BER testen – ein Erfahrungsbericht vom neuen Berliner Flughafen

Am 31. Okto­ber 2020 soll es end­lich so weit sein und der neue Ber­li­ner Flug­ha­fen soll sei­ne Pfor­ten öff­nen. Doch bevor so ein neu­er Flug­ha­fen ans Netz gehen kann, muss eini­ges gete­stet wer­den, auch der Betrieb mit Pas­sa­gie­ren. Tau­sen­de Kom­par­sen wur­den rekru­tiert, um zu erfah­ren, ob ein Real­be­trieb rei­bungs­los mög­lich ist. An einem die­ser Tage war ich Teil des Test­be­triebs und ver­brach­te span­nen­de Stun­den auf dem nagel­neu­en Flughafen. 

Schon ein­mal habe ich den BER betre­ten, damals 2012, als der letz­te gro­ße Eröff­nungs­ter­min gera­de geplatzt war. Wäh­rend es sei­ner­zeit ein Pres­se­rund­gang war, habe ich nun also am Pro­be­be­trieb teil­ge­nom­men und so einen inter­es­san­ten Ein­blick in die Abläu­fe am BER bekommen.

Doch begon­nen hat der Tag erst ein­mal mit der Fahrt zum Flug­ha­fen. Ich habe mich für die Anrei­se mit dem Auto ent­schie­den, denn ich war neu­gie­rig, wie die Zufahrt gestal­tet wur­de. So fuhr ich also über eine lan­ge, gera­de vier­spu­ri­ge Stra­ße, auf der so gar kein Ver­kehr herrsch­te. Klar, noch ist der BER ja nicht in Betrieb.

Im Park­haus ist es dann nicht mehr ganz so leer. Ein paar Tester sind wohl schon vor mir ange­kom­men. Trotz kosten­lo­sem Bahn­ticket habe auch ich mich für die Anrei­se mit dem Auto ent­schie­den, denn die S‑Bahn fährt noch nicht zum BER und ich hät­te einen umständ­li­chen Bus­shut­tle nut­zen müs­sen. Außer­dem muss in Bus­sen und Bah­nen ja der­zeit Mas­ke getra­gen wer­den, was im eige­nen Auto ein­fach auch wegfällt.

Hier im Park­haus P7 und P8 scheint schon alles fer­tig zu sein und nur auf Pas­sa­gie­re zu war­ten. Durch die Glas­tü­ren geht es zum Fahr­stuhl. Aus­ge­schil­dert sind die Wege gut.

War­um man aus dem Park­haus aller­dings drau­ßen lan­det, das erschließt sich mir nicht. Zwar ist ein Teil des Weges über­dacht, aber bei schlech­tem Wet­ter ist das nicht so toll. Und ganz tau­frisch sehen die etwas häss­li­chen Beton­kon­struk­tio­nen auch nicht mehr aus.

Als Näch­stes geht es erst ein­mal eine lan­ge Trep­pe nach oben und dann ste­he ich auch erst auf der Ankunfts­ebe­ne. Wer denkt sich denn sowas aus? Ich stel­le mir vor, das gera­de mit Gepäck bewäl­ti­gen zu müs­sen. Da nutzt dann der Fahr­stuhl im Park­haus auch nichts mehr. Ich hof­fe doch sehr, dass es hier irgend­wo noch einen ande­ren Zugang geben wird.

Der Weg führt mich nun wei­ter unter dem Dach der Ankunfts­ebe­ne. Das ist schon jetzt solch ein lan­ger Marsch, dass ich den Flug­ha­fen Tegel bereits schmerz­lich ver­mis­se. Und schön ist auch irgend­wie anders. Die Vor­lie­be für nack­ten Beton kann ich nicht nachvollziehen.

Auf der gegen­über­lie­gen­den Sei­te zu sehen ist das Stei­gen­ber­ger Hotel, die ein­zi­ge Unter­kunft direkt am Ter­mi­nal, die kei­nen Shut­tle­bus benö­tigt. Dazwi­schen die unte­re Ter­mi­nal­vor­fahrt mit Kurz­zeit­park­plät­zen. Ich bin gespannt, ob die dann auch so teu­er sind wie in Frank­furt. Schnell mal jeman­den abho­len, ohne dafür zu bezah­len, ist dann wohl auch Geschichte.

