Schlösser und Herrenhäuser rund um Stavenhagen, Mecklenburg-Vorpommern
Mecklenburg-Vorpommern ist sicherlich eines der Bundesländer, in denen ich die meisten Schlösser und Herrenhäuser besucht habe. Zu entdecken gibt es aber immer noch viel und bei über 2000 historischen Anwesen werde ich noch eine ganze Weile unterwegs sein. So wie auf dieser Tour zu Schlössern und Herrenhäusern rund um die Reuterstadt Stavenhagen.
Inhalt
Schloss Stavenhagen
Mitten in der Reuterstadt Stavenhagen ist das imposante Barockschloss Stavenhagen zu finden. Erbaut wurde es um 1740 nachdem ein Vorgängerbau zusammen mit großen Teilen der Stadt bei einem Brand zerstört wurde. Stavenhagen selbst wurde bereits 1230 erstmals urkundlich erwähnt und besitzt schon seit 1282 Stadtrechte.
Ursprünglich war das Schloss als Witwensitz vorgesehen, wurde jedoch nie als solcher genutzt. Stattdessen zog hier ein Amtsgericht ein und die Vögte nutzten das Gebäude als Verwaltungssitz für umliegende Besitztümer. Im Kellergewölbe befanden sich zu jener Zeit sogar zwei Verliese. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lebten im Schloss zunächst Flüchtlinge, bevor es als Schule genutzt wurde. Im Jahr 1995 begann ein weiteres Kapitel der Schlossgeschichte, als die Stadt Stavenhagen das Gebäude kaufte und grundlegend sanierte. Inzwischen ist Schloss Stavenhagen Verwaltungssitz und auch das Standesamt ist hier seit dem 9.9.1999 zu finden.
Öffentlich zugänglich ist auch der Schlosspark Stavenhagen, der zwischen 2001 und 2006 saniert wurde und sein ursprüngliches Aussehen zurückerhalten hat. Ebenfalls restauriert wurde die Schlossmauer, die auch Teile des Parks umschließt.
Auf der Parkseite ist Schloss Stavenhagen übrigens ein dreigeschossiges Gebäude, denn es wurde in einen Hügel hineingebaut, auf dem schon im Mittelalter eine Burganlage gestanden hat.
Schloss Ivenack und Schlosskirche
Nur wenige Kilometer entfernt, steht eines der bekanntesten Mecklenburger Schlösser, das Schloss Ivenack. Erstmalig erwähnt wurde Ivenack bereits 1252 und gehörte bis 1709 zu den herzoglichen Domänen. Damals war das Gebiet als mecklenburgisches Sibirien bekannt, da es hier vor allem Wälder sowie Morast gab und dagegen wenig angebaut wurde. Durch einen Tausch mit dem damaligen Herzog, wurde Ivenack zum Rittergut und Ernst Christoph von Koppelow der Besitzer.
Von Koppelow beginnt mit dem Wiederaufbau von Schloss und Kirche, die sich schon seit dem Dreißigjährigen Krieg in einem schlechten Zustand befanden. Der Schlossherr starb jedoch bereits früh und seine Witwe heiratete Helmuth von Plessen, den späteren Reichsgrafen. Er starb jedoch kinderlos, sodass Ivenack schließlich an seinen Neffen Helmuth Burchard Hartwig von Maltzahn fiel. Im Testament war auch verfügt, dass der neue Eigentümer von Ivenack auch den Namen Reichsgraf von Plessen führen durfte.
Seine heutige Gestalt bekam das Anwesen durch Albrecht Joachim von Maltzahn Graf von Plessen. Er ließ um 1800 den Park im englischen Landschaftsstil anlegen und auch das Teehaus sowie die Orangerie errichten. Schließlich wurde sogar ein ganzer Schlossflügel angebaut.
Schlimme Zeiten brachen mit dem Einmarsch der Roten Armee für das Anwesen an. Gutsherr Albert Freiherr von Maltzahn Graf von Plessen erschoss sich, seine Frau Magdalena und Kindermädchen Emma Fuchs in einem Waldstück. Das Schloss selbst wurde zunächst als Aussiedlerheim genutzt, später als Alten- und Pflegeheim für behinderte Menschen. Nach der Wende gab es verschiedene Versuche das Schloss zu sanieren, alle erfolglos, bis der dänsiche Geschäftsmann Lars Fogh das Anwesen erwrorben hatte. Er hat inzwischen eine umfassende Sanierung begonnen. Der Eiegntümer hat bereits Erfahrung, denn zuvor hat er schon das Schloss Retzow saniert, das ich bereits besuchen konnte.
