Schlösser und Herrenhäuser rund um Marienborn, Sachsen-Anhalt

Auf die­ser Tour zu Schlös­sern und Her­ren­häu­sern war in ganz im Westen von Sachsen-​Anhalt unter­wegs. Rund um den ehe­ma­li­gen Grenz­ort Mari­en­born sind ein­zi­ge sehr schö­ne Exem­pla­re zu fin­den. Nach vie­len Jah­ren des Lehr­stands und der Ver­nach­läs­si­gung sind zumin­dest eini­ge Schlös­ser inzwi­schen reno­viert wor­den und habe neue Funk­tio­nen erhal­ten. Ande­re war­ten aber auch hier noch immer auf Rettung.

Schloss Groß Bartensleben

Mein erstes Schloss auf die­ser Tour befin­det sich in Groß Bar­ten­sle­ben. Gegrün­det wur­de das Anwe­sen vom Geschlecht derer von Bar­ten­sle­ben, die hier eine Was­ser­burg besa­ßen, bevor sie im 13. jahr­hun­dert in den Wolfs­bur­ger Raum umzo­gen und dort um 1300 die eine neue Burg errich­ten lie­ßen, die sie bis zu ihrem Aus­ster­ben 1742 bewohn­ten. Aus ihr ist das heu­ti­ge Schloss Wolfs­burg hervorgegangen.

Aber zurück nach Bar­ten­sle­ben, das min­de­stens seit 1400 der Fami­lie von Velt­heim gehör­te. Das heu­ti­ge Barock­schloss ließ die Fami­lie Mit­te des 18. Jahr­hun­derts auf den Grund­mau­ern der alten Was­ser­burg errich­ten. Letz­ter Ver­tre­ter der Fami­lie war der Ober­kam­mer­herr Georg von Veltheim.

Das Anwe­sen war so bekannt, dass es eine Dop­pel­sei­te in den Bild­bän­den von Alex­an­der Dun­cker bekam, in denen die wich­tig­sten preu­ßi­schen Her­ren­sit­ze der dama­li­gen Zeit zu fin­den waren, dar­un­ter eini­ge, die der Fami­lie von Velt­heim gehörten.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Hin­ter dem Schloss erstreckt sich ein eng­li­scher Land­schafts­gar­ten, der wahr­schein­lich im 18. Jahr­hun­dert anstel­le eines frü­he­ren Barock­gar­tens gestal­tet wurde.

Wäh­rend sich das Schloss, das zu DDR-​Zeiten ein Alters­heim war, inzwi­schen wie­der in Pri­vat­hand befin­det und saniert wur­de, ist im Park noch viel zu tun, obwohl die Grund­zü­ge der Anla­ge inzwi­schen wie­der erkenn­bar sind. Im Schloss soll übri­gens wie­der ein Pfle­ge­heim ent­ste­hen, wäh­rend der Park öffent­lich zugäng­lich ist.

Geht man ein wenig abseits der Wege, kann man in der Park­an­la­ge noch so man­ches Relikt aus der Ver­gan­gen­heit ent­decken, das die Jahr­zehn­te der Ver­nach­läs­si­gung über­stan­den hat.

Dazu gehört auch ein klei­ner Fried­hof der Fami­lie von Velt­heim, auf dem noch ein Grab­stein erhal­ten geblie­ben ist.

Herrenhaus Morsleben

Eben­falls von der Fami­lie von Velt­heim erbaut wur­de das nur weni­ge Kilo­me­ter ent­fern­te Her­ren­haus Mors­le­ben. Im Jahr 1775 gab Baro­nin Wil­hel­mi­ne Ama­lie von Velt­heim den Auf­trag zum Bau des Anwe­sens, um es als Wit­wen­sitz zu nut­zen. Das Haus ist heu­te lei­der in einem sehr schlech­ten Zustand ist, kann aber zumin­dest wie­der erreicht wer­den, was vie­le Jahr­zehn­te nicht der Fall war, da es sich im Sperr­ge­biet an der deutsch-​deutschen Gren­ze befand. Erstaun­lich ist, dass es über­haupt erhal­ten blieb und nicht abge­ris­sen wurde.