Aus die­sen Türen sol­len die Pas­sa­gie­re dann den Ter­mi­nal ver­las­sen. Ein Blick durch die Schei­be zeigt einen noch kom­plett lee­ren Terminal.

Ich muss heu­te aber zu einem Sei­ten­ein­gang. Hier war­ten schon eini­ge Tester, natür­lich mit Abstand. Kurz wird die Anmel­dung kon­trol­liert und es gibt für jeden eine Stoff­mas­ke, dann ste­he ich schon im Ter­mi­nal, zum ersten Mal seit 2012.

Mit dem Testen kann es aller­dings immer noch nicht los­ge­hen. Erst ein­mal ist ein Doku­men­ten­check ange­sagt. Noch ein­mal wird die Anmel­dung kon­trol­liert, die­ses Mal mit Aus­weis. Auch wenn es nicht so aus­sieht, aber der Flug­ha­fen ist bereits in gro­ßen Tei­len betriebs­be­reit und es exi­stiert schon eine Sicherheitszone.

Unter­wegs bin ich hier unten auf der Ankunfts­ebe­ne übri­gens auf einem Kunst­werk. Ver­schie­de­ne Wer­ke wur­den als „Kunst am Bau” in den neu­en Flug­ha­fen inte­griert. Dazu zählt der „Ster­nen­tal­er­him­mel” der Künst­ler Cis­ca Bog­man und Oli­ver Stör­mer. Sie sam­mel­ten rund 5400 Mün­zen aus der gan­zen Welt, die dann in den Boden ein­ge­las­sen wurden.

Ich aber bin heu­te mehr gespannt auf den Test­be­trieb und schaue mir gleich mal an, was ich bei Check-​in alles bekom­men habe. Eine Weste ist dabei, die den gan­zen Tag getra­gen wer­den muss, eben­so der klei­ne Besu­cher­aus­weis. Bei­des muss spä­ter wie­der abge­ge­ben wer­den. Den Beu­tel vom BER darf ich hin­ge­gen behal­ten. Dar­in befin­den sich ein Kugel­schrei­ber, Ein­kaufs­wa­gen­chip und Trinkbecher.

Der erste Weg in den Sicher­heits­be­reich führt dage­gen heu­te in die fal­sche Rich­tung. Durch den Aus­gang der Ankunft und den Bereich des Zolls geht es in die Hal­le der Gepäckausgabe.

Hier wird noch ein­mal ange­stan­den, jetzt für die Lunch­tü­ten, denn jeder Tester bekommt eine Tages­ver­pfle­gung mit auf den Weg. Zwei klei­ne Bröt­chen, ein Apfel sowie ein Müsli- und ein Scho­ko­rie­gel müs­sen rei­chen, denn Geschäf­te sind am neu­en Flug­ha­fen noch nicht geöffnet.

Wer denkt, jetzt sind wir end­lich fer­tig, der irrt. Jetzt geht es zur wich­tig­sten Sta­ti­on des Tages. Hier wer­den die Auf­ga­ben ver­teilt. Jeder Tester bekommt zwei Sze­na­ri­en aus­ge­hän­digt, denen er zu fol­gen hat.

An die­se Sze­na­ri­en hat man sich auch zu hal­ten, alles ande­re könn­te Kon­se­quen­zen haben, denn auch wenn das hier ein Test ist, die Pass- und Sicher­heits­kon­trol­len sind bereits echt.

Schil­der wei­sen nun wie­der den Weg zur näch­sten Sta­ti­on. Inzwi­schen fol­ge ich den Anwei­sun­gen auf mei­nem Drehbuch.

Für die­sen Durch­gang bin ich Jas­min Ever­ts, ein Flug­gast, der mit Easy­jet unter­wegs nach Fried­richs­ha­fen ist. Ich rei­se mit einem Kof­fer und ohne Hand­ge­päck, darf mir des­halb auch kei­nen Gepäck­wa­gen nehmen.

Auf den Gepäck­bän­dern war­ten schon hun­der­te aus­ran­gier­ter Kof­fer, aus denen ich mir nun einen neh­men darf, der für die­sen simu­lier­ten Flug mein Gepäck darstellt.

Jetzt ist War­ten ange­sagt, denn es ist erst 10:30 Uhr und die Abflug­ebe­ne soll für die Tester erst am 11:15 Uhr öff­nen. In der Zwi­schen­zeit dür­fen wir das Unter­ge­schoss mit den Zugän­gen zu den Bahn­stei­gen besichtigen.

