Jahren wird diese Route bedient, zuerst von Continental Micronesia und seit dem Zusammenschluss von United Airlines. Dieser Flug ist in vielerlei Hinsicht einzigartig, denn er ist für die Menschen in Mikronesien nicht nur ihre Hauptverbindung zur Außenwelt, die Route ist auch eine fliegerische Herausforderung, die den Crews viel abverlangt, gleichzeitig aber wohl einer der tollsten Arbeitsplätze überhaupt ist.
United Island Hopper – Abflug in Honolulu
Es war schon lange mein Traum, diesen außergewöhnlichen Flug einmal selbst anzutreten, doch es ist auch ein logistischer Aufwand, denn auf Grund der ungewöhnlichen Route ist ein Ticket nicht ganz günstig. Gut, dass es Meilen gibt und man glaubt es kaum, aber neben dem United Programm Mileage Plus kann man den United Island Hopper auch mit Lufthansa Meilen von Miles&More buchen.
Der Island Hopper fliegt zwischen Honolulu und Guam und auf Grund der durchflogenen Zeitzonen bietet es sich an, ihn auch in diese Richtung zu fliegen.
Es geht früh los in Honolulu, schon gegen 5:30 Uhr bin ich auf dem Flughafen. Als ich einchecke, ist es noch dunkel, doch kurze Zeit später bricht der neue Tag an. Da der Flughafen Honolulu sehr offen gebaut ist, kann ich noch ein wenig die warme Morgenluft genießen und gleichzeitig schon dabei zusehen, wie meine Maschine beladen wird.
In der Tasche habe ich unglaubliche fünf Bordkarten, denn für jeden Flug gibt es eine eigene, da jedes Segment auch einzeln gebucht werden und man überall aussteigen kann. Nur wenige Menschen fliegen die gesamte Strecke, denn das heißt fast 14 Stunden Flug – in einer Boeing 737. Wer nur nach Guam will, könnte auch non-stop mit einer Boeing 777 fliegen und schon nach rund sieben Stunden das Ziel erreichen. Doch das will ich ja nicht.
Schon bei der Buchung habe ich mir den wohl besten Platz für diesen Flug reserviert – 7A. Das ist ein Sitz in der Economy Plus, wo ich zumindest etwas mehr Beinfreiheit habe. Und noch eine Besonderheit gibt es, doch dazu später mehr. Jetzt heißt es erst einmal zum Gate gehen.
Am Gate ist nur unser erstes Ziel angeschrieben – Majuro auf den Marshallinseln. Pünktlich um 6:45 Uhr beginnt der Einstieg. Der Flug ist gut gebucht und es ist interessant mit anzusehen, was die Leute alles an Bord bringen und was im Frachtraum verschwindet. Vor allem große Kühlboxen und unzählige Pakete gehören dazu.
Dann sehe ich das erste Mal meinen Sitz für die nächsten 14 Stunden. Die Bestuhlung der Boeing 737 ist recht neu und der Abstand zur Wand vor mir gut. Da die Wand nicht bis zum Boden reicht, kann ich die Füße sogar noch weiter ausstrecken.
Um Viertel acht werden die Türen geschlossen und für mich beginnt das Abenteuer United Island Hopper.
Es ist 7:17 Uhr am Sonntag, als wir zur Startbahn rollen und 7:30 Uhr, als wir vom internationalen Flughafen von Honolulu abheben. An meinem Ziel Guam ist es bereits 3:30 Uhr am Montag, 20 Stunden Zeitunterschied werde ich überwinden und fast einen ganzen Tag verlieren. Oahu verabschiedet sich derweil mit düsteren Gewitterwolken und ein bisschen Sonnenschein.
Einen letzten Blick auf Waikiki und den Diamond Head habe ich noch, bevor wir abdrehen, hinaus auf den Pazifik.
Bald schon sind wir über den Wolken und durch die Lücken ist nur noch der tiefblaue Ozean zu sehen, der Pazifik, das größte Meer der Erde.
Eine halbe Stunde nach dem Start beginnt der Service an Bord. Zuerst gibt es ein Getränk nach Wahl sowie eine kleine Tüte mit Mandeln.
Kurze Zeit später wird das Frühstück serviert. Es gibt ein Sandwich sowie einen Jogurt, eine der wenigen Mahlzeiten auf diesem Flug. Deshalb habe ich auch ein paar Snacks im Handgepäck. Man merkt, dass die Reise nicht darauf ausgelegt ist, komplett gemacht zu werden. Das machen nur Leute wie ich, die diesen außergewöhnlichen Flug erleben wollen.
