Goodbye, Tegel! – Der letzte Tag, Teil 1

Nun war er also da, der letz­te Betriebs­tag vom Flug­ha­fen Berlin-​Tegel. Ein trau­ri­ger Tag für Ber­lin und die Regi­on, denn der lieb­ge­wor­de­ne City­flug­ha­fen wird nun für immer sei­ne Lich­ter löschen, gegen den Wil­len vie­ler Ber­li­ner und Bran­den­bur­ger. Das zeig­te sich auch am Zustrom der Men­schen, die sich noch ein­mal von ihrem Flug­ha­fen ver­ab­schie­den wollten.

Eigent­lich soll­te es ja kei­nen rich­ti­gen Abschied geben, wegen Coro­na wur­de vie­les gestri­chen. Doch die Ber­li­ner las­sen sich ihren Flug­ha­fen nicht so ein­fach neh­men und so wur­de die­ser 7. Novem­ber 2020 zu einem unver­gess­li­chen Tag, an dem Geschich­te geschrie­ben wurde.

Mit einem lachen­den und einem wei­nen­den Auge mach­te ich mich ein letz­tes Mal auf zum Flug­ha­fen Tegel. Mit mir unter­wegs waren Tau­sen­de Ber­li­ner und Bran­den­bur­ger, die noch ein letz­tes Mal durch das mar­kan­te Sechs­eck lau­fen und das gro­ße Haupt­ge­bäu­de im Bild fest­hal­ten woll­ten. Ich star­te mei­nen Rund­gang heu­te aber an unge­wöhn­li­cher Stel­le, näm­lich am „Wol­ken­tor”, einem von meh­re­ren Kunst­wer­ken am Bau, das über die Jah­re aber ziem­lich ver­ges­sen zwi­schen den Ter­mi­nal­vor­fahr­ten stand.

Von hier lau­fe ich zur Flug­ha­fen­ein­fahrt, wo die gro­ße Anzei­ge­ta­fel steht, auf der alle Flug­be­we­gun­gen mit den ent­spre­chen­den Gates zu fin­den sind. Heu­te sind es nur noch weni­ge, sodass der größ­te Teil der Tafel schwarz bleibt.

Dane­ben die Zufahrt zum Flug­ha­fen, die unter der Roll­bahn hin­durch­führt, über die manch­mal Flug­zeu­ge fuh­ren, wenn sie auf dem Weg vom oder zum Ter­mi­nal waren.

Direkt davon die Bus­hal­te­stel­le Luft­fracht, die, wie die Hal­te­stel­len am Ter­mi­nal, heu­te zum letz­ten Mal ange­fah­ren wird. Auch die Bus­li­ni­en wer­den ihre Rou­ten nach der Schlie­ßung ändern.

Die Ter­mi­nal­vor­fahrt des Flug­ha­fens war von jeher zwei­ge­teilt. Ein­mal an der Ram­pe vor­bei und hin­ein in den Innen­kreis des Sechs­ecks oder über die Ram­pe direkt vor die Haupt­hal­le. Die­sen Weg neh­me auch ich, aber heu­te mal zu Fuß.

Durch einen der Ein­gän­ge gelan­ge ich das Inne­re, jedoch von hier in einen Sei­ten­flü­gel, der in den letz­ten Jah­ren als Ter­mi­nal B bekannt wurde.

Hier­her hat vor eini­ger Zeit die Luft­han­sa ihre gesam­te Abfer­ti­gung ver­legt und den Check-​in an den ein­zel­nen Gates ein­ge­stellt. Begrün­det wur­de das zur Nähe zur Lounge, die sich ein Stock­werk höher befindet.

Dahin­ter liegt die Haupt­hal­le, die sich über die Jah­re immer wie­der gewan­delt hat. Heu­te ist hier noch­mal rich­tig was los und das, obwohl die Geschäf­te schon geschlos­sen haben. In den letz­ten Mona­ten hat­te ich die sonst geschäf­ti­ge Pas­sa­ge oft men­schen­leer erlebt.

Ich lau­fe noch ein letz­tes Mal zu den gro­ßen Anzei­ge­ta­feln. Nur noch weni­ge Flü­ge wer­den heu­te abge­fer­tigt, eini­ge Air­lines sind auch bereits umge­zo­gen zum neu­en BER.

An bei­den Enden der Haupt­hal­le befin­den sich Trep­pen­häu­ser, die in die obe­ren Stock­wer­ke füh­ren. Da sie voll ver­glast sind, bie­ten sie einen tol­len Aus­blick auf den Flug­ha­fen. Und hier tum­meln sich heu­te auch die Besu­cher, denn die Besu­cher­ter­ras­se kön­nen nur noch eini­ge weni­ge Men­schen betre­ten, die bei der Online Ver­ga­be eines der Tickets ergat­tern konnten.

Ich stei­ge zuerst auf den west­li­chen Turm und kom­me an der Lounge von Bri­tish Air­ways vor­bei, die wegen Coro­na schon eine gan­ze Wei­le geschlos­sen war. Wie oft habe ich hier vor einem Flug geses­sen und nun ist sie nur noch ein Trümmerfeld.