Schloss Marienborn

Nur noch Tei­le sind von der ehe­ma­li­gen Schloss­an­la­ge Mari­en­born erhal­ten. Doch bevor es über­haupt ein Schloss gab, stand an die­ser Stel­le ein Klo­ster, das bereits Ende des 12. Jahr­hun­derts gegrün­det und 1810 von Jérô­me Bona­par­te, dem jün­ge­ren Bru­der von Napo­le­on, der König von West­pha­len war, auf­ge­ho­ben wur­de. Anschlie­ßend ging das Gut durch meh­re­re Hän­de, bevor es 1822 der Ban­kier Gustav Löbb­ecke kauf­te. Sei­ne Nach­fah­ren waren hier bis 1927 ansässig.

Die Kir­che gehör­te einst zum Klo­ster und ihre Ursprün­ge gehen auf das 13. Jahr­hun­dert zurück. Aller­dings wur­de der Bau im Lau­fe der Zeit mehr­mals ver­än­dert, so wur­de erst im 17. Jahr­hun­dert der Turm erhöht und mit einer barocken Hau­be ver­se­hen. Der Innen­raum wur­de letzt­ma­lig zwi­schen 1936 und 1939 neu gestal­tet, es sind aber Gegen­stän­de aus vie­len Jahr­hun­der­ten erhal­ten geblie­ben, unter ande­rem ein Ves­per­bild aus dem 14. Jahrhundert.

Wie die Anla­ge, die erst ab dem 19. Jahr­hun­dert als Schloss bezeich­net wur­de, zu jener Zeit aus­ge­se­hen hat, zeigt ein Bild, das in einem der Alex­an­der Dun­cker Bän­de zu fin­den ist. Nur noch Tei­le des dama­li­gen Gebäu­des sind heu­te erhalten.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Vor der Kir­che sind wei­te­re histo­ri­sche Gebäu­de erhal­ten, die bis 1810 die Braue­rei sowie eine Oran­ge­rie beher­berg­ten und spä­ter zu Woh­nun­gen umge­baut wurden.

Hof Tangermann/​ Gutshaus Belsdorf

Unter Denk­mal­schutz steht auch ein gro­ßer Vier­sei­ten­hof im nahen Bels­dorf, der aber lei­der in kei­nem sehr guten Zustand ist. Der soge­nann­te Hof Tan­ger­mann steht in Ver­bin­dung zum Klo­ster Mari­en­born, aus des­sen Klo­ster­gut er bereits 1327 her­vor­ge­gan­gen ist.

Zur Hof­an­la­ge gehört ein klas­si­zi­sti­sches Her­ren­haus, das erst Mit­te des 19. Jahr­hun­derts erbaut wur­de. Am Haus scheint irgend­wann eine Reno­vie­rung begon­nen, jedoch bedau­er­li­cher­wei­se nicht abge­schlos­sen wor­den zu sein.

Wer genau­er hin­sieht, kann am Haus noch zahl­rei­che Ver­zie­run­gen aus­ma­chen, die noch in einem recht guten Zustand sind, was man vom Haus selbst nicht unbe­dingt sagen kann, wenn man sich die Rück­sei­te anschaut.

Geschicht­lich beson­ders inter­es­sant ist der acht­ecki­ge barocke Tau­ben­turm in der Mit­te der Hof­an­la­ge. Sei­ne zwei Geschos­se wur­den aus regel­mä­ßi­gen Bruch­stei­nen errich­tet und das Dach besteht aus einer mit Schie­fer gedeck­ten Haube.

An der West­sei­te ist eine Inschrift der Fami­lie Tan­ger­mann erhal­ten, die bei der Errich­tungs der Turms Eigen­tü­mer der Hof­an­la­ge war. Zu lesen ist hier: „Schä­belt und meh­ret Euch unge­stört Hier, gir­ren­de Täub­chen, Die­sen Tem­pel der Lie­be bau­te Tan­ger­mann Euch Anno 1789“.

Auch die wei­te­ren Gebäu­de der Hof­an­la­ge sind stark sanie­rungs­be­dürf­tig, auch wenn eini­ge wohl noch genutzt werden.

Burg Ummendorf

Burg Ummen­dorf geht auf Erz­bi­schof Fried­rich I. von Wet­tin zurück, der hier 1178 eine Burg­an­la­ge errich­ten ließ, um die Gren­ze zum heu­ti­gen Nie­der­sach­sen zu sichern. Im 14. Jahr­hun­dert gehört die Burg schließ­lich den Rit­tern Hil­de­brand und Vol­brecht von Oebis­fel­de und 1389 erwarb der Erz­bi­schof Albert von Mag­de­burg die Burg sowie das umlie­gen­de Dorf.

