Schlösser und Herrenhäuser rund um Bützow, Mecklenburg-Vorpommern
Diese Schlösser und Herrenhäuser Tour ist eine ganz besondere, denn sie war sozusagen das Vorglühen zum Tag des offenen Denkmals 2023. Angefangen hat alles mit dem Schloss Lübzin, das an zwei anstatt nur einem Tag geöffnet war. Da ich nach der Besichtigung noch Zeit und Lust hatte, habe ich noch einige weitere Schlösser und Herrenhäuser in der Region um Bützow in Mecklenburg besucht.
Schloss Lübzin
Lübzin ist ein kleines, verschlafenes Dorf wie so viele in Mecklenburg. Und wie in so vielen Dörfern steht auch hier ein prächtiges Gutshaus. Zum Tag des offenen Denkmals öffnete das Schloss Lübzin, das sich heute wieder in Privathand befindet, seine Pforten und es gab einen Einblick in die schwierige Renovierung und die Nutzung eines solchen Gebäudes.
Schon in der Eingangshalle ist zu erkennen, was sich durch das ganze Haus zieht, der rechte Flügel ist inzwischen weitgehend saniert, der linke erfordert noch viel Arbeit. Hier ist noch zu sehen, wie schlimm es um das Gutshaus stand, bevor die Renovierungsarbeiten begonnen haben.
Im großen Saal, der sich mittig an die Eingangshalle anschließt, gibt es eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Gutshauses und zum langsamen Verfall, der durch die neuen Eigentümer nun aufgehalten werden konnte.
Lübzin ist, wie so viele Orte in Mecklenburg, schon uralt. Bereits 1261 wurde der Ort erstmalig erwähnt und zunächst gab es viele Wechsel der Gutsherren, bevor es 1740 in die Hände der Familie Mecklenburg kam und 1787 von Johann Christian Hillmann erworben wurde. Die Familie Hillmann lebte hier über vier Generationen, doch Anfang des 20. Jahrhunderts fand ein weiterer Eigentümerwechsel statt. Kurt Viering erwarb das Gut und er war es auch, der den berühmten Architekten Paul Korff engagierte, das alte Gutshaus zum heutigen Bau umzugestalten.
Das Glück der Familie wehrte allerdings nicht lange, denn mit dem Einzug der Roten Armee nahm sich das Ehepaar Kurt und Margarethe Vierung das Leben. Zu DDR-Zeiten wurde das Haus zunächst als Kindergarten und für die Gemeinde, später als Lehrlings- und Jugendwohnheim genutzt. Nach der Wende begann der Bau immer mehr zu verfallen. Auf Fotos ist zu sehen, wie schlimm es um das Gebäude stand.
Steht man heute in der Eingangshalle, kann man nur noch erahnen, wie es hier ausgesehen haben mag. Zwar ist noch nicht alles perfekt, aber mit den Bildern hat dieser Anblick nicht mehr viel gemein.
Die neuen Eigentümer leben auch in einem Teil des Gutshauses, der inzwischen wieder vollständig renoviert ist. Zum Tag des offenen Denkmals haben sie einige ihrer privaten Räume für die Besucher geöffnet.
In diesen Zimmern kann man sich kaum vorstellen, wie vernachlässigt das Gebäude bis vor einigen Jahren noch war. Heute haben zumindest diese Räume schon wieder Schlosscharakter. Anders sieht es auf der Rückseite des Hauses aus, wo die Renovierung noch nicht so weit fortgeschritten ist.
Ebenso wenig im linken Flügel des Gebäudes. Es ist ein richtiger Schock zu sehen, wie schlimm es um das Gebäude stand, auch wenn zumindest die Fenster bereits ausgewechselt wurden.
Dieser Raum im Erdgeschoss braucht noch viel Liebe und Arbeit, bevor er wieder im alten Glanz erstrahlt. Man kann noch erahnen, wie schön es hier einst ausgesehen haben mag.
Auch die Treppe braucht noch einiges an Arbeit, bis sie wieder so aussieht, wie einst von Paul Korff entworfen. Sie führt zunächst in den Teil des Obergeschosses, in dem die Renovierung auch schon weiter fortgeschritten ist.
