Stadtrundgang durch Belém, Portugal
Eine Reise nach Lissabon ist unvollständig, wenn man nicht in Belém gewesen ist. Der heutige Stadtteil am Tejo liegt etwas außerhalb der Innenstadt, ist aber gut angebunden und so leicht zu erreichen. Auf einem Sparziergang habe ich die Gemeinde am Meer erkundet, in der nicht nur der Amtssitz des portugiesischen Präsidenten liegt, sondern auch viele Bauwerke aus der Zeit vor 1755 erhalten geblieben sind, denn beim großen Erdbeben 1755 wurde zwar Lissabon weitgehend zerstört, Belém aber zum größten Teil verschont.
Ich fahre mit der Straßenbahn von der Innenstadt Lissabons nach Belém. Die Linie 15 bringt mich in rund einer halben Stunde bequem an mein Ziel. Heute werden auf der Strecke meist moderne Niederflurbahnen eingesetzt, doch mit etwas Glück erwischt man auch einen der historischen Züge und kann damit auf der Uferstraße am Tejo entlang rattern.
Auf der Fahrt komme ich auch an einem der alten Königspaläste vorbei, der heute der Amtssitz des portugiesischen Präsidenten ist. Im Gebäude gibt es auch ein kleines Museum, doch dafür bleibt heute leider keine Zeit, denn ich will mich ja auch noch in Belém etwas umschauen.
Ebenfalls aus dem Fenster der Tram kann ich bereits einen ersten Blick auf das Mosteiro dos Jerónimos werfen, das berühmte Kloster, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Hier wird mein Rundgang durch Belém später enden. Erst einmal fahre ich aber noch ein Stück weiter bis zum Torre de Belém.
Während man in der Lissabonner Innenstadt kaum noch Bauwerke aus der Zeit vor 1755 findet, als ein Erbeben sowie die anschließende Feuersbrunst und ein Tsunami fast die ganze Stadt in Schutt und Asche legten, sind sie hier noch zu finden, die Bauwerke im herausragenden manuelinischen Stil. Allen voran der Torre de Belém.
Der Torre de Belém ist heute eines der bekanntesten Wahrzeichen von Lissabon. Bereits 1515 wurde er von König Manuel I. in Auftrag gegeben und 1521 fertiggestellt. Er fällt in die Blütezeit der portugiesischen Seefahrernation und begrüßte als Leuchtturm ankommende Schiffe. Ursprünglich gab es am anderen Ufer noch einen zweiten Turm, damit so feindliche Schiffe auch ins Kreuzfeuer genommen werden konnten. Dieser wurde jedoch beim großen Erdbeben 1755 zerstört.
Besonders interessant ist der kleine Nashornkopf, der im Mauerwerk unter einem der Türme (hier dem Turm links im Bild) zu finden ist. Es ist die erste bekannte plastische Darstellung des Tieres in Europa. Genau ist es eine Plastik jenes Panzernashorns, das Afonso de Albuquerque 1515 von seiner Fahrt nach Indien mitbrachte. Genau dieses Nashorn diente später auch Albrecht Dürer als Vorlage für seinen Holzschnitt eines „Rhinozeros“.
In der Nähe des Torre de Belém befindet sich noch das Forte do Bom Sucesso, das im 18. Jahrhundert zur Verteidigung erbaut wurde. Heute befindet sich hinter den dicken Mauern ein Militärmuseum.
An der Promenade in der Nähe des Torre de Belém entdecke ich dieses Flugzeug. Der Doppeldecker ist eine exakte Replik jenes Flugzeuges, mit dem Gago Coutinho und Sacadura Cabral als Erste die Route über den Südatlantik flogen. Hier in Belém startete die Reise am 24. März 1922 und endete ganze 79 Tage später am 6. Juni 1922 in Rio de Janeiro.
Auf ihrer Reise legten die beiden Männer 8400 Kilometer zurück, die sie allerdings, wie die lange Reisezeit schon vermuten lässt, nicht am Stück schafften. Stattdessen legten sie mehrere Zwischenstopps ein und an einem Punkt der Reise, war diese fast in den kalten Gewässern des Atlantiks vorbei, doch mit einem Ersatzflugzeug konnten sie die Reise schließlich beenden. Nichtsdestotrotz legten die den Großteil ihrer Reise mit eben diesem Doppeldecker, der Santa Cruz, zurück.
Nur wenig beachtet und in keinem guten baulichen Zustand fristet der kleine Leuchtturm von Belém ein Schattendasein zwischen den ganzen Monumenten am Tejoufer. Bereits 1865 wurde er errichtet und inzwischen außer Betrieb. Hoffentlich wird er doch noch saniert und kann dann auch wieder am Ufer strahlen.
