Eurowings Discover Business Class Airbus 350 (Finnair Wetlease): Frankfurt (FRA)-Orlando (MCO)
Nach meinem desaströsen Mittelstreckenflug mit Eurowings Discover wollte ich der Airline nochmal eine Chance geben und habe so einen Flug von Frankfurt nach Orlando gebucht. Die Besonderheit auf dieser Strecke im Winterflugplan 2022/23 war allerdings, dass der Flug durch Finnair im Wetlease Vertrieb durchgeführt wurde. Für mich war das übrigens auch der Ausschlag den Flug zu buchen, denn auf einen Business Class Flug in den bekannten Lufthansa Sitzen, die auch bei Eurowings verbaut sind, hatte ich keine Lust. Ich war nun also gespannt auf den Eurowings Discover Flug in einem Flugzeug der Finnair und mit Finnair Crew.
Nach meinem Besuch der Lufthansa Bistro Lounge mache ich mich rund eine dreiviertel Stunde vor Abflug auf zum Gate C13, von dem mein Flug nach Orlando starten soll. Das Gate befindet sich gleich am Fuß zum Aufgang zur Lounge. Hier wird auch nochmal der Impfstatus abgefragt, denn für die USA wird das immer noch benötigt. Dahinter befindet sich die Gate-Area, die aber viel zu klein ist für einen gut gebuchten Langstreckenflug. Nur etwa die Hälfte der Passagiere findet hier überhaupt einen Sitzplatz und es ist einfach nur brechend voll. Und dann beginnt das Warten. Ich habe schon bei meiner Recherche festgestellt, dass dieser Flug selten pünktlich abhebt, das ist leider auch heute so. So wird das Warten schnell unangenehm, bei den vielen Menschen und den fehlenden Sitzplätzen. Erst mit rund einer halben Stunde Verzögerung startet das Boarding, das aber auch nur schleppend, da auf diesem Flug noch eine Jugendgruppe gebucht ist, die man zuerst einsteigen lässt. Anschließend folgen Menschen mit Beeinträchtigungen und schließlich die Business Class.
Eurowings Discover 68
Frankfurt (FRA) – Orlando (MCO)
Abflug: 13:05 Uhr
Ankunft: : 17:20 Uhr (-6 Std.)
Dauer: 10:15 Stunden
Flugzeug: Airbus 350 (Finnair Wetlease)
Sitz: 6K (Business Class)
An Bord bietet sich mir dann ein vertrautes Bild, denn mit dem A350 von Finnair war ich schon unterwegs. Doch warum fliegt auf dieser Strecke überhaupt ein Flugzeug von Finnair? Das liegt an einer sogenannten Wetlease Vereinbarung zwischen Eurowings Discover und Finnair. Während Finnair, wegen des fehlenden Asiengeschäftes, zu viele Flugzeuge hatte, brauchte Eurowings Discover dringend mehr Maschinen, die so schnell sonst nicht zu beschaffen waren. Eine Win-win-Situation für beide Seiten. So wurden im Sommer 2022 und im Winter 2022/23 auf einigen Urlaubsstrecken Finnair Maschinen mit Finnair Crew eingesetzt, ein sehr schönes Upgrade für die Passagiere, denn Eurowings Discover selbst fliegt mit älteren Airbus 330, die eine alte Lufthansa Bestuhlung haben.
Finnairs A350 aber sind mit modernen Reverse Heringbone Sitzen ausgestattet, von denen jeder Passagier Zugang zum Gang hat. Diese Sitze sind übrigens ein Modell, das Finnair inzwischen zugunsten eines noch moderneren Sitzes ausmustert.
Ich habe mich für einen Sitz in der vorderen Business Class Kabine auf der rechten Seite am Fenster entschieden. Da ich den Sitz schon ausführlich vorgestellt habe, werde ich in diesem Review vor allem auf die Unterschiede im Softprodukt eingehen und auf das, was Eurowings Discover seinen Passagieren bietet, denn während Flugzeug und Crew von Finnair stammen, kommt das Bordprodukt komplett von Eurowings Discover. Und hier fällt mir schon der erste Unterschied auf. Durch die fast weißen Kissen wirkt die Kabine recht steril, das war bei Finnair anderes, denn die finnische Airline nutzt auf ihren eigenen Flügen sehr bunte Accessoires.
