Schloss und Schlosspark Harbke, Gartenträume Sachsen-Anhalt

Ganz im Westen von Sachsen-​Anhalt befin­det sich die Schloss­rui­ne Harb­ke, die von einem weit­läu­fi­gen Land­schafts­park umge­ben ist, der zum Ver­bund Gar­ten­träu­me – Histo­ri­sche Parks in Sachsen-​Anhalt gehört. Das Ensem­ble war über sechs­hun­dert Jah­re mit der Fami­lie von Velt­heim ver­bun­den, die hier bis 1945 ansäs­sig war.

Schlossruine mit Turm von Wasser umgeben

Harb­ke ist ein klei­ner, ver­schla­fe­ner Ort, der lan­ge Zeit so ziem­lich am Ende der Welt lag, denn nicht weit von hier befand sich einst die Deutsch-​deutsche Gren­ze. Inzwi­schen liegt der Ort zwar im Her­zen Deutsch­lands, aber gemäch­lich geht es hier noch immer zu. Besu­cher kom­men haupt­säch­lich aus einem Grund, sie wol­len das Schloss und den Schloss­park besu­chen, die seit eini­gen Jah­ren wie­der öffent­lich zugäng­lich sind. Ein­gän­ge in den Schloss­park Harb­ke gibt es ins­ge­samt vier, einer davon liegt direkt neben der histo­ri­schen St. Levin Kir­che, die einst auch Schloss­kir­che war.

Blick auf Kirche und Schloss

Die Schloss­kir­che Harb­ke wur­de 1572 auf den Grund­mau­ern eines Vor­gän­ger­baus errich­tet. Das Got­tes­haus bestand zunächst nur aus einem schlich­ten, recht­ecki­gen Gebäu­de, der Turm wur­de erst 1718 bis 1719 angebaut.

Weiße Kirche mit Turm von blauem Himmel.

Am Por­tal ist noch heu­te das Jahr des letz­ten Umbaus zu fin­den und dar­über die Wap­pen der Fami­lie von Bar­ten­sle­ben sowie der Fami­lie von Veltheim.

Detail Fassade Kirche Harbke.

Unmit­tel­bar hin­ter der Kir­che führt ein Weg in den Schloss­park. Die­ser wur­de zwi­schen 1740 und 1744 als einer der ersten barocken Lust­gär­ten in Deutsch­land für von Fried­rich August von Velt­heim ange­legt. Bereits ab 1760 begann jedoch die Umge­stal­tung zum eng­li­schen Land­schafts­park, die noch heu­te zu erken­nen ist.

An den Park grenzt das Schloss Harb­ke, das lei­der nur noch als Rui­ne erhal­ten geblie­ben ist. Seit 1308 war die Fami­lie von Velt­heim in Harb­ke ansäs­sig und ließ hier meh­re­re Wohn­ge­bäu­de erbau­en. Der heu­ti­ge Bau wur­de auf den Grund­mau­ern einer Rund­burg errich­tet und die ersten Bau­ar­bei­ten fan­den zwi­schen 1572 und 1586 statt. Der Schloss­bau besteht aus zwei drei­ge­schos­si­gen Flü­geln, die im rech­ten Win­kel zuein­an­der ste­hen und durch einen Trep­pen­turm ver­bun­den sind.

Eine Foto­gra­fie, die vor dem Gebäu­de ange­bracht wur­de, zeigt, wie das Schloss noch 1928 aus­ge­se­hen hat. Sei­ner­zeit wur­de es noch immer von der Fami­lie von Velt­heim bewohnt.

Zu fin­den ist Harb­ke auch in den berühm­ten Bild­bän­den von Alex­an­der Dun­cker, die die wich­tig­sten preu­ßi­schen Adels­sit­ze zeig­ten. Auf die­ser Auf­nah­me ist sehr schön zu sehen, wie der Schlos­sin­nen­hof einst aus­ge­se­hen hat.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Die­ser Glanz lässt sich heu­te jedoch nur noch erah­nen, denn auch wenn es nur weni­ge Kilo­me­ter bis zur Gren­ze sind, so wur­de auch die­ses Anwe­sen 1945 ent­eig­net und damit das Ende von über 600 Jah­ren der Fami­lie von Velt­heim in Harb­ke besiegelt.

Im Jahr 1947 wur­de im Schloss zunächst ein katho­li­sches Kin­der­heim ein­ge­rich­tet, doch ab 1955 stand das Schloss leer. Wäh­rend die Län­de­rei­en zu einer LPG umge­wan­delt wur­den und die Neben­ge­bäu­de für die­se genutzt wur­den, fand sich für das Schloss selbst kei­ne Ver­wen­dung. So ver­fiel der Bau immer mehr und ist heu­te nur noch als Rui­ne erhal­ten, die inzwi­schen aller­dings reno­viert wird, um den wei­te­ren Ver­fall aufzuhalten.

Hin­ter dem Schloss erstreckt sich nun der sechs Hekt­ar gro­ße Schloss­park, an des­sen Teich die 1830 im neu­go­ti­schen Stil errich­te­te Oran­ge­rie zu fin­den ist. Sie wur­de in den 1990er Jah­ren reno­viert und wird für Ver­an­stal­tun­gen genutzt.

Ein ganz beson­ders inter­es­san­tes Stück ist die Sta­tue der Pomo­na, der römi­schen Göt­tin der Baum­früch­te, die am Ende einer Nischen­wand steht, die 1745 im Park als Zier­de errich­tet wurde.

Heut­zu­ta­ge ist vom Schloss­park aller­dings nur noch ein Teil erhal­ten. Einst stand der Rui­nen­turm mit­ten im Park, inzwi­schen muss man jedoch knapp einen hal­ben Kilo­me­ter auf einer Dorf­stra­ße zurück­le­gen, um ihn zu erreichen.

Der Turm wur­de zwi­schen 1851 und 1852 durch den Braun­schwei­ger Archi­tek­ten Fried­rich Maria Kra­he als künst­li­che Rui­ne errich­tet. Sol­che Bau­ten waren sei­ner­zeit als zie­ren­des Ele­ment in Land­schafts­gär­ten popu­lär und soll­ten Gefüh­le wie Erha­ben­heit, Ein­sam­keit oder auch Ver­gäng­lich­keit beim Besu­cher hervorrufen.

Vor dem Turm befin­det sich ein Ehren­hain, der nach dem Ersten Welt­krieg ange­legt wur­de und der Ver­stor­be­nen aus dem Ort gedenkt. Zwei von ihnen sind Fritz von Velt­heim, der eigent­lich das Gut von sei­nem Onkel über­neh­men soll­te, sowie sein Bru­der Ulrich. Ins­ge­samt gibt es sech­zig Gedenk­ta­feln, die in vier Ron­del­len ange­ord­net sind.

Der Schloss­park Harb­ke gehört inzwi­schen zum Netz­werk Gar­ten­träu­me Sachsen-​Anhalt, das 1999 gegrün­det wur­de und zu dem heu­te fünf­zig ver­schie­de­ne Parks und Gär­ten im gan­zen Bun­des­land gehö­ren. Eini­ge der Anla­gen, wie das Wör­lit­zer Gar­ten­reich, sind welt­be­rühmt, ande­re, und dazu zählt wohl auch Harb­ke, eher noch unbe­kannt. Eines haben sie aber alle gemein, viel Geschich­te, die end­lich wie­der erzählt wird, denn inzwi­schen sind die mei­sten der Parks wie­der zugäng­lich, vie­le sogar kosten­frei, und zu denen zählt auch der Schloss­park Harbke.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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