Kleiner Rundgang durch Offenbach am Main, Hessen

Offen­bach ist zwar die fünft­größ­te Stadt in Hes­sen, steht aber doch im Schat­ten von Frank­furt am Main, mit dem es auch über einen Regio­nal­ver­band ver­bun­den ist. Die Stadt am süd­li­chen Main­ufer ist eigent­lich huge­not­tisch geprägt, wur­de aber im Zwei­ten Welt­krieg stark zer­stört, sodass nur wenig der histo­ri­schen Bau­sub­stanz erhal­ten geblie­ben ist. Trotz­dem fin­den sich eini­ge inter­es­san­te Orte, die ich auf mei­nem Stadt­rund­gang besucht habe.

Ich star­te mei­nen Rund­gang an der fran­zö­sisch refor­mier­ten Kir­che, die zwi­schen 1717 und 1718 erbaut wur­de. Das Got­tes­haus wur­de in der für die Huge­not­ten typi­schen Scheu­nen­form erbaut, nach­dem um 1698 eine gro­ße Grup­pe Offen­bach erreicht hat­te, die zuvor über die Schweiz aus Frank­reich geflo­hen war.

Von der Kir­che lau­fe ich wei­ter zum Büsing­park, an den das reprä­sen­ta­ti­ve Büsing Palais grenzt. Ursprüng­lich erbaut wur­de das Her­ren­haus in der zwei­ten Hälf­te des 18. Jahr­hun­derts für die Unter­neh­mer Peter Ber­nard und Johann Georg d’Orville und 1775 leb­te sogar Johann Wolf­gang von Goe­the für einen Som­mer mit sei­ner dama­li­gen Ver­lob­ten im Palais. Der ein­sti­ge Land­schafts­gar­ten ist heu­te in Grund­zü­gen als Büsing Park erhalten.

Durch Ver­er­bung kam das Anwe­sen 1891 in die Hän­de von Adolf Frei­herr von Büsing-​Orville. Er beauf­trag­te den neo­ba­rocken Aus­bau des Her­ren­hau­ses und von ihm hat das Palais auch sei­nen heu­ti­gen Namen erhal­ten. Seit 1921 gehört das Büsing Palais der Stadt Offen­bach, die hier zunächst ihr Rat­haus ansie­del­te. Im Zwei­ten Welt­krieg wur­de das Palais jedoch bis auf die Grund­mau­ern zer­stört und in den Nach­kriegs­jah­ren wie­der aufgebaut.

Heu­te wird der Haupt­teil des Gebäu­des als Ver­an­stal­tungs­zen­trum genutzt, wobei das ange­schlos­se­ne She­ra­ton Hotel den Ver­trieb über­nom­men hat. In den Sei­ten­flü­geln sind ein Muse­um sowie die Stadt­bi­blio­thek Offen­bach untergebracht.

Ich fol­ge der Kirch­gas­se, die mich zur Rui­ne eines Kirch­turms führt. Der gehör­te einst zur um 1700 erbau­ten Schloss­kir­che, die bis auf dem Stumpf des Tur­mes im Krieg voll­stän­dig zer­stört wur­de. Der Turm wur­de spä­ter gesi­chert und mit einem Dach versehen.

Ganz in der Nähe befin­det sich auch das Isen­bur­ger Schloss, das einer der bedeu­tend­sten Renais­sance­bau­ten nörd­lich der Alpen ist und um 1576 für den Gra­fen von Isen­burg erbaut wur­de. Eigent­lich war das Schloss als vier­flü­ge­li­ge Anla­ge geplant, was jedoch nie rea­li­siert wur­de. Zwi­schen 1628 und 171 war Schloss Isen­burg die Resi­denz der Gra­fen von Isenburg-​Offenbach und blieb spä­ter im Besitz der Für­sten zu Isen­burg und Büdin­gen. Im Zwei­ten Welt­krieg wur­de auch das Schloss schwer beschä­digt und von 1952 bis 1956 wie­der aufgebaut.

Vie­le Details am Gebäu­de wur­den wäh­rend des Wie­der­auf­baus restau­riert und sind so auch heu­te noch um Gebäu­de zu bewun­dern. Lei­der schei­nen es aber nicht alle Men­schen ganz so pfleg­lich zu behan­deln, was ich trau­rig fin­de. Das Schloss wird inzwi­schen von der Hoch­schu­le für Gestal­tung genutzt, nach­dem es bis 1997 das Jugend­amt und die Jugend­hil­fe beher­bergt hat­te. Die Stu­den­ten schei­nen aber nicht alle einen Sinn für das wun­der­schö­ne Gebäu­de zu haben, da an eini­gen Stel­len mut­wil­li­ge Beschä­di­gun­gen zu erken­nen sind.

Bemer­kens­wert an dem Gebäu­de ist übri­gens auch, dass es von bei­den Sei­ten völ­lig unter­schied­lich aus­sieht. Wäh­rend es auf der einen Sei­te die eher offe­ne Bau­wei­se mit den Bal­ko­nen gibt, ist der Bau zu Stra­ße hin eher verschlossen.

Das Schloss ist nur durch eine Stra­ße vom Main­ufer getrennt. Der Fluss ist zur Stadt hin heu­te durch eine Flut­mau­er geschützt, von der ich einen schö­nen Blick auf den Fluss habe.

Das Fluss­ufer lädt hier ein wenig zum Fla­nie­ren und Ent­span­nen ein, zeigt aber auch die Gewalt des Was­sers. An einer Säu­le sind die Hoch­was­ser­stän­de ver­gan­ge­ner Jahr­hun­der­te abzulesen.