Zur Ausstattung von Eurowings Discover gehören also ein Kissen und eine Decke, eine Sitzauflage, wie bei Lufthansa, gibt es nicht. Während die Decke in Ordnung ist, finde ich das Kissen zu weich und dünn, für einen Tagflug ist es in Ordnung, in der Nacht würde mich das aber wohl stören.
Ansonsten verfügt der Sitz über ein Loch im Vordersitz, in das in der Liegeposition die Füße gesteckt werden müssen. Das ist bei diesem Sitz allerdings nur mäßig geräumig und sehr große Menschen könnten da Probleme haben.
In der Konsole neben dem Sitz befinden sich eine Leselampe, eine Fernbedienung (der Monitor kann aber auch per Touch bedient werden), eine Steckdose, eine USB-Dose, die Sitzverstellung sowie der Anschluss für die Kopfhörer.
Apropos Kopfhörer, die werden von der Crew nach dem Boarding verteilt. Und das Kuriose ist, sie stammen weder von Finnair noch von Eurowings Discover, denn es passen werden die Überzüge noch die Stecker. Dafür werden von der Crew extra Adapter verteilt.
Außerdem wartet auf jeden Passagier noch eine Flasche Wasser am Sitz.
Mein Sitz verfügt weiterhin über zwei Fenster, sodass ich auch einen schönen Ausblick genießen kann.
Die Privatsphäre dieser Sitze ist in Ordnung, aber nicht überragend. Man bekommt aber während des Fluges kaum etwas von den Sitznachbarn mit.
Am Platz vorgefunden habe ich auch das Menü für den Flug. Das wirkt sehr billig, denn es wurde einfach auf ein A4-Blatt gedruckt, als wenn Eurowings Discover die Speisekarten ausgegangen sind. Die Auswahl für die erste Mahlzeit klingt sehr gut, die zweite Mahlzeit eher weniger. Aber dazu später mehr, denn das wird noch eine große Überraschung des Fluges, und das meine ich nicht unbedingt im positiven Sinne.
Die Crew selbst macht bei mir sofort einen sehr gut und professionellen Eindruck. Es handelt sich hier aber auch um eine Finnair Crew, die dementsprechend trainiert ist. Sie serviert vor dem Start ein erstes Getränkt, wobei es die Auswahl zwischen Sekt und Fruchtsaft gibt.
Auch ein Amenity Kit wird verteilt. Das kenne ich schon von meinem letzten Lufthansaflug, nur dass die Einkaufsbeutel bei Lufthansa blau sind und hier in Eurowings rot. Besonders hochwertig wirkt das Amenity Kit und die Ausstattung ist auch nur Basic.
Kommen wir nun zum ersten größeren Ärgernis dieses Fluges nach Orlando, er scheint an fast keinem Tag auch nur irgendwie pünktlich zu starten. Mit einer guten Stunde Verspätung sind wir heute noch sehr gut bedient, an anderen Tagen sind das locker mal zwei Stunden. Und das ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel.
Als wir endlich zur Startbahn rollen, habe ich einen schönen Blick auf den nagelneuen Airbus 300–900 von Condor im grünen Streifendesign, der nebenan abgefertigt wird.
Nicht der A380, sondern eben dieser A350 ist mein liebstes Langstreckenflugzeug von Airbus. Die Maschinen sind so komfortabel und leise, dass ich immer wieder gerne mit ihnen unterwegs bin. Schön auch die gebogene Flügelspitze mit dem Finnair Logo, auf die ich von meinem Sitz einen guten Ausblick habe.
Ein tolles Feature bei Finnair sind auch die Bordkameras. Im A350 gibt es zwei, eine nach vorn, die am Heck angebracht ist, sowie eine nach unten. So kann ich unseren Start sehr schön verfolgen.
