Hoch hinaus in Riga – St. Petrikirche und Akademie der Wissenschaften

Tür­me und Aus­sichts­punk­te sind immer eine schö­ne Mög­lich­keit einen Über­blick über den Ort zu bekom­men, den man gera­de besucht. Auf mei­ner Städ­te­rei­se nach Riga habe ich gleich zwei Tür­me besucht, von denen ich einen tol­len Aus­blick auf die let­ti­sche Haupt­stadt hatte.

Hoch hinaus in Riga – St. Petrikirche

Der erste Turm, der mir einen herr­li­chen Rund­um­blick gewährt, ist der Turm der St. Petri­kir­che. Das histo­ri­sche Got­tes­haus kostet Ein­tritt und man kann zwi­schen der Besich­ti­gung des Got­tes­hau­ses, der Turm­be­stei­gung und einer Kom­bi­kar­te wäh­len. Ich ent­schei­de mich für letz­te­re, denn wenn ich schon mal hier bin, will ich auch alles sehen.

Bevor ich jedoch in die Kir­che hin­ein­ge­he, lau­fe ich um sie her­um und ent­decke dabei die Bre­mer Stadt­mu­si­kan­ten. In Bre­men wäre das ja nicht unge­wöhn­lich, doch hier in Riga über­rascht der Anblick schon, aller­dings nur auf den ersten Blick. Sobald man weiß, dass Bre­men und Riga Part­ner­städ­te sind, ergibt die Anwe­sen­heit der bekann­ten Skulp­tur schon mehr Sinn. Im Jahr 1990 schenk­te die deut­sche Han­se­stadt der let­ti­schen Haupt­stadt die Skulptur.

Die Petri­kir­che selbst hat eine viel län­ge­re Geschich­te, ist aber inter­es­san­ter­wei­se auch mit einer deut­schen Han­se­stadt ver­bun­den, aller­dings mit Rostock. Erster Bau­mei­ster der Kir­che war der Rostocker Johann Rum­eschot­tel, der unter ande­rem die Mari­en­kir­che in Rostock zum Vor­bild nahm. Wäh­rend ein erster Bau an die­ser Stel­le min­de­stens schon seit 1209 stand, war Rum­eschot­tel für den Aus­bau und die Erwei­te­rung zwi­schen 1406 und 1409 zuständig.

Der Bau der Kir­che muss­te jedoch 1456 unter­bro­chen wer­den, da sich die Riga­er Bür­ger­schaft in stän­di­gen Streit mit Erz­bi­schö­fen um die Macht­aus­übung in der Stadt befand. Erst 1473 konn­te so der Altar­raum fer­tig­ge­stellt und 1491 mit dem Turm­bau voll­endet wer­den. Die West­fas­sa­de ist jedoch heu­te nicht mehr im goti­schen Stil erhal­ten, wur­de sie doch im 17. Jahr­hun­dert umge­baut und nach Zer­stö­run­gen mehr­mals wie­der aufgebaut.

Die letz­te Zer­stö­rung erlitt die Kir­che 1941, als sie aus­brann­te und das Mit­tel­schiff ein­stürz­te. Das ist noch heu­te zu sehen, denn die Innen­ein­rich­tung ist sehr spar­ta­nisch. Immer gab es aber in den 1970er Jah­ren einen Wie­der­auf­bau, sodass die Kir­che auch wie­der als sol­che genutzt wer­den kann.

Im Kir­chen­schiff sind eini­ge inter­es­san­te Wap­pen von deutsch­bal­ti­schen Adli­gen mit deut­schen Inschrif­ten zu finden.

Wei­ter­hin zeigt in den Sei­ten­schif­fen eine klei­ne Aus­stel­lung die Geschich­te der Kir­che und ihres Wie­der­auf­baus. Auch Frag­men­te, die aus der dama­li­gen Rui­ne geret­tet wur­den, sind zu sehen.

Es gibt übri­gens eine inter­es­san­te Über­lie­fe­rung aus der Geschich­te der Kir­che. Nach jedem Wie­der­auf­bau wur­de ein Glas von der Turm­spit­ze hin­un­ter in einen Stroh­hau­fen gewor­fen. Die Anzahl der Scher­ben, in die es dabei zer­bricht, soll die Jahr­hun­der­te sym­bo­li­sie­ren, die die Kir­che ste­hen­bleibt. Beim zwei­ten Wie­der­auf­bau zer­brach das Glas in nur zwei Tei­le, sodass die Kir­che nur zwei Jahr­hun­der­te über­le­gen soll­te, was tat­säch­lich zutrifft. Nach dem letz­ten Auf­bau jedoch zer­brach das Glas in unzäh­li­ge Tei­le, sodass die Kir­che, zumin­dest der Sage nach, nun bis in alle Ewig­keit ste­hen­blei­ben wird.