Hier kann man schon erahnen, wie alles aussehen soll, wenn die Renovierung abgeschlossen ist. Zwar fehlen noch die Zimmertüren, aber Boden und Wände sind größtenteils schon fertiggestellt.
Besonders schön auch, der Balkon an der Vorderseite des Hauses, der inzwischen wieder betreten werden kann und einen schönen Blick auf die Zufahrt bietet. Zu sehen ist auch eines der ehemaligen Nebengebäude, das noch erhalten ist, aber auch auf Sanierung wartet.
Im linken Flügel wird es dann allerdings richtig schlimm. Hier sind die Wände bis auf das Mauerwerk abgeschlagen und man kann sehen, wie viel Arbeit in die sanierten Räume bereits gesteckt wurde. Im Prinzip bleibt kein Stein auf dem anderen, denn ansonsten wäre eine weitere Nutzung gar nicht möglich.
Über eine provisorische Treppe geht es schließlich noch bis unter das Dach. Auch hier ist noch viel Arbeit nötig, bevor diese Räume einmal genutzt werden können.
Momentan gibt es nur nacktes Gebälk und darüber sind die Dachziegel zu sehen. In einigen Ecken stehen noch die alten Fenster, die auch hier inzwischen ersetzt worden sind. In einer Ecke gibt es eine kleine Ausstellung mit Entwürfen zur zukünftigen Nutzung. Die neuen Eigentümer arbeiten hierzu mit der Hochschule Wismar zusammen. Studenten aus den Fachrichtungen Architektur und Gartenbau haben verschiedene Konzepte für das Haus sowie die Parkanlage entworfen.
Und ein kleiner Teil jener Parkanlage ist auch aus den Fenstern des Dachgeschosses schön zu überblicken. Einst gab es hier auch Sichtachsen, die leider inzwischen auch größtenteils zugewuchert sind.
Die Gartenseite gibt dann auch noch den Blick auf die unrenovierte Hausfassade frei. Während die Front inzwischen wieder in schöner, gelber Farbe erstrahlt, ist hier noch hässliches DDR-Grau zu sehen, an dem teilweise auch die Verzierungen entfernt wurden. Man darf gespannt sein, wie es mit Sanierung weitergeht und ich werde sicher irgendwann noch einmal vorbeischauen, um mir die Fortschritte anzuschauen.
Gutshaus Katelbogen
Nach der Besichtigung von Schloss Lübzin kehre ich noch nicht nach Hause zurück, denn dafür ist das Wetter an diesem Septembertag viel zu schön. So geht es für mich weiter zum Gutshaus Katelbogen, das ich leider nur durch die Gitter der Toreinfahrt bestaunen kann. Das heutige Gutshaus wurde 1898 für Fritz von Voss erbaut, der das Anwesen drei Jahre zuvor erworben hatte.
Im Jahr 1945 wurde auch dieses Anwesen enteignet und zu DDR-Zeiten als landwirtschaftliche Berufsschule mit Internat genutzt, bevor es nach der Wende wieder in Privathand übergeben wurde. Inzwischen wird das Haus zu Wohnzwecken genutzt und es werden Ferienwohnungen vermietet. Vielleicht gibt es ja irgendwann nochmal die Möglichkeit, sich dieses interessante Haus etwas näher anzuschauen.
Schloss Bützow
Schloss Bützow ist im Gegensatz zu den von mir zuvor besuchten Häusern schon sehr alt. Bereits 1171 gab es hier eine slawische Burg, die ab 1171 zur bischöflichen Residenz ausgebaut wurde und als solche wurde das Schloss bis zur Reformation genutzt. Der heutige Bau wurde bereits in der Renaissance errichtet, war allerdings damals um einiges größer. Nach der Reformation diente das Schloss unter anderem als Pädagogium und Gericht, zu DDR-Zeiten waren hier ein Museum sowie die Stadtbibliothek untergebracht. Einen Großteil seiner Pracht verlor das Gebäude allerdings schon durch einen Umbau im Jahr 1910, als Teile angerissen und die Fassade vereinfacht wurde.