Während am Schloss noch viel Arbeit bevorsteht, ist Marstalls bereits abgeschlossen. Früher gab es hier eine sehr bekannte Vollblutzucht, inzwischen werden die Räumlichkeiten für Veranstaltungen genutzt.
Am Gebäude noch heute zu sehen ist ein Pferdekopf, der auf das berühmte Gestüt verweist, das einst sogar das Interesse von Napoleon geweckt hatte.
Die Ivenacker Kirche wurde bereits zwischen 1996 und 2004 umfassend saniert und erstrahlt so schon eine ganze Weile im alten Glanz. Das Gotteshaus existiert ursprünglich schon im 13. Jahrhundert, wurde aber im Dreißigjährigen Krieg zerstört und anschließend in der noch heute erhaltenen Form wiederaufgebaut.
Die Kirche ist ein einschiffiger Bau, der im Grundriss rechteckig ist, aber an der Ostseite einen vieleckigen Altarraum erhalten hat.
Der Altar der Kirche stammt aus dem 18. Jahrhundert. Das Gemälde des auf dem Ölberg knienden Jesus sowie die goldenen Verzierungen wurde jedoch erst bei einer Renovierung 1866 hinzugefügt.
Die verglaste und überdachte Patronatsloge stammt dagegen bereits aus dem Jahr 1740 und wurde wahrscheinlich von Helmuth von Plessen in Auftrag gegeben, als dieser zum Reichsgrafen ernannt wurde.
Auf dem Boden vor dem Altar zu sehen ist das Wappen der Familie.
Ebenfalls zu sehen ist das Wappen über der Seitentür, die zu einem Nebenraum führt, der früher als Sakristei und Leichenhalle genutzt wurde.
Zwei der Steintafeln erinnern an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Söhne des Gutsbesitzers, die schwarze Tafel erinnern an die Teilnehmer der Völkerschlacht bei Leipzig sowie des vorangegangenen Konfliktes.
Auf der Empore befindet sich eine historische Orgel aus dem frühen 18. Jahrhundert. Eine Inschrift verrät, dass sie bereits 1790 repariert und 1898 modernisiert und erweitert wurde.
Bevor ich weiterfahre, drehe ich noch eine kleine Runde durch den Schlosspark. Ich bin schon gespannt, was der dänische Eigentümer aus dem Schloss machen wird und werde sicherlich noch einmal zurückkehren, vielleicht auch, wenn man einen Blick in das Innere des Schlosses werfen kann.
Gutshaus Scharpzow
An diesem Tag aber geht es erst einmal weiter zum Gutshaus Scharpzow. Das heutige Gutshaus wurde erst 1896 anstelle eines früheren Gebäudes erbaut. Rund um das Haus sind auch Teile des alten Schlossparks erhalten.
Inzwischen ist das Gutshaus, das viele Jahre vernachlässigt wurde und dem Verfalll preisgegeben war, wieder in privater Hand und wurde umfassend saniert. Seit 2019 bewohnen die neuen Eigentümer das Anwesen auch selbst und bieten Veranstaltungen sowie Übernachtungen um Gutspark an.
Gut Rottmannshagen
Rottmannhagen ist geschichtlich gesehen ein sehr interessantes Gut. Zusammen mit einigen anderen Anwesen der Familie von Maltzahn bildete Rottmannshagen für viele Jahrhunderte eine pommersche Exklave in Mecklenburg. Erst 1937 wurde diese Exklave aufgelöst. In die Hände der Familie kam das Gut bereits 1482, wechselte aber mehrmals innerhalb der weit verzweigten Verwandten den Eigentümer. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Rottmannshagen komplett zerstört.
Zwischen 1728 und 1732 ließ Axel Albrecht von Maltzahn schließlich ein neues, barockes Gutshaus errichten. Später wurde auch ein Gutspark von Peter Joseph Lenné gestaltet. Mitte des 19. Jahrhunderts kam die Familie jedoch in finanzielle Schwierigkeiten, sodass sie das Gut 1862 an die Familie Wahnschaffe verkaufen musste, die bis 1945 Eigentümer war, bevor sie enteignet wurde. Kurz nach Kriegsende brannte auch noch das Gutshaus ab. Ein verkleinerter Neubau existiert erst seit 1990.
