Schloss Brandeis, Brandýs nad Labem, Tschechien

Mehr als 450 Jah­re sind Schloss Brand­eis in der Nähe von Prag und die öster­rei­chi­sche Habs­bur­ger Dyna­stie mit­ein­an­der ver­bun­den. Die Resi­denz wur­de oft als Jagd­schloss für Kai­ser und Köni­ge genutzt und der letz­te Besit­zer vor dem Zer­fall der Mon­ar­chie war Kai­ser Karl I. Doch auch ein ande­rer Schloss­be­woh­ner mach­te vor rund 150 Jah­ren sogar euro­pa­weit von sich reden.

Schloss Brandeis, Brandýs nad Labem, Tschechien – Das Gebäude

Bereits 1290 wur­de an der Stel­le des Schlos­ses erst­ma­lig eine Burg erwähnt. In den fol­gen­den Jahr­hun­der­ten wur­de das Gebäu­de oft umge­baut und erwei­tert. Ein erster Wen­de­punkt in der Geschich­te von Schloss Brand­eis ist erst das Jahr 1547, als das Gebäu­de und alle Län­de­rei­en beschlag­nahmt und der könig­li­chen Hof­kam­mer zuge­führt wur­den. Das geschah, da der vor­he­ri­ge Besit­zer an einem Auf­stand gegen das Königs­haus teil­ge­nom­men hatte.

Kur­ze Zeit spä­ter wur­de die Burg durch einen Brand stark beschä­digt, doch Kai­ser Fer­di­nand I. hat­te gro­ßes Inter­es­se an einem Wie­der­auf­bau und so enga­gier­te ita­lie­ni­sche Bau­mei­ster, die nach 1560 mit einem bei­spiel­lo­sen Wie­der­auf­bau began­nen, aller­dings nicht als Festung, son­dern als Renaissanceschloss.

Wäh­rend das Schloss also völ­lig neu auf­ge­baut wur­de, blieb der Unter­bau der Festung erhal­ten und beson­ders elb­sei­tig ist er noch heu­te gut zu erkennen.

Die Zeit Kai­ser Rudolf II. war die wohl pracht­voll­ste Zeit von Schloss Brand­eis, denn er ließ das Schloss als sei­nen Zweit­wohn­sitz außer­halb von Prag aus­bau­en. Sogar ein über­dach­ter Über­gang zum Schloss­gar­ten wur­de gebaut, damit der Kai­ser die­sen jeder­zeit bequem errei­chen konnte.

Schloss Brandeis, Brandýs nad Labem, Tschechien – Die Gärten

Die Gär­ten sind heu­te noch erhal­ten, auch wenn sie größ­ten­teils nur noch ein Schat­ten ihrer selbst sind, da sie in den ver­gan­ge­nen hun­dert Jah­ren kaum gepflegt wur­den. Nach dem Ersten Welt­krieg über­nahm der tsche­chi­sche Staat das Schloss und nut­ze es als Ver­wal­tungs­ge­bäu­de, Lager sowie für Miet­woh­nun­gen. Erst 1995 wur­de es an die Stadt zurück­ge­ge­ben, die seit­her umfang­rei­che Reno­vie­rungs­ar­bei­ten durch­führt. Seit 2004 ist es für Besu­cher geöff­net, die sich nun wie­der einen Teil die­ses inter­es­san­ten Gebäu­des anschau­en können.

Der klei­ne Gar­ten erstreckt sich direkt um das Schloss, des­sen Grund­riss auf einem unre­gel­mä­ßi­gen Vier­eck beruht. Hier leben eini­ge Pfaue, die sich von den Besu­chern nicht stö­ren lassen.

Schön zu sehen ist auch der kunst­voll restau­rier­te Turm des Schlos­ses mit sei­nem bun­ten Zie­gel­mu­ster, das wäh­rend des Kom­mu­nis­mus eben­so ver­schwun­den war, wie vie­le ande­re archi­tek­to­ni­sche Elemente.

Wäh­rend ich durch den Gar­ten strei­fe, füh­le ich mich plötz­lich ver­folgt. Als ich mich umdre­he, ent­decke ich die­sen Zie­gen­bock, der hier auch zu leben scheint. Er beäugt alle Besu­cher und hofft anschei­nend auf eine Leckerei.

Vor dem Gebäu­de öff­net sich vom klei­nen Gar­ten eine Ter­ras­se auf dem ehe­ma­li­gen Fun­da­ment der Festung und gibt einen Blick auf einen Neben­arm der Elbe frei.

Die Aus­sicht wird aller­dings größ­ten­teils von hohen Bäu­men ver­deckt, sodass nur weni­ge ande­re Gebäu­de der Stadt gut zu erken­nen sind.

Durch das schmie­de­ei­ser­nen Tor wer­den der klei­ne Gar­ten und die Ter­ras­se erreicht. Es führt auf eine Brücke über den ehe­ma­li­gen Schloss­gra­ben, über den die heu­ti­ge Haupt­zu­fahrt führt.

