Schlösser und Herrenhäuser in der Mecklenburgischen Schweiz, Teil 2

Im zwei­ten Teil mei­ner Repor­ta­ge über eine Rund­fahrt zu Schlös­sern und Her­ren­häu­sern rund um die Meck­len­bur­gi­sche Seen­plat­te besu­che ich wei­te­re histo­ri­sche Gebäu­de, die teil­wei­se schon reno­viert wur­den oder aber noch auf einen Inve­stor war­ten. Geschich­ten kön­nen sie jedoch alle erzäh­len, von adli­gen Herr­schaf­ten und Guts­be­sit­zern, die einst hier in Meck­len­burg zu fin­den waren.

Schloss Kummerow

Mei­ne Rund­fahrt star­tet am Schloss Kum­me­row. Der Ort wur­de erst­mals bereits 1222 erwähnt und erhielt kur­ze Zeit spä­ter sogar das Stadt­recht. Bereits 1309 kam Kum­me­row, das damals noch Cum­e­row geschrie­ben wur­de, in den Besitz der Fami­lie von Malt­zahn. Die­se ver­lor das Anwe­sen mehr­mals durch Feh­den und Krie­ge, bekam es jedoch immer wie­der zurück. Im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg gab es gro­ße Ver­wü­stun­gen und die Stadt­rech­te gin­gen ver­lo­ren. Erst um 1730 erhol­te sich Kum­me­row und die Fami­lie von Malt­zahn ließ hier ein spät­ba­rockes Schloss nach Ver­sailler Vor­bild errichten.

Über die Jahr­hun­der­te wur­de das Schloss von ver­schie­de­nen Gene­ra­tio­nen der Fami­lie von Malt­zahn bewohnt und ist in bemer­kens­wert ori­gi­na­lem Zustand erhal­ten geblie­ben, wie auch ein Ver­gleich mit einem Abbild aus den Büchern von Alex­an­der Dun­cker zeigt.

Nach der Ent­eig­nung durch die Boden­re­form wur­de das Schloss zunächst als Qua­ran­tä­ne­la­ger für Flücht­lin­ge genutzt, bevor es spä­ter in den Besitz der Gemein­de über­ging. Die­se rich­te­te hier einen Kon­sum, eine Gast­wirt­schaft, eine Schu­le und einen Kin­der­gar­ten ein, die bis 1993 Bestand hatten.

Im Jahr 1993 wur­de Schloss Kum­me­row zu ersten Mal ver­kauft. Hier soll­te ein Hotel ent­ste­hen, doch die Plä­ne wur­den nie ver­wirk­licht und das Haus ver­fiel zuse­hends. Schließ­lich stürz­te sogar der Dach­stuhl ein und das Haus wur­de mas­siv beschä­digt. Erst 2011 ging das Schloss in den Besitz des Immo­bi­li­en­kauf­manns Tho­mas Kun­ert über, der mit einer Sanie­rung begon­nen hat. Inzwi­schen sind im Schloss Aus­stel­lungs­räu­me zu finden.

Schlosspark Remplin

Schon weit­hin zu sehen ist das gro­ße Tor­haus von Schloss Rem­p­lin. Es ist eines der Gebäu­de des gro­ßen Ensem­bles, das heu­te noch erhal­ten ist. Einst gehör­te das Schloss der Fami­lie von Hahn, die hier von 1405 bis 1816 resi­dier­te. Finan­zi­el­le Schwie­rig­kei­ten zwan­gen Carl Fried­rich Graf von Hahn jedoch zum Ver­kauf. Danach wech­sel­te zwei­mal der Besit­zer bis die Anla­ge 1852 von Her­zog Georg zu Meck­len­burg erwor­ben wur­de, der die rus­si­sche Linie des Hau­ses Mecklenburg-​Strelitz begründete.

Das Schloss stand zu jener Zeit schon, wur­de der Barock­bau doch bereits von den Gra­fen von Hahn errich­tet. Im Jahr 1865 kam es jedoch zu einem grö­ße­ren Umbau, den der Ber­li­ner Archi­tekt Fried­rich Hit­zig aus­führ­te. Anschlie­ßend ver­füg­te der Mit­tel­bau über eine Arca­den­för­mi­ge Log­gia und die Fas­sa­de war im Stil der Neo­re­nais­sance gestaltet.

