BallinStadt – Auswanderermuseum, Hamburg

Aus­wan­dern – ein Traum, den vie­le Men­schen hegen. Eine Aus­wan­de­rung heu­te unter­schei­det sich zwar von denen, die vor 100 oder 200 Jah­ren statt­fan­den, doch die Grün­de sind oft ähn­lich – der Wunsch nach einem bes­se­ren Leben wird am häu­fig­sten genannt. Die Ham­bur­ger Ball­in­stadt war vie­le Jah­re die letz­te Sta­ti­on derer, die es hin­aus in die Frem­de zog. Heu­te braucht es sol­che Orte nicht mehr und so wur­de hier im Jahr 2007 das Aus­wan­de­rer­mu­se­um eröff­net – ein Ort, der Geschich­ten erzählt, von der Sehn­sucht nach der Fer­ne gestern und heute. 

Zwi­schen 1850 und 1939 war der Ham­bur­ger Hafen für vie­le Aus­wan­de­rer das „Tor zur Welt”. Von hier leg­ten die Schif­fe in die Neue Welt ab. Über fünf Mil­lio­nen Men­schen ver­lie­ßen allein über die Han­se­stadt Euro­pa, auf der Suche nach einem bes­se­ren Leben. Im Jahr 1901 ließ der Gene­ral­di­rek­tor der HAPAG, Albert Bal­lin, schließ­lich Mas­sen­un­ter­künf­te für Tau­sen­de Aus­wan­de­rer errich­ten, die jede Woche anka­men und auf eine Schiffs­pas­sa­ge warteten.

Der Grund dafür, wem in den USA die Ein­rei­se ver­wei­gert wur­de, den muss­te die HAPAG auf eige­ne Kosten nach Euro­pa zurück­brin­gen. So woll­te man die Aus­wan­de­rer schon vor­her unter­su­chen und ihre Chan­cen für eine erfolg­rei­che Ein­wan­de­rung feststellen.

Schon ein­mal war ich im Aus­wan­de­rer­mu­se­um in Ham­burg, das war 2008, kurz nach der Eröff­nung. 2016 wur­de das Muse­um jedoch umge­baut und erwei­tert, Zeit also der Aus­stel­lung noch­mals einen Besuch abzu­stat­ten. Heu­te errei­che ich die Elb­in­sel Ved­del, auf der sich das Muse­um befin­det, bequem mit dem Auto.

Die heu­ti­gen Muse­ums­hal­len sehen recht neu aus und das sind sie auch, denn die ori­gi­na­le Ball­in­stadt wur­de seit dem Ende des Zwei­ten Welt­krie­ges nach und nach abge­ris­sen. Für das Muse­um wur­den jedoch drei Hal­len ori­gi­nal­ge­treu wie­der aufgebaut.

Der Ein­gang zum Muse­um befin­det sich in Haus 1. Hier bezah­le ich mei­nen Ein­tritt und tau­che dann direkt in die Aus­stel­lung ein.

Hafen der Träu­me heißt die Aus­stel­lung in Haus 1, die sind gleich dem Kas­sen­be­reich anschließt. Hier wer­de ich in die Zeit vor 120 Jah­ren ver­setzt, als Albert Bal­lin die Aus­wan­de­rer­stadt grün­de­te. Von sei­nem Schreib­tisch ging die Ent­wick­lung die­ses Are­als aus.

Um neun­zehn­hun­dert war die Aus­wan­de­rung nicht mehr ganz so stra­pa­zi­ös, zumin­dest für die, die es sich lei­sten konn­ten. Moder­ne Oze­an­rie­sen mit einer luxu­ri­ös aus­ge­stat­te­ten ersten Klas­se kreuz­ten zwi­schen der Neu­en und der Alten Welt.

Aber auch die zwei­te Klas­se war zu jener Zeit schon recht kom­for­ta­bel aus­ge­stat­tet. Pas­sa­gie­re aus die­sem Bereich muss­ten auch nicht in der Ball­in­stadt näch­ti­gen, son­dern durf­ten die Hotels in der Han­se­stadt nutzen.

Die Rei­sen­den der drit­ten Klas­se hin­ge­gen waren hier in den gro­ßen Hal­len unter­ge­bracht und wur­den natür­lich auch ver­pflegt. Ein rie­si­ges Unter­fan­gen für Tau­sen­de Men­schen, die vor allem aus Ost­eu­ro­pa kamen, jeden ein­zel­nen Tag.

Ein Bild zeigt, wie die Ball­in­stadt hier auf der Insel Ved­del einst aus­ge­se­hen hat. Sogar Kir­chen gab es neben den Schlaf- und Ver­pfle­gungs­hal­len. Eine rich­ti­ge klei­ne Stadt war entstanden.

Die Häu­ser mit den grü­nen Dächern auf dem Foto sind übri­gens die, die für das Muse­um wie­der auf­ge­baut wur­den. Alle ande­ren Gebäu­de exi­stie­ren inzwi­schen nicht mehr.

In Haus 2 zeigt die neue Aus­stel­lung nicht nur die Aus­wan­de­rung über Ham­burg, son­dern beleuch­tet die Men­schen­strö­me welt­weit und das über vie­le Jahrhunderte.

