Hotel Katajanokka, a Tribute Portfolio Hotel, Helsinki, Finnland

Die Fin­nen sind ja für ihre eher skur­ri­len Hob­bys bekannt. Ob Frau­en­tra­gen, Luft­gi­tar­re spie­len oder Hob­by­hor­sing, in Finn­land gibt es nichts, was es nicht gibt. Und so ist es dann auch kaum ver­wun­der­lich, dass man in Hel­sin­ki in einem ech­ten Knast ein­checken kann. Natür­lich muss hier kein Gast sei­nen Auf­ent­halt hin­ter Schloss und Rie­gel ver­brin­gen, denn das Gefäng­nis auf Hel­sin­kis Insel Kata­jan­ok­ka wur­de zu einer beque­men Her­ber­ge umgebaut.

Hotel Katajanokka, a Tribute Portfolio Hotel – Lage

Mit der Stra­ßen­bahn geht es für mich vom Senats­platz im Zen­trum Hel­sin­kis Rich­tung Osten. Hier glei­tet die Tram über eine Brücke auf die Insel Kata­jan­ok­ka, vor­bei an der Uspen­ski Kathe­dra­le und hin­ein in eine Wohn­ge­gend mit Jugend­stil­häu­sern und vie­len Grün­flä­chen. Das ehe­ma­li­ge Hafen­ge­biet ist heu­te eine attrak­ti­ve Wohn­ge­gend. Und mit­ten­drin war für lan­ge Zeit ein Gefäng­nis zu finden.

Noch heu­te strahlt das Gebäu­de mit sei­nen vier Flü­geln den unver­kenn­ba­ren Charme einer Haft­an­stalt aus, zumin­dest von außen. Doch inzwi­schen gibt es Durch­gän­ge in den einst undurch­dring­ba­ren Mau­ern und die Bewoh­ner der umlie­gen­den Häu­ser füh­ren am Mor­gen rund um das Gebäu­de ihre Hun­de spazieren.

Hotel Katajanokka, a Tribute Portfolio Hotel – Check-​in und Lobby

Ich aber will hier heu­te ein­checken, in den Knast. Das, so muss ich mir ein­ge­ste­hen, habe ich bis­her auch noch nicht gemacht. Ok, ganz so schlimm wie es sich zuerst anhört, ist es nicht, denn der Knast ist heu­te ein kom­for­ta­bles Vier-​Sterne-​Hotel, das zum Tri­bu­te Port­fo­lio von Mar­riott gehört – das Hotel Katajanokka.

Gleich hin­ter der Ein­gangs­tür befin­det sich die Rezep­ti­on und die macht einen hel­len und freund­li­chen Ein­druck. Begrüßt wer­de ich aller­dings unge­wöhn­lich und mit den Wor­ten: „Wel­co­me to the Pri­son!” – „Will­kom­men im Gefäng­nis!”. Der wei­te­re Check-​in ver­läuft dann erst ein­mal völ­lig nor­mal ab. Mir wird für mei­ne Treue zu Mar­riott als Pla­ti­num Mit­glied gedankt und ich darf mir ein Wel­co­me Amen­i­ty aus­su­chen. Natür­lich wäh­le ich das Früh­stück, denn ich will ja erle­ben, wie man im Knast so ver­sorgt wird. Außer­dem erhal­te ich ein Upgrade auf ein Supe­ri­or Zim­mer. Die Juni­or Sui­ten sind lei­der nicht mehr frei. Scha­de, denn die hät­ten eine eige­ne Sau­na gehabt.

Hin­ter der Rezep­ti­on gibt es einen klei­nen Auf­ent­halts­raum, in dem man in einer gemüt­li­chen Sitz­ecke in einem Buch schmö­kern kann. An der Rezep­ti­on sind auch Geträn­ke und Snacks erhält­lich. Nach Gefäng­nis sieht es hier wahr­lich nicht mehr aus.

