Schlösser und Herrenhäuser südlich von Nürnberg, Bayern – Teil 1

Auf mei­ner Rei­se nach Fran­ken habe ich mich auch wie­der auf die Suche nach inter­es­san­ten Schlös­sern und Her­ren­häu­sern bege­ben. Fün­dig gewor­den bin ich nicht nur in der Gegend von Coburg, son­dern auch bei Nürn­berg. Hier habe ich neben Schlös­sern auch zwei ganz beson­de­re Festun­gen besucht.

Schloss Neuendettelsau

Los geht mei­ne Tour mit der Fahrt von Nürn­berg in süd­li­cher Rich­tung bis nach Neu­en­det­tels­au, wo ich einen kur­zen Stopp ein­le­ge. Hier befin­det sich das gleich­na­mi­ge Schloss, das ich lei­der nur über den Zaun und durch die Bäu­me erah­nen kann. Wei­ter her­an geht es nicht, um das um 1700 erbau­te Schloss näher zu betrachten.

Festung Lichtenau

Wei­ter geht es für mich nach Markt Lich­ten­au, wo ich die dor­ti­ge Festung anschaue. Das heu­ti­ge Bau­werk geht auf eine alte Was­ser­burg zurück und war eine Wehr­an­la­ge der Nürn­ber­ger Burg­her­ren. Im Jahr 1246 wur­de die dama­li­ge Burg erst­mals erwähnt und 1406 von Nürn­berg gekauft.

Bereits 1409 wer­den Festung und Ort an den Rats­herrn Hein­rich Rum­mel ver­kauft, der sogleich mit dem Bau einer Festung beginnt. Die Festung wird in den fol­gen­den Jahr­hun­der­ten mehr­mals ange­grif­fen, auch teil­wei­se zer­stört und anschlie­ßend wie­der auf­ge­baut. Der letz­te gro­ße Angriff erfol­ge 1688 durch die Franzosen.

Im Jahr 1806 fiel Lich­ten­au, genau­so wie Nürn­berg, an das König­reich Bay­ern, das in der Festung ein Gefäng­nis ein­rich­te­te. Inzwi­schen ist die Festung Lich­ten­au aller­dings Sitz der Außen­stel­le des Staats­ar­chivs Nürn­berg und kann des­halb nur von außen besich­tigt wer­den. Ledig­lich zum jähr­lich statt­fin­den­den Burg­fest gibt es die Mög­lich­keit die Innen­räu­me anzuschauen.

Der Festungs­bau selbst ist ein Glanz­stück der Renais­sance­bau­kunst, auch wenn er nach Fer­tig­stel­lung bereits nicht mehr den dama­li­gen Ansprü­chen an eine Festung ent­sprach. Die heu­te erhal­te­ne Anla­ge wur­de ab 1557 errich­tet, Tei­le der vor­he­ri­gen Burg sind nicht erhalten.

Es wur­den aber Tei­le der alten Anla­ge in den Neu­bau inte­griert. So neh­men die Außen­mau­ern die Posi­ti­on des ehe­ma­li­gen Walls ein und wur­den zur bes­se­ren Ver­tei­di­gung mit fünf Bastio­nen versehen.

Inner­halb der Anla­ge gibt es ein reprä­sen­ta­ti­ves Amts­haus, das sich dort befin­det, wo einst der alte Wohn­bau der Burg stand. Da das Kon­zept der Festung bei ihrem Bau schon hoff­nungs­los ver­al­tet war, leg­te man eher Wert auf eine reprä­sen­ta­ti­ve Ästhe­tik denn auf Funktionalität.

Dreieinigkeitskirche Lichtenau

Gleich neben der Festung steht die Drei­ei­nig­keits­kir­che Lich­ten­au, die 1724 im Stil des Spät­ba­rock errich­tet wur­de. Sie dien­te als Ersatz für einen 1688 aus mili­tä­ri­schen Grün­den abge­ris­se­nen Vor­gän­ger­bau. Aus der alten Kir­che wur­den ledig­lich drei Glocken wiederverwendet.