Nach­dem ich mir das Kir­chen­schiff ange­schaut habe, bege­be ich mich nun auf den Weg zur Turm­be­sich­ti­gung. Am Fuße der Trep­pe sind eine ori­gi­na­le Wet­ter­fah­ne sowie eine Kopie einer der Glocken zu finden.

Zu Fuß muss ich aller­dings zum Glück nur etwas mehr als drei Stock­wer­ke zurück­le­gen. Für den Rest des Weges hin­auf auf den Turm, kann ich bequem den Fahr­stuhl nut­zen, der 1973 wäh­rend des Wie­der­auf­baus ein­ge­setzt wurde.

Aus der luf­ti­gen Höhe von 72 Metern habe ich nun von der zwei­ten Gale­rie des Turms einen fan­ta­sti­schen Rund­um­blick auf Riga.

Sehr schön zu sehen sind der Turm des Doms sowie der des Schlos­ses rechts dahin­ter. Auch sonst kann ich den ein oder ande­ren mar­kan­ten Punkt der Alt­stadt entdecken.

Dar­un­ter auch mein Hotel, des­sen unge­wöhn­li­che Dach­kon­struk­ti­on ich von hier sehr gut anschau­en kann.

Toll zu sehen ist auch die Stein­brücke mit der dahin­ter­lie­gend Natio­nal­bi­blio­thek in ihrer unge­wöhn­li­chen Form. Der Neu­bau wur­de 2014 zum 95. Geburts­tag der Biblio­thek eröff­net und zuvor ab 2008 nach den Ent­wür­fen des in Riga gebo­re­nen ame­ri­ka­ni­schen Archi­tek­ten Gun­nar Bir­kerts erbaut. Gan­ze 68 Meter hoch ist das Gebäu­de, hat sie­ben Stock­wer­ke und beher­bergt über fünf Mil­lio­nen Medien.

Der Blick nach Osten zeigt mir zwei wei­te­re mar­kan­te Gebäu­de, den Turm der Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten, den ich spä­ter noch besu­chen wer­de, sowie die berühm­ten Markt­hal­len, die auch der Bauch von Riga genannt werden.

Auch zu sehen ist der Riga­er Fern­seh­turm. Mit sei­ner Höhe von 368,5 Metern ist er heu­te das höch­ste frei ste­hen­de Bau­werk in der Euro­päi­schen Uni­on. Auf 97 und 137 Metern gibt es jeweils eine Aus­sichts­platt­form. Der 1979 bis 1986 erbau­te Turm wird noch heu­te zur Über­tra­gung von Fern­seh­si­gna­len genutzt. Für Besu­cher ist er jedoch seit 2019 geschlos­sen und soll erst 2024 wie­der­eröff­net werden.

Der Blick nach Osten reicht dann weit über die Stadt hin­aus, die mit ihren 630.000 Ein­woh­nern die größ­te Stadt des Bal­ti­kums ist und in deren Bal­lungs­raum und die mei­sten rund 1,9 Mil­lio­nen Let­ten leben.

Ein wei­te­rer Blick­fang sind die gol­de­nen Kup­peln der russisch-​orthodoxen Geburts­ka­the­dra­le, die ich auf mei­nem Stadt­rund­gang besich­tigt habe.

Immer wie­der schweift mein Blick jedoch zurück zur Alt­stadt, deren Pan­ora­ma von hier oben ein­fach das schön­ste ist. Dafür hat sich auch der recht hohe Ein­tritt von neun Euro gelohnt.

Hoch hinaus in Riga – Akademie der Wissenschaften

Die 1961 erbau­te Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten gilt als das erste Hoch­haus Lett­lands und befin­det sich etwas außer­halb der Alt­stadt. Der Besuch lässt sich am besten mit einem Rund­gang durch die Markt­hal­len ver­bin­den, von denen es nur noch ein kur­zer Spa­zier­gang bis zur Aka­de­mie ist. Das Gebäu­de war ein Geschenk der ehe­ma­li­gen Sowjet­uni­on an das let­ti­sche Volk und wur­de vom Archi­tek­ten Osvalds Til­ma­nis entworfen.