Rund zehn Minuten nach dem Start werden die Anschnallzeichen ausgeschaltet und der Service beginnt zunächst mit heißen Tüchern, die inzwischen fast alle Airlines wieder anbieten, nachdem sie während der Coronapandemie lange Zeit gestrichen wurden. Der Service ist wohlgemerkt 1:1 das, was man auf jedem Eurowings Discover Flug erhält. Die Finnair Crew ist angehalten, in so durchzuführen. Hier bekommt mal also trotz anderem Flugzeug und Crew schon ein gutes Bild des Lufthansa Group Ferienfliegers.
Eine halbe Stunde nach dem Start beginnt ein erster Getränkeservice. Dazu werden Nüsse gereicht.
Die Vorspeise für die Hauptmahlzeit an Bord wird eine Stunde nach dem Start serviert. Bei Eurowings Discover kommt das Essen auf einem Tablett, während bei der Lufthansa die Hauptmahlzeit direkt auf dem Tisch serviert wird. Ich habe mich als Vorspeise für die Entenbrust mit Waldorfsalat entschieden. Dazu wird noch ein kleiner gemischter Salat gereicht und es gibt ein Brötchen aus dem Brotkorb. Insgesamt erinnert das schon sehr an den Lufthansa-Service.
Als Hauptspeise wähle ich das Rinderragout mit Waldpilzen, das zwar aufgrund der Tatsache, dass es auf dem Teller erhitzt wurde, nicht so toll aussieht, aber ausgezeichnet schmeckt. Bisher bin ich wirklich positiv überrascht und zufrieden.
Zum Dessert wähle ich schließlich den Cheesecake. Auch hier gibt es keine Beschwerden.
Zwei Stunden nach dem Start ist der Service bereits beendet und der weitere Flug verläuft erst einmal ereignislos. Über das Entertainment System von Eurowings Discover kann ich nicht sehr viel sagen, denn hier an Bord ist natürlich die Filmauswahl von Finnair zu finden. Die ist guter Durchschnitt und es gibt eine große Auswahl an Filmen und Serien.
Finnair bietet an Bord seiner Flugzeuge Internet an und das ist auch auf diesem Flug für Eurowings Discover verfügbar. Die Preise sind guter Durchschnitt, vor allem da es keine Datenbegrenzung gibt.
Fast der gesamte Flug über den Atlantik bietet auch keine großen Ausblicke, da wir sowieso nur über dem Wasser sind und das durch die meist geschlossene Wolkendecke auch nicht zu sehen ist. Die Crew ist allerdings in der Kabine präsent und bietet Getränke sowie kleine Snacks an.
Zwei Stunden vor der Landung beginnt schließlich der zweite Service. Und hier wird, wie bei der Lufthansa inzwischen ebenfalls üblich, einfach ein Gericht aufgetischt, eine Auswahl gibt es nicht. Als wenn das schon nicht genug wäre, wird hier ein veganes Menü für alle serviert. Bisher war ich immer der Meinung, man müsse veganes Essen vorbestellen, aber nein, die Eurowings Discover zwingt alle Business Class Passagiere zu veganem Essen.
Der einzig einigermaßen genießbare Teil der Mahlzeit ist noch die italienische Bowl mit Risoni-Pasta und Mango-Chili Salat.
Die veganen Hackbällchen von Beyond Meat sind einfach ungenießbar. Es mag ja sein, dass Veganer das mögen, aber für mich schmeckt es wie Pappmaschee. Und da geht es offensichtlich nicht nur mir so. Es hagelt Beschwerden und die arme Finnair Crew ist peinlich berührt. Eine Flugbegleiterin erklärt mir, dass sie ständig solche Reaktionen haben, aber eben nur im Wetlease arbeiten und daran nichts ändern können. Sie müssen den Eurowings Discover Service so durchziehen. Hilft aber alles nicht, bei den meisten Leute geht das Essen zurück. Ich habe selten so viele Lebensmittelabfälle an Bord eines Flugzeuges gesehen. Soviel dazu.
Wenig besser ist der Zitrusmix mit Minzblättchen, das ich übrigens nirgendwo gefunden habe. Und der Mix war auch eher ein Brei, der wie aus der Dose erscheint und dann nochmal durchgerührt und zerstampft.
