Schlösser und Herrenhäuser östlich von Magdeburg, Sachsen-Anhalt

Mei­ne Schlös­ser und Her­ren­häu­ser Tour durch die Mit­te Sachsen-​Anhalts set­ze ich mit einer Rund­fahrt öst­lich von Mag­de­burg fort. Auch hier sind zahl­rei­che histo­ri­sche Gebäu­de zu fin­den, bei den sich ein Besuch lohnt. Eini­ge habe ich mit der Kame­ra festgehalten.

Renaissance-​Schloss Leitzkau

Ein beson­ders schö­nes Schloss in die­sem Teil von Sachsen-​Anhalt ist das Renaissance-​Schloss Leit­zkau, des­sen Ursprün­ge auf ein Klo­ster mit Stifts­kir­che zurück­ge­hen, das zwi­schen 1147 und 1155 erbaut wur­de. Als Fol­ge der Refor­ma­ti­on wur­de das Klo­ster jedoch 1535 auf­ge­löst und ging zunächst in den Besitz der Mark­gra­fen von Bran­den­burg über, bevor es 1564 an den könig­lich spa­ni­schen Obri­sten und Söld­ner­füh­rer Hil­mar von Münch­hau­sen ver­kauft wurde.

Der neue Eigen­tü­mer begann die bis dato schon teil­wei­se ver­fal­le­ne Anla­ge um- und aus­zu­bau­en. So wur­de die Klo­ster­kir­che zur Schloss­kir­che umge­baut und eini­ge Gebäu­de gar abgerissen.

Nach dem Tod von Hil­mar im Jahr 1573 über­nah­men sei­ne Nach­kom­men den wei­te­ren Aus­bau der neu­en Schloss­an­la­ge. So wur­de auf den Grund­mau­ern des west­li­chen Kon­vent­flü­gels um 1593 das „Neu­haus“ errich­tet. Zuletzt wur­de die spät­go­ti­sche Prop­stei eben­falls im Renais­sance­stil umge­baut und mit dem Rest des Gebäu­des verbunden.

Da die Fami­lie von Münch­hau­sen schon im Weser-​Ems-​Raum meh­re­re Renais­sance­bau­ten errich­tet hat­ten, ins­be­son­de­re das Was­ser­schloss Schwöb­ber, zogen sie viel Hand­wer­ker zum Neu­bau des Schlos­ses hin­zu. So gilt Leit­zkau heu­te als Insel der Weser­re­nais­sance im Gebiet der säch­si­schen Renais­sance und damit als ein­zig­ar­ti­ges Bau­werk in die­ser Region.

Bis 1945 leb­ten Nach­kom­men der Fami­lie von Münch­hau­sen im Schloss Leit­zkau, bevor sie von den rus­si­schen Besat­zern ver­trie­ben wur­den. Damit gin­gen über vier­hun­dert Jah­re Fami­li­en­ge­schich­te zu Ende. Nach dem Krieg wur­de das Schloss vie­le Jah­re als Schu­le genutzt und ging mit der Wen­de in den Besitz des Lan­des Sachsen-​Anhalt über, das eine umfas­sen­de Sanie­rung star­te­te, die bis heu­te noch nicht abge­schlos­sen ist.

Hin­ter dem Schloss befin­det sich noch ein alter Guts­hof, der aller­dings sehr her­un­ter­ge­kom­men ist und anschei­nend wei­ter­hin bewohnt wird.

Schloss Möckern

Noch heu­te eine Schu­le ist hin­ge­gen Schloss Möckern, des­sen Anfän­ge bereits auf das 10. Jahr­hun­dert zurück­ge­hen, als sich hier eine Was­ser­burg befand. Als älte­ster Teil ist noch heu­te der Berg­fried erhal­ten, denn Spit­ze heu­te das Turm­dach ziert, das hin­ter dem Gebäu­de zu erken­nen ist.