Rund um das Schloss sind noch weitere historische Gebäude und Stadtvillen erhalten, die inzwischen ebenfalls schön saniert wurden. Überhaupt lädt das Zentrum von Bützow zu einem kleinen Spaziergang ein, den ich bestimmt irgendwann noch nachholen werde.
Gutshaus Langensee
An diesem schönen Spätsommertag geht es für mich aber erst einmal weiter zum Gutshaus Langensee, von dem ich durch die Bäume nicht sehr viel erkennen kann. Das spätbarocke Gutshaus mit seinem Fachwerkgiebel beherbergt nach der Sanierung vier Ferienwohnungen, die von Urlaubern angemietet werden können.
Gutshaus Gülzow
Ein Zufallsfund ist für mich das Gutshaus Gülzow, denn während ich viele der Gutshäuser Mecklenburgs schon auf meiner Karte eingetragen habe, auch wenn ich sie bisher nicht besucht habe, kannte ich dieses Haus nicht. Erst durch die Fahrt durch den Ort wurde ich auf diese Gutsanlage aufmerksam.
Gülzow selbst geht auf zwei ganz alte Burganlagen zurück, die hier einen Flussübergang schützten. Jedoch ist nur wenig Wissen über diese Gebäude erhalten geblieben. Auch die Zeit bis 1782 ist nur lückenhaft dokumentiert. Ende des 18. Jahrhunderts entstand hier das erste Gutshaus, die Überarbeitung zum heutigen Ensemble erfolgte allerdings erst rund einhundert Jahre später. Inzwischen ist die Anlage saniert und der Sitz der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe.
Gutshaus Karow
Ein zweiter Zufallsfund ist das Gutshaus Karow, über das ich bisher nur sehr wenig herausfinden konnte. Gesichert ist nur, dass es zu DDR-Zeiten als Kindergarten und zu Wohnzwecken genutzt und nach der Wende saniert wurde.
Kleinste Post der DDR und Gedenkstein Bodenreform
Eigentlich war ich nach Karow wegen dieses Gebäudes gekommen, der kleinsten Post der DDR. Das Gebäude befindet sich ganz in der Nähe des Gutshauses und wurde einst tatsächlich als Poststelle genutzt. Inzwischen erinnert daran aber nur noch ein Schild und das Haus selbst wurde zu einem Rastplatz für Fahrradfahrer umfunktioniert.
Anschließend führt mich der Weg über eine schmale Nebenstraße durch einsame Felder und Wiesen. Irgendwo hier soll es noch einen alten Gedenkstein aus DDR-Zeiten geben, der tatsächlich die Bodenreform feiert, jene Zeit, in der auch hier in Mecklenburg sämtliche Gutseigentümer entschädigungslos enteignet wurden.
Und tatsächlich, an einer kleinen Kreuzung finde ich den Stein mit seiner Aufschrift, die an jene Zeit erinnert. Schade nur, dass das hier nicht ein wenig eingeordnet wird und wenigstens eine Gedenktafel auf den Hintergrund hinweist, denn so könnte man fast den Eindruck erhalten, dass hier an ein freudiges Ereignis erinnert wird. Ich dachte eigentlich erst, man erinnert hier an die enteigneten Familien und war daher selbst recht erstaunt, diesen doch sehr ungewöhnlichen Gedenkstein hier vorzufinden.
Gutshaus Dolgen
Auf meiner Heimfahrt komme ich noch am Gutshaus Dolgen vorbei, das bereits im 16. Jahrhundert erbaut wurde, sein heutiges Aussehen aber durch einen Umbau im Jahr 1890 durch den Freiherrn von Plessen erhielt. Zu DDR-Zeiten gab es hier ein Ferienlager der Volkspolizei, inzwischen ist das Haus jedoch wieder in privater Hand und wurde aufwändig im Stil der Neorenaissance saniert.
Mit diesem Besuch endet mein Vorglühen zum Tag des offenen Denkmals 2023 und ich freue mich schon auf weitere Entdeckungen, doch davon erzähle ich in einem anderen Artikel.
Weitere Artikel zu diesem Thema:
Tag des offenen Denkmals 2023 in der Hansestadt und im Landkreis Rostock – Teil 1
Tag des offenen Denkmals 2023 in der Hansestadt und im Landkreis Rostock – Teil 2 – in Kürze
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