Mittsommer Remise 2022 in Vorpommern – zwischen Peene und Tollensetal

Zur Mitt­som­mer Remi­se öff­nen in Mecklenburg-​Vorpommern immer für ein Wochen­en­de im Juni vie­le Guts- und Her­ren­häu­ser ihre Pfor­ten. Wäh­rend der Sams­tag tra­di­tio­nell dem Lan­des­teil Meck­len­burg gehört, ist am Sonn­tag Vor­pom­mern dran. Für mich ging es 2022 in die Regi­on zwi­schen Pee­ne und Tol­lens­etal, wo ich wie­der eini­ge inter­es­san­te Orte ent­deckt habe.

Schloss Schmarsow

Mei­ne Rund­fahrt zur Mitt­som­mer Remi­se 2022 in Vor­pom­mern star­tet im klei­nen Ort Schmar­sow, wo sich in der Orts­mit­te das gleich­na­mi­ge Schloss befin­det. Schmar­sow wur­de bereits 1249 erst­ma­lig als Rit­ter­gut der Fami­lie von Malt­zahn erwähnt und Ende des 17. Jahr­hun­derts an Phil­ipp Joa­chim von Par­se­now ver­kauft. Er war es, der das heu­ti­ge Schloss errich­ten ließ. Die Bau­ma­te­ria­li­en bekam er größ­ten­teils von der im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg zer­stör­ten Burg Osten.

Im 19. Jahr­hun­dert starb die Fami­lie von Par­se­now jedoch aus und nun sahen die von Malt­zahn ihre Chan­ce gekom­men, den Besitz zurück­zu­be­kom­men. Schließ­lich wur­de er der Kum­me­rower Linie zuge­spro­chen, doch es kam immer wie­der zu Streit, sodass Schmar­sow 1855 an Wol­de­mar von Heyden-​Cartlow ver­kauft wur­de. Die Fami­lie blieb bis zur Ent­eig­nung 1945 Eigentümer.

Nach dem Krieg kam das Gebäu­de in den Besitz der Gemein­de Schmar­sow, die hier Woh­nun­gen, einen Jugend­club, einen Kon­sum sowie die Gemein­de­ver­wal­tung unter­brach­te. Erst im Jahr 2000 ver­kauf­te die Gemein­de das Schloss auf einer Auk­ti­on. Das beste Gebot gaben der Poli­to­lo­ge und Bil­dungs­for­scher Falk Fabich und die Archi­tek­tin Andrea Rui­ken aus Ber­lin ab, die seit dem Eigen­tü­mer sind und das Schloss umfas­send reno­vier­ten. Und sie sind es auch, die anläss­lich der Mitt­som­mer Remi­se die Türen zu ihrem Heim öffnen.

Auf einem Rund­gang führt Falk Fabich per­sön­lich durch das Haus und erzählt von der jah­re­lan­gen Sanie­rung und wie man zunächst die Feri­en­woh­nun­gen fer­tig­stell­te, da die­se ein regel­mä­ßi­ges Ein­kom­men gene­rie­ren. Zwei der Woh­nun­gen kön­nen an die­sem Tag auch ange­schaut wer­den, da sie nicht belegt sind.

Das fünf­zig Qua­drat­me­ter gro­ße Apart­ment „Grün” befin­det sich im Erd­ge­schoss und kann bis zu vier Per­so­nen beher­ber­gen. Einst befand sich hier das Büro der Gutssekretärin.

Im ersten Ober­ge­schoss befin­det sich ein gro­ßer Saal mit ori­gi­na­ler Holz­decke. Hier wer­den regel­mä­ßig Ver­an­stal­tun­gen durch­ge­führt, die öffent­lich zugäng­lich sind.

Vom Saal kom­men wir in das Trep­pen­haus, das sich über alle Stock­wer­ke spannt. Doch bevor wir uns hier etwas mehr umschau­en, zeigt der Haus­herr noch eine zwei­te Ferienwohnung.

Das Apart­ment „Gelb” ist sie­ben­und­vier­zig Qua­drat­me­ter groß und für zwei Per­so­nen aus­ge­legt. Auch hier wur­de die Woh­nung sorg­sam aus­ge­stat­tet und durch inter­es­san­te Acces­soires ergänzt.

So stammt die Dop­pel­schie­be­tür zum Schlaf­zim­mer ursprüng­lich aus einem Wohn­haus der frü­hen Grün­der­zeit in Berlin.

Zurück im Trep­pen­haus schau­en wir uns noch die histo­ri­sche Trep­pe an und Falk Fabich erklärt, dass sich die­se frü­her in einer ande­ren Posi­ti­on befun­den hat und wäh­rend der Sanie­rung ver­setzt wurde.

