Rundgang durch Rye mit Besuch des Lamb House, England

Rye ist ein eng­li­sches Städt­chen wie aus dem Bil­der­buch. Kopf­stein­ge­pfla­ster­te Stra­ßen mit histo­ri­schen Fach­werk­häus­chen, die oft über die Jahr­hun­der­te krumm und schief gewor­den sowie oft lusti­ge Namen haben, prä­gen das Stadt­bild. Dazu eine Burg und ein berühm­ter Bewoh­ner run­den die Geschich­te von Rye ab. Das Städt­chen in East Sus­sex ist eine wah­re Fund­gru­be für Eng­land­enthu­sia­sten und sol­che, die es wer­den wollen. 

Spaziergang durch die Altstadt von Rye

Ich par­ke mei­nen Miet­wa­gen in einer der klei­nen Sei­ten­stra­ßen und star­te von hier mei­ne Besich­ti­gung. Die klei­ne Hafen­stadt aus dem Mit­tel­al­ter ver­fügt noch immer über eini­ge Kopf­stein­pfla­ster­stra­ßen und vie­le alte Gebäu­de, die die Jahr­hun­der­te über­dau­ert haben.

Durch die ver­win­kel­ten Gas­sen des Ortes lässt man sich am besten trei­ben, ver­lau­fen kann man sich hier eher nicht, denn der histo­ri­sche Stadt­kern ist nicht sehr groß und wird von einer Ring­stra­ße umschlossen.

Einen tie­fe­ren Ein­blick in die über 750-​jährige Geschich­te von Rye gibt es im Rye Heri­ta­ge Cen­ter. In rund fünf­zehn Minu­ten führt eine Light- und Sound­show durch die Jahr­hun­der­te und erzählt Geschich­ten von Köni­gen, Schmugg­lern, Händ­lern und vie­len mehr, die die Geschich­te von Rye beein­flusst haben.

Anschlie­ßend emp­fiehlt sich aber auf jeden Fall die Stadt zu erkun­den. Ich schla­ge den Weg ins Zen­trum ein, wo sich die Kir­che und das histo­ri­sche Rat­haus befin­den. Auch eine Burg gibt in Rye, die ich natür­lich anschau­en möchte.

Rye wur­de auf einem Hügel erbaut, damit die Stadt gut ver­tei­digt wer­den konn­te und Fein­de schon zei­tig ent­deckt wer­den konn­ten. So füh­ren enge Kopf­stein­pfla­ster­stra­ßen ins Zen­trum. Und die­ses Pfla­ster hat es in sich, denn die Stei­ne sind nicht etwa glatt geschla­gen, son­dern rund und uneben, sodass das Lau­fen sehr müh­se­lig ist. Zum Glück gibt es einen klei­nen Geh­weg, durch den der Auf­stieg etwas ange­neh­mer ist.

Die Mer­maid Street ist wohl die schön­ste der Gas­sen in Rye. Nicht nur das Kopf­stein­pfla­ster ist per­fekt erhal­ten, auch vie­le der Fach­werk­häu­ser und alten Resi­den­zen. Fast fühlt man sich hier wie in eine ande­re Zeit zurückversetzt.

Eini­ge der alten Häu­ser sind heu­te zu Bed&Breakfast umge­baut wor­den, wie das berühm­te Haus mit den zwei Haus­tü­ren. Erbaut wur­de das Gebäu­de im 15. Jahr­hun­dert und die Bal­ken stam­men von Schif­fen aus jener Zeit. Dazu gibt es nied­ri­ge Decken und knar­ren­de Fußböden.

Die Mer­maid Street wur­de übri­gens schon im 10. Jahr­hun­dert ange­legt und zählt heu­te zu den am mei­sten foto­gra­fier­ten Stra­ßen im Ver­ei­nig­ten Königreich.

Lamb House – National Trust

Mit­ten im Ort befin­det sich auch die­ses Back­stein­ge­bäu­de – das Lamb Hou­se. Als ein­zi­ge Resi­denz des Ortes ist es heu­te ein Muse­um und wird vom Natio­nal Trust ver­wal­tet. Im Jahr 1722 wur­de das Haus für James Lamb erbaut, der Wein­händ­ler und Lokal­po­li­ti­ker war. Eine net­te Geschich­te ist jene von King Geor­ge I., des­sen Schiff 1726 in einer stür­mi­schen Nacht in der Nähe auf Grund lief und der dann im Haus von James Lamb Unter­schlupf fand. In der­sel­ben Nacht gebar Mrs. Lamb ein Kind, dass zu Ehren des Königs Geor­ge getauft wur­de und der König erklär­te sich sogar zur Paten­schaft bereit.