Der Innen­raum wur­de eben­falls 1724 gestal­tet und Mit­te der 1950er Jah­re auf­wen­dig saniert. Die evan­ge­li­sche Kir­che hat ein eher schlich­te Design erhal­ten, das sie deut­lich von den meist üppig aus­ge­stat­te­ten katho­li­schen Kir­chen jener Zeit abhebt.

Die letz­te Sanie­rung der Fas­sa­de des Got­tes­hau­ses fand hin­ge­gen erst 1990 statt und in letz­ter Zeit wur­de dazu noch der Kirch­platz neu gestal­tet. In der Kir­che wer­den auch heu­te noch Got­tes­dien­ste gefeiert.

Wolframs-​Eschenbach

Auf mei­nem wei­te­ren Weg durch­que­re ich das Städt­chen Wolframs-​Eschenbach, das die­sen etwas unge­wöhn­li­chen Namen erst seit 1917 trägt. Damals wur­de ent­schei­den, die Stadt Obe­r­eschen­bach zu Ehren des Dich­ters Wolf­ram zu Eschen­bach umzubenennen.

Der hüb­sche, histo­ri­sche Stadt­kern, der in Tei­len noch heu­te von einer Stadt­mau­er umge­ben ist, ist auf jeden Fall sehens­wert. Im Jahr 1974 dien­te die Stadt sogar als Kulis­se für den Kin­der­film „Räu­ber Hot­zen­plotz” mit Gert Frö­be und Rai­ner Basedow.

Schloss Stopfenheim

Schloss Stop­fen­heim im gleich­na­mi­gen mit­tel­frän­ki­schen Ort ist für mich eben­falls nur ein kur­zer Foto­stopp, denn das histo­ri­sche Gebäu­de befin­det sich in Pri­vat­be­sitz und kann nicht besich­tigt wer­den. Erbaut wur­de das Schoss um das Jahr 1716, nach­dem eine alte Was­ser­burg abge­ris­sen wur­de. Von 1824 bis 1964 wur­de das Anwe­sen als Pfarr­haus genutzt, bevor es 1975 wie­der an pri­va­te Eigen­tü­mer ver­kauft wurde.

Festung Wülzburg

Wesent­lich mehr zu sehen gibt es da auf der Festung Wülz­burg, die sich auf dem Wül­zen­bur­ger Berg ober­halb der Stadt Wei­ßen­burg befin­det. Auf dem Berg befand sich ursprüng­lich ein Bene­dik­ti­ner­klo­ster, bevor zwi­schen 1588 und 1610 auf Bestre­ben des Mark­gra­fen von Ans­bach eine Festung errich­tet wurde.

Neben der Zita­del­le Jülich, der Festung Dömitz sowie der Zita­del­le Span­dau ist die Wülz­burg eine der vier eng ver­wand­ten Renaissance-​Festungen im deutsch­spra­chi­gen Raum, die noch immer erhal­ten ist.

Im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg wur­de die Festung kampf­los an die Trup­pen unter dem ober­sten Heer­füh­rer Til­ly über­ge­ben, eine anschlie­ßen­de schwe­di­sche Bela­ge­rung blieb aber erfolg­los. Vom 17. bis 19. Jahr­hun­dert wur­de die Festung schließ­lich als Gefäng­nis genutzt. Im Jahr 1806 wur­de zunächst das König­reich Bay­ern Eigen­tü­mer, das umfang­rei­che Umbau­ten durch­führ­te, um die Anla­ge wie­der für das Mili­tär nutz­bar zu machen. Bereits 1882 wur­de die Anla­ge jedoch an die Stadt Wei­ßen­burg ver­kauft, die bis heu­te Eigen­tü­mer ist.

