Schlösser und Herrenhäuser rund um Danzig, Polen – Teil 1
Seitdem ich die sechzehn Bildbände von Alexander Duncker „Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preussischen Monarchie” entdeckt habe, habe ich begonnen, mich mehr mit der Geschichte dieser Orte zu beschäftigen und einige von ihnen auch aufzusuchen. Da die Bezirke um Danzig seit 1772 ebenfalls zu Preußen gehörten, sind auch einige Herrenhäuser aus dieser Region in den Bildbänden zu finden. So habe ich mich zum ersten Mal auf Spurensuche im heutigen Polen gemacht und dabei einige interessante Orte entdeckt.
Schloss Neustadt
Das Schloss Neustadt befindet sich nordwestlich von Danzig und wird heute als Museum für kaschubisch-pommersche Literatur und Musik genutzt. Erbaut wurde es zwischen 1767 und 1782 für die Familie Przebendowski, die ab 1720 Eigentümer des hier ansässigen Gutes war.
Der Standort für das Schloss wurde sorgfältig gewählt und befand sich direkt an einer Achse der Straße, die vom Marktplatz wegführte und nahe der attraktive Stadtgärten am Fluss Cedron.
Nach der ersten Teilung Polens wurden die Arbeiten jedoch eingestellt und Ignacy Franciszek Przebendowski entschloss sich, seine Heimat endgültig in Richtung Warschau zu verlassen. Die Güter wurden 1782 an den englischen Kaufmann Aleksander Gibson verkauft. Lange blieb Gibson jedoch nicht Eigentümer, denn schon 1790 wurde das Gut von der Familie Keyserlingk übernommen, die hier bis zur Enteignung 1945 ansässig war.
Otton Aleksander von Keyserlingk vollendete um 1800 schließlich den Schlossbau, allerdings in veränderter Form. Sein heutiges Aussehen bekam das Gebäude aber erst fünfzig Jahre später, als Graf Otto Archibald von Keyserlingk es im neugotischen Stil umbauen ließ.
Und wie dieser Umbau kurz nach seiner Fertigstellung ausgesehen hat, ist sehr schön im Bildband von Alexander Duncker erhalten.
Ein paar Veränderungen hat es seitdem gegeben, doch im Großen und Ganzen ist das Gebäude noch immer sehr gut erhalten, was allerdings größtenteils der erst kürzlich erfolgten umfassenden Renovierung zu verdanken ist. Zuvor wurde das Gebäude, wie viele andere historische Stätten im Ostblock, leider lange Zeit vernachlässigt.
Umgeben ist das Museum von einem schönen Park, der kostenlos besucht werden kann. Ein interessantes Detail ist auf jeden Fall der Teich mit dem Entenhaus in Form eines Herrenhauses.
Im Park leben auch einige andere Tiere wie dieser Rosapelikan, der bei meinem Besuch allerdings eher weiß erschien. Eigentlich kommen die Vögel in Südostafrika, im Nahen und Mittleren Osten sowie am Kaspischen Meer vor. Die rosa Gefiederfarbe ist nur das Paarungsgewand des Vogels, ansonsten erscheint er eher weiß.
Ebenfalls im Park sind diese Kronenkraniche zu finden, die ursprünglich in Westafrika beheimatet sind.
Im Park zu finden ist außerdem der Abschluss eines Rundwegs durch Neustadt, der dem kaschubischen Alphabet folgt, das auch kaschubische Noten genannt wird. Es handelt sich hierbei um eine Art Hieroglyphen, die heute besonders von Folklorebands gesungen werden.
Schloss Klanin
Ein weiterer Palast, den ich auf meiner Rundfahrt entdecke, ist Schloss Klanin im ehemaligen Kreis Puck, das allerdings als einziges Gebäude, das ich heute besuche, nicht im Dunckerschen Bildband zu finden ist. Leider ist das Tor verschlossen, sodass ich nur einen Blick über den Zaun des Anwesens werfen kann.
Das Gut Klanin existierte bereits seit 1285, das Schloss wurde aber erst im 17. Jahrhundert erbaut und anschließend mehrmals umgebaut. Letzte Eigentümer vor der Enteignung waren die von Grass, die im Haus wertvolle Danziger Dielenschränke und eine Wendeltreppe einbauen ließen.
Bemerkenswert ist auch der an das Haus angebaute Wasserturm, der das Gebäude noch bis in die 1950er Jahre mit Wasser versorgte.
Etwas entfernt vom Schloss sind noch die Reste der Gutsanlage zu finden. Einige Gebäude sind aber auch heute noch in Benutzung.
Schloss Rutzau
Schloss Rutzau liegt in der Nähe von Putzig direkt an der Danziger Bucht. Ein erstes Herrenhaus wurde hier schon 1576 errichte, das jedoch in den napoleonischen Kriegen komplett zerstört wurde. Das heutige wurde zwischen 1840 und 1845 nach Plänen von Friedrich August Stüler errichtet.
Inzwischen wird Schloss Rutzau als Hotel genutzt und bei meinem Besuch steppte hier der Bär, denn es fand eine größere Veranstaltung statt, sodass ich auf der Vorderseite des Hauses kaum ungestört fotografieren konnte.
Auf dem historischen Bild im Alexander Duncker Bildband sind vor allem der markante Turm sowie die Lage an der Danziger Bucht zu erkennen.
Auf einem Rundgang um das Gebäude und durch den Park sehe ich mir beides näher an. Hier ist alles sehr schön gepflegt, was bei einer Nutzung als Hotel aber auch zu erwarten war.
Ein interessanter Fakt aus der Geschichte des Schlosses ist der Besuch des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV., der 1851 zu Gast war, um einer Sonnenfinsternis in Westpommern beizuwohnen.
Interessant ist auch die Straße, die zum Anwesen führt, denn die ist noch heute komplett im historischen Kopfsteinpflaster erhalten.
Damit endet der erste Teil meiner Rundfahrt zu Schlössern und Herrenhäuser rund um Danzig. Im zweiten Teil besuche ich drei weitere historische Gebäude, die ebenfalls schon in den Bildbänden von Alexander Duncker verewigt wurden und auch heute noch erhalten sind.
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