Das ändert sich ganz schnell, als ich mich auf den Weg zu mei­nem Zim­mer, äh Par­don, zu mei­ner Zel­le mache. Schon die Flu­re zeu­gen unver­kenn­bar von der jah­re­lan­gen Nut­zung als Zucht­haus, auch wenn sie heu­te mit bun­ten Tep­pi­chen und net­ten Sitz­ecken etwas weni­ger düster wirken.

Hotel Katajanokka, a Tribute Portfolio Hotel – Geschichte

Wer möch­te, der kann im Hotel Kata­jan­ok­ka dann auch ein wenig mehr in die Geschich­te des Hotels ein­tau­chen. Schon seit 1837 exi­stier­te das Gefäng­nis Kata­jan­ok­ka, ja der Name hat sich in den nun bald zwei­hun­dert Jah­ren nicht geän­dert. Und ein­ge­ses­sen haben hier nicht nur gewöhn­li­che Kri­mi­nel­le, son­dern auch poli­ti­sche Gefan­ge­ne im Zuge des soge­nann­ten Win­ter­krie­ges. Der wohl bekann­te­ste war Finn­lands ehe­ma­li­ger Prä­si­dent Risto Ryti, der auf Druck der Sowjet­uni­on 1944 zu zehn Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt wur­de, von denen er immer­hin vier Jah­re absaß.

Im Jahr 2002 wur­de das Gefäng­nis aller­dings geschlos­sen. Der Platz reich­te nicht mehr und die Lage in einem inzwi­schen belieb­ten Wohn­ge­biet war wohl auch nicht mehr ide­al. Wer aber heu­te noch wis­sen will, wie es sich im Gefäng­nis ange­fühlt hat, der muss nur den Weg in das Unter­ge­schoss antre­ten, denn hier sind noch ori­gi­na­le Zel­len erhalten.

Eine der Zel­len kann auch besich­tigt wer­den. Sie wur­de damals zur Iso­la­ti­ons­haft genutzt. Hin­ter der dicken Stahl­tür ist noch eine wei­te­re Git­ter­tür zu fin­den und das Fen­ster ist von außen und innen gesi­chert. In der Zel­le gibt es eine Prit­sche mit Nacht­topf und einen Tisch auf eng­stem Raum. Heu­te haben Besu­cher auf den Wän­den ihre Nach­rich­ten hinterlassen.

Im Vor­raum ist eine Häft­lings­ho­se zu sehen und an den Wän­den hän­gen Schwarz-​weiß Auf­nah­men aus dem Gefängnisalltag.

Etwas wei­ter den Gang run­ter gibt es einen wei­te­ren Raum, an des­sen Tür sich ein Schild mit der Auf­schrift „Sam­mel­zel­le aus dem 19. Jahr­hun­dert” befin­det. Wie man in die­sem selt­sa­men Raum aller­dings Leu­te unter­ge­bracht haben will, erschließt sich mir nicht so ganz.

Die heu­ti­gen Gäste müs­sen sich aller­dings nicht mehr mit den weni­gen Qua­drat­me­tern zufrie­den­ge­ben, die Häft­lin­gen einst zu r Ver­fü­gung stan­den. Im Schnitt wur­de aus jeweils drei Zel­len ein Hotel­zim­mer. Doch nicht nur im Zel­len­trakt gibt es Unter­künf­te, auch die ehe­ma­li­ge Ver­wal­tung wur­de inzwi­schen zu einem Hotel­flü­gel umgewandelt.

In den Flu­ren ist aber noch heu­te gut zu erken­nen, wo sich die ehe­ma­li­gen Zel­len befan­den, denn die Zugän­ge sind in den Wän­den nicht kom­plett ver­schlos­sen wor­den. So woll­te es auch der Denk­mal­schutz, der wäh­rend der Reno­vie­rung ein Auge auf das Gebäu­de hat­te und dafür sorg­te, dass der Cha­rak­ter nicht verlorengeht.

Hotel Katajanokka, a Tribute Portfolio Hotel – Superior Zimmer

Mein Zim­mer befin­det sich eben­falls in einem Zel­len­trakt. Und gleich am Ein­gang war­tet dann auch eine Über­ra­schung, denn auch die Zim­mer­tü­ren wur­den nur wenig ver­än­dert. Zwar gibt es heu­te kei­ne Stahl­tür mehr, aber der Durch­gang ist noch immer der­sel­be, sodass ich mich fast bücken muss, um in den Raum zu gelangen.

