Tag des offenen Denkmals 2023 in der Hansestadt und im Landkreis Rostock – Teil 1
Der Tag des offenen Denkmals ist immer ein ganz besonderes Highlight im Kalender eines jeden Liebhabers historischer Gebäude in Deutschland. Von Flensburg bis Garmisch, von Aachen bis Schwedt öffnen an diesem Tag interessante Denkmäler ihre Pforten, zu denen der Zugang sonst oft verwehrt ist. Während ich 2022 in Sachsen-Anhalt unterwegs gewesen bin, habe ich am diesjährigen Tag des offenen Denkmals, der jedes Jahr am zweiten Sonntag im September stattfindet, interessante Orte rund um Rostock besucht.
Zurück in der Zeeckschen Villa
Mein Tag beginnt an der Zeeckschen Villa in Rostock, die ich nicht zum ersten Mal besucht habe. Schon 2018 war ich anlässlich des Tages des offenen Denkmals in dem historischen Wohnhaus zu Besuch, doch seitdem hat sich eine Menge getan und das wollte ich mir natürlich anschauen.
Das repräsentative Wohnhaus wurde im Jahr 1909 vom Architekten Paul Korff für den Rostocker Kaufmann Gustav Carl August Zeeck entworfen und ist einer der wenigen Bauten an der heutigen August-Bebel-Straße, der noch an die frühere Bebauung erinnert.
Die Villa im Herzen Rostocks wurde bis 1945 als Wohnhaus der Familie Zeeck genutzt, die auch noch nach dem Krieg Keller und Dachboden bewohnte, als in die repräsentativen Räume die russische Kommandantur einzog. Vier Jahre später wurde das Amtsgericht in die Wohnräume einquartiert, obwohl die Familie noch immer Räume im Haus bewohnte.
Erst 1953 wurde die Familie im Rahmen der Aktion Rose entschädigungslos enteignet und zog daraufhin aus der Hansestadt weg. Nie wieder sollte ein Mitglied der Familie Zeeck bis heute in dem Gebäude wohnen. Allerdings gab es Besuche im Haus, das von 1955 bis 2015 von der Universität Rostock genutzt wurde.
Die Geschichte der Villa Zeeck und ihres Erbauers wird anlässlich der Öffnung des Hauses für Besucher auf Schautafeln erzählt. Dazu hat der neue Eigentümer historische Dokumente und Fotografien zusammentragen lassen, sodass sich ein interessantes Bild ergibt.
Der neue Eigentümer, das ist die Arcona Management GmbH, die das Gebäude 2018 gekauft hat. Das familiengeführte Unternehmen betreibt derzeit elf Hotels in Deutschland, Österreich und auf Mallorca, zu denen auch das berühmte Weimarer Hotel Elefant oder das Romantikhotel auf der Wartburg gehören. Ihren Sitz aber hat die Hotelgruppe hier in der Zeeckschen Villa in Rostock, die zuvor liebevoll renoviert wurde.
Die Villa ist derzeit aber nicht nur Sitz der Hotelgruppe, sondern auch dänischen Konsulat, sodass im Büro auch ein Bild der dänischen Königin Margarethe II. zu finden ist.
Aber zurück zur Villa, die nach Jahren der Vernachlässigung wieder in altem Glanz erstrahlt. Es ist allerdings wohl ein Glücksfall, dass zu DDR-Zeiten lediglich die Universität hier ansässig war, da es so weniger Umbauarbeiten gab und viele der historischen Einbauten erhalten geblieben sind. Dazu zählen neben Fenstern und Stuck an der Fassade, auch Holzschnitzereien oder raffinierte Einbauschränke, die aufwendig saniert wurden.
Wo früher die Familie Zeeck lebte, sind heute allerdings größtenteils Büros zu finden. So auch in den ehemaligen Kinderzimmern mit ihren kleinen Balkonen, die einen wunderschönen Blick auf den Garten erlauben, der in der dicht bebauten Rostocker Innenstadt ein wahres Kleinod ist.
Ein Highlight im Haus sind allerdings die wirklich vielen kleinen architektonischen Besonderheiten, die über die Jahre nicht zerstört wurden. Bei der Sanierung sehr liebevoll restauriert wurde hier unter anderem das aufwendig geflieste Badezimmer, das inzwischen sogar wieder als solche genutzt wird. Ebenso erhalten wurden viele Kleinigkeiten wie die reich verzierten Heizkörper oder eine alte elektrische Schaltanlage, die zwar nicht mehr in Betrieb ist, aber immer noch bewundert werden kann.
Besonders schön ist auch der Eingangsbereich anzuschauen, der sich über zwei Etagen erstreckt. Viel Holz wurde hier verbaut und es gibt kleine Schnitzereien. So wurden repräsentative Wirkung und wohnliche Nutzung beim Bau verbunden, denn als Kaufhauseigentümer wollte die Familie Zeeck natürlich auch repräsentieren.
