Unterwegs im weihnachtlich geschmückten Helsinki, Finnland

Lang sind die Tage nicht im Win­ter in Hel­sin­ki. Schon mit­ten am Nach­mit­tag bricht wie­der die Nacht her­ein, doch gera­de zur Weih­nachts­zeit fängt die Stadt dann erst rich­tig an zu strah­len. Zehn­tau­sen­de Lich­ter erhel­len die Stra­ßen und auch sonst gibt es eini­ges zu entdecken.

Ich star­te mei­nen Rund­gang am Hotel Kämp, das sich direkt an der Espla­na­de im Her­zen der Stadt befin­det. Das histo­ri­sche Fünf-​Sterne-​Hotel ist eine Insti­tu­ti­on in der fin­ni­schen Haupt­stadt. Lan­ge Jah­re war es geschlos­sen, doch inzwi­schen emp­fängt das Hotel wie­der Gäste aus aller Welt, dar­un­ter auch Super­stars wie Madonna.

Gleich gegen­über erstreckt sich der Stadt­park Espla­na­de, der beson­ders im Som­mer ger­ne für Out­door­ak­ti­vi­tä­ten genutzt wird. Im Win­ter ist dage­gen wenig los und nur die Haupt­we­ge sind teil­wei­se geräumt und weih­nacht­lich geschmückt.

Ich fol­ge dem Haupt­weg im Park nach Osten und lan­de so auf dem Markt­platz von Hel­sin­ki, der sich direkt am Hafen befin­det. Ihm gegen­über ste­hen eini­ge der wich­tig­sten Gebäu­de der Stadt, die im Win­ter beson­ders durch ihre gelb­li­che Far­be Wär­me und Licht aus­strah­len. Das heu­ti­ge Rat­haus wur­de vom deut­schen Archi­tek­ten C.L. Engel ent­wor­fen, der ein enger Freund von Schin­kel war und als einer der bedeu­tend­sten Bau­mei­ster Finn­lands für vie­le berühm­te Bau­wer­ke ver­ant­wort­lich ist. Die­ses Gebäu­de stammt ursprüng­lich von 1833 und wur­de damals als Hotel eröff­net. Zum Rat­haus der Haupt­stadt wur­de es erst in den 1930er Jahren.

Gleich neben­an führt eine klei­ne, fest­lich geschmück­te Stra­ße direkt zum Senats­platz. Doch die­sen Weg wer­de ich erst etwas spä­ter einschlagen.

Zunächst kom­me ich an der schwe­di­schen Bot­schaft vor­bei. Das Gebäu­de wur­de bereits 1839 als Wohn­haus für den Geschäfts­mann J. H. Hei­den­strauch erbaut. Zur Bot­schaft wur­de das Haus erst in den 1920er Jah­ren und damals einem mas­si­ven Umbau durch den schwe­di­schen Archi­tek­ten Tor­ben Grut unter­zo­gen, der eine Ähn­lich­keit zum Königs­pa­last in Stock­holm her­stel­len wollte.

An der näch­sten Ecke ist schließ­lich der ober­ste Gerichts­hof von Finn­land zu fin­den. Seit 1934 ist das Gericht in dem aus dem Jahr 1816 stam­men­den Gebäu­de ansäs­sig, das sich gleich neben dem Prä­si­den­ten­pa­last befindet.

Der Prä­si­den­ten­pa­last ist etwas von der Stra­ße zurück­ge­setzt und davor befin­det sich ein ein­ge­zäun­ter Ehren­hof. Zwi­schen 1816 und 1820 wur­de es wie die schwe­di­sche Bot­schaft für den Unter­neh­mer Johan Hen­rik Hei­den­strauch der es jedoch 1837 an den rus­si­schen Zaren ver­kauf­te und sich dann das neue Wohn­haus zwei Ecken wei­ter erbau­en ließ. Zar Nico­laus I. beauf­tra­ge dann C.L. Engel umfang­rei­che Umbau­maß­nah­men vor­zu­neh­men, die erst 1845 abge­schlos­sen waren. Beson­ders Zar Alex­an­der II. nutz­te das Gebäu­de als Resi­denz und fei­er­te hier rau­schen­de Feste. Nach sei­nem Tod im Jahr 1881 ver­lor das Palais zuneh­men an Bedeu­tung. Trotz­dem fand zwi­schen 1904 und 1907 eine Reno­vie­rung statt und erst 1915 besuch­te ein Zar zum letz­ten Mal das Gebäu­de. Im Jahr 1917 zog zunächst der fin­ni­sche Senat in das Palais, bevor es 1919 zum Sitz des fin­ni­schen Prä­si­den­ten wurde.

