Stadtrundgang durch Vilnius, Litauen, Teil 2

Im zwei­ten Teil mei­nes Stadt­rund­gangs durch Vil­ni­us set­ze ich nun die Besich­ti­gung der litaui­schen Haupt­stadt fort. Start­punkt ist für mich der Gedimi­nas Turm, der sich auf dem 142 Meter hohen Gedimi­nas Hügel befin­det und eines der Wahr­zei­chen von Vil­ni­us ist.

Um auf den Gedimi­nas Hügel zu kom­men, gab es lan­ge Zeit nur einen Weg, zu Fuß. Eine lan­ge Trep­pe führt hin­auf auf den Haus­berg von Vil­ni­us und die kann auch heu­te noch genutzt werden.

Seit 2003 gibt es noch einen wei­te­ren Weg, einen Schräg­auf­zug, der an die Hang­sei­te gebaut wur­de. In einer knap­pen Minu­te kann ich so ganz bequem auf den Hügel gelangen …

… und von der obe­ren Sta­ti­on gleich mal die spek­ta­ku­lä­re Aus­sicht über den Neris Fluss und hin zur Vil­ni­us City genießen.

Die Spit­ze des Gedimi­nas Hügels wird vom Gedimi­nas Turm gekrönt. Er ist der ein­zi­ge erhal­te­ne Turm der obe­ren Burg von Vil­ni­us, die sich einst auf die­sem Hügel befand. Erbaut wur­de die Burg um 1323 für Groß­fürst Gedimi­nas und war einst der Herr­scher­sitz in Vilnius.

Im Turm ist heu­te ein Muse­um zu fin­den. Auf meh­re­ren Eta­gen sind Dauer- und Wech­sel­aus­stel­lun­gen zu fin­den. Im Som­mer 2021 wur­de unter ande­rem die Unab­hän­gig­keit der bal­ti­schen Staa­ten the­ma­ti­siert. Drei­ßig Jah­re ist es inzwi­schen her, dass die drei Län­der sich von der dama­li­gen Sowjet­uni­on los­sag­ten. Unver­gess­lich ist dabei die Men­schen­ket­te, die von Vil­ni­us über Riga nach Tal­linn reich­te und an der rund ein Vier­tel der Bevöl­ke­rung der drei Län­der teilnahm.

Immer wie­der fas­zi­niert aber auch die fan­ta­sti­sche Aus­sicht durch die Rundbogenfenster.

Die Dau­er­aus­stel­lung befasst sich hin­ge­gen mit Fun­den aus dem spä­ten Mit­tel­al­ter, als die Burg­an­la­ge ihre Hoch­zeit erlebte.

Über eine zuwei­len recht stei­le Trep­pe kann ich bis auf das Dach des Turms gelan­gen, wo sich eine Aus­sichts­ter­ras­se befindet.

Von hier habe ich einen traum­haf­ten Rund­um­blick auf Vil­ni­us und bei schö­nem Wet­ter wie heu­te auch noch über die Stadt­gren­zen hinaus.

Gleich zu mei­nen Füßen habe ich einen schö­nen Blick auf den Palast der Groß­für­sten von Litau­en, der erst in den 2000er Jah­ren wie­der auf­ge­baut wur­de und heu­te ver­schie­de­ne Muse­en beher­bergt. Ihn will ich spä­ter noch besichtigen.

Schön auch der Blick über die Alt­stadt mit ihren histo­ri­schen Gebäu­den und dem Prä­si­den­ten­pa­last rechts im Bild, den ich eben­falls noch besu­chen möchte.

Auf den Hügeln am Ran­de der Stadt ist der 326 Meter hohe Fern­seh­turm zu erken­nen, der auch über eine Aus­sichts­platt­form ver­fügt. Er wur­de zwi­schen 1974 und 1980 erbaut. Wäh­rend der Los­lö­sung der bal­ti­schen Staa­ten von der Sowjet­uni­on kam es hier zu einem blu­ti­gen Zwi­schen­fall. Am 13. Janu­ar 1991 roll­ten sowje­ti­sche Pan­zer nach Vil­ni­us ein und woll­ten neben dem Par­la­ment den Fern­seh­turm beset­zen. Um den Turm her­um bil­de­te sich eine Men­schen­ket­te, um das zu ver­hin­dern. Wäh­rend der Akti­on wur­den meh­re­re Men­schen von Pan­zern über­rollt. Für sie gibt es heu­te ein Denk­mal am Fuße des Turms.

Vom Fern­seh­turm schweift mein Blick nun noch ein­mal zu den Hoch­häu­sern von Vil­ni­us City und wei­ter über das rech­te Nerisufer.

Hier kann ich auch den Sport­pa­last erblicken, der zwi­schen 1961 und 1971 erbaut wur­de. Der Ent­wurf ori­en­tiert sich an dem 1966 fer­tig­ge­stell­ten Sport­pa­last von Minsk und beson­ders die Dach­kon­struk­ti­on ist sehr gewagt. Eigent­lich soll­te das Gebäu­de längst abge­ris­sen sein, nach­dem es Anfang der 1990er Jah­re an einen pri­va­ten Inve­stor ver­kauft wur­de. Dar­aus wur­de jedoch nichts, nach­dem die Stadt­ver­wal­tung es unter Denk­mal­schutz gestellt hat­te. Seit­dem steht der Sport­pa­last leer und ver­fällt immer mehr, da sich bis­her kei­ne Nut­zung gefun­den hat.

