Auf den Spuren von Junipero Serra auf Mallorca

Juni­pe­ro Ser­ra gilt als Begrün­der der kali­for­ni­schen Mis­sio­nen, des dor­ti­gen Wein­baus und der Stadt San Fran­cis­co. Auf Mal­lor­ca jedoch war er lan­ge Zeit ver­ges­sen, bevor vor knapp hun­dert Jah­ren sei­ne Wur­zeln im mal­lor­qui­ni­schen Petra wie­der aus­ge­gra­ben wur­den. Heu­te gibt es hier ein klei­nes Muse­um und das ist durch­aus sehens­wert, auch wenn es abseits der übli­chen Tou­ri­sten­pfa­de auf der Balea­ren­in­sel liegt.

Für Ame­ri­ka­ner ist Petra wohl der bekann­te­ste Ort auf Mal­lor­ca, wenn sie die Insel denn über­haupt ken­ne, für Deut­sche aber ist das ursprüng­li­che Dörf­chen im Her­zen der Insel eher unbe­kann­tes Ter­rain. Petra hat nicht ein­mal drei­tau­send Ein­woh­ner und einen für die Insel unge­wöhn­li­chen Namen, von dem kei­ner mehr so genau weiß, wie er ent­stan­den ist. Noch heu­te gibt es die typi­schen alten Stein­häu­ser und ver­win­kel­ten Gas­sen, die für den Durch­gangs­ver­kehr gesperrt sind. Das Auto lässt man am besten auf einem der Park­plät­ze am Orts­rand stehen.

In einer die­ser Gas­sen steht ein typi­sches mal­lor­qui­ni­sches Bau­ern­haus, des­sen Geschich­te bis nach Nord­ame­ri­ka reicht. Genau hier wur­de am 24. Novem­ber 1713 Juni­pe­ro Ser­ra gebo­ren, der hier zunächst ein ein­fa­ches Leben als Bau­ern­sohn führ­te, bevor er zu gro­ßer Berühmt­heit gelangte.

Gleich neben­an befin­det sich heu­te ein Muse­um, das seit 1959 eine Samm­lung zu Juni­pe­ro Ser­ra zeigt und auch das Geburts­haus des Fran­zis­ka­ners zugäng­lich macht. Etwas pro­ble­ma­tisch sind ledig­lich die Öff­nungs­zei­ten, denn die wer­den lei­der nicht sehr gut kom­mu­ni­ziert. So stand ich wäh­rend mei­nes ersten Besuchs in Petra vor ver­schlos­se­nen Türen und könn­te nur die bun­ten Bil­der der Mis­sio­nen vor dem Muse­um besich­ti­gen.

Vor dem Muse­um fällt mir eine Glocke auf, die ich so bis­her nur aus den USA kann­te. Sie mar­kiert eigent­lich den El Cami­no Real, den Königs­weg, der von San Die­go nach San Fran­cis­co ver­läuft und an dem die kali­for­ni­schen Mis­sio­nen liegen.

Bereits 1932 wur­de das Haus dem kali­for­ni­schen Vol­ke gespen­det und so ist es nicht ver­wun­der­lich, dass man hier immer wie­der auf ame­ri­ka­ni­sche Spu­ren stößt. Die­se Pla­ket­te nennt die Mal­lor­qui­ner, die neben Juni­pe­ro Ser­ra eben­falls in den Mis­sio­nen Kali­for­ni­ens tätig waren, aber nicht so berühmt gewor­den sind.

Im Muse­um selbst dreht sich natür­lich alles um den berühm­ten Pad­re, der sein Hei­mat­dorf mit fünf­zehn Jah­ren ver­ließ, um auf die Fran­zis­ka­n­er­schu­le in Pal­ma zu gehen. Spä­ter trat er dem Orden bei, wur­de Prie­ster und pro­mo­vier­te mit 26 Jah­ren als Dok­tor der Theo­lo­gie. Sechs Jah­re spä­ter ver­ließ er die Insel, um Pro­fes­sor an der Llull­schen Uni­ver­si­tät in Bar­ce­lo­na zu werden.

Nichts deu­tet in die­sem Lebens­lauf dar­auf­hin, dass Juni­pe­ro Ser­ra solch einen gro­ßen Ein­fluss haben wird. Den ersten Schritt in die­se Rich­tung macht er erst mit 36 Jah­ren, als sich der Fran­zis­ka­ner frei­wil­lig zum Mis­si­ons­dienst in Ame­ri­ka mel­det. Nur kur­ze Zeit spä­ter tritt er die lan­ge Rei­se von Cádiz in Spa­ni­en nach Vera­cruz in Mexi­ko an. Die näch­sten sieb­zehn Jah­re blieb er in Nord­me­xi­ko, wo er als Mis­sio­nar arbei­te­te und das Chri­sten­tum pre­dig­te. Die gro­ße Wen­de kam erst 1769, als ihm die Lei­tung von Kali­for­ni­en über­tra­gen wur­de, das damals noch zu Mexi­ko gehör­te. Unter sei­ner Füh­rung wur­den hier die berühm­te 21 Mis­sio­nen gegrün­det, von denen man vie­le auch heu­te noch besich­ti­gen kann.