Fünf Euro kostet es, ein­mal mit dem Fahr­stuhl nach oben zu fah­ren. Ganz in die Spit­ze des 21 Stock­wer­ke hohen Turms führt der jedoch nicht, sodass das letz­te Stück zur Aus­sichts­ter­ras­se über Trep­pen bewäl­tigt wer­den muss.

Oben ange­kom­men, bie­tet die Aka­de­mie einen etwas ande­ren Blick auf Riga, liegt sie doch hin­ter den Markt­hal­len und über­blickt von hier auch die gesam­te Alt­stadt inklu­si­ve der Petri­kir­che, deren hoher und spit­zer Turm nicht zu über­se­hen ist.

Ein mar­kan­ter Punkt ist auch das 1976 fer­tig­ge­stell­te und 98 Meter Hoch­haus, das heu­te das Radis­son Blu Hotel Lett­land beher­bergt, das das höch­ste Hotel­ge­bäu­de des Bal­ti­kums ist. Ganz im Vor­der­grund ist hin­ge­gen der Haupt­bahn­hof von Riga zu erkennen.

Gleich neben der Aka­de­mie ist hin­ge­gen die gelb-​grüne russisch-​orthodoxe Kir­che zu sehen, die 1825 im Namen des Hei­li­gen Alex­an­der New­s­ki erbaut wur­de und zu den am besten erhal­te­nen Holz­kir­chen­bau­ten des Bal­ti­kums zählt.

Mehr­mals lau­fe ich um das Aus­sichts­deck, denn die Sicht ist auch von die­sem Turm rich­tig toll. Inzwi­schen sind mir ja auch eini­ge Gebäu­de von mei­nem Stadt­rund­gang bekannt, sodass ich zahl­rei­che Gebäu­de wiedererkenne.

Auch der Besuch die­ses Aus­sichts­turms hat durch­aus sei­ne Berech­ti­gung und ich möch­te ihn nicht missen.

Hoch hinaus in Riga – Fazit

Was tut man, wenn man sich zwi­schen zwei Aus­sichts­tür­men nicht ent­schei­den kann? Rich­tig, man besucht ein­fach bei­de. Bereut habe ich die­se Ent­schei­dung kei­ne Sekun­de, denn der Blick auf Riga war auf jeden Fall immer wie­der ein­zig­ar­tig. Dazu habe ich den einen Turm am Vor­mit­tag, den ande­ren am Nach­mit­tag besucht, sodass jedes Mal ande­re Punk­te im besten Licht erschie­nen. Ich kann den Besuch der Petri­kir­che und der Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten auf jeden Fall empfehlen.

Wei­te­re Arti­kel die­ser Reise:

Ein­lei­tung: Per­len des Bal­ti­kums – Kurz­trip nach Riga und Tallinn

Stadt­rund­gang durch Riga, Lett­land, Teil 1

Stadt­rund­gang durch Riga, Lett­land, Teil 2

Hoch hin­aus in Riga – St. Petri­kir­che und Aka­de­mie der Wissenschaften

Tipps für den Städ­te­trip nach Riga, Lettland

Stadt­rund­gang durch Tal­linn, Est­land, Teil 1

Stadt­rund­gang durch Tal­linn, Est­land, Teil 2

Hoch hin­aus in Tal­linn – der Tall­in­ner Domberg

Ein Blick in die Geschich­te – Besich­ti­gung des Tall­in­ner Rathauses

Von Zaren und der Som­mer­fri­sche – Schloss und Park Katha­ri­nen­thal (Kadri­org), Tal­linn, Estland

Tipps für den Städ­te­trip nach Tal­linn, Estland

Review: Luft­han­sa Busi­ness Lounge, Flug­ha­fen Berlin-Brandenburg

Review: LOT Busi­ness Class DeHa­villand Bom­ba­dier Dash‑8: Berlin-Warschau

Review: LOT Busi­ness Lounge Polo­nez, Warschau

Review: LOT Busi­ness Class Canad­air Jet 900: Warschau-Tallinn

Review: Pri­me­class Busi­ness Lounge Riga

Review: Tal­linn Air­port Busi­ness Lounge

Review: Hil­ton Gar­den Inn Riga Old Town, Riga, Lettland

Review: Hotel Tele­graaf, Mar­riott Auto­graph Coll­ec­tion, Tal­linn, Estland

Lesen Sie wei­te­re Bewer­tun­gen von Flug­zeu­gen, Air­port Loun­ges, Miet­wa­gen und Hotels.

© 2021 – 2022, Bet­ty. All rights reserved. 

Weiter lesen:

Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung ihrer Daten durch diese Website einverstanden.

siebzehn − fünf =