Für mich geht es nun mit dem Bus wei­ter in den Stadt­teil Rum­pen­heim. Ich hät­te auch dem Fluss­ufer fol­gen kön­nen, doch das hät­te min­de­stens eine Stun­de Fuß­weg bedeu­tet. Rum­pen­heim ist eine uralte Sied­lung, die wahr­schein­lich schon auf die Fran­ken im 5. Jahr­hun­dert zurück­geht. Seit 1942 gehört Rum­pen­heim zur Stadt Offen­bach und wur­de in den ver­gan­ge­nen Jah­ren mas­siv aus­ge­baut, sodass aus den ehe­mals rund 300 Ein­woh­nern heu­te mehr als 5000 Men­schen gewor­den sind.

Das wohl schön­ste Gebäu­de in Rum­pen­heim und auch der Grund, war­um ich hier­her­ge­kom­men bin, ist das Rum­pen­hei­mer Schloss mit sei­nem ange­schlos­se­nen Park. Der Kern des Baus geht auf ein Her­ren­haus zurück, das bereits 1674 für Graf Fried­rich Casi­mir von Hanau erbaut wur­de. Spä­ter wur­de das Her­ren­haus zum Mit­tel­bau des Schlos­ses, das ab 1771 zum fürst­li­chen Land­sitz des Hau­ses Hessen-​Kassel errich­tet wur­de. Im 19. Jahr­hun­dert gin­gen hier vie­le gekrön­te Häup­ter ein und aus, unter ihnen der öster­rei­chi­sche Kai­ser Franz Joseph, Russ­lands Zar Alex­an­der III. sowie die däni­schen Köni­ge Chri­sti­an IX. und Fried­rich VII. Prinz Wil­helm von Schleswig-​Holstein-​Glücksburg wur­de hier sogar die grie­chi­sche Königs­kro­ne ange­tra­gen, die die­ser annahm.

Im Zwei­ten Welt­krieg wur­de der Mit­tel­bau stark beschä­digt, in den Sei­ten­tei­len wur­den spä­ter Flücht­lin­ge unter­ge­bracht. Im Jahr 1965 erwarb schließ­lich die Stadt das inzwi­schen zu Rui­ne ver­fal­le­ne Ensem­ble und plan­te den Abriss. Es gab 1973 sogar einen Archi­tek­tur­wett­be­werb für eine Hoch­haus­zei­le, die hier erbaut wer­den soll­te. Eine Bür­ger­initia­ti­ve ver­hin­der­te jedoch den Abriss und so kam es in den 1980er Jah­ren zu ersten Siche­rungs­ar­bei­ten. Erst seit 2002 erstrahlt das gesam­te Schloss wie­der in alter Schön­heit, nach­dem eine Sanie­rung abge­schlos­sen wur­de. Heu­te befin­den sich Eigen­tums­woh­nun­gen in dem histo­ri­schen Gemäuer.

An das Schloss schließt sich der Schloss­park an, in dem sich das 1823 errich­te­te Mau­so­le­um befin­det. Hier wur­den sieb­zehn Mit­glie­der der Fami­lie Hessen-​Kassel-​Rumpenheim  bei­gesetzt. Am 15.02.1964 wur­de das Mau­so­le­um jedoch geräumt und die Gebei­ne in eine Gruft an der Schloss­kir­che umge­bet­tet. Das Gebäu­de hin­ge­gen wur­de erwei­tert und wird bis heu­te als Ver­an­stal­tungs­zen­trum genutzt.

Gegen­über des Mau­so­le­ums steht die Schloss­kir­che Rum­pen­heim, die zwi­schen 1756 und 1761 erbaut wur­de. Seit dem Aus­bau des Schlos­ses wur­de die Kir­che vom Für­sten­haus genutzt und noch heu­te fin­det sich über der Tür das Wap­pen des Kur­für­sten­tums Hessen.

Ich fol­ge nun einem der Wege durch den Park, der um 1780 als eng­li­schen Land­schafts­gar­ten ange­legt wur­de. Noch heu­te sind eini­ge Ele­men­te des Gar­ten­baus im Park zu finden.

Vom Schwei­zer­haus hin­ge­gen sind nur noch die Grund­mau­ern erhal­ten. Gar­ten­häu­ser im Schwei­zer Stil waren im 19. Jahr­hun­dert sehr beliebt. Beson­ders in Eng­land habe ich eini­ge die­ser Häu­ser schon gese­hen. Hier in Rum­pen­heim wur­de das Haus wahr­schein­lich im Zuge der Park­erwei­te­rung um das Jahr 1858 erbaut.

Erst­mals erwähnt wur­de es jeden­falls 1862 und aus dem Jahr 1870 exi­stiert die­ses Foto des Gebäu­des. Mit­te des 20. Jahr­hun­derts war das Haus jedoch ver­fal­len und wur­de wahr­schein­lich um 1965 abgerissen.

Ich lau­fe wei­ter und sto­ße ganz im Osten des Parks auf die Zaren­lin­de. Der Baum ist eine soge­nann­te Krim-​Linde, die aus der hei­mi­schen Win­ter­lin­de und der Schwarzmeer-​Linde gezüch­tet wur­de. Ver­mut­lich wur­de der Bau Anfang des 20. Jahr­hun­derts gepflanzt, als der letz­te rus­si­sche Zar Niko­laus II. mehr­mals in Hes­sen zu Besuch war.

Mein Rund­gang endet schließ­lich am tür­ki­schen Pavil­lon mit sei­nem cha­rak­te­ri­sti­schen Halb­mond auf dem Dach. Auch die­ser Unter­stand wur­de einst als deko­ra­ti­ves Ele­ment im Park errich­tet und erst in den letz­ten Jah­ren saniert.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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