Schlösser und Herrenhäuser zwischen Magdeburg und Zerbst/Anhalt, Sachsen-Anhalt
Noch einmal komme ich auf meiner Heimreise von Braunschweig an Magdeburg vorbei. Während ich bereits im Norden und Westen der Stadt etliche Schlösser und Herrenhäuser besucht habe, konzentriere ich mich nun auf den Süden und Osten. Den Anfang machen die Prachtbauten, die ich zwischen der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt und dem Städtchen Zerbst entdeckt habe.
Bismarckturm Schönebeck
Bevor ich an diesem Tag auch nur ein Schloss oder Herrenhaus zu Gesicht bekomme, mache ich an einem anderen Ort eine Pause. Südlich von Magdeburg habe ich einen weiteren Bismarckturm entdeckt, genauer gesagt auf dem Bieler Berg in der Nähe von Schönebeck an der Elbe. Ich parke direkt an der Straße und folge einer Zufahrt, an der einige Bäume gerade voll in der Blüte stehen.
Der Bismarckturm Schönebeck wurde ursprünglich 1897 fertiggestellt. Damals hatte er eine Höhe von neuneinhalb Meter und bot einen schönen Ausblick auf die Region. Im Laufe der Jahre wuchsen die umliegenden Bäume jedoch so stark, dass der Turm 1907 um vier Meter erhöht wurde, um die Aussicht weiterhin zu gewährleisten. Im Gegensatz zu vielen anderen Bismarcktürmen verfügte dieser Turm nie über eine Feuerschale und war seit jeher als reine Aussichtsturm konzipiert.
Schloss Barby und Elbfähre Barby
Nach diesem kuren Stopp wird es nun aber Zeit, das erste Schloss zu besuchen. In diesem Fall wird es nur ein kurzer Halt, denn Schloss Barby kann leider nicht besichtigt werden, da es als Grundbucharchiv genutzt wird. Zurück geht das Schloss bereits auf das 10. Jahrhundert, als es hier eine Grenzburg gab. Der heutige Bau entstand aber erst um 1715 als Residenz des Herzogsgeschlechts Sachsen-Weißenfels. Nachdem das Geschlecht 1746 ausgestorben war, wurde Schloss Barby jedoch nie wieder als adlige Residenz genutzt.
Stattdessen zog zunächst eine Herrnhuter Brüderschaft ein, später diente das Schloss zeitweise als Lazarett. Infolge des Wiener Kongresses fiel Schloss Barby schließlich an den preußischen Staat, der aber lange auch kein großes Interesse an dem prächtigen Gebäude zeigte. Erst 1855 wurde ein Lehrerseminar eingerichtet und aus dieser Zeit stammt auch die Abbildung im Bilder von Alexander Duncker.

Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preussischen Monarchie / Duncker, Alexander (Public Domain)
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss beschlagnahmt und diente zunächst als Kaserne, ab 1959 als Aufnahmelager für Umsiedler oder Rückkehrer aus der Bundesrepublik und Wohnheim für ausländische Gastarbeiter. Im Jahr 1979 wurde es zunächst Grundbucharchiv der DDR, nach der Wende wurde diese Nutzung beibehalten. Allerdings lagern seitdem nur noch die Akten aus Sachsen-Anhalt im Schloss.
Neben dem Schloss befindet sich ein kleiner Park, der öffentlich zugänglich ist und zum Elbufer führt. Hier zu sehen sind auch die Reste der alten Stadtbefestigung von Barby.
Besonders markant ist das sogenannte Prinzeßchen, einer von zwei ursprünglichen Wachtürmen, der aber schon um 1750 als architektonisch anspruchsvolles Lusttürmchen umgebaut wurde, von dem man einen schönen Blick auf die Elbe hat.
Nur unweit von Barby möchte ich nun das Ufer der Elbe wechseln. Eine Brücke gibt es hier allerdings nicht. Dazu müsste ich nach Schönebeck im Norden oder Dessau im Süden fahren. Beides keine Optionen für mich, doch gibt es gleich außerhalb der Stadt eine Fähre. Und die soll mich jetzt über den Fluss bringen.