Gegen­über befin­det sich der Zugang zum gro­ßen Schloss­park, der eben­falls nur noch rudi­men­tär erhal­ten ist, da er zuvor lan­ge Zeit nicht gepflegt wur­de. Inzwi­schen wur­den aber wie­der erste Wege ange­legt, sodass man zumin­dest erah­nen kann, wel­che Pracht sich hier einst erstreckte.

Die Zufahrt zum Schloss hin­ge­gen ist recht unspek­ta­ku­lär und von der Rück­sei­te sieht das Gebäu­de zunächst eher wie ein gro­ßes Wohn­haus aus.

Schloss Brandeis, Brandýs nad Labem, Tschechien – Die Schlossführung

Nur eine recht unschein­ba­re Tür bie­tet Zutritt zum Inne­ren der Anla­ge, die sich um einen Schloss­hof erstreckt. Im Über­gang befin­det sich die Schloss­kas­se und dane­ben ist ein klei­ner Sou­ve­nir­shop ein­ge­rich­tet. Im Gegen­satz zu den staat­li­chen Schlös­sern ist hier alles recht ein­fach und für das Ticket wird auch nur Bar­geld akzep­tiert. Kar­ten­zah­lung ist nicht mög­lich und auch die Fremd­sprach­kennt­nis­se der mei­sten Mit­ar­bei­ter sind nur rudimentär.

Die Innen­räu­me des Schlos­ses sind aller­dings nur mit einer Füh­rung zu besich­ti­gen, die in Tsche­chisch durch­ge­führt wird. Für Aus­län­der gibt es aber einen Hef­ter mit recht aus­führ­li­chen Über­set­zun­gen, sodass Erklä­run­gen nicht zu kurz kommen.

Rich­tig pracht­voll ist dann der Innen­hof des Schlos­ses gestal­tet. Hier wur­de in mühe­vol­ler Hand­ar­beit die Sgra­fit­to restau­riert und erstrah­len nun wie­der im alten Glanz.

Der Rund­gang star­tet im Trep­pen­haus, das in die erste Eta­ge führt. An der Wand befin­det sich der kai­ser­li­che Adler der Habs­bur­ger mit den Wap­pen und Orden des Hau­ses Habsburg-Lothringen.

Beson­ders schön ist die gewölb­te Gips-​Stuckdecke im Renaissance-​Stil, die für ein Trep­pen­haus eher unge­wöhn­lich ist. Das kommt daher, dass sich hier zur Zeit von Kai­ser Rudolf II. noch kein Trep­pen­haus befand. Damals befan­den sich hier reprä­sen­ta­ti­ve Räu­me, viel­leicht sogar das Schlaf­zim­mer des Kai­sers. Der Umbau fand erst zur Zeit des Barocks statt.

Einer der ersten Räu­me, durch die die Füh­rung anschlie­ßend geht, ist der Habs­bur­ger Saal, der der ein­zi­ge Raum ist, in dem Foto­gra­fie­ren ver­bo­ten ist. War­um, kann ich lei­der nicht her­aus­fin­den, aber in dem präch­ti­gen Raum sind vie­le Gemäl­de der Habs­bur­ger Regen­ten zu sehen. Es gab von 1547 bis zum Ende der Mon­ar­chie 1918 nicht einen Herr­scher, der nicht im Schloss gewe­sen ist.

Wei­ter führt die Tour schließ­lich durch eine Eta­ge des Tur­mes, in der eini­ge der älte­sten erhal­te­nen Möbel des Schlos­ses zu sehen sind.

In einem wei­te­ren Teil des Schlos­ses ist eine Mili­tär­aus­stel­lung zu sehen. Vie­le der Bil­der tra­gen deut­sche Inschrif­ten, die auf die Zeit der Habs­bur­ger Mon­ar­chie hinweisen.

Schloss Brandeis, Brandýs nad Labem, Tschechien – Kaiser Karl I. und Kaiserin Zita

Das letz­te kai­ser­li­che Paar, das teil­wei­se auf dem Schloss leb­te, waren Kai­ser Karl I. und Kai­se­rin Zita, die im kai­ser­li­chen Apart­ment unter­ge­bracht waren. Dazu gehör­te sogar ein kai­ser­li­ches Bade­zim­mer, das erst­mals im 19. Jahr­hun­dert ein­ge­rich­tet wurde.

Das roya­le Paar war erst­ma­lig kurz nach der Hoch­zeit auf dem Schloss und spä­ter sag­ten sie, dass die Zeit im Jahr 1911 und 1912 die glück­lich­ste ihrer gan­zen Ehe war. Der Kai­ser lieb­te das Schloss so sehr, dass er es 1917 kauf­te und so in sein Pri­vat­ver­fü­gen über­führ­te. Ein Jahr spä­ter wur­de er am Ende des Ersten Welt­krie­ges jedoch bereits ent­eig­net und war somit der letz­te pri­va­te Eigen­tü­mer des Schlosses.

Der näch­ste Raum ist das pri­va­te Arbeits­zim­mer des kai­ser­li­chen Paa­res. Das geht aus Foto­gra­fien her­vor, die aus jener Zeit erhal­ten geblie­ben sind.