Und nicht nur das, aus eini­gen der Mis­sio­nen sind die bekann­te­sten Groß­städ­te der ame­ri­ka­ni­schen West­kü­ste gewach­sen, San Die­go, Los Ange­les und San Fran­cis­co. Eini­ge Mis­sio­nen habe ich auch selbst schon besucht, dar­un­ter auch weni­ger bekann­te wie die La Purí­si­ma Con­cep­ción bei Lom­poc. Selbst gegrün­det hat Juni­pe­ro Ser­ra aber nur neun Mis­sio­nen, dar­un­ter aber zwei der berühm­te­sten in San Die­go und San Francisco.

Im Muse­um zu fin­den ist auch die­ses Bild des Schau­spie­lers Clint East­wood, der lan­ge Zeit Bür­ger­mei­ster von Car­mel war, einer der Gemein­den, in denen eine Mis­si­on gegrün­det wur­de. Und nicht nur das, in der Mis­si­on von Car­mel ist Juni­pe­ro Ser­ra am 28. August 1784 auch ver­stor­ben und er fand hier in der kali­for­ni­schen Erde sei­ne letz­te Ruhe.

Nach sei­nem Tod erhielt der Prie­ster vie­le Ehrun­gen. So wur­de er 1931 als ein­zi­ger Nicht-​Amerikaner in die „Hall of Fame” in Washing­ton auf­ge­nom­men und 1988 von Papst Johan­nes Paul II selig gespro­chen. Erst 2015 erfolg­te die Hei­lig­spre­chung durch Papst Fran­zis­kus wäh­rend einer Mes­se in Washington.

Im Muse­um sind unzäh­li­ge Bil­der, Erin­ne­rungs­stücke und Doku­men­te zusam­men­ge­tra­gen wor­den und woll­te man alles genau anschau­en, wäre man wohl lan­ge Zeit beschäf­tigt. Aber auch ein kur­zer Besuch in dem klei­nen Muse­um ist durch­aus inter­es­sant und das umso mehr, wenn man schon in Kali­for­ni­en war oder eine Rei­se dort­hin plant.

Neben dem Muse­um ist dann, wie schon erwähnt, das eigent­li­che Geburts­haus von Juni­pe­ro Ser­ra zu fin­den, ein typi­sches mal­lor­qui­ni­sches Bau­ern­haus mit zwei Eta­gen und den Bogeneingängen.

Im Inne­ren ist das Haus lei­der nicht mehr ori­gi­nal erhal­ten, denn über fast zwei Jahr­hun­der­te war die Bedeu­tung des Gebäu­des in Ver­ges­sen­heit gera­ten. Erst der Lokal­hi­sto­ri­ker Miquel Ramis ent­deck­te das Gebäu­de 1931 wie­der und reg­te deren Restau­rie­rung an.

Heu­te ist das Haus wie­der so auf­ge­teilt, wie es wohl im 17. und 18. Jahr­hun­dert aus­ge­se­hen hat und ein­ge­rich­tet war. Es war ein ein­fa­ches Leben auf dem Land, das den klei­nen Jun­gen aus Petra in kein­ster Wei­se auf sein spä­te­res Schick­sal vor­be­rei­te­te. Das Haus in Petra jeden­falls soll­te er nie wiedersehen.

Bei mei­nem Besuch war es übri­gens gar nicht so ein­fach, das Haus zu sehen. Zwar war das Muse­um geöff­net, das Haus aber nicht. Die Dame an der Kas­se, die die zwei Euro Ein­tritt kas­sier­te, sprach nur Spa­nisch. Mei­ne Rei­se­be­glei­tung zum Glück auch und so kam eine Ver­stän­di­gung zustan­de. Sie hat­te das Haus nicht geöff­net, da an die­sem Tag nur weni­ge Besu­cher vor Ort waren, öff­ne­te aber sofort, als wir Inter­es­se bekundeten.

Hin­ter dem Haus schließt sich noch ein klei­ner, etwas unge­pfleg­ter Gar­ten an und hier ist auch die Küche zu fin­den, die wegen des Rauchs und der Gerü­che im Außen­be­reich zu fin­den ist.

In einem klei­nen Neben­raum ist schließ­lich noch eine Aus­stel­lung von Arbeits­ge­rä­ten und Haus­halts­ge­rä­ten aus jener Zeit zu finden.

Bevor ich gehe, ent­decke ich noch ein Wand­bild im Innen­hof des Muse­ums. Es zeigt Juni­pe­ro Ser­ra und eine Grup­pe von India­nern in Kali­for­ni­en. Das Bild ist im sel­ben Stil gefer­tigt wie die Bil­der der Mis­sio­nen, die ich bereits bei mei­nem letz­ten Besuch in Petra erkun­det habe.

Casa Museu de Fra Jun­í­per Serra
Car­rer Bar­ra­car Alt, 6, 07520 Petra

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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