Zurück auf der Ankunfts­ebe­ne wird dann end­lich der Start­schuss gege­ben. Pas­sa­gie­re mit Gepäck­wa­gen müs­sen die Auf­zü­he nut­zen, ich kann immer­hin die Roll­trep­pe neh­men. Über mir schwebt ein wei­te­res Kunst­werk, der 37 mal 27 Meter gro­ße flie­gen­de Tep­pich oder „Magic Car­pet”, wie das Werk der ame­ri­ka­ni­schen Künst­le­rin Pae White im Ori­gi­nal heißt.

Gleich am Ende der Roll­trep­pe dann die Anzei­gen für den Abflug. Ziem­lich klein sind sie, das muss ich schon sagen. Eine gro­ße Tafel, wie man sie von vie­len ande­ren Flug­hä­fen kennt, habe ich nicht gesehen.

Mei­nen Flug fin­de ich trotz­dem recht zügig und bege­be mich nun zur ent­spre­chen­den Check-​in Insel.

Die­se Inseln waren schon sehr lan­ge in die Kri­tik gera­ten und ich fin­de, dass die­se Kri­tik noch immer ange­bracht ist. Sie ste­hen ein­fach zu eng und es sind zu weni­ge. Immer­hin hier hat­te man schon ein Ein­se­hen und hat in einer Neben­hal­le noch wei­te­re Check-​in Plät­ze geschaf­fen. Wer bei den Pla­nern auf die Idee gekom­men ist, dass so etwas an einem moder­nen Flug­ha­fen redu­ziert wer­den kann, wer­de ich nie ver­ste­hen. Sicher, es gibt online Check-​in, aber trotz­dem geben doch recht vie­le Leu­te Gepäck auf.

Mein Easy­jet Check-​in ist schnell gefun­den und da ich in die­sem Sze­na­rio Spee­dy Boar­ding habe, ist die Schlan­ge auch nicht all­zu lang.

Ich wer­de mei­nen Kof­fer wie­der los und erhal­te dafür einen Boar­ding Pass, ganz so, als wür­de ich jetzt bald abflie­gen. Was auf­fällt, es steht noch kein Gate darauf.

Die Sicher­heits­kon­trol­le folgt als Näch­stes und hier kann ich so gar nicht ver­ste­hen, was man sich dabei gedacht hat, denn zwei der Kon­trol­len sind direkt hin­ter den Check-​in Inseln. Da kann man sich leicht ins Gehe­ge kom­men. Auch scha­de, dass nicht gleich meh­re­re Pas­sa­gie­re abge­fer­tigt wer­den kön­nen. Ein Sicher­heits­mann erzählt mir, dass das bei den neue­ren Strecken in ande­ren Berei­chen wohl durch­aus schon so ist, hier aber älte­re Gerä­te stehen.

Für die Per­so­nen­kon­trol­le gibt es nur noch Body­scan­ner. Das sind hier aber nicht mehr die run­den, durch­sich­ti­gen Gerä­te, son­dern eine Art recht­ecki­ger Kasten, der nach oben offen ist. Ich erfah­re, dass sich wohl zu vie­le Men­schen über Platz­angst beschwert hät­ten in den alten Gerä­ten. Nun gut, nach­voll­zie­hen kann ich das nicht so recht, zumal es gleich danach in ein Flug­zeug geht.

Nach der Sicher­heits­kon­trol­le folgt ein wei­te­rer Gang. Ich mer­ke es immer mehr, wie lang hier die Wege sind. Mit mal schnell noch kurz vor dem Abflug ankom­men, ist es hier end­gül­tig vor­bei. Das schafft man bei besten Wil­len nicht mehr.

Es folgt nun der Part, den ich an euro­päi­schen Flug­hä­fen am mei­sten has­se, der erzwun­ge­ne Gang durch den Duty Free. Noch ist der Laden aller­dings eine rie­si­ge Bau­stel­le, so wie vie­le Geschäf­te und Restaurants.

Hin­ter dem Duty Free lan­de ich in einer wei­te­ren Hal­le und hier gibt es dann auch die Moni­to­re, auf denen die Gates ange­zeigt wer­den. Und oh Schreck, anschei­nend will man das hier auch erst kurz vor dem Boar­ding machen, so wie ich das aus Lon­don ken­ne. Das kann ganz schön anstren­gend sein, denn bis zu den hin­te­ren Gates läuft man ger­ne mal mehr als zehn Minu­ten. Was ich dazu auch hier fest­stel­le, die Moni­to­re sind ziem­lich klein.