Auf dem Flug nach Majuro bleibt der Platz neben mir frei, am Gang sitzt eine ältere Dame, mit der ich ein wenig ins Gespräch komme. Sie wohnt auf den Marshallinseln und irgendwann legt sie ihren Pass auf den Sitz. Solch einen Ausweis habe ich bisher auch noch nie gesehen.
Der Flug ist soweit ruhig und als ich an der Toilette warte, komme ich mit einem Herrn ins Gespräch, der in einer der hinteren Reihen sitzt. Sein Name ist Christian L. und er ist auf den Marshallinseln geboren, lebt aber mit Frau und Kindern nahe St. Louis, Missouri in den USA. Er arbeitet dort für eine Universität. Zuvor hat er bereits auf Hawaii, in Ohio und sogar in Indonesien gelebt. Seine Mutter war Diplomatin für die Marshallinseln, sein Vater ein Schweizer Mennonit aus dem Emmental. Unterwegs ist er mit seinem Schwager Mark, der seine Schwester auf den Marshallinseln noch einmal kirchlich heiraten wird. Die zwei sind schon eine Weile unterwegs, denn sie haben vier Tage auf Oahu verbracht und dort Verwandte besucht. Nun sind sie bald am Ziel ihrer Reise.
Irgendwann bin ich dann am Platz zurück und wir überqueren die Internationale Datumslinie. Ich verliere einen ganzen Tag, denn nun ist es nicht mehr Sonntag, sondern bereits Montag.
Lange dauert es nun nicht mehr, bis wir zur Landung auf den Marshallinseln ansetzen. Der Inselstaat ist mit 181 Quadratmetern und 55.000 Einwohnern eines der kleinsten Länder der Welt. Insgesamt gibt es über eintausend Inseln und Atolle, von denen nur wenige bewohnt sind. Zu den unbewohnten Inseln gehört auch das berühmte Bikini Atoll. Hauptstadt ist Majuro, wo sich auch der internationale Flughafen befindet.
United Island Hopper – Majuro, Marshallinseln
Rund fünf Stunden nach dem Start in Honolulu beginnen wir den Landeanflug auf Majuro. Inzwischen haben wir Montag Morgen, denn den Datumsgrenze liegt ja hinter uns. Für diesen Anflug ist der Platz 7A übrigens nicht ganz ideal. Hier wäre 7 F besser und wenn ich noch einmal fliegen würde, würde ich versuchen, auf diesem Teilstück auf der rechten Seite des Flugzeugs zu sitzen. Aber egal, nun ist es so. Einen kurzen Blick auf das Atoll, das durch die Wolken blitzt, kann ich aber erhaschen.
Wenige Minuten später setzen wir bereits zur Landung an und ich kann ein paar kurze Blicke auf die Küste werfen.
Hier ist auch zu sehen, wie schmal das Atoll an vielen Stellen ist. Ich kann sowohl den Ozean als auch die Lagune sehen und dazwischen den schmalen, besiedelten Landstreifen.
Teilweise ist das Land unter uns so schmal, dass ich mich frage, wo denn hier der Flughafen sein soll. Man sieht bis zum letzten Moment nur Wasser und immer mal wieder ein paar Bäume und Häuser.
Als wir auf dem Flughafen von Majuro aufsetzen, erlebe ich zum ersten Mal was es für die Cockpit Crew heißt, auf den Inseln zu landen. Wir setzen am äußersten Ende der Landbahn auf und bremsen hart, so hart, dass ich in meinen Sitz gedrückt werde. Gleichzeitig sehe ich draußen zwei Feuerwehren entlang rasen.
Die Feuerwehren sind für den Fall da, dass die Bremsen überhitzen. Durch das scharfe Bremsen werden diese sehr heiß und aus reiner Vorsicht ist deshalb die Feuerwehr bei jeder Landung in Alarmbereitschaft. Das wird übrigens auf allen Inseln, die wir heute anfliegen, so sein.
Während meine Boeing 737 zum Terminal rollt, sehe ich ein einziges weiteres Flugzeug auf dem Flughafen stehen. Die Air Marshall Islands ist die nationale Fluggesellschaft der Inseln und hat eine Flottenstärke von drei Flugzeugen. Zwei dieser Dornier DO 228–200 sowie eine Bombadier DHC‑8–100. Die Maschinen verbinden die einzelnen Atolle und Inseln des Landes.
Während wir auf zur Parkposition vor dem Terminal einbiegen, sehe ich die zwei Feuerwehren, die uns während der Landung flankiert haben, noch einmal auf der Rollbahn.
Dann erblicke ich zum ersten Mal den Terminal. Davor stehen die Flughafenmitarbeiter und weisen die Boeing 737 ein.
