Goodbye, Tegel! – Der letzte Tag, Teil 2

Mit der Schlie­ßung des Flug­ha­fens Tegel wer­den auch die alten Flug­rou­ten obso­let und Starts sowie Lan­dun­gen hier nicht mehr statt­fin­den. Damit ist die­ser 7. Novem­ber 2020 als letz­ter Betriebs­tag die letz­te Mög­lich­keit noch ein­mal nach oder von Tegel zu fliegen.

Nach­dem ich mich noch ein­mal gebüh­rend vom mei­nem Lieb­lings­flug­ha­fen ver­ab­schie­det habe, star­tet nun der Teil des Tages, auf den ich mich am mei­sten gefreut habe. Schon im Sep­tem­ber habe ich einen Abschieds­flug gebucht, der von der Fir­ma AirE­vents ange­bo­ten wur­de. Durch die Ver­schär­fung der Auf­la­gen im Zuge der Coro­na­kri­se konn­te ich bis zuletzt nicht sicher sein, ob das alles so auch statt­fin­den wür­de. Doch zum Glück war das der Fall, sodass ich mich nun am spä­ten Nach­mit­tag zum BER aufmachte.

War­um zum BER, wenn ich mich von Tegel ver­ab­schie­den will? Weil die Son­der­flü­ge am neu­en Flug­ha­fen star­ten sol­len. Es wird sozu­sa­gen mein erster Start am BER und mei­ne letz­te Lan­dung in Tegel sowie mein letz­ter Start in Tegel und die erste Lan­dung am BER.

Am BER ange­kom­men stel­le ich mein Auto in einem der Park­häu­ser ab und lau­fe hin­über zum Haupt­ter­mi­nal. Was gleich auf­fällt, irgend­wie sind jede Men­ge Trep­pen zu über­win­den. Kur­ze Zeit spä­ter ste­he ich unter dem impo­san­ten Vor­dach des Ter­mi­nal 1 auf der Terminalvorfahrt.

Im Ter­mi­nal begrüßt mich aber zuerst ein ver­trau­tes Bild, „Der Fall Dai­da­los und Ika­rus” von Rolf Schulz aus dem Jahr 1985. Die Skulp­tur war ursprüng­lich vor dem Ein­gang der Besu­cher­ter­ras­se am Flug­ha­fen Tegel zu finden.

Im Ter­mi­nal bie­tet sich mir dann erst ein­mal das­sel­be Bild wie schon vor knapp drei Mona­ten, als ich hier Kom­par­se gewe­sen bin. Mit der Roll­trep­pe geht es hin­auf auf die Abflugebene.

Vie­le Flü­ge gehen heu­te Abend nicht mehr ab, sodass ich mei­nen Flug recht schnell auf dem Moni­tor fin­den kann.

An der Check-​in Insel 2 fin­det für mich der Check-​in statt und hier zeigt sich dann auch gleich eine Schwä­che des Ter­mi­nals, die für mich schon 2012 bestand. Es ist ein­fach nicht genü­gend Platz da, wenn sich eine gan­ze Maschi­ne anstellt. Sicher, spä­ter wer­den auch eini­ge Leu­te online ein­checken, aber wenn ich mir vor­stel­le, dass auch noch Gepäck abge­ge­ben wird und alle Inseln in Betrieb sind, dann wird es wohl ganz schön kusche­lig hier.

Nach dem Check-​in geht es für  ich zur Sicher­heits­kon­trol­le. Zu die­sem Zeit­punkt ist hier gar nichts mehr los, denn wir sind anschei­nend die ein­zi­ge Maschi­ne, die zu die­ser Stun­de noch am Ter­mi­nal 1 star­tet. So bin ich dann auch zügig durch und ste­he, wie zu erwar­ten, erst ein­mal im Duty Free. Wie ich die­se neue euro­päi­sche Unsit­te has­se, erst­mal durch einen Shop gelei­tet zu wer­den. Mich per­sön­lich bringt das ja eher davon ab etwas zu kau­fen, weil ich davon total genervt bin.