Saalhorn heißt die unmotorisierte Gierseilfähre, die hier den Verkehr über die Elbe befördert. Die Fähre nutzt zur Fortbewegung die Strömung des Flusses aus, eine Technik, die bereits 1657 vom Holländer Hendrick Heuck aus Nijmegen erfunden wurde.
So erreiche ich in wenigen Minuten sicher das östliche Flussufer und werde hier nicht nur in Anhalt, sondern gleich noch von einem prächtigen Storch begrüßt.
Wasserburg Walternienburg
Der nächste Ort hinter den Elbauen ist Walternienburg, wo sich eine gleichnamige Wasserburg befindet. Erstmalige erwähnt wurde sie bereits 973, doch wer genau für den Bau verantwortlich ist und warum, das ist bis heute nicht abschließend geklärt.
Fest steht jedenfalls, dass die Burg ab dem 15. Jahrhundert mehr als Verwaltungssitz denn als Grenzbefestigung genutzt wurde. Ihr heutige Aussehen bekam die Anlage durch Umbaumaßnahmen im 18. Jahrhundert und nach dem Krieg wurde sie zunächst zu Wohnzwecken genutzt, verfiel aber später zusehends und 1988 wurden verschiedene Gebäude gar abgerissen. Der noch erhaltene Teil wurde aber inzwischen saniert und wird als Museum und Standesamt genutzt.
Gutshaus Walternienburg
Nur wenige Meter weiter, direkt im Zentrum des Örtchen Walternienburg, steht noch ein weiteres historisches Gebäude, das Gutshaus des Ortes. Das wurde ebenfalls saniert und wird inzwischen als Eventlocation und Ferienwohnung angeboten.
Schloss Dornburg an der Elbe
Einige Kilometer flussaufwärts entdecke ich ein prächtiges Barockschloss, dass man in dieser doch recht abgelegenen Gegend so gar nicht erwartet. Eigentlich war diese Anlage sogar nicht viel größer geplant, denn von dem Bau wurde nur das Mittelstück überhaupt fertiggestellt. Nachdem ein Vorgängerbau im Jahr 1750 abgebrannt war, wurde eine neue Anlage geplant und mit deren Bau sogleich begonnen.
Bauherrin des Schlosses war Fürstin Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst, ihres Zeiches Mutter der russischen Zarin Katharina II. und Schwester des schwedischen Königs Adolf Friedrich. Um beide bei Besuchen standesgemäß begrüßen zu können, plante die diese überdimensionierte Anlage. Zu den Besuchen kam es jedoch nie, denn die Fürstin musste zu Beginn des siebenjährigen Krieges flüchten und verstarb im Exil in Paris. Ihr Prachtbau blieb unvollendet.
Auch heute ist die Nutzung des Schlosses nicht geklärt, das Gebäude kann aber zumindest dann und wann besichtigt werden, meistens am Tag des offenen Denkmals. Der Verfall ist aber überall in der Umgebung spürbar und es bleibt zu hoffen, dass es bald eine tragfähige Lösung für das prächtige Schlossgebäude gibt.
Wasserburg zu Gommern
Noch ein Stück weiter folge ich dem etwas entfernt liegenden Flusslauf der Elbe, bis ich nach Gommern komme. Hier befindet sich eine alte Wasserburg, deren Vorgängerbauten schon um 948 errichtet wurden. Erhalten von der alten Anlage sind noch der Bergfried sowie einige Ringmauern.
Bereits im Jahr 1578 ließ der sächsische Kurfürst August große Teile der alten Burg abreißen und hier ein Jagdschloss errichten.
Bereits ab 1853 wurde die Burganlage jedoch so ganz und gar nicht mehr fürstlich genutzt, sondern zu einem Gefängnis umgebaut, was sie für über einhundert Jahr blieb. Erst 1969 begann die DDR mit einem Umbau zum Berufsausbildungsheim.
Nach der Wende wurde die Wasserburg Gommern zu einem Hotel und Restaurant umgebaut, was sie, nach einigen Unterbrechungen, auch heute noch ist.
Damit endet meine kleine Entdeckungsreise zwischen Magdeburg und Zerbst, doch zu Ende ist die Reise hier noch nicht. Auch östlich der Landeshauptstadt habe ich noch einige schöne Schlösser und Herrenhäuser gefunden, die ich aber in einem separaten Artikel vorstellen werde.
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