Ich habe noch einem Essen an Bord wirklich noch nie eine so unzufriedene Kabine erlebt. Klar, irgendwer hat immer mal was zu meckern, aber wenn so ziemlich alle das Essen zurückgehen lassen, stimmt doch eher was nicht. Zwangsweise veganes Essen geht für mich auch gar nicht. Was soll sowas?
Nachdem die Tabletts abgeräumt sind, wende ich mich lieber wieder dem Fenster zu, denn dort haben sich die Wolken inzwischen verzogen und ich habe schönen Ausblicke auf die amerikanische Ostküste. So kann ich ganz deutlich Cape May in New Jersey erkennen.
Wenig später ist schön die Chesapeake Bay zu erkennen und die dortige zerklüftete Küste, die zu großen Teilen zu Virginia und Maryland gehört.
Bis nach South Carolina kann ich immer wieder schöne Ausblicke genießen und in Erinnerungen schwelgen, denn die meisten der Orte, die ich sehe, habe ich in den vergangenen Jahren schon besucht.
Dann jedoch zieht es sich wieder zu und ich kann erst kurz vor der Landung wieder etwas erkennen. Während die Crew die Kabine vorbereitet, klebe ich mit der Nase am Fenster und erhasche meine ersten Ausblicke auf Florida seit gut drei Jahren. Über Silvester 2019/20 war ich zum letzten Mal im Sunshine State unterwegs.
Mit der untergehenden Sonne und gut 45 Minuten Verspätung setzen wir schließlich zur Landung in Orlando an. Kurz zuvor kann ich noch die Hochhäuser von Downtown in der Ferne erkennen.
Die Landung selbst verfolge ich wieder mit den Kameras auf dem Monitor, auch wenn ich den für die Landung einklappen muss und so nur von der Seite schauen kann.
Gegen 18 Uhr setzen wir schließlich auf dem internationalen Flughafen von Orlando auf und rollen dann zum neuen internationalen Terminal, der erst im dritten Quartal 2022 eröffnet wurde. Für mich also eine weitere Première.
Fazit: Was soll ich sagen? Ich habe sowieso schon lange mit mir gehadert, ob ich überhaupt mit Eurowings Discover auf der Langstrecke fliegen will. Letztendlich habe ich auch nur gebucht, weil ich wusste, dass dieser Flug im Wetlease mit Finnair durchgeführt wird. So konnte ich zumindest sicher sein, einen guten Sitz und eine gute Crew zu bekommen. Mit Finnair bin ich immer wieder gerne unterwegs.
An Bord gab es aber, wie schon erwähnt, das Eurowings Produkt. So war ich schon vom Bettzeug nicht sonderlich begeistert, ebenso wenig vom Amenity Kit. Und während die erste Mahlzeit noch wirklich gut war, ist der Zwang zu einem veganen Essen für mich einfach nur eine Frechheit. Ich hätte kein Problem gehabt, nur Salat zu bekommen, aber veganes Fleischprodukt ohne Möglichkeit zur Wahl zu servieren, geht für mich gar nicht. Da wird immer so viel über weggeworfenes Essen, besonders auf Flügen gesprochen, aber ich habe wirklich noch nie so viel Foodwaste gesehen, denn fast alle Passagiere ließen ihr Essen zurückgehen. Ich kann nicht nachvollziehen, was man sich hierbei denkt? Dazu noch die notorische Unpünktlichkeit des Fluges, der wirklich fast nie zur angegebenen Zeit unterwegs ist. Für mich gibt sowas jedenfalls eher den Ausschlag, beim nächsten Mal woanders zu buchen.
Da fällt mir dann auch sofort ein, was mein erster Gedanke nach dem Flug war. Vom Flugzeug und der Crew her hätte Eurowings Discover keine bessere Werbung für die Konkurrenz von der Oneworld Allianz machen können, denn das Softprodukt hat mich kaum überzeugt, wieder mit dem Ferienflieger der Lufthansa unterwegs sein zu wollen.
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