Bis 1939 war das Schloss von der Fami­lie Mecklenburg-​Strelitz bewohnt. Sie wur­de jedoch auf­grund ihrer Ver­bin­dun­gen nach Russ­land von den Natio­nal­so­zia­li­sten ent­eig­net. Am 10. April 1940 stand das Schloss in Flam­men. Ver­mu­tet wird Brand­stif­tung, doch bewie­sen wer­den konn­te das nie. Heu­te sind nur noch Frag­men­te des Pracht­baus erhal­ten, die im Schloss­park aus­ge­stellt sind.

Ein­zig der Nord­flü­gel des Schlos­ses konn­te geret­tet wer­den. Vie­le der pracht­vol­len Ver­zie­run­gen sind jedoch über die Jah­re ver­lo­ren gegan­gen und heu­te war­tet das Gebäu­de noch auf sei­ne Sanierung.

Neben dem Nord­flü­gel sowie dem Tor­haus aus dem Jahr 1750 sind noch eini­ge wei­te­re Neben­ge­bäu­de der Schloss­an­la­ge erhal­ten geblie­ben. Dazu gehö­ren eini­ge Wirt­schafts­ge­bäu­de, die zum Teil auch schon saniert wurden.

Burg Schlitz

Burg Schlitz ist heu­te kei­ne klas­si­sche Burg mehr, son­dern viel­mehr ein klas­si­zi­sti­sches Her­ren­haus, das auf den Grund­mau­ern einer alten Burg­an­la­ge erbaut wur­de. Der Name stammt von den Reichs­gra­fen von Schlitz genannt Görtz, die das heu­ti­ge Her­ren­haus errich­ten lie­ßen. Der Bau begann 1806 unter Hans von Schlitz, der mit dem Namen Hans von Labes gebo­ren wur­de und aus Gut Zer­ni­kow stamm­te.

Das Her­ren­haus hat drei Flü­gel, die par­al­lel ange­ord­net sind. Der mitt­le­re Trakt ist dabei etwas zurück­ge­setzt. Hier befin­det sich das Haupt­por­tal des Hau­ses, das von zwei Löwen flan­kiert wird. Burg Schlitz gilt als größ­te klas­si­zi­sti­sche Anlan­ge in Meck­len­burg und konn­te 1824 fer­tig­ge­stellt werden.

Im Jahr 1931 bra­chen jedoch schwie­ri­ge Zei­ten für das herr­schaft­li­che Haus an. Das Anwe­sen geriet und Kon­kurs und so in den Besitz der Meck­len­bur­gi­schen Land­wirt­schafts­ge­sell­schaft, die es an den dama­li­gen Gene­ral­di­rek­tor der Deut­schen Bank, Emil Georg von Strauß, ver­äu­ßer­te. Nach der Ent­eig­nung 1945 folg­te zunächst die Nut­zung als Flücht­lings­un­ter­kunft, spä­ter als Schu­le und ab 1955 als Senio­ren­heim. In der 1990er Jah­ren wur­de Burg Schlitz schließ­lich zum Hotel umgebaut.

Das Her­ren­haus ist von einer gro­ßen Park­an­la­ge umge­ben, an des­sen Gestal­tung der Erbau­er Hans von Schlitz maß­geb­lich mit­wirk­te. Der Nym­phen­brun­nen kam aller­dings erst 1934 hier­her. Er wur­de ursprüng­lich 1903 vom Bild­hau­er Wal­ter Schott im Auf­trag des Ver­le­gers Rudolf Mos­se geschaffen.

Neues Schloss Schwiessel

Schloss Schwiessel erstrahlt heu­te wie­der in altem Glanz, doch zuvor durch­leb­te das Her­ren­haus eine sehr beweg­te Geschich­te. Erbaut wur­de es für Hen­nig von Bas­se­witz, der das Gut zuvor über­nom­men hat­te. Zuvor gab es ein Guts­haus aus Back­stein, das nun für den Guts­ver­wal­ter genutzt wur­de. Auch Schwiessel wur­de 1945 ent­eig­net und hat­te zunächst ver­schie­de­ne Nut­zun­gen, bevor es immer mehr ver­fiel und schließ­lich als Rui­ne ende­te, von der nur noch die Außen­mau­ern stan­den. So wur­de es von einem pri­va­ten Eigen­tü­mer erwor­ben, der das Guts­haus wie­der auf­bau­en ließ.