Chri­sti­an Wil­helm von Münch­hau­sen ver­an­lass­te 1710 den Neu­bau eines Schlos­ses, damals aller­dings noch in Fach­werk­bau­wei­se. Rund hun­dert­fünf­zig Jah­re spä­ter wur­de Möckern durch den jet­zi­gen Besit­zer Wil­helm Graf von Hagen noch­mals umge­baut und so zu dem Schloss, das heu­te in Grund­zü­gen noch zu erken­nen ist. Der Bau, der zwi­schen 1840 und 1863 ent­stand, war aller­dings im Stil der eng­li­schen Gotik ver­ziert, wie auf einem Bild von Alex­an­der Dun­cker sehr schön zu sehen ist.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Auch die Gra­fen von Hagen wur­den 1945 ent­eig­net und das Schloss ab 1952 umge­baut. Dabei wur­den fast alle Ver­zie­run­gen ent­fernt und ein wei­te­res Geschoss auf­ge­setzt, um das Gebäu­de anschlie­ßend als Archiv nut­zen zu kön­nen. Zur Schu­le umge­baut wur­de das Schloss erst 1991 und als sol­che wird es heu­te noch genutzt.

Schloss Wendgräben

Ein noch recht jun­ges Schloss ist hin­ge­gen Wend­grä­ben, denn mit dem Bau wur­de erst 1910 begon­nen. Auf­trag­ge­ber war Hanns Wal­de­mar von Wulffen, der sich hier ein Her­ren­haus im eng­li­schen Land­haus­stil errich­ten ließ. Wäh­rend das Gebäu­de selbst bald fer­tig­ge­stellt war, zog sich der Innen­aus­bau über vie­le Jah­re, sodass die Fami­lie das Anwe­sen am Ende nicht sehr lan­ge nut­zen konnte.

Nach dem Krieg wur­de das Schloss zunächst von Flücht­lin­gen genutzt, spä­ter zog eine Schu­le ein. Im Jahr 1991 kauf­te die Konrad-​Adenauer-​Stiftung das Anwe­sen und rich­te­te ein Bil­dungs­zen­trum im Schloss ein. Rund zwan­zig Jah­re spä­ter wur­de der Besitz jedoch aber­mals ver­äu­ßert und heu­te befin­det sich eine Kli­nik für psy­cho­so­ma­ti­sche Erkran­kun­gen in Wend­grä­ben, wes­we­gen man das Schloss auch nicht näher besich­ti­gen kann.

Burg und Gutshaus Loburg

Am Orts­ein­gang des Ört­chens Loburg befin­den sich die Reste einer alten Burg, die bereits im 8. Jahr­hun­dert gegrün­det wur­de. Von der Anla­ge ist nur noch der Burg­fried erhal­ten, alle ande­ren Gebäu­de wur­den erst in den letz­ten zwei­hun­dert Jah­ren errichtet.

In der Nähe der Burg­an­la­ge befin­det sich eines der zwei Guts­häu­ser des Ortes. Die­ses Anwe­sen gehör­te seit dem 15. Jahr­hun­dert der Fami­lie von Wulffen. Das heu­ti­ge Her­ren­haus wur­de um 1773 für Frie­de­ri­ke Augu­ste von Wulffen erbaut und 2014 umfas­send saniert.

Rittergut Barby, Loburg

Neben der Fami­lie von Wulffen war auch die Fami­lie von Bar­by in Loburg ansäs­sig. Das Rit­ter­gut im Fami­li­en­be­sitz wur­de bereits im 14. Jahr­hun­dert gegrün­det und das noch heu­te erhal­te­ne Guts­haus wur­de um 1660 erbaut.

Das gesam­te Are­al ist heu­te wun­der­schön reno­viert und Teil von Karls Erd­beer­hof. Es gibt ein Café, ein Restau­rant sowie ver­schie­de­ne Geschäf­te. Grün­der Robert Dahl kauf­te das Anwe­sen 2014 zurück. Er ist der Enkel des letz­ten Eigen­tü­mers des Rit­ter­gu­tes Bar­by, der 1945 ver­trie­ben wurde.