Kaum aus dem Duty Free her­aus, ste­he ich dann end­lich wie­der in der Haupt­hal­le des Ter­mi­nals. Hier befin­den sich Geschäf­te und Restau­rants sowie die Zugän­ge zu allen Gates, egal ob Schen­gen oder non-​Schengen mit ange­schlos­se­ner Passkontrolle.

Es ist schon trau­rig zu sehen, dass mei­ne Maschi­ne tat­säch­lich der ein­zi­ge ver­blie­be­ne Abflug heu­te Abend ist und dabei ist es noch nicht ein­mal 18 Uhr. Das wird sich nach dem Umzug aller Air­lines aber noch etwas ändern, denn ein Groß­teil hat heu­te noch den letz­ten Betriebs­tag in Tegel.

Mein Abflug fin­det heu­te an den B‑Gates statt. Die­se kön­nen zu Fuß oder über die Lauf­bän­der erreicht wer­den. In die­sem Bereich befin­den sich auch zwei der Air­line Loun­ges, die Luft­han­sa Lounge und die Flug­ha­fen eige­ne Lounge Tegel.

An den ein­zel­nen Gates ste­hen noch ein­mal Sit­ze zur Ver­fü­gung, was aller­dings fehlt sind Steck­do­sen. Das hat­te man bei der Pla­nung und Fer­tig­stel­lung vor rund zehn Jah­ren noch nicht bedacht. So wur­den zwar eini­ge Lade­inseln nach­träg­lich hin­zu­ge­fügt, doch ich fürch­te, dass die auf die Dau­er ein­fach zu wenig sind. An ande­ren Flug­hä­fen gibt es inzwi­schen zwi­schen allen Sit­zen Lade­mög­lich­kei­ten. Scha­de, dass hier nicht mehr nach­ge­rü­stet wurde.

Am Gate sehe ich dann durch die gro­ßen Fen­ster den Air­bus 319 von Euro­wings, mit dem es heu­te nach Tegel gehen soll. Der knapp sie­ben Jah­re alte Air­bus mit der Ken­nung D‑AGWY hat­te sei­nen Erst­flug im Janu­ar 2014 und kann bis zu 156 Pas­sa­gie­re transportieren.

Pünkt­lich beginnt das Boar­ding und so stei­ge ich zum aller­er­sten Mal am BER in ein Flug­zeug. Beim Test­lauf im August wur­den hier nur Bus­gates genutzt, da wir statt in Flug­zeu­ge nur in Bus­se gestie­gen sind.

Über einen lan­gen, glä­ser­nen Gang geht es nun zum Flug­zeug. Die­ser Teil der Flug­gast­brücke ist fest gebaut und ver­fügt über meh­re­re Ebe­nen um Pas­sa­gie­re ent­spre­chend tren­nen zu können.

Der beweg­li­che Teil der Flug­gast­brücke ist an den glä­ser­nen Teil ange­setzt und lei­der über­haupt nicht attrak­tiv, denn man geht ein­fach einen lan­gen, grau­en Gang ent­lang. Das ist an ande­ren Flug­hä­fen defi­ni­tiv schö­ner gelöst.

Schließ­lich betre­te ich als einer der ersten Pas­sa­gie­re das Flug­zeug. Mein Sitz­platz auf die­ser Strecke ist die 16A zu der ich mich nun begebe.

Gar nicht erwar­tet habe ich das klei­ne Cate­ring aus einer Fla­sche Was­ser und einem Schokoriegel.

Nach­dem alle Pas­sa­gie­re Platz genom­men haben, begrüßt uns unser Kapi­tän per­sön­lich an Bord. Geflo­gen wer­den wir heu­te von Chri­sti­an Klee­mann und sei­nem Ersten Offi­zier Flo­ri­an Wen­zel. Nach der Sicher­heits­vor­füh­rung, die auch bei einem so kur­zen Flug sein muss, ver­las­sen wir auch schon das Gate und rol­len zur Startbahn.