Auf der gegen­über­lie­gen­den Stra­ßen­sei­te die­ser Gebäu­de befin­det sich, wie schon erwähnt, der Markt­platz. Im Win­ter gibt es hier jedoch nur weni­ge Stand­be­trei­ber, die der eisi­gen Käl­te und dem Schnee trot­zen. Am Rand jedoch liegt die Van­ha kaup­pa­hal­li, die alte Markthalle.

Bereits 1888 wur­de das Gebäu­de eröff­net und noch heu­te sind hier rund 120 Händ­ler ansäs­sig. Seit den 1980er Jah­ren gibt es auch klei­ne Bistros, die loka­le Köst­lich­kei­ten anbie­ten. Ein Bum­mel durch die Hal­le lohnt sich auf jeden Fall.

Zurück auf der Stra­ße mumm­le ich mich wie­der dick in die Jacke ein, denn der Schnee­fall wird immer hef­ti­ger. Mit Kapu­ze und Hand­schu­hen ver­su­che ich mich zusätz­li­chen gegen den bei­ßen­den, kal­ten Wind zu schüt­zen, der hier um die Ecken pfeift. Zeit zu ver­schwin­den und so gehe ich durch die klei­ne Gas­se neben der schwe­di­schen Bot­schaft in Rich­tung Senats­platz. Den Weih­nachts­markt sowie den Dom las­se ich aller­dings links lie­gen­den, denn bei­de habe ich schon aus­gie­big angesehen.

Ich bie­ge in Rich­tung der Haupt­ein­kaufs­stra­ße der Stadt ab und pas­sie­re so noch das Haupt­ge­bäu­de der Uni­ver­si­tät. Seit 1828 ist die Uni­ver­si­tät, die zuvor unter den schwe­di­schen Macht­ha­bern in Tur­ku ansäs­sig war, in Hel­sin­ki zu fin­den. Hier­her wur­de sie vom rus­si­schen Zaren nach der Macht­über­nah­me ver­legt und zwi­schen 1828 und 1832 ein neu­es Gebäu­de durch den Archi­tek­ten C.L. Engel errichtet.

So gelan­ge ich nun also auf die Aleks­an­ter­in­ka­tu, eine der Haupt­ein­kaufs­stra­ßen der Stadt, die mit gro­ßen Lich­ter­ket­ten geschmückt ist, in deren Mit­te ein gro­ßes A zu sehen ist. Auch die­se Stra­ße wur­de von C.L. Engel ange­legt und ver­bin­det den Senats­platz mit dem Bou­le­vard Man­ner­heimin­tie. Benannt wur­de sie nach Zar Alex­an­der I., der auch erster rus­si­scher Groß­fürst von Finn­land war. Die Stra­ße ist, wie eini­ge der umlie­gen­den, mit rotem fin­ni­schen Gra­nit gepfla­stert und, was im Win­ter sofort auf­fällt, kom­plett schnee- und eis­frei. Das wird durch ein Heiz­sy­stem erreicht, das bis zu minus zehn Grad funk­tio­niert und war­mes Abwas­ser der umlie­gen­den Gebäu­de unter der Stra­ße ent­lang­führt. Das ist abso­lut fan­ta­stisch und man kann wirk­lich nir­gend­wo sonst in Hel­sin­ki so unbe­schwert trotz star­kem Schnee­fall flanieren.

In der Stra­ße befin­den sich neben eini­gen gro­ßen Ban­ken und dem World Trade Cen­ter auch Geschäf­te inter­na­tio­na­ler sowie fin­ni­scher Mar­ken wie Marimekko.

Die Ein­kaufs­stra­ße ver­zweigt sich an eini­gen Kreu­zun­gen noch nach rechts und links und auch hier pro­fi­tie­ren die Shop­per und Spar­zier­gän­ger von einem kom­plett eis­frei­en Trottoir.