Im 15. Jahr­hun­dert erhielt schließ­lich die Fami­lie von Velt­heim die Burg zum Lehen und unter Ludolf von Velt­heim wur­de die Anla­ge zum Stütz­punkt der Raub­rit­ter, die Über­fäl­le auf durch­rei­sen­de Bür­ger unter­nah­men. Aus die­sem Grund wur­de die Burg 1430 von Mag­de­bur­ger Trup­pen gestürmt.

Von 1463 bis Mit­te des 17. Jahr­hun­derts war Burg Ummen­dorf schließ­lich im Besitz der Fami­lie von Mey­en­dorff, die die Anla­ge bis zu ihrem Aus­ster­ben aus­bau­te. Wäh­rend des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges wur­de die Burg schließ­lich besetzt und ver­wü­stet. In der Zeit der fran­zö­si­schen Fremd­herr­schaft wur­de ein fran­zö­si­scher Adli­ger Eigen­tü­mer und nach der Nie­der­la­ge der Fran­zo­sen preu­ßi­sche Staats­do­mä­ne, bis die Burg 1912 von der Gemein­de Ummen­dorf auf­ge­kauft und 1924 hier ein Muse­um ein­ge­rich­tet wurde.

Und Muse­um ist die Burg Ummen­dorf noch heu­te, genau­er gesagt der Sitz des Börde-​Museums. Herz­stück der Aus­stel­lung ist eine histo­ri­sche Land­ge­rä­te­aus­stel­lung, die auf dem Vor­platz der Burg zu sehen ist.

Gutshaus Sommersdorf

In der nahen Gemein­de Som­mers­dorf ent­decke ich auf mei­ner Tour ein wei­te­res Guts­haus sowie histo­ri­sche Gebäu­de, zu denen ich aber kei­ne wei­te­ren Anga­ben fin­den kann.

Schloss Sommerschenburg

Der Ort Som­mer­schen­burg wur­de erst­ma­lig im Jah­re 983 erwähnt, als Wohn­ort der Arbei­ter, die hier eine neue Burg errich­te­ten. Die­se gehör­te 1056 Lothar von Wal­beck und wech­sel­te 1088 an die Gra­fen von Sum­mer­sen­burg. Im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg wur­de die Burg kom­plett zer­stört und anschlie­ßend wie­der auf­ge­baut. Mit dem Gebäu­de, das heu­te hier zu sehen ist, hat die Burg­an­la­ge aber nur noch wenig zu tun, doch dazu spä­ter mehr.

Noch Mit­te des 19. Jahr­hun­derts sah die Burg­an­la­ge so aus, wie im Bild­band von Alex­an­der Dun­cker zu sehen. Seit dem 11. Novem­ber 1814 war der preu­ßi­sche Feld­herr Gnei­se­nau Eigen­tü­mer der Anla­ge, die er zuvor vom preu­ßi­schen König erhal­ten hatte.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Das heu­ti­ge Her­ren­haus ent­stand in sei­ner heu­ti­gen Form aller­dings erst 1895 bis 1897 unter Ein­be­zie­hung von gotischen- und Renaissance-Elementen.

Im Jahr 1945 wur­de auch Schloss Som­mer­schen­burg zwangs­ent­eig­net und schließ­lich zur poly­tech­ni­schen Ober­schu­le umge­baut. Bis 1989 blieb das Anwe­sen Schu­le. Nach der Wen­de hat­te das Schloss meh­re­re pri­va­te Eigen­tü­mer, doch bis heu­te wur­den kei­ne nen­nens­wer­ten Erhal­tungs­maß­nah­men durch­ge­führt und das Gebäu­de ver­fällt zusehens.

Gneisenau Gedenkstätte

Nur weni­ge Kilo­me­ter außer­halb des Ortes befin­det sich die Gnei­se­nau Gedenk­stät­te. Der preu­ßi­sche Gene­ral­feld­mar­schall August Wil­helm Anton Graf Neid­hardt von Gnei­se­nau wur­de hier in einer Gruft zehn Jah­re nach sei­nem Tod zur letz­ten Ruhe gebettet.

Gnei­se­nau, der nach der sieg­rei­chen Völ­ker­schlacht bei Leip­zig von König Fried­rich Wil­helm III. die Gra­fen­wür­de ver­lie­hen bekom­men hat­te, und seit 1814 im nahen Som­mer­schen­burg leb­te, wur­de nach sei­nem Tod 1831 zunächst in der Worm­ser Kir­che bei­gesetzt, bevor die Gedenk­stät­te inklu­si­ve Mau­so­le­um fer­tig­ge­stellt wurde.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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