In der Fer­ne ent­decke ich schließ­lich noch die Kir­che St. Peter und Paul, eine wei­te­re bedeu­ten­de Kir­che in der litaui­schen Hauptstadt.

Und schließ­lich ent­decke ich noch ein­mal die drei Kreu­ze auf der bewal­de­ten Erhe­bung gleich neben dem Gedimi­nas Hügel, zu denen man eben­falls wan­dern kann.

Davor bie­tet sich ein Blick über die Grund­mau­ern der obe­ren Burg, die gesi­chertt wur­den und nun begeh­bar sind.

Nach mei­nem Besuch neh­me ich noch ein­mal den Schräg­seil­auf­zug, um den Gedimi­nas Hügel wie­der zu verlassen.

Zurück in der Alt­stadt set­ze ich nun mei­nen Rund­gang fort. Gleich an der näch­sten Stra­ßen­ecke ent­decke ich die Biblio­thek der Aka­de­mie der Wissenschaften.

Gegen­über befin­det sich das litaui­sche Natio­nal­mu­se­um. Das Muse­um wur­de 1855 gegrün­det und beher­bergt über 800.000 Ausstellungsobjekte.

Etwas wei­ter süd­lich des Muse­ums beginnt der Gedimi­nas Pro­spekt, eine Pracht­stra­ße, die den Kathe­dra­len­platz mit dem Par­la­ments­ge­bäu­de ver­bin­det. An deren Beginn befin­det sich gleich ein schön reno­vier­tes Gebäu­de, in dem heu­te die iri­sche Bot­schaft zu fin­den ist.

Ein Teil des Gedimi­nas Pro­spekt wird an bestimm­ten Tagen zu einer Fuß­gän­ger­zo­ne umge­wan­delt. Das von Geschäf­ten gesäum­te Gebiet wird dann von Fuß­gän­gern und bei schö­nem Wet­ter von vie­len klei­nen Cafés erobert.

An eini­gen Gebäu­de nagt aber auch hier noch immer der Zahn der Zeit. Man sieht beim genaue­ren Hin­se­hen, dass doch nicht ganz so viel Finanz­mit­tel zur Ver­fü­gung ste­hen wie in den nörd­li­chen Nach­bar­län­dern. Auch am Preis­ni­veau ist zu mer­ken, dass die Ein­kom­men hier etwas nied­ri­ger lie­gen. Ande­ren Häu­ser konn­ten aber inzwi­schen wie­der her­ge­rich­tet wer­den, sodass Hoff­nung besteht, dass die Reno­vie­rungs­ar­bei­ten weitergehen.

Nach rund einem Kilo­me­ter gelan­ge ich zu einem rie­si­gen Gebäu­de, das 1888 als Gericht eröff­net wur­de. Im Jahr 1940 zog jedoch der KGB in das Gebäu­de und nutz­te es bis in die 1980er Jah­re zur Vor­be­rei­tung der Depor­ta­ti­on von poli­ti­schen Geg­ner in den Gulag, die Zwangs­ar­bei­ter­la­ger in der Sowjet­uni­on. Auch Hin­rich­tun­gen wur­den hier einst durch­ge­führt. Seit 1992 ist das Gebäu­de ein Muse­um und doku­men­tiert die Okku­pa­ti­on von Litauen.

In die Wän­de des Gebäu­des wur­den vie­le Namen von Opfern des KGB ein­gra­viert und so wur­de der gesam­te Kom­plex auch zu einer Gedenkstätte.

Ab und zu nut­ze ich nun auch eini­ge Sei­ten­stra­ßen, um noch ein biss­chen wei­ter durch die Stadt zu bum­meln. Dabei ent­decke ich zuwei­len auch recht kurio­se Auslagen.

Direkt an der Ecke gegen­über dem Lukis­kes Platz befin­det sich die spa­ni­sche Bot­schaft in die­sem wun­der­schö­nen Gebäu­de. Hier ver­las­se ich den Gedimi­nas Pro­spekt, um in Rich­tung Vil­ni­us City weiterzulaufen.

Über die Bal­ta­sis­brücke kann ich nun den Fluss Neris über­que­ren. Die Neris ist rund fünf­hun­dert Kilo­me­ter lang und ent­springt im Nor­den von Weiß­russ­land. In der Nähe von Kau­nas in Litau­en mün­det sie schließ­lich in die Memel.

In der Fer­ne kann ich die Tür­me der Kir­che des Erz­engels Rapha­el sehen.