Berühmt ist das Haus aber nicht wegen die­ser Geschich­te, son­dern wegen eines ande­ren Bewoh­ners, der hier von 1897 bis 1914 leb­te, der berühm­te Autor Hen­ry James.

Acht Pfund (2023) kostet ein Rund­gang durch das Haus, es sei denn man ist Mit­glied beim Natio­nal Trust. Dafür kann man dann durch die Räu­me im Erd­ge­schoss und ersten Stock gehen, wo Mit­ar­bei­ter auch Fra­gen beantworten.

Bereits 1950 gab die Wit­we des Nef­fen von Hen­ry James das Haus dem Natio­nal Trust und so wur­de es für Besu­cher geöff­net. Vie­le Jah­re war aber nur der erste Stock zugäng­lich und das Erd­ge­schoss war ver­mie­tet. Erst 2018 änder­te sich dies und seit­dem kann das gan­ze Haus ange­schaut werden.

Der wohl inter­es­san­te­ste Raum im Haus ist das Arbeits­zim­mer, in dem auch die Schreib­ti­sche von Hen­ry James ste­hen. Vie­le sei­ner Geschich­ten hat er aller­dings im soge­nann­ten Gar­den Room ver­fasst, der 1940 bei einem deut­schen Bom­ben­an­griff zer­stört wurde.

Der letz­te Raum im Haus, den ich besich­ti­ge, ist das Ess­zim­mer. Zur Vor­weih­nachts­zeit ist es für ein gro­ßes Fest­mahl eingedeckt.

Vom Ess­zim­mer gelan­ge ich direkt in den Gar­ten, der von Alfred Par­sons auf Bit­te von Hen­ry James gestal­tet wurde.

St. Mary’s Church

Ich set­ze mei­nen Rund­gang durch Rye fort und las­se mich wei­ter durch die engen Gas­sen trei­ben, die ihren ganz eige­nen Charme versprühen.

Die Kir­che St. Mary’s ist der Mit­tel­punkt der Alt­stadt und erscheint eigent­lich viel zu groß für eine Klein­stadt wie Rye. Mit dem Bau wur­de schon im 12. Jahr­hun­dert begon­nen und bis 1247 war die­ser Teil von Eng­land könig­li­ches Lehen der Nor­man­die, wes­halb man wohl eine so gro­ße Kir­che erbaut hat.

Die Kir­che hat einen kreuz­för­mi­gen Grund­riss und erhielt ihr heu­ti­ges Aus­se­hen in meh­re­ren Bau­pha­sen zwi­schen dem 12. und 15. Jahr­hun­dert. Ande­re Tei­le wie Fen­ster oder Bestuh­lung stam­men aus spä­te­ren Zeiten.

Ganz beson­ders berühmt ist die Kir­che aber für ihre Uhr, die eine der älte­sten noch funk­tio­nie­ren­den Kirch­turm­uh­ren ist. Das heu­ti­ge Zif­fern­blatt stammt aus dem Jahr 1760, so wie auch die „Quar­ter Boys“, eine Tech­nik, durch die die Uhr vier­tel­stünd­lich schlägt. Das gesam­te Uhr­werk ist inzwi­schen zum tech­ni­schen Denk­mal erklärt worden.

Gleich neben der Kir­che befin­det sich die Town Hall, das Rat­haus von Rye. Erbaut wur­de es 1743 und ersetzt einen Vor­gän­ger­bau. Im Erd­ge­schoss gibt es Arka­den, in denen frü­her Markt abge­hal­ten wer­den konn­te und im Ober­ge­schoss befin­det sich der Sit­zungs­saal. Seit 1996 wird jedes Jahr in der Vor­weih­nachts­zeit ein Krip­pen­bild in der rech­ten Arka­de gezeigt.