Ziem­lich schnell wird klar, wir nut­zen heu­te die neue Süd­bahn, die erst seit weni­gen Tagen in Betrieb ist. Ob wir auch die berüch­tig­te Kotz­kur­ve flie­gen? Das kann ich nur Minu­ten spä­ter beja­hen. Schlimm fand ich es jedoch nicht, nur etwas unge­wohnt, dass man unmit­tel­bar nach dem Start nach rechts abdreht.

Der Flug nach Tegel fin­det dann nicht auf der kür­ze­sten Strecke statt. Wir dre­hen zuvor meh­re­re Run­den über Ber­lin und haben tol­le Aus­blicke auf die erleuch­te­te Stadt.

Zum Abschluss flie­gen wir eine Run­de um den hell erleuch­te­ten Flug­ha­fen Tegel, der aus der Luft wun­der­bar zu sehen ist.

Weni­ge Minu­ten spä­ter ist es dann so weit – zum aller­letz­ten Mal lan­de ich auf dem Flug­ha­fen Berlin-Tegel.

Wir rol­len zu einer Park­po­si­ti­on zwi­schen Ter­mi­nal A und C, wo wir heu­te über eine Gang­way aus­stei­gen werden.

Da wir wegen der Coro­nabe­stim­mun­gen nur rei­hen­wei­se aus­stei­gen dür­fen, muss ich noch ein Weil­chen auf mei­nem Platz blei­ben. Und das ist dann auch ein wenig Glück, denn so kann ich die Ver­ab­schie­dung der letz­ten Maschi­ne von Austri­an Air­lines durch das Fen­ster miterleben.

Dann geht es aber auch für mich her­aus aus der Maschi­ne und hin­un­ter aufs Roll­feld. Das Schön­ste an sol­chen Außen­po­si­tio­nen ist ja immer die Mög­lich­keit, sein Flug­zeug aus der Nähe betrach­ten zu können.

Der Blick auf den Haupt­ter­mi­nal ist heu­te eben­falls etwas anders als sonst, denn an die­sem letz­ten Betriebs­tag ist er rot ange­strahlt. Das nut­zen natür­lich auch vie­le Pas­sa­gie­re für ein letz­tes Erinnerungsfoto.

Weni­ge Minu­ten spä­ter errei­che ich zu Fuß den Ter­mi­nal C. Das Gebäu­de ist wohl der häss­lich­ste Teil des Flug­ha­fens und wur­de erst Mit­te der Zwei­tau­sen­der für Air Ber­lin gebaut und eröff­net. Eigent­lich nur als kurz­fri­sti­ge Über­gangs­lö­sung für ein paar Jah­re gedacht, war die­ser Ter­mi­nal nun auch vie­le Jah­re in Betrieb.

Aus der Abflug­hal­le muss ich nur die­se Trep­pe hin­auf, wenn ich den Ter­mi­nal ver­las­sen will. Und das will ich auf jeden Fall, denn hier drei Stun­den her­um­sit­zen und auf den Rück­flug war­ten, dar­auf habe ich kei­ne Lust.

Nach der Trep­pe geht es die­sen schmuck­lo­sen Gang ent­lang und dann noch eine wei­te­re Trep­pe wie­der nach unten.

Schließ­lich noch ein letz­tes Mal durch die Gepäck­aus­ga­be und anschlie­ßend den Aus­gang, der in den öffent­li­chen Bereich der Hal­le führt.

Nun habe ich also rund drei Stun­den Auf­ent­halt, bevor es mit der letz­ten Maschi­ne zurück zum BER geht. Und die drei Stun­den nut­ze ich aus­gie­big, denn es gibt noch viel zu ent­decken und die Stim­mung vor dem Ter­mi­nal einzufangen.

Good­bye, Tegel! – Der letz­te Tag, Teil 3

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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