Wie­der im Erd­ge­schoss, führt uns der Haus­herr noch durch eini­ge wei­te­re Räu­me, die auch für Gäste geöff­net sind. Dazu gehö­ren das Ess­zim­mer sowie das Jagdzimmer.

Etwas beson­ders ist dann auch die­se Tür zum Bil­lard­zim­mer, die von den zwei Sol­da­ten flan­kiert wird. Ein ech­ter Hin­gucker, der von den mei­sten Besu­chern foto­gra­fiert wird.

Umge­ben ist das Schloss von einem klei­nen Gar­ten, der aber heu­te nur noch einen Bruch­teil des ehe­ma­li­gen Guts­gar­tens umfasst. Der wur­de nach der Ent­eig­nung größ­ten­teils aus­ge­sie­delt, sodass nichts wei­ter erhal­ten ist. Dafür rei­chen die umlie­gen­den Grund­stücke heu­te bis fast an das Schloss heran.

Schloss Kartlow

Nicht zur Mitt­som­mer Remi­se geöff­net war Schloss Kart­low, doch da sich das wun­der­schö­ne Her­ren­haus auf dem Weg befand, habe ich trotz­dem kurz ange­hal­ten, denn auch die­ser Ort ist reich an Geschich­te. Urkund­lich erwähnt wur­de Kart­low erst­ma­lig bereits 1249 und zu jener Zeit gab es hier bereits ein Festes Haus. Bereits Ende des 13. Jahr­hun­dert wur­de die Fami­lie von Heyden mit dem Anwe­sen belehnt. Im Dreiß­h­jäh­ri­gen Krieg wur­de das alte Wohn­ge­bäu­de jedoch zer­stört und es wur­de anschlie­ßend ein Haus in Fach­werk­bau­wei­se errich­tet, in dem die Fami­lie von Heyden bis ins 19. Jahr­hun­dert leb­te. Erst Wol­de­mar von Heyden ließ die­ses Haus Mit­te des 19. Jahr­hun­derts abrei­ßen und einen Neu­bau errichten.

Wol­de­mar von Heyden heg­te den Wunsch, sei­nen Besitz wie eine eng­li­sche Graf­schaft zu betrei­ben. Und dazu gehör­te natür­lich auch ein reprä­sen­ta­ti­ves Her­ren­haus, dass er zwi­schen 1853 und 1859 erbau­en ließ. Archi­tekt war der Schinkel-​Schüler Fried­rich Hit­zig. Der Gar­ten wur­de nach Plä­nen von Len­né ange­legt. Bereits 1856 zog die Fami­lie in das Haus und schon weni­ge Jah­re spä­ter bekam das Her­ren­haus auch sei­nen Platz in einem Bild­band von Alex­an­der Duncker.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Rund 650 Jah­re leb­te die Fami­lie von Heyden in Kart­low bis auch sie 1945 ent­eig­net wur­de. Anschlie­ßen wur­de das Anwe­sen zunächst als Erho­lungs­heim für Sowjet­sol­da­ten genutzt. Spä­ter wur­de Woh­nun­gen ein­ge­rich­tet, in die zunächst Flücht­lin­ge ein­zo­gen und die bis 1990 bewohnt waren. Auch einen Kon­sum sowie einen Gemein­de­saal gab es im Schloss. Nach der Wen­de wur­de es saniert und es gab hier zunächst auch Feri­en­woh­nun­gen. Nach einem wei­te­ren Eigen­tü­mer­wech­sel ist Schloss Kart­low inzwi­schen Haupt­haus eines Gestüts mit Sport­pfer­de­zucht und lei­der nicht mehr öffent­lich zugänglich.

Schloss Neetzow

Wei­ter geht es für mich nun zum Schloss Nee­t­zow, das wie­der­um heu­te auch geöff­net hat. Das Her­ren­haus ist zwar noch nicht sehr alt, hat aber schon eine recht bewe­gen­de Geschich­te hin­ter sind. Und die wird heu­te von kei­nem gerin­ge­ren erzählt als dem Enkel des letz­ten Besit­zers vor der Ent­eig­nung 1945. Wie es dazu kam, da erfah­re ich auf der Füh­rung durch das Haus.

Auch Schloss Nee­t­zow ist eines jener Häu­ser, das im Bild­band von Alex­an­der Dun­cker zu fin­den ist. Wäh­rend vie­le Häu­ser zu jener Zeit schon Jahr­hun­der­te alt waren, war Nee­t­zow sozu­sa­gen ein Neubau.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Erst um das Jahr 1805 kamen Land und Dorf in den Besitz der aus Hol­stein stam­men­den Fami­lie von Kru­se. Wil­helm von Kru­se ließ schließ­lich von 1848 bis 1851 das Her­ren­haus nach einem Ent­wurf von Fried­rich Hit­zig erbau­en und einen eng­li­schen Land­schafts­park anle­gen. Die Zie­gel für den Bau kamen aus der fami­li­en­ei­ge­nen Ziegelei.