Eines der Ori­gi­na­le im Zim­mer sind der Brief und der dazu­ge­hö­ri­ge Säbel, den Karl I. im Jahr 1912 von den Bür­gern der Stadt über­reicht bekam, als er mit sei­nem Regi­ment von hier nach Polen abreiste.

Der gro­ße Salon ist einer der reprä­sen­ta­ti­ven Räu­me des Schlos­ses, in dem das Kai­ser­paar Gäste emp­fan­gen hat. Dar­un­ter vie­le Bür­ger der Stadt, denn das Paar sprach auch sehr Tschechisch.

Auch die wei­te­ren Räu­me gehö­ren zu den pri­va­ten Gemä­chern des Kai­ser­paa­res und sind teils mit ori­gi­na­len, teils mit zeit­ge­mä­ßen Möbeln eingerichtet.

Beson­ders span­nend ist dann noch ein­mal die Biblio­thek, in der vie­le deutsch­spra­chi­ge Erst­aus­ga­ben sowie Kar­ten des dama­li­gen Rei­ches zu fin­den sind.

Da ich die tsche­chi­schen Aus­füh­run­gen nicht ver­ste­he, darf ich in die­ser Zeit in eini­gen der alten deut­schen Bücher blättern.

Schloss Brandeis, Brandýs nad Labem, Tschechien – Erzherzog Ludwig Salvator

Der letz­te Raum der Tour ist einem ande­ren bekann­ten Mit­glied des Hau­ses Habs­burg gewid­met, der auf dem Schloss zu Hau­se war, dem Erz­her­zog Lud­wig Sal­va­tor. Mit ihm hat­te ich mich erst­ma­lig auf Mal­lor­ca näher beschäf­tigt, denn neben Brand­eis leb­te er Erz­her­zog vie­le Jah­re auf den Balearen.

In die­ser Zeit ver­fass­te er auch meh­re­re Bücher über die Inseln, von denen hier eine Ori­gi­nal­aus­ga­be zu fin­den ist. Lei­der kann ich in die­se Bücher kei­nen Blick werfen.

In der Sitz­ecke hängt ein Bild der Kai­se­rin Eli­sa­beth, genannt Sis­si, die ein enges Ver­hält­nis zum Erz­her­zog hat­te und ihn sogar zwei­mal auf Mal­lor­ca besuchte.

Die Tier­samm­lung in den Schrän­ken ist die per­sön­li­che Samm­lung des Erz­her­zogs, der sein letz­tes Lebens­jahr hier im Schloss ver­brach­te. Mit Aus­bruch des Ersten Welt­krie­ge beor­der­te Kai­ser Franz I. alle Habs­bur­ger zurück ins Reich, sodass auch Lud­wig Sal­va­tor aus Mal­lor­ca nach Brand­eis zurück­kehr­te. Im Okto­ber 1915 ver­starb er hier im Alter von 67 Jahren.

Schloss Brandeis, Brandýs nad Labem, Tschechien – Auf Jagd mit Kaisern und Königen

Der Tro­phä­en­gang ist der letz­te Raum, durch die Füh­rung geht. Hier wird die Jagd­ge­schich­te des Schlos­ses the­ma­ti­siert, denn als Jagd­schloss wur­de Brand­eis einst gebaut.

Aus dem Fen­ster habe ich einen schö­nen Blick in den Innenhof.

Aber auch im Gang gibt es mehr zu sehen als die Tro­phä­en. Beson­ders die Foto­gra­fien des Kai­sers auf der Jagd sind inter­es­sant anzusehen.

Nach dem Ende der Tour führt mich der Weg schließ­lich wie­der durch den Schloss­gang zurück zu mei­nem Auto, das am Elbeu­fer steht.

Schloss Brandeis, Brandýs nad Labem, Tschechien – Entlang der Elbe

Bevor ich jedoch wei­ter­fah­re, schaue ich mich noch kurz am Elbeu­fer um. Hier ist der Fluss noch reicht schmal und es ist noch nicht zu erken­nen, dass der Fluss in Deutsch­land spä­ter viel brei­ter und grö­ßer ist.

Am Ufer ste­hen noch eini­ge histo­ri­sche Gebäu­de, die aller­dings nicht genutzt wer­den. Sie gehör­ten wahr­schein­lich einst zum Was­ser­kraft­werk, das den Fluss hier aufstaut.

Ein Sei­ten­arm der Elbe ist hin­ge­gen für den Was­ser­sport reserviert.

Schloss Brandeis, Brandýs nad Labem, Tschechien – Fazit

Schloss Brand­eis habe ich wäh­rend mei­nes Besuchs auf Mal­lor­ca ent­deckt. Dort bin ich mit dem Leben von Erz­her­zog Lud­wig Sal­va­tor in Berüh­rung gekom­men und habe mehr über die­ses Schloss erfah­ren. So ent­wickel­te sich der Wunsch, auch Schloss Brand­eis zu besu­chen. Und als ich mei­nen Besuch in Prag plan­te, hat sich ein Besuch hier ange­bo­ten. Das Schloss hat mich dann auch nicht ent­täuscht und ich habe so ein wei­te­res Stück Habsburger-​Geschichte kennengelernt.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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