Mit dem Roten Blitz von Palma nach Sóller, Mallorca
Züge gibt es auf Mallorca nicht viele und doch ist einer weltberühmt: Der Rote Blitz – die historische Schmalspurbahn von Palma nach Sóller ist einer der schönsten Ausflüge auf der Baleareninsel. Für Eilige ist die Fahrt allerdings nichts, denn unterwegs sein mit dem Tren de Sóller, wie der Zug offiziell heißt, braucht Zeit und ist ein wenig wie eine Reise in die Vergangenheit.
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Tren de Sóller – der rote Blitz
Ferrocarril Soller steht über dem alten Eingang zum Bahnsteig, der heute in ein Café führt. Ferrocarril heißt auf Spanisch Zug und beschreibt die kleine Bahn viel besser als der deutsche Name „Roter Blitz”, denn der Zug ist weder schnell noch ist er rot.
Der Eingang zum Bahnhofsgebäude befindet sich in einer Seitenstraße und das alte Gebäude gibt schon einen Vorgeschmack auf die Fahrt. Bereits 1912 ging die Strecke in Betrieb und diente zunächst vor allem zum Warentransport, bevor sie mehr und mehr für den Personentransport wichtig wurde.
Bis zu viermal am Tag wird die Strecke heute bedient, je nach Saison. Im Jahr 2022 kostet die Hin- und Rückfahrt inklusive der Fahrt mit der historischen Straßenbahn nach Port de Sóller 32 Euro für Erwachsene. Das Ticket kann entweder online oder am Schalter erworben werden.
Nur ein Gleis führt an den Bahnsteig, der die Endstation der Strecke in Palma ist. Außerhalb der Abfahrtzeiten der Züge ist die Plattform eher eine Oase der Ruhe, obwohl sie sich direkt gegenüber der lebhaften Plaza Espana befindet.
Ein Schild an der gegenüberliegenden Wand des Bahnsteigs weist auf die Elektrifizierung der Strecke hin, die im Jahr 1929 erfolgte. Davor wurde die Bahn von einer Dampflok gezogen.
Kurz vor den Abfahrten des Zuges aber füllt sich der Bahnsteig mit den Touristen, die heute den Großteil der Passagiere ausmachen. Wer schnell nach Sóller will, nimmt inzwischen lieber das Auto oder den Bus. Der Zug ist eher gemütlich unterwegs und braucht für die 28 Kilometer lange Strecke rund eine Stunde.
Die Wagons des Zuges sind alle ähnlich aufgeteilt. Es gibt Sitzbänke, die nicht allzu bequem sind, aber für eine Stunde hält man es auf den Ledersitzen schon aus, auch wenn es Sommer ziemlich warm werden kann.
Die Sitzlehnen lassen sich übrigens verstellen, sodass die Sitzreihen immer in Fahrtrichtung zeigen. Theoretisch könnte man sich aber auch gegenüber hinsetzen oder rückwärts fahren.
Das Verstellen ist nötig, weil am jeweiligen Endbahnhof lediglich der Triebwagen umgesetzt wird, der Zug selbst bleibt in der Fahrtrichtung stehen.
Die Reise führt zunächst vor allem durch große Mandel- und Orangenplantagen. Besonders Orangen wurden in den frühen Jahren der Bahn von den Feldern nach Palma transportiert, weshalb der Zug zu jener Zeit auch „Orangenexpress” genannt wurde. Zuvor mussten die Früchte mit Eselskarren und Schiffen mühsam in die Hauptstadt verfrachtet werden.
Der einzige Stopp auf der Strecke ist in Bunyola. Hier können Passagiere zu- oder aussteigen.
Nach dem Halt ändert sich die Landschaft, denn langsam kommt das Tramuntana Gebirge ins Blickfeld. Auch die Bäume ändern sich, denn inzwischen sind mehr und mehr Olivenbäume neben der Strecke zu sehen.
Ein Teil der Fahrt findet allerdings in Dunkelheit statt, denn die Strecke führt auch durch den rund drei Kilometer langen Alfàbia-Tunnel.
Hinter dem Tunnel ändert sich die Landschaft maßgeblich, denn nach der Ebene bei Palma ist man nun im Gebirge gelandet und die Strecke bietet bereits schöne Ausblicke auf das Ziel der Fahrt, die Stadt Sóller.
Nach einer guten Stunde erreicht der Zug schließlich Sóller. Kurz vor dem Bahnhof befindet sich die Werkstatt der Züge und hier werden sie geparkt, wenn sie nicht auf der Strecke unterwegs sind.
Die Station in Sóller ist das Endziel der Strecke, doch nicht nur das. Der Bahnhof ist auch für sich eine Attraktion, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
Bahnhofsgebäude von Sóller
Das Bahnhofsgebäude wurde eigentlich gar nicht als solches erbaut, sondern bereits im Jahr 1606 als Herrenhaus Can Mayol. Erst zwischen 1911 und 1912 wurde das historische Gebäude zu einem Jugendstil-Bahnhof umfunktioniert.