Wäh­rend die Festung im Ersten Welt­krieg als Inter­nie­rungs­la­ger, ab 1929 als Land­schul­heim und im Zwei­ten Welt­krieg als Kriegs­ge­fan­ge­nen­la­ger dien­te, zogen nach 1945 zunächst Flücht­lin­ge ein. An sie erin­nert inzwi­schen ein Denk­mal in der Nähe der Festungsmauern.

Im Inne­ren der Festung steht ein gro­ßes Gebäu­de, das einst Kaser­ne und Gefäng­nis war. Eine Tafel erin­nert an den wohl berühm­te­sten Kriegs­ge­fan­ge­nen auf der Wülz­burg, Charles de Gaulle.

Im Innen­hof ist es heu­te sehr ruhig. Nur ein klei­ner Kiosk bie­tet sei­ne Waren an. Sonst schei­nen vie­le Gebäu­de fast ver­las­sen zu sein.

Trau­rig ist, dass die Zukunft der Wülz­burg sehr unge­wiss ist. Wäh­rend die Stadt Wei­ßen­burg bis ins Jahr 2000 jähr­lich meh­re­re Mil­lio­nen Mark Unter­stüt­zung vom Frei­staat Bay­ern und dem Bezirk Mit­tel­fran­ken zur Unter­hal­tung bekam, wur­den die­se Gel­der zunächst gekürzt und spä­ter ein­ge­stellt. So muss­te die Stadt für die Unter­hal­tung der Anla­ge allein auf­kom­men und kann längst nicht so viel inve­stie­ren. So wur­den Über­le­gun­gen ange­stellt, Tei­le der Festung nicht mehr zu unter­hal­ten und ein­stür­zen zu las­sen. Bis­her ist es zwar nicht so weit, aber Tei­le der Festungs­mau­er sehen tat­säch­lich eher ver­las­sen und wie auf­ge­ge­ben aus.

Im Innen­hof der Wülz­burg sind auch meh­re­re Brun­nen zu fin­den. Es gibt hier sogar einen der tief­sten Festungs­brun­nen in ganz Deutsch­land, der bereits um 1600 ange­legt wur­de. Dazu gibt es Lud­wigszister­ne, die zwi­schen 1823 und 1831 gebaut wur­de, die größ­te im gan­zen König­reich war und noch heu­te ein Mei­ster­werk der dama­li­gen Inge­nieurs­kunst ist.

Das zwei­flüg­li­ge Schloss im Innen­hof war frü­her von ande­ren Bau­ten umge­ben, ist aber inzwi­schen neben einem Wirt­schafts­ge­bäu­de der ein­zi­ge Bau, der erhal­ten geblie­ben ist.

Die Wülz­burg ist eine nahe­zu regel­mä­ßi­ge fünf­ecki­ge Anla­ge mit fünf Bastio­nen und das kann man am besten bei einem Rund­gang um die Festung erken­nen. Die­se Form erlaubt eine Ver­tei­di­gung ohne tote Winkel.

Die fünf Bastio­nen sind nicht alle gleich und tra­gen die Namen: Jung­frau, Krebs, Roß­müh­le, Kal­tes Eck und Hauptwache.

Eben­falls sehr gut erhal­ten, ist der gedeck­te Weg um die Festung her­um. Errich­tet wur­den die­se Auf­bau­ten im 18. Jahr­hun­dert und bei den mei­sten Festun­gen spä­ter als erstes ein­ge­eb­net. Hier aber ist der Weg erhal­ten geblie­ben und heu­te kann man dar­auf um die Festung herumlaufen.

Mit die­ser Besich­ti­gung endet der erste Teil mei­ner Rund­fahrt zu Schlös­sern und Her­ren­häu­sern süd­lich von Nürn­berg. Im zwei­ten Teil geht es wei­ter durch die Regi­on Mit­tel­fran­ken und ich unter­neh­me auch einen klei­nen Abste­cher über die Gren­zen des Bezirks hinaus.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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