Ein Bild des alten Gutshauses ist noch in einem der Bildbände von Alexander Duncker erhalten, da Rottmannshagen eine preußische Exklave war.
Vergleicht man die beiden Bauten, kann man durchaus Ähnlichkeiten entdecken, auch wenn das heutige Haus natürlich viel kleiner ist.
Während das Gutshaus nicht erhalten ist, sind die Nebengebäude und auch Teile des Zauns noch immer original. Die Kavaliershäuser, Scheunen und speicher wurden inzwischen renoviert. Das gesamte Anwesen befindet sich heute wieder in Privathand.
Gutshaus Zettemin
Das letzte Haus, das ich auf dieser Rundfahrt besuche, ist das Gutshaus Zettemin. Es befindet sich ganz in der Nähe von Rottmannshagen und lag ebenfalls in der preußischen Enklave Vorpommerns in Mecklenburg. Zettemin gibt es schon seit 1261, als das Gut gegründet wurde. Das heutige Gutshaus wurde jedoch viel später erbaut, nachdem das Dorf im Dreißigjährigen Krieg komplett zerstört wurde.
Erst um 1750 wurde das imposante Gebäude aus Backstein im Stil des Barrocks errichtet. Damals war die Familie von Maltzahn Eigentümer des Gutes, die ab 1832 auch eine Parkanlage durch Peter Joseph Lenné errichten ließ, von der aber kaum noch etwas erhalten ist. Im Jahr 1852 wurde das Anwesen schließlich an die Familie Heyden-Linden verkauft, bevor es 1914 in den Besitz der Garfen von Schwerin gelangte.
Die Grafen von Schwerin waren es auch, die um 1920 den linken Seitenflügel aufstocken und mit einem Satteldach versehen ließen. Der rechte Seitenflügel sowie der Mittelbau sind weiterhin im Originalzustand erhalten.
Nach 1945 wurde auch dieses Gut enteignet und zu DDR-Zeiten als Kindergarten sowie zu Wohnzwecken genutzt. Nach der Wende war zunächst die Gemeinde Eigentümer und nutze das Haus in Teilen auch für kommunale Zwecke. Inzwischen steht das imposante Anwesen allerdings leer und wartet auf einen neuen Besitzer. Nicht einmal 300.000 Euro werden als Kaufpreis aufgerufen, jedoch gibt es in dem Gebäude einen hohen Sanierungsstau, sodass auch kräftig investiert werden muss.
Weitere Artikel dieser Reihe:
Schlösser und Herrenhäuser zwischen Rostock und Stralsund
Schlösser und Herrenhäuser rund um Rostock
Schlösser und Herrenhäuser zwischen Rostock und Kühlungsborn
Schlösser und Herrenhäuser rund um Waren/ Müritz
Schlösser und Herrenhäuser in der Mecklenburgischen Schweiz, Teil 1
Schlösser und Herrenhäuser in der Mecklenburgischen Schweiz, Teil 2
Schlösser und Herrenhäuser zwischen Rostock und Teterow
Schlösser und Herrenhäuser zwischen Kühlungsborn und Satow
Schlösser und Herrenhäuser zwischen Stralsund und Bergen auf Rügen
Schlösser und Herrenhäuser zwischen Teterow und Alt-Schwerin
Schlösser und Herrenhäuser rund um Neustrelitz
Schlösser und Herrenhäuser zwischen Müritz und Plauer See, Mecklenburg-Vorpommern
Schlösser und Herrenhäuser westlich von Neubrandenburg
Schlösser und Herrenhäuser rund um Stavenhagen
Mittsommer Remise 2021 in Mecklenburg – Die Nacht der nordischen Guts- und Herrenhäuser
Mittsommer Remise 2021 in Vorpommern – Die Nacht der nordischen Guts- und Herrenhäuser
Schloss Schlemmin, Mecklenburg-Vorpommern
Schloss Basedow, Mecklenburg-Vorpommern
Schlosspark und Schlossruine Pansevitz, Insel Rügen, Mecklenburg-Vorpommern
Gut Hohen Luckow, Mecklenburg-Vorpommern
Grand Hotel und Seebad Heiligendamm
Lesen Sie weitere Bewertungen von Flugzeugen, Airport Lounges, Mietwagen und Hotels.
© 2024, Betty. All rights reserved.