Rye Castle

Von der Town Hall ist es nicht mehr weit bis zum Rye Cast­le, auch Ypres Tower genannt. Die klei­ne Festungs­an­la­ge wur­de bereits 1249 auf Befehl von Hein­rich III. gegen die häu­fi­gen fran­zö­si­schen Über­fäl­le erbaut. Da die Eng­län­der zu jener Zeit stän­dig Krieg mit Frank­reich führ­ten, stand beson­ders die Süd­kü­ste der Insel häu­fig unter Beschuss. Spä­ter wur­de die Burg in die Stadt­be­fe­sti­gung ein­be­zo­gen und dien­te auch lan­ge Zeit als Gefäng­nis. Inzwi­schen ist in den Festungs­mau­ern ein Muse­um zur Stadt­ge­schich­te untergebracht.

Vor Rye Cast­le befin­det sich der Canon Gar­den, in dem eini­ge der Kano­nen aus­ge­stellt sind, mit denen die ein­sti­ge Hafen­stadt ver­tei­digt wurde.

Apro­pos Hafen, von dem ist heu­te nicht mehr viel zu sehen, nur der Fluss Bre­de schlän­gelt sich heu­te durch den Ort. Des­sen Mün­dung befand sich einst aller­dings genau vor der Stadt, die dadurch einen Hafen bau­en konn­te. Bereits im 19. Jahr­hun­dert ver­lan­de­te das gan­ze Gebiet aller­dings immer mehr und der Hafen wur­de schließ­lich unbrauch­bar. Heu­te befin­det sich Rye sogar meh­re­re Kilo­me­ter von der Küste entfernt.

Land Gate – Rye City Gate

Mein Weg aus der Stadt her­aus führt mich durch Land Gate, das erhal­te­ne der ursprüng­lich zwei gro­ßen Stadt­to­re von Rye. Wie der Name schon ver­mu­ten lässt, befand es sich auf der Land­sei­te der Stadt, wäh­rend das Strand Gate auf der Hafen­sei­te zu fin­den war.

Ärmelkanal

Ich ver­las­se Rye nun und fol­ge der Stra­ße bis an das heu­ti­ge Ufer des Ärmel­ka­nals. Wüss­te ich nicht um die Geschich­te mit der Ver­lan­dung, wäre ich nie auf die Idee gekom­men, dass Rye einst eine bedeu­ten­de Hafen­stadt gewe­sen ist.

Pevensey Castle

Anschlie­ßend fol­ge ich der Küsten­li­nie gen Westen und gelan­ge so zu einer wei­te­ren Ver­tei­di­gungs­stel­lung an der Küste, die aller­dings um eini­ges grö­ßer ist als die Burg in Rye, dem Peven­sey Cast­le. Da sie Burg, die heu­te von Eng­lish Heri­ta­ge ver­wal­tet wird, so schön im Abend­licht leuch­tet, mache ich noch einen kur­zen Abste­cher. Besu­chen kann ich aber nur die Außen­be­rei­che, das Inne­re der Burg­an­la­ge ist im Win­ter nur an den Wochen­en­den geöffnet.

Die Burg­an­la­ge geht auf einen Bau der Römer aus dem 4. Jahr­hun­dert zurück und war 1066 auch der Lan­de­platz von Wil­liam dem Erobe­rer. Bis zum 16. Jahr­hun­dert war die Burg bewohnt und dien­te zur Ver­tei­di­gung der Küste, bevor die dem Ver­fall preis­ge­ge­ben wur­de. Aller­dings wur­de die gesam­te Anla­ge noch­mals 1940 bis 1945 zur Ver­tei­di­gung genutzt, bevor sie spä­ter zum Muse­um umfunk­tio­niert wurde.

Beachy Head

Mei­nen letz­ten Halt auf die­sem Aus­flug lege ich am Beachy Head ein, einem mei­ner Lieb­lings­or­te an der eng­li­schen Süd­kü­ste. Hier ragen die Krei­de­fel­sen bis zu 162 Meter aus dem Meer auf und sind damit die höch­sten in ganz England.

Beson­ders schön kann man hier auch den Son­nen­un­ter­gang genie­ßen und so gesel­le ich mich trotz fro­sti­ger Tem­pe­ra­tu­ren zu zahl­rei­chen Schau­lu­sti­gen, die der Son­ne beim Ver­sin­ken im Meer bei­woh­nen, bevor es für mich zurück in mein war­mes Hotel­zim­mer geht.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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