Im Zim­mer ist die Knast-​Atmosphäre dann aber nur noch Neben­sa­che, denn der Raum wur­de modern und anspre­chend gestal­tet und es ver­spricht ein ange­neh­mer Auf­ent­halt zu wer­den – in die­sem Gefäng­nis. Gleich hin­ter der Tür befin­det sich ein gro­ßer Klei­der­schrank im geräu­mi­gen Vor­raum und von hier gelan­ge ich in den Schlafraum.

An der Decke und den hohen Fen­stern kann man es noch erkenn, einst befan­den sich hier zwei Zel­len, die nun den Schlaf­raum des Zim­mers aus­ma­chen. Die Prit­schen sind inzwi­schen einem beque­men Dop­pel­bett gewi­chen und zusätz­lich gibt es ein klei­nes Sofa mit Beistelltisch.

Vier Kis­sen sor­gen zusätz­lich für einen ange­neh­men Schlaf und auch mei­ne Gerä­te kann ich direkt neben dem Bett auf­la­den. Bei der Deko­ra­ti­on wird das The­ma Gefäng­nis dann aber doch wie­der auf­ge­grif­fen. So hän­gen an der Wand gro­ße Vor­hän­ge­schlös­ser und auf dem Sims lie­gen Kri­mis aus.

Für den Hotel­gast gibt es aber auch einen gro­ßen Flach­bild­fern­se­her, einen Schreib­tisch und eine gefüll­te Mini­bar, dazu einen Was­ser­ko­cher und zwei kosten­lo­se Fla­schen Wasser.

Für mich liegt zusätz­lich noch ein klei­nes Geschenk bereits, Weih­nachts­scho­ko­la­de und eine Kar­te mit per­sön­li­chem Gruß vom Team des Hotels.

Eine Beson­der­heit bei vie­len der Knast­zim­mer sind noch die Fen­ster. Da es sich hier um Zel­len han­del­te, sind die­se sehr hoch ange­bracht, für den heu­ti­gen Hotel­gast etwas unprak­tisch. Aber die inno­va­ti­ven Fin­nen haben auch dafür eine Lösung gefun­den. Etwas ver­setzt, wur­de zwi­schen den bei­den Fen­stern ein drit­tes geschaf­fen, das einen Aus­blick in den Innen­hof auch ohne Lei­ter ermöglicht.

Schön gestal­tet ist auch die sonst eher kah­le Innen­wand. Hier wur­den histo­ri­sche Ansich­ten von der Insel Kata­jan­ok­ka als Foto­ta­pe­te angebracht.

Zu guter Letzt wer­fe ich noch einen Blick in den Klei­der­schrank, in dem sich neben Bügel­brett und Bügel­eisen auch Slip­per sowie der Safe befinden.

Das Bad des Zim­mers fällt kom­pakt, aber doch aus­rei­chend aus­ge­stat­tet aus. Aller­dings gibt es hier eine ganz gro­ße Schwach­stel­le (die ein­zi­ge, die ich im Hotel fin­den konn­te) und die ist die Wan­ne mit Dusche. Das beginnt schon damit, dass die Glas­wand ein­fach viel zu kurz ist und man beim Duschen das hal­be Bad voll­spritzt. Noch schlim­mer ist aller­dings der Rand um die Wan­ne, auf dem sich das Was­ser sam­melt, um dann unge­hin­dert in Kas­ka­den auf den Boden zu flie­ßen. Dort gibt es, anschei­nend in wei­ser Vor­aus­sicht, schon einen Ablauf, aber sei­ne Slip­per soll­te man eher auf dem Toi­let­ten­deckel plat­zie­ren und auch der Bad­vor­le­ger ist nach der Dusche was­ser­ge­tränkt. Hier soll­te drin­gend etwas ver­än­dert werden.