Auch ein kleiner Rundgang durch den Garten ist während der Öffnung möglich. Der Besuch der Villa ist schon etwas ganz Besonderes, denn normalerweise ist der Zugang für die Öffentlichkeit verwehrt, es sei denn man hat einen Termin bei der Arcona Geschäftsführung oder im dänischen Konsulat.
Ich finde die Sanierung des Hauses auf jeden Fall sehr gelungen und freue mich, dass dem Gebäude neues Leben eingehaucht werden konnte, ohne die historische Substanz zu zerstören.
Noch einmal nach Schloss Groß Lüsewitz
Für mich geht es nun weiter zum Schloss Groß Lüsewitz, das sich östlich von Rostock befindet. Besucht habe ich das repräsentative Gebäude schon einmal während einer meiner zahlreichen Touren zu Schlössern und Herrenhäusern in Mecklenburg-Vorpommern. Normalerweise kann man das Schloss allerdings nur von außen anschauen, zum Tag des offenen Denkmals waren jedoch auch hier die Pforten weit offen.
Die Geschichte eines Rittergutes kann auf diesem Land bereits bis in das Jahr 1344 zurückverfolgt werden, das Schloss jedoch wurde erst zwischen 1896 und 1898 für Friedrich Ferdinand Biermann erbaut, nachdem ein Vorgängerbau komplett abgebrannt war. Lange hat der Erbauer jedoch keine Freude an seinem Neubau, denn er verstirbt bereits 1912 im Alter von 54 Jahren.
Sein Sohn und Erbe Werner Biermann verkauft das Schloss 1926 an Hans Thyssen aus der Industriellenfamilie Thyssen. Dessen Sohn Eberhardt wird, wie so viele andere Besitzer stattlicher Anwesen, im Jahr 1945 im Zuge der Bodenreform enteignet. Das Schloss wird anschließend für vier Jahre als TBC-Krankenhaus genutzt.
Anfang der 1950er Jahre zog schließlich die Institutsleitung des Instituts für Pflanzenzüchtung in das Schloss und bliebt hier bis 1991. Dieser Nutzung ist es auch hier zu verdanken, dass das Gebäude in einem relativ guten Zustand erhalten war, als es in den Besitz des damaligen Landes Schwerin überging.
Das Land Schwerin vermietete die Immobilie an Volker Oelschläger, der hier ein Büro für Deutsche Vermögensberatung eröffnete. Oelschläger bleibt auch weiterhin im Gebäude, als dieses im Jahr 2001 an die Gemeinde Sanitz übertragen wird, zu der Groß Lüsewitz gehört.
Im Jahr 2013 bietet sich der Familie Oelschläger schließlich die Möglichkeit, das Schloss zu kaufen. Anschließend begannen sie mit einer kompletten Sanierung und änderten auch die Nutzung. Zwar wird ein Teil noch heute als Büro genutzt, die Prunkräume werden jedoch für Veranstaltungen genutzt, wie an diesem Tag für eine Ausstellung.
Während das erste Obergeschoss auch an diesem Tag für Besucher verschlossen bleibt, da sich hier die Privaträume der Familie Oelschläger befinden, kann ich über das Treppenhaus bis in den zweiten Stock hinaufklettern. Hier befinden sich inzwischen sieben Ferienwohnungen, die an Feriengäste vermietet werden.
Die Ferienwohnung „Traumschloss” ist exemplarisch zur Besichtigung geöffnet, alle anderem Wohnungen sind an diesem Sonntag vermietet und deshalb nicht zugänglich.
Diese Wohnung verfügt über ein Wohnzimmer mit Essecke sowie ein Schlafzimmer mit raffiniertem Kleiderschrank, der sich hinter der Wand befindet, an der das große Doppelbett steht. In einem weiteren Zimmer gibt es zwei einzelne Betten, die als Kinderzimmer genutzt werden können sowie ein Badezimmer und eine Küchenzeile.
An diesem Tag des öffnen Denkmals habe ich zudem die Möglichkeit einmal, um das Schloss herumzulaufen und mir auch den kleinen Garten anzuschauen. Zudem wurde unter dem Schloss eine Tiefgarage eingebaut, sodass das Schloss den modernen Ansprüchen der Familie Oelschläger genügt.
Damit endet der erste Teil meiner Runde durch die Hansestadt Rostock und den gleichnamigen Landkreis. Am Nachmittag geht es für mich in den Süden des Landkreises, wo ich zwei weitere Schlösser besichtigen möchte. Doch davon erzähle ich im zweiten Teil meines Ausflugs am Tag des offenen Denkmals 2023.
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