Rund zehn Minu­ten muss ich nun war­ten, die ich im Gespräch mit einer Mit­ar­bei­te­rin des Flug­ha­fens und eini­gen wei­te­ren Pas­sa­gie­ren ver­brin­ge. Dann mache ich mich auf den Weg. A25 ist mein Gate auf die­sem Flug, das bedeu­tet zuerst ein­mal einen län­ge­ren Fuß­marsch, aber damit ist es nicht getan. Wer hier nicht gut zu Fuß ist, soll­te sich über­le­gen, einen Roll­stuhl zu bestellen.

Gate A25 ist dann näm­lich ein Bus­gate im Unter­ge­schoss. Das heißt für mei­ne Mit­pas­sa­gie­re und mich dann erst ein­mal noch Trep­pen stei­gen. Und derer gibt es eine gan­ze Men­ge, vor allem wenn man bedenkt, dass man ja oft noch Hand­ge­päck dabei hat.

Auf einen rich­ti­gen Flug müs­sen wir Tester dann lei­der ver­zich­ten. Statt­des­sen wird in einen Rei­se­bus ein­ge­stie­gen, der uns ein­mal um den hal­ben Flug­ha­fen fährt.

Dabei kom­men wir an einem wei­te­ren Kunst­werk vor­bei, der Per­len­ket­te, die aller­dings momen­tan ein­ge­rü­stet ist. Die Instal­la­ti­on von Olaf Nico­lai ist um die Flug­gast­brücke gewickelt, die eigent­lich den A380 abfer­ti­gen soll­te. Ob der hier aller­dings jemals andockt, ist nach der Air Ber­lin Plei­te und dadurch geplatz­ten Part­ner­schaft mit Eti­had mehr als frag­lich. Seit Beginn der Coro­na­kri­se wer­den auch mehr und mehr der rie­si­gen Flug­zeu­ge ausgemustert.

An Dut­zen­den noch lee­rer Flug­gast­brücken vor­bei, geht es nun wie­der zurück zur Ankunft.

Die­se erfolgt dann wie­der mit dem Bus. Gleich hin­ter dem Ein­gang gibt es für mich nun eine Pass­kon­trol­le, denn in die­sem Sze­na­rio kom­me ich aus Bour­ne­mouth in Eng­land, das kein Schen­gen Staat ist. Die Doku­men­ten­kon­trol­le ist übri­gens real und wird von ech­ten Bun­des­po­li­zi­sten durchgeführt.

Durch eine Sicher­heits­schleu­se, die das Zurück­ge­hen zum Flug­zeug ver­hin­dern soll, geht es nun wie­der zur Gepäckausgabe.

Der Kreis schließt sich, ich bin wie­der dort, wo der Durch­lauf begon­nen hat. Ich neh­me mir einen Kof­fer vom Band und dann geht alles wie­der von vorn los, denn jeder Teil­neh­mer wird heu­te zwei kom­plet­te Durch­läu­fe absolvieren.

So hole ich wie­der mein Skript her­vor und berei­te mich dar­auf vor, Jet­te Gärt­ner zu sein, die jetzt mit Euro­wings nach Stutt­gart flie­gen wird.

Am Ende des zwei­ten Durch­laufs heißt es dann noch einen Feed­back­bo­gen aus­fül­len, denn die Auf­ga­be der Tester ist es nicht nur, die Abläu­fe durch­zu­spie­len, son­dern auch even­tu­el­le Stol­per­stei­ne zu ent­lar­ven. Zwei habe ich übri­gens auch gefun­den. Zum einen sind die Öff­nun­gen der Papier­kör­be viel zu klein. Nicht ein­mal die Trink­päck­chen, die ich vom Flug­ha­fen bekom­men habe, pas­sen dort hin­ein. Zum ande­ren sind es die Toi­let­ten, wo es erstens kaum Haken gibt und zwei­tens die Abfall­be­häl­ter für die Papier­hand­tü­cher äußert ungün­stig ange­bracht und unprak­ti­ka­bel sind.

Viel­leicht wird die­ses Feed­back auch noch ein­flie­ßen. Ein biss­chen Zeit ist ja noch bis Ende Okto­ber, wenn der BER dann end­lich ans Netz gehen soll.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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