Das mit Abstand berühm­te­ste Geschäft der Stra­ße ist aber wohl das Kauf­haus Stock­mann. Der rie­si­ge Shop­ping­tem­pel ist das größ­te Kauf­haus Finn­lands sowie der nor­di­schen Län­der und nach Har­rods in Lon­don sowie dem Ber­li­ner KaDe­We das dritt­größ­te Kauf­haus Euro­pas. Seit 1930 befin­det sich das Stamm­haus von Stock­mann in die­sem Gebäu­de mit sei­nen rund 50.000 Qua­drat­me­tern Ver­kaufs­flä­che, die Mar­ke Stock­mann gibt es aber schon viel länger.

In die­sem Jahr (2022) prangt eine gro­ße 160 über den Ein­gän­gen, denn Stock­mann wur­de bereits 1862 gegrün­det und ist somit inzwi­schen stol­ze 160 Jah­re alt. Georg Franz Hein­rich Stock­mann aus Rit­zer­au bei Lübeck war es, der 1852 nach Hel­sin­ki kam und nur zehn Jah­re spä­ter sein erstes eige­nes Geschäft grün­de­te. Fast hun­dert Jah­re war das Kauf­haus danach ein­zig­ar­tig, bevor 1957 in Tam­pe­re die erste Filia­le eröff­ne­te. Inzwi­schen gibt es neun Waren­häu­ser in Finn­land und den bal­ti­schen Staa­ten sowie zwi­schen­zeit­lich sie­ben in Russ­land, die aber zwi­schen 2016 und 2019 wie­der ver­kauft wurden.

Natür­lich las­se auch ich es mir nicht neh­men, ein wenig durch das beein­drucken­de Kauf­haus zu schlen­dern. Beson­ders das Atri­um mit der gro­ßen Glas­decke ist abso­lut sehenswert.

Nach­dem ich mich ein wenig auf­ge­wärmt habe, ver­las­se ich das Kauf­haus durch einen Sei­ten­ein­gang. Selbst wenn man sonst nicht ger­ne shop­pen geht, ein Besuch bei Stock­mann gehört ein­fach zum Helsinki-​Besuch und in der Vor­weih­nachts­zeit hat sich das Kauf­haus auch beson­ders schön herausgeputzt.

Ein Anzie­hungs­punkt für Besu­cher waren da auch schon immer die Schau­fen­ster. Wäh­rend drin­nen die ersten Roll­trep­pen Finn­lands instal­liert wur­den, war 1950 in den Schau­fen­stern zum ersten Mal Fern­seh­pro­gramm zu sehen. Jedes Jahr zu Weih­nach­ten drücken sich auch heu­te noch Ein­hei­mi­sche wie Besu­cher an zwei der gro­ßen Schei­ben die Nasen platt. Seit mehr als sech­zig Jah­ren gibt es jedes Jahr die beson­de­ren Weih­nachts­fen­ster, mit Geschich­ten rund um berühm­te Mär­chen. Und damit auch die Klein­sten einen guten Blick hin­ein­wer­fen kön­nen, wur­de sogar einen höl­zer­ne Empo­re installiert.

Das Kauf­haus Stock­mann steht direkt auf der Ecke zum Man­ner­heimin­tie, einer der gro­ßen Haupt­stra­ßen, die sich mehr als fünf Kilo­me­ter durch Hel­sin­ki zieht. Hier im Stadt­zen­trum ist auch die­se Stra­ße fest­lich geschmückt.

Inzwi­schen ist der Schnee­fall jedoch so hef­tig, dass ich mich dazu ent­schlie­ße, mei­nen Rund­gang für heu­te zu been­den und den Rück­weg zu mei­nem Hotel anzu­tre­ten. Das ist von hier auch recht ein­fach, denn in der Mit­te der Stra­ße ver­lau­fen meh­re­re Stra­ßen­bahn­li­ni­en und um die Ecke befin­det sich der Haupt­bahn­hof. So kann ich gut dem Wet­ter ent­flie­hen und kom­me schnell und sicher zurück in mei­ne Unterkunft.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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