Sehr gut aus­ge­stat­tet ist das Bad mit Amen­i­tys. Lei­der gibt es auch nur noch Spen­der, die aller­dings von Ritu­als sind und sehr gut rie­chen. Trotz­dem bin ich und wer­de nie ein Fan die­ser Spen­der wer­den, denn wo sonst über­all so auf Hygie­ne gesetzt wird, wird sie hier ein­fach kom­plett ver­nach­läs­sigt. Das fin­de ich immer wie­der scha­de. Und der Umwelt­aspekt wird für mich auch nur vor­ge­scho­ben, denn es gibt inzwi­schen sehr wohl ande­re Lösun­gen, aber die Erspar­nis für die Hotels durch die­se gro­ßen Fla­schen, die ist wohl eher nicht von der Hand zu weisen.

Hotel Katajanokka, a Tribute Portfolio Hotel – Fitness und Wellness

Well­ness­ein­rich­tun­gen gibt es im Hotel nur weni­ge, aller­dings ist im Unter­ge­schoss ein recht gut aus­ge­stat­te­tes, wenn auch eher klei­nes Fit­ness­cen­ter zu fin­den. Dane­ben gibt es noch eine Sau­na, die zu festen Zei­ten am Mor­gen geöff­net wird.

Hotel Katajanokka, a Tribute Portfolio Hotel – Restaurant

Abends geöff­net ist im Unter­ge­schoss ein klei­nes Restau­rant, das anschei­nend sehr beliebt bei Gästen und Ein­hei­mi­schen ist, denn spon­tan ist es mir nicht mög­lich hier zu essen wäh­rend mei­nes Auf­ent­hal­tes. So kann ich mich nur außer­halb der Öff­nungs­zei­ten umschauen.

Das The­ma Gefäng­nis wird übri­gens auch hier auf­ge­grif­fen, denn die statt Por­zel­lan­tas­sen ste­hen hier Blech­be­cher auf dem Tisch und auch auf der Kar­te spie­gelt sich die Ver­gan­gen­heit des Gebäu­des wider.

Hotel Katajanokka, a Tribute Portfolio Hotel – Frühstück

Im sel­ben Raum wird auch das Früh­stück ser­viert, das ich beim Check-​in als Sta­tus Bene­fit gewählt habe. Anson­sten ist es nicht auto­ma­tisch im Zim­mer­preis inklu­diert und muss sepa­rat bezahlt wer­den. Im Ange­bot sind Klas­si­ker wie Rühr­ei und Speck, aber auch Eier­spei­sen nach Wahl.

Wäh­rend Spie­gel­eier bereit­ste­hen, wird das Ome­lette frisch zube­rei­tet. Dazu fül­le ich einen Zet­tel aus und kann mein Ome­lette kur­ze Zeit spä­ter an der Aus­ga­be abholen.

Zusätz­lich gibt es eine gute Aus­wahl an Auf­schnitt, Jogurt und Früch­ten. Alles ist sehr lecker, frisch und von guter Qualität.

In Finn­land darf natür­lich auch irgend­et­was mit Blau­bee­ren nicht feh­len und so wird hier ein lecke­rer Blau­beer­ku­chen angeboten.

Schön fin­de ich, wie hier wie­der das The­ma des Hotels auf­ge­grif­fen wird und die Corn­flakes in Blech­do­sen auf dem Buf­fet stehen.

Hotel Katajanokka, a Tribute Portfolio Hotel – Fazit

Das Hotel Kata­jan­ok­ka ist auf jeden Fall eine der unge­wöhn­li­che­ren Unter­künf­te in Hel­sin­ki, aber mir hat es sehr gut gefal­len. In einem ehe­ma­li­gen Gefäng­nis zu über­nach­ten, das kann man auf jeden Fall nicht all­zu oft erle­ben und hier in der fin­ni­schen Haupt­stadt wur­de das wun­der­bar umge­setzt. Und auch wenn das Hotel nicht ganz zen­tral liegt, so ist es durch die Tram­sta­ti­on vor der Tür doch aus­ge­zeich­net an die Innen­stadt ange­bun­den. Ich wür­de auf jeden Fall nicht zögern, hier jeder­zeit wie­der zu übernachten.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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