Allen Passagieren ist es während jedes Stopps erlaubt auszusteigen, auch denen, die weiter fliegen. So verlasse ich das Flugzeug über die Gangway. Im selben Moment schlagen mir Hitze und Feuchtigkeit ins Gesicht. Draußen ist es zwar nur 28 Grad warm, aber durch die Gewitter, die vor kurzem hier durchgezogen sind, ist es fast unerträglich schwül.
Ich betrete zum ersten Mal den Boden der Marshallinseln. Weit komme ich natürlich heute nicht, denn schon im Terminal wird meine Erkundungstour zu Ende sein. Doch immerhin war ich einmal hier, was nicht so viele Menschen von sich behaupten können.
Die Ankunftshalle und der Gepäckbereich sehen schon etwas abenteuerlich aus, eigentlich ist es einfach nur eine offene Halle. Weiter komme ich jedoch doch nicht, wenn ich nicht einreisen will. So biege ich vor dem Ausgang ab und gehe von dort in die Abflughalle.
Die Abflughalle ist dann ein weiterer kleiner und recht einfacher Raum. Es gibt ein Pult und einen Tisch für das Gate Personal sowie ein bunt zusammengewürfeltes Sammelsurium an Sitzbänken, manche sind aus Metall, andere aus Plastik und mit grünem, rotem, gelben, lila sowie schwarzem Kunstleder überzogen. Auf diesen warten schon die Passagiere, die mit uns weiter fliegen werden. Ansonsten gibt es einen kleinen Tisch, an dem eine Frau selbstgemachten Muschelschmuck verkauft. Allerdings sieht sie eher gelangweilt aus, als das sie ihre Ware an den Mann bringen will. Daneben befindet sich noch ein kleiner Kiosk, in dem mehr Alkoholflaschen im Regal stehen als irgendetwas anderes. „The Hangar” nennt sich das Geschäft, das ansonsten noch ein paar Snacks wie Sandwiches, Cookies und Schokolade anbietet. Die Einrichtung ist so kunterbunt, dass auf einigen Möbeln sogar noch Continental Airlines zu lesen ist.
Kurze Zeit später wird unser Flug bereits wieder aufgerufen. Ich zeige meinen Boardingpass vor und kann den Terminal dann wieder verlassen. Durch eine Sicherheitskontrolle muss ich nicht. Allerdings wird während jedes Stopps eine Kontrolle an Bord durchgeführt. Das heißt für mich, ich muss jedes Mal mein gesamtes Handgepäck mit von Bord nehmen. Aber das ist es mir wert, denn ich bin neugierig und will alles sehen, was ich kann.
Nach rund dreißig Minuten sage ich so also wieder Goodbye. Leider habe ich keinen Stempel in meinen Pass bekommen, das hat mir der Officer verweigert. Ich hatte zuvor gelesen, dass es einigen Reisenden gelungen sei, ich aber hatte damit kein Glück.
Die Boeing 737 wirkt auf dem kleinen Flughafen geradezu riesig, fast so wie ein Airbus 380 auf einem anderen Flughafen. Und sie ist mit Abstand das größte Flugzeug, das hier unterwegs ist. Über die Gangway und durch die vordere Tür gelange ich schließlich wieder an Bord.
Die Dame, die von Honolulu bis Majuro neben mir gesessen hat, ist nicht mehr an Bord, doch frei bleibt der Platz neben mir nicht. Auf 7 C nimmt nun eine ganz besondere Person Platz, ein Mechaniker. Er ist auf jedem Flug zwischen Majuro und Guam dabei, denn das Gebiet ist so abgelegen, dass jede kleine Panne zum Problem werden könnte. So ist der Mechaniker an Bord, um kleine Probleme beheben zu können. Ersatzflugzeuge oder Ausweichrouten gibt es hier nämlich nicht.
Auf der Startbahn rollen wir wieder zum Ende derselbigen. Einen Taxiway gibt es nicht, aber für die wenigen Flüge hier ist dieser auch nicht nötig.
Mit Vollgas starten wir und heben wieder ab. Unter uns sehe ich noch einen kurzen Moment das Atoll, dann sind wir schon wieder über dem Ozean.
In den nächsten Minuten sehe ich immer wieder kleine Atolle zwischen den Wolken. Die meisten sind unbesiedelt und ragen nur ein bis zwei Meter aus dem Meer heraus.
Es ist faszinierend diese kleinen Inseln aus der Luft zu sehen und ich klebe mit der Nase regelrecht am Flugzeugfenster bis wir das Gebiet der Marshallinseln endgültig verlassen. Vor uns liegen rund neunzig Minuten Flugzeit bis zu unserem nächsten Ziel.
Im nächsten Artikel wird der Flug weiter gehen, mit Landungen in den Föderierten Staaten von Mikronesien und einigen weiteren interessanten Geschichten von dieser außergewöhnlichen Reise.
Teil 2—Teil 3
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