Die 1966 erbau­te Bal­ta­sis­brücke ist ledig­lich für Fuß­gän­ger und Rad­fah­rer frei­ge­ge­ben und führt direkt nach Vil­ni­us City. Die Anfän­ge des Stadt­vier­tels gehen bereits auf das Jahr 1963 zurück, als hier das sowje­ti­sche Intu­rist Hotel für inter­na­tio­na­le Tou­ri­sten erbaut wur­de. Rich­tig Schwung kam in die Ent­wick­lung aber erst in den 1990er Jah­ren. Die Idee war, hier ein neu­es Geschäfts­zen­trum zu grün­den, da es gute Infra­struk­tur gab und so kei­ne histo­ri­schen Gebäu­de abge­ris­sen wer­den mussten.

In den ver­gan­ge­nen fünf­und­zwan­zig Jah­ren ist ein Vier­tel mit eini­gen inter­es­san­ten Gebäu­den ent­stan­den. Dazu gehört der 148 Meter hohe Euro­pa Tower, der das höch­ste Gebäu­de der bal­ti­schen Staa­ten ist. Auch die schwe­di­sche Swed­bank hat hier ihre litaui­sche Zen­tra­le angesiedelt.

Das 1963 als Intu­rist Hotel geplan­te und 1983 fer­tig­ge­stell­te Hotel gibt es übri­gens heu­te noch. Mit sei­nen 22 Stock­wer­ken war es das erste Hoch­haus von Vil­ni­us und wird heu­te als Radis­son Blu Hotel geführt.

Ich fol­ge nun dem rech­ten Ufer der Neris gen Osten. Die Ufer­pro­me­na­de ist hier für Fuß­gän­ger gut aus­ge­baut und teil­wei­se neu ange­legt wor­den. Hoch über dem Fluss ent­deck­te ich den Raduszkie­wicz Palast, ein 1894 bis 1897 errich­te­tes Stadt­pa­lais. Zwi­schen 1962 und 1963 wur­de aller­dings ein Teil des Gebäu­des abge­ris­sen, sodass nur ein Bruch­teil des dama­li­gen Pracht­baus erhal­ten ist.

Ein Stück wei­ter habe ich an einer Bie­gung der Neris einen schö­nen Blick auf den Gedimi­nas Hügel und die obe­re Burganlage.

Unüber­seh­bar am Ufer ist der Kran­ti­nes Bogen, ein Kunst­werk, das aus alten Gas­pipe­lines erschaf­fen wurde.

Bis zum schö­nen Gebäu­de des heu­ti­gen Ener­gie­wirt­schafts­mu­se­ums fol­ge ich der Ufer­pro­me­na­de, bevor ich über die König-​Mindaugas-​Brücke in die Alt­stadt zurückkehre.

Von der erst 2003 eröff­ne­ten Brücke habe ich einen fan­ta­sti­schen Aus­blick auf die obe­re Burg im Abendlicht.

Schließ­lich ste­he ich wie­der vor dem Natio­nal­mu­se­um, wo mein nach­mit­täg­li­cher Rund­gang durch die etwas jün­ge­ren Stadt­vier­tel von Vil­ni­us begon­nen hat.

Einen kur­zen Blick wer­fe ich noch auf die Kathe­dra­le von Vil­ni­us, die eben­falls wun­der­schön von der Abend­son­ne ange­strahlt wird. Das Got­tes­haus stell ich in einem sepa­ra­ten Arti­kel näher vor.

Für einen klei­nen Spa­zier­gang im Abend­licht eig­net sich die­se Ecke sehr schön und beson­ders am Ufer der Neris herrscht eine rich­tig schö­ne Stim­mung. Hier tref­fen sich auf vie­le Ein­hei­mi­sche und genie­ßen die letz­ten Minu­ten des Tages.

Damit endet mein Stadt­rund­gang durch Vil­ni­us. Eini­ge beson­de­re Bau­wer­ke wie den Palast der Groß­für­sten sowie die Kathe­dra­le und den Prä­si­den­ten­pa­last stel­le ich in sepa­ra­ten Arti­keln vor. Ich habe wäh­rend mei­ner kur­zen Städ­te­rei­se sicher­lich nicht alle Sehens­wür­dig­kei­ten der Stadt besu­chen kön­nen, aber doch einen sehr guten Über­blick gewonnen.

Wei­te­re Arti­kel die­ser Reise:

Aller guten Din­ge sind drei – Städ­te­rei­se nach Vil­ni­us, Litauen

Stadt­rund­gang durch Vil­ni­us, Litau­en, Teil 1

Stadt­rund­gang durch Vil­ni­us, Litau­en, Teil 2

Roya­le Wur­zeln – der Palast der Groß­her­zö­ge von Litauen

Geist­li­che und welt­li­che Zen­tren, Vil­ni­us, Litauen

Tipps für den Städ­te­trip nach Vilnius

Review: LOT Busi­ness Class Embraer 195: Warschau-Vilnius

Review: Hotel Pacai, Design Hotels

Review: Hil­ton Gar­den Inn Vil­ni­us City Centre

Review: Nar­bu­tas Busi­ness Lounge Vil­ni­us Airport

Review: LOT Busi­ness Class Embraer 170: Warschau-Berlin

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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