Ich stei­ge höher und habe nun schon einen recht frei­en Blick, auch auf das unge­wöhn­li­che, glä­ser­ne Dach der Haupt­hal­le, das durch sei­ne Kon­struk­ti­on viel natür­li­ches Licht in das Inne­re brachte.

Zu sehen ist auch die Besu­cher­ter­ras­se, die sich über dem Sechs­eck des Ter­mi­nals A befin­det. Nicht so ganz zu ver­ste­hen ist, dass es hier im Turm rap­pel­voll ist, wäh­rend man dort die Besu­cher beschränkt. Das hät­te am letz­ten Betriebs­tag viel­leicht auch anders gelöst wer­den kön­nen. Im Prin­zip hat­te ich auch noch Glück, denn spä­ter wur­den die Tür­me ein­fach abgesperrt.

Am Fuße des Trep­pen­hau­ses fin­de ich bewe­gen­de Zei­len, die von Mit­ar­bei­tern ver­fasst wur­den und das aus­drücken, was hier so vie­le den­ken. So ganz ist es noch nicht ange­kom­men, dass weder Pro­test noch Volks­ab­stim­mung gehol­fen haben – bei Tegel wur­de der Bür­ger­wil­le ein­fach ignoriert.

Ein­mal quer durch die Haupt­hal­le gelan­ge ich zum öst­li­chen Trep­pen­turm, der zur Beob­ach­tung des Vor­fel­des und der Start­bah­nen etwas bes­ser geeig­net ist.

Hier habe ich noch ein­mal einen Blick auf das wohl ein­zig­ar­tig­ste Gate der Welt, das Gate A1. Was es so beson­ders macht? Die Beschrif­tung auf dem Vor­feld. Extra für den heu­ti­gen Tag wur­de die Ken­nung eines A350 ange­bracht und dazu besitzt die­ses Gate noch immer die Posi­ti­ons­be­zeich­nung für die Concorde.

Unge­wöhn­lich ist aber auch der Aus­blick auf das Vor­feld, denn hier sind noch ein­mal die Far­ben von Air Ber­lin zu sehen. Es ist die letz­te Maschi­ne, die das Logo noch trägt. Heu­te gehört sie zu Sund­Air und ist für Abschieds­flü­ge nach Tegel gekommen.

Neben­bei ver­ab­schie­den sich die letz­ten Maschi­nen eini­ger Flug­ge­sell­schaf­ten. Jede Maschi­ne dreht vor ihrem Abflug eine Ehren­run­de und fährt durch die Fon­tä­nen der Feu­er­wehr, bevor sie noch ein­mal von Tegel abhebt.

Nur die Air France ist aus­ge­nom­men, denn sie wird ihren letz­ten Flug erst am Sonn­tag haben, als ein­zi­ger Start einen Tag nach der offi­zi­el­len Schlie­ßung. Der erste Flug, der 1960 lan­de­te war eine Air France und so soll es auch der letz­te sein, der Tegel ver­lässt. Aller­dings wird der Flug­ha­fen da schon nicht mehr in Betrieb sein, sodass der letz­te offi­zi­el­le Flug ein ande­rer ist.

Zum Abschluss mei­ner Run­de gehe ich noch ein­mal an der legen­dä­ren S‑Bahn vor­bei. Sie wird nicht mit umzie­hen, denn der Betrei­ber glaubt, dass sie nicht ins Kon­zept des neu­en Flug­ha­fens passt. Ob sie jemals wie­der öff­net, wird sich zeigen.

Gleich gegen­über ist noch der Ein­gang zum Ter­mi­nal D, der aber schon seit Mona­ten ver­schlos­sen ist. Seit dem Ein­bruch des Flug­ver­kehrs durch die Coro­na­kri­se wur­den die Gates ein­fach nicht mehr gebraucht.

Über die Trep­pen gelan­ge ich nun wie­der auf die unte­re Ebe­ne, wo sich auch die Miet­wa­gen­an­bie­ter befun­den haben.

Von hier gehe ich nun zurück zu mei­nem Auto, denn die Zeit ist schon recht weit vor­an­ge­schrit­ten und ich habe heu­te noch eini­ges vor. Ich will mit dabei sein, wenn Geschich­te geschrie­ben wird, wie es ein Flug­ka­pi­tän so wun­der­bar ausdrückte.

Teil zwei die­ser Repor­ta­ge beginnt mit mei­ner Fahrt zum BER, wo an die­sem denk­wür­di­gen Tag gleich­zei­tig mein erster Abflug vom neu­en Flug­ha­fen statt­fin­den soll­te. Haupt­grund aber war mein Wunsch, ein letz­tes Mal in Tegel zu lan­den und zu star­ten, wobei mit jenem Start Geschich­te geschrie­ben wurde.

Good­bye, Tegel! – Der letz­te Tag, Teil 2

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Good­bye, Tegel!

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Good­bye, Tegel! – Die Besucherterrasse

Good­bye, Tegel! – Mein letz­ter Flug

Good­bye, Tegel! – Der letz­te Tag, Teil 1

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BER testen – ein Erfah­rungs­be­richt vom neu­en Ber­li­ner Flughafen

Review: Stei­gen­ber­ger Air­port Hotel Berlin

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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