Hinter dem Leuchtturm habe ich einen schönen Blick über die Promenade am Tejo bis hin zum Padrao dos Descobrimentos, dem Denkmal der Entdeckungen, sowie die berühmte Brücke des 25. April. Die 2278 Meter lange Brücke ist die drittlängste Hängebrücke der Welt, auf der kombiniert Straßen- und Eisenbahnverkehr unterwegs ist. Auf den ersten Blick gleicht die Brücke wegen ihrer roten Farbe der Golden Gate Bridge in San Francisco, was auch gar nicht mal so abwegig ist. Als Vorlage wurde jedoch die Oakland Bay Bridge genutzt, die in den 1930er Jahren von der American Bridge Company erbaut wurde. Dieselbe Firma war zwischen 1962 und 1966 auch für den Bau der berühmten Tejobrücke verantwortlich.
An der Promenade befindet sich auch ein Kunstmuseum, das Werke aus allen Regionen Portugal vorstellt. Es befindet sich im Lebenspavillon der Weltausstellung von 1940 und vor seiner Tür entdecke ich diese beiden Gesellen. Die zwei Ochsen wurden 1948 zur Eröffnung des Museums geschaffen.
Ein weiteres Kunstwerk finde ich gleich nebenan. Was es damit auf sich hat, konnte ich allerdings nicht herausfinden.
Schließlich stehe ich vor dem monumentalen Denkmal der Entdeckungen. Das 56 Meter hohe Monument wurde 1960 anlässlich des 500. Todestages von Heinrich dem Seefahrer errichtet. Er war Initiator, Schirmherr und Auftraggeber der meisten portugiesischen Entdeckungsreisen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Zu sehen sind auf dem Denkmal 33 wichtige Persönlichkeiten des Spätmittelalters in Portugal, die aber nicht alle zur gleichen Zeit gelebt haben. Ihnen voran an der Spitze Heinrich der Seefahrer. Die von ihm in Auftrag gegebenen Reise begründeten den Aufstieg Portugals zur Seefahrernation sowie Kolonialmacht und stellen den Beginn der europäischen Expansion auf alle Kontinente dar.
Vor dem Monument befindet sich ein wunderschön gestalteter Platz, über den ich schließlich zum Mosteiro dos Jerónimos, dem Hieronymitenkloster von Belém gelange.
Das Mosteiro dos Jerónimos und die dazugehörige Kirche Santa Maria de Belém sind die bedeutendsten Bauwerke der Manuelinik, einer portugiesischen Variante der Spätgotik, die auch schon einige Elemente der Renaissance enthält. Der Grundstein für das dreihundert Meter lange, reich verzierte Gebäude wurde 1502 gelegt. Die Bauzeit betrug über siebzig Jahre und das ganze Ensemble wurde weitaus größer als zunächst geplant.
Das ganze Ensemble kann auch von innen besichtigt werden, doch dafür fehlt mir bei diesem Kurzbesuch in Lissabon leider die Zeit. Das muss ich auf ein anderes Mal verschieben. Interessant ist das riesige Gebäude mit der Hallenkirche aber bestimmt, nicht zuletzt deshalb, weil die viele portugiesische Könige und ihre Familienmitglieder, aber auch das Ehrengrab von Vasco da Gama ist hier zu finden.
Heute bleibt mir aber nur, das Gebäude von außen abzulaufen und die einzigartige Architektur zu bewundern. Das allein ist aber schon großartig, vor allem wenn man bedenkt, dass dieses Gebäude schon seit über fünfhundert Jahren hier steht und sogar das große Erdbeben 1755, das fast ganz Lissabon zerstöre, nahezu unbeschadet überstanden hat.
Mein Rundgang endet schließlich im recht kompakten Zentrum von Belém. Die Hauptstraße ist hier von Häusern flankiert, die teils mit portugiesischen Kacheln verziert sind und in den Cafés werden die berühmten Pasteis de Nata angeboten.
Und hier liegt auch eine weitere Station der Straßenbahnlinie 15, die mich wieder zurück ins Stadtzentrum bringt, wo mein kleiner Ausflug auch begonnen hat.
Weitere Artikel zu dieser Reise:
Christmas and the City – mit Finnair und TAP nach Helsinki und Lissabon
Auf Entdeckungstour im winterlichen Helsinki, Finnland
Weihnachtsmarkt von Helsinki auf dem Senatsplatz
Unterwegs im weihnachtlich geschmückten Helsinki
Stadtrundgang durch Lissabon, Portugal – Teil 1
Stadtrundgang durch Lissabon, Portugal – Teil 2
Stadtrundgang durch Belém, Portugal
Lissabon im festlichen Lichterglanz
Review: Hotel Kämp, The Leading Hotels of the World, Helsinki
Review: Hotel Katajanokka, a Tribute Portfolio Hotel, Helsinki
Review: Finnair Business Lounge (Schengen), Helsinki
Review: Finnair Business Class Airbus 320: Helsinki (HEL) – Lissabon (LIS)
Review: The Editory Riverside Santa Apolónia Hotel, Lissabon
Review: TAP Portugal A321 Business Class: Lissabon (LIS) – Berlin (BER)
Service: Mit dem Zug vom Flughafen nach Helsinki, Finnland
Service: Mit Tram und Metro unterwegs in Lissabon, Portugal
Lesen Sie weitere Bewertungen von Flugzeugen, Airport Lounges, Mietwagen und Hotels.
© 2023, Betty. All rights reserved.