Eine breite Treppe führt seitdem vom Bahnsteig in die Bahnhofshalle. Und die sollte man nach der Ankunft auch nehmen, denn außerhalb der Zugankünfte ist sie abgesperrt. Viele Fahrgäste verpassen diesen Teil, denn sie gehen vom Bahnsteig außen um das Gebäude herum. Doch das ist schade, nicht nur wegen des historischen Bahnhofsgebäudes.
Von der Bahnhofshalle gehen zwei Türen ab, die in zwei große Räume führen und die haben es in sich. Hier sind Kunstwerke von zwei der größten spanischen Künstler zu sehen, Pablo Picasso und Joan Miró. Normalerweise findet man ihre Werke nur in den berühmtesten Museen der Welt, doch hier im Bahnhof von Sóller gibt es eine kleine Ausstellung, die noch dazu komplett kostenlos ist.
Schon im Foyer sind Fotografien zu sehen, die von den gegenseitigen Besuchen der beiden Künstler zeugen. Die Aufnahmen entstanden in den Jahren 1941, 1968, 1969 und 1972 und erzählen so auch ein wenig die Lebensgeschichte der Künstler.
Die Ausstellung geht auf Pere A. Serra, einem Bürger aus Sóller und einst Mitarbeiter des Unternehmens Ferrocarril de Sóller, zurück, der seine Privatsammlung zahlreicher Objekte, Fotografien, Stiche und Drucke von Pablo Picasso und Joan Miró dafür zur Verfügung stellte. So sind in einem Saal rund fünfzig Krüge, Teller und weitere Objekte von Picasso zu sehen, die der Künstler in den Jahren 1948 bis 1971 schuf.
Im zweiten Saal sind Werke von Joan Miró zu bestaunen, der lange Jahre in Palma wohnte und arbeitete und sogar selbst eine Verbindung nach Sóller hatte, denn sein Großvater stammte aus dem Ort. Unter den Werken sind auch einundzwanzig Stiche aus der Serie Gaudi, eine Hommage an den großen Architekten, der in Sóller durch Arbeiten seines Schülers Joan Rubío (die Kirche und das Bankgebäude) unvergessen bleibt. Beide Gebäude werde ich später noch sehen.
Historische Straßenbahn nach Port de Sóller
Die historische Bahnfahrt ist mit der Ankunft in Sóller aber noch nicht vorbei, zumindest für die meisten Passagiere, den normalerweise wird immer ein Kombiticket für den Roten Blitz und die historische Straßenbahn verkauft. Sie stammt aus dem Jahr 1913 und startet direkt auf dem Bahnhofsvorplatz.
Die Holzbänke im Inneren erinnern mich ein wenig an die alten Züge der Berliner S‑Bahn. Und wer ganz vorn sitzt, kann während der Fahrt sogar dem Zugführer über die Schulter schauen.
Die Fahrt führt zunächst einmal direkt durch das Stadtzentrum von Sóller und unterwegs bieten sich Ausblicke auf die berühmte Kirche und das Bankgebäude, deren Fassaden vom Gaudi-Schüler Joan Rubío entworfen wurden. Der berühmte katalanische Architekt wirkte auf der Insel auch an der Restaurierung der Kathedrale von Palma mit.
Rund eine Viertelstunde ist die Straßenbahn auf der vier Kilometer langen Strecke zwischen Sóller und Port de Sóller unterwegs und passiert dabei auch ganz normale Wohngebiete.
Größtenteils ist die Strecke eingleisig, doch ungefähr auf halbe Strecke gibt es eine Ausweichstelle, an der sich regelmäßig die Bahnen aus beiden Richtungen treffen.
Endziel der Straßenbahn ist Port de Sóller, die quirlige Hafenstadt im Nordwesten der Insel. Die Straßenbahn fährt hier einmal um die ganze Bucht und macht dabei mehrere Stopps, sodass man auf der Rückfahrt auch an anderer Stelle wieder zusteigen kann.
Port de Sóller ist seiner geschützten Bucht eines der beliebtesten Ausflugsziele auf der Westseite von Mallorca und auch gut während einer Fahrt auf der MA-10, der Traumstraße Mallorcas, zu erreichen. Dementsprechend voll kann es hier vor allem im Sommer werden. Im Winter hingegen ist der Ort oft fast verwaist.
Zurück nach Sóller geht es dann ebenfalls wieder mit der Straßenbahn, doch sollte man die Umstiegszeit zum Roten Blitz nicht zu knapp wählen, denn auch Sóller selbst bietet sich für einen kleinen Stadtbummel an.
Stadtzentrum vom Sóller
Sóller liegt in einem Talkessel der Serra Tramuntana, doch davon merkt man bei einem Stadtbummel wenig. Besonders berühmt ist der Markt von Sóller, der immer donnerstags stattfindet, doch auch sonst lohnt sich zumindest ein kurzer Sparziergang durch die engen Gassen.
Das Herz der Stadt ist vor allem von Geschäften gesäumt, von denen inzwischen leider viele auf Touristen ausgerichtet sind. Doch an einige Ecken kann man auch noch das Sóller entdecken, das die rund 13.000 Einwohner versorgt, die sich hier niedergelassen haben.
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