Gutshaus Levitzow

Levitzow wur­de erst­ma­lig 1236 erwähnt und war vie­le Jahr­hun­der­te im Besitz der Fami­lie von Lowtzow, die hier auch ein Her­ren­haus errich­ten ließ. Ab 1796 gab es jedoch meh­re­re Eigen­tü­mer­wech­sel bis die Fami­lie von Nahm­ma­cher das Gut erwarb. Für sie wur­de 1899 das neue Guts­haus erbaut. Nach der Ent­eig­nung gab es ver­schie­de­ne Nut­zun­gen durch die Gemein­de und nach der Wen­de wur­de das Haus ver­kauft. Im Jahr 1994 begann schließ­lich eine Sanie­rung und es wur­den elf Woh­nun­gen im Guts­haus eingerichtet.

Herrenhaus Vogelsang

Erst­mal urkund­lich erwähnt wur­de Vogel­sang schon im Jahr 1379 als es in den Besitz der Rostocker Fami­lie von Woze­nitz kam. Über drei­hun­dert Jah­re bewirt­schaf­te­te die Fami­lie das Gut, bevor es zur Fami­lie Ples­sen wech­sel­te und anschlie­ßend ver­schie­de­ne Besit­zer hat­te. Hans Carl Peter Man­ecke erwarb das Gut 1836 und ließ bis 1840 das Her­ren­haus im Tudor­stil errich­ten sowie einen Land­schafts­park anle­gen. Der Ham­bur­ger Kauf­mann Juli­us Hüni­ken kauf­te Vogel­sang 1884 und ließ sowohl das Her­ren­haus als auch den Park 1893 erneu­ern. Nach der Boden­re­form wur­de das Anwe­sen volks­ei­ge­nes Gut und das Haus ist erst seit 2010 wie­der in pri­va­ter Hand.

Schloß Vietgest

Schloß Viet­gest (Eigen­schreib­wei­se) wur­de im Stil des Barocks zwi­schen 1792 und 1794 für Johann Fried­rich Boldt erbaut, nach­dem er 1786 Besit­zer des Gutes wur­de. Lan­ge blieb das Her­ren­haus jedoch nicht in der Fami­lie, denn sei­ne Erben ver­kauf­ten im Jahr 1819 den gesam­ten Besitz. Näch­ster Besit­zer war Cor­ne­li­us Frei­herr von Her­zeele, bevor Viet­gest 1841 an Fürst Georg Wil­helm zu Schaumburg-​Lippe ver­äu­ßert wurde.

Das Für­sten­haus Schaumburg-​Lippe besaß rund 6668 Hekt­ar Grund­be­sitz in Meck­len­burg, wur­de aber im Zuge der Boden­re­form 1945 ent­eig­net. Anschlie­ßend wur­de Schloß Viet­gest für vie­le Jah­re als Feri­en­heim der CDU genutzt, bevor es nach der Wen­de zum Hotel umge­baut wurde.

Im Jahr 2013 gab es schließ­lich noch­mals einen Besit­zer­wech­sel als der Skan­di­na­vi­er Anders Tind Kri­sten­sen das Anwe­sen kauf­te, um es als Wohn­haus zu nut­zen. Er ließ Fas­sa­de und Dach auf­wen­dig sanie­ren, ver­kauf­te den Besitz jedoch 2019 an das Ham­bur­ger Ehe­paar Miri­am und Hel­ge Jan Hager. Heu­te wird das Schloss wie­der als Hotel und Ver­an­stal­tungs­zen­trum geführt.

Damit endet mei­ne klei­ne Rund­rei­se durch die Meck­len­bur­gi­sche Schweiz, doch im hohen Nor­den Deutsch­lands gibt es noch viel mehr Schlös­ser. Herren- und Guts­häu­ser zu ent­decken, sodass die­se auf jeden Fall nicht mein letz­ter Aus­flug gewe­sen sein wird.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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