Beson­ders gut erhal­ten und schön restau­riert ist das Alli­anz­wap­pen von 1664, das auf die Ehe von Levin dem Älte­ren von Bar­by und Anna Catha­ri­na von Bar­by, gebo­re­ne von Wulffen, zurückgeht.

Gleich neben der Ein­gangs­tür weist eine Gedenk­ta­fel auf den letz­ten Eigen­tü­mer des Rit­ter­gu­tes hin, der nach dem Zwei­ten Welt­krieg ent­eig­net wurde.

Da das Haus heu­te als Restau­rant betrie­ben wird, ist es öffent­lich zugäng­lich, sodass ich mich auch im Inne­ren umschau­en kann.

Beson­ders schön sind die vie­len alten Fotos, die die Geschich­te des Hau­ses und der Fami­lie von Bar­by vor der Ent­eig­nung erzählen.

Hin­ter dem Rit­ter­gut befin­den sich noch das alte 1747 erbau­te Pfarr­haus sowie die Kir­che St. Laurentius.

Mit dem Bau der Kir­che wur­de bereits 1212 begon­nen, doch sie wur­den in den fol­gen­den Jahr­hun­der­ten erwei­tert und umge­baut. Sein heu­ti­ges Aus­se­hen erhielt das Got­tes­haus im 18. Jahrhundert.

An der Kirch­mau­er sind eini­ge Kreu­ze zu fin­den, die an Mit­glie­der der Fami­lie von Bar­by erinnern.

Ruine der Kirche „Unserer lieben Frau”, Loburg

Ein wei­te­rer inter­es­san­ter Ort in Loburg ist die Rui­ne der Kir­che „Unse­rer lie­ben Frau”. Die Kir­che wur­de bereits im 12. Jahr­hun­dert gegrün­det, befand sich aber außer­halb der Stadt­mau­ern, sodass sie Angrif­fen von Räu­bern und Plün­de­rern schutz­los aus­ge­lie­fert war. So wur­de das Got­tes­haus wie­der auf­ge­ge­ben und verfiel.

Im Jahr 1601 ver­such­te die Guts­be­sit­ze­rin Anna von Wulffen der Kir­che neu­es Leben ein­zu­hau­chen. Sie ließ die Gebäu­de so weit repa­rie­ren, dass hier Got­tes­dien­ste gefei­ert wer­den konn­ten. Wei­ter­hin woll­te die Fami­lie die Kir­che zu ihrer Begräb­nis­stät­te machen, was zu Span­nun­gen mit der eben­falls am Ort ansäs­si­gen Fami­lie von Bar­by führte.

Schließ­lich konn­te sich die Fami­lie von Wulffen aber durch­set­zen und so wur­de in der Kir­che ein Erb­be­gräb­nis ein­ge­rich­tet. In spä­te­ren Jah­ren ver­fiel das Gebäu­de jedoch wie­der wei­ter und die Rui­ne wur­de erst nach 1990 von der Gemein­de über­nom­men und saniert.

Gutshaus Isterbies

Das letz­te Guts­haus die­ser Rund­fahrt ist das Guts­haus Ister­bies, ein Her­ren­haus im Stil des Barocks, das aller­dings erst Ende des 18. Jahr­hun­derts erbaut wur­de, wäh­rend das Gut selbst schon viel älter ist. Letz­ter Eigen­tü­mer des Anwe­sens war die Fami­lie Luca­nus, die Gut Ister­bies 1892 erwor­ben hat­te und bis zur Ent­eig­nung 1945 hier ansäs­sig war.

Der Ver­gleich mit dem histo­ri­schen Bild aus dem Bild­band von Alex­an­der Dun­cker hält hier auch noch stand und man kann das frisch sanier­te Gebäu­de durch­aus wiedererkennen.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Damit endet die­se Rund­fahrt öst­lich von Mag­de­burg. Mehr Aus­flü­ge zu Schlös­sern und Her­ren­häu­sern in Sachsen-​Anhalt sind unter den Links am Ende des Arti­kels zu fin­den oder unter dem Link Schlös­ser und Her­ren­häu­ser in Deutsch­land.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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