So wer­den die ersten Aus­wan­de­rungs­wel­len, die noch auf Segel­schif­fen pas­sier­ten, eben­so dokumentiert …

… wie die Flucht aus der DDR in der Wendezeit.

Aus­wan­de­rung hat ganz vie­le unter­schied­li­che Facet­ten, von denen im Muse­um zumin­dest eini­ge etwas näher ange­schaut werden.

Bedrückend und gleich­zei­tig beein­druckend ist da die Aus­stel­lung zu den Rei­sen in der drit­ten Klas­se. Dass Men­schen eine Über­fahrt unter sol­chen Bedin­gun­gen über­haupt über­stan­den haben, grenzt schon fast an ein Wunder.

Und auch wenn die Trans­port­mit­tel bes­ser wur­den, ein­fach war ein sol­cher Schritt nie. Meist gin­gen die Men­schen in dem Bewusst­sein, ihre alte Hei­mat nie wie­der­zu­se­hen. Der Auf­bruch in die Neue Welt war, und ist es manch­mal sogar noch heu­te, endgültig.

Ins­ge­samt vier­zehn ver­schie­de­ne Aus­stel­lungs­räu­me gibt es in Haus 2. Der wohl beein­druckend­ste ist das Aus­wan­de­rer­schiff. Ein rie­si­ger Bug scheint hier auf dem Was­ser zu schwim­men und erzählt exem­pla­risch die Geschich­te einer Über­fahrt nach Ame­ri­ka, dem Weg, den für lan­ge Zeit die mei­sten Aus­wan­de­rer ein­ge­schla­gen haben.

In den letz­ten zwei Räu­men geht es dann nicht mehr um die Rei­se. Hier wird erzählt, wie die Aus­wan­de­rer in der neu­en Hei­mat anka­men und dort auch eini­ge ihrer alten Bräu­che ein­fach wei­ter­führ­ten. Beson­ders in den USA und Kana­da kann man das auch heu­te noch erle­ben, wie ich auf mei­nen Rei­sen auch schon öfter fest­ge­stellt habe.

Schön ist auch die Samm­lung deutsch­spra­chi­ger Publi­ka­tio­nen aus den USA, wie ich sie sonst nur aus dor­ti­gen Muse­en ken­ne. Beson­ders in Mis­sou­ri gibt es noch vie­le Orte, die sol­che Schät­ze aus­stel­len.

Im letz­ten Raum wird dann an den USA gezeigt, wohin die Men­schen in dem gro­ßen, wei­ten Land zogen und an eini­gen exem­pla­ri­schen Per­so­nen auch das Leben nach­ge­zeich­net. Es gab sie schon, die Aus­wan­de­rer, die ihr Glück in der Neu­en Welt gefun­den haben und dort zu Wohl­stand oder sogar Reich­tum gekom­men sind.

Das drit­te Haus des Muse­ums ist allein den Son­der­aus­stel­lun­gen vor­be­hal­ten. Im ersten Raum des Gebäu­des wer­den Geschich­ten von ein­zel­nen Aus­wan­de­rern gezeigt. Das macht das The­ma per­sön­lich erleb­bar, denn hier kann ich mich in ein­zel­ne Men­schen und ihre Beweg­grün­de hineinversetzen.

Die zwei­te Son­der­aus­stel­lung han­delt der­zeit von Phil, sei­nem Hund Tik­sa sowie einem ganz beson­de­ren Auto. Wäh­rend eines Work and Tra­vel Auf­ent­hal­tes in Austra­li­en beschließt der Mitt­zwan­zi­ger, sei­ne Rück­rei­se nach Deutsch­land mit dem Auto zurückzulegen.

Mir hat mein zwei­ter Besuch im Aus­wan­de­rer­mu­se­um in Ham­burg sehr gut gefal­len. Es macht Spaß, das Muse­um zu ent­decken, auch wenn die Aus­stel­lun­gen an die, die ich aus den USA und Kana­da ken­ne, nicht ganz her­an­kom­men. Es ist in Deutsch­land aber auch erst viel spä­ter in Betracht gezo­gen wor­den, sol­che Muse­en zu errichten.

Der Besuch ist auf jeden Fall emp­feh­lens­wert, denn hier lernt der Besu­cher viel über die Vor­be­rei­tun­gen, die solch eine Aus­wan­de­rung bedurf­te, wäh­rend Muse­en wie Ellis Island in New York oder die Grosse-​Île im kana­di­schen Que­bec eher die Ankunft der Ein­wan­de­rer beschrei­ben. Neben dem Muse­um in Ham­burg habe ich auch schon das Cobh Heri­ta­ge Cen­ter in Irland besucht, das die Aus­wan­de­rung vie­ler Mil­lio­nen Iren thematisiert.

Ball­in­Stadt – Auswanderermuseum
Ved­de­ler Bogen 2, 20539 Hamburg
März bis Okto­ber: täg­lich von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Novem­ber bis Febru­ar: täg­lich von 10.00 Uhr bis 16.30 Uhr
Ein­tritt: €13 (2019)

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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