Um 1880 über­nahm August von Kru­se das Anwe­sen, der mit Lily von Heyden aus dem Hau­se Cart­low ver­hei­ra­tet war. Letz­ter Besit­zer vor der Ent­eig­nung war schließ­lich Wolf-​Eginhard von Kru­se, der ein beweg­tes Leben führ­te. Über sei­ne Eska­pa­den wird noch heu­te im Dorf gespro­chen. Der Guts­herr schrieb nach der Ent­eig­nung auch ein Buch, das einen guten Ein­blick in sein Leben gewährt.

Nach dem Krieg wur­de das Her­ren­haus lei­der geplün­dert und fast das gesam­te Mobi­li­ar ent­wen­det oder zer­stört. Kami­ne, Stuck­ele­men­te sowie Böden und Decken blie­ben aber erstaun­li­cher­wei­se zu gro­ßen Tei­len erhal­ten. Der Grund dafür ist wohl aus, dass das Haus nie zu Wohn­zwecken, für Flücht­lin­ge oder als Gemein­de­haus genutzt wur­de. Viel­mehr war hier von 1952 bis 1962 zunächst das staat­li­che Folklore-​Ensemble der DDR behei­ma­tet. Das Ensem­ble hat­te Auf­trit­te in der gan­zen Welt und das Schloss wur­de für die Aus­bil­dung der Tän­zer genutzt. Anschlie­ßend zog das Insti­tut für Agrar­öko­no­mik der Aka­de­mie der Land­wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten in das Gebäu­de, das hier bis 1991 blieb.

Die fol­gen­den Jah­re waren dann die wohl schwer­sten für das Haus, dass in den 90ern leer stand und lang­sam zu ver­fal­len droh­te. So inve­stier­te die Fami­lie von Kru­se aus dem eige­nen Ver­mö­gen rund 80.000 D‑Mark für Not­re­pa­ra­tu­ren, obwohl sie nicht Eigen­tü­mer des Besit­zes war. Man fühl­te sich aber dem ehe­ma­li­gen Eigen­tum ver­pflich­tet. Erst 2001 wur­de das Haus ver­kauft und die Kru­ses beka­men schließ­lich ihre Inve­sti­ti­on zurück. Der neue Eigen­tü­mer bau­te das Haus zu einem Hotel um und ließ es auf­wen­dig sanieren.

Eines der Pracht­stücke des Hau­ses erstrahlt seit­dem auch wie­der in altem Glanz, der kreis­run­de Fest­saal mit der auf­wen­dig ver­zier­ten Decke und dem eben­so kost­ba­ren Holzfußboden.

Aber noch­mal zurück zur Geschich­te des Hau­ses, die erst 2021 noch­mals eine uner­war­te­te Wen­dung nahm. Das Hotel, das erst in den 2000er Jah­ren eröff­net wur­de, muss­te auf­grund der Coro­na­pan­de­mie schlie­ßen und Nee­t­zow schau­te ein­mal mehr in eine unge­wis­se Zukunft. Doch dann ent­deck­te Phil­ipp Ska­ar, dass das Anwe­sen sei­nes Groß­va­ters wie­der ein­mal ohne Nut­zung war und kur­zer­hand ent­schloss er sich, den Hotel­be­trieb zu über­neh­men. So hat Schloss Nee­t­zow nun wie­der für Über­nach­tungs­gä­ste geöff­net und zur Mitt­som­mer Remi­se führt der Ur-​ur-​ur-​Enkel des Erbau­ers die Gäste durch das Haus.

An eini­gen Stel­len sieht man im Haus aber auch noch ein paar Sün­den der Vor­be­sit­zer, denn die sind mit den kost­ba­ren Böden und ande­ren Ver­zie­run­gen nicht immer sehr pfleg­lich umge­gan­gen. Die neu­en Betrei­ber sind jetzt dabei, das Haus ein­mal mehr behut­sam zu restau­rie­ren und das bei lau­fen­dem Betrieb. Eini­ges ist schon fer­tig, doch vie­les muss auch noch erle­digt werden.

Ein ganz inter­es­san­ter Raum ist übri­gens die­ser Saal. Hier fan­den wohl die mei­sten Umbau­ar­bei­ten nach dem Krieg statt, denn eigent­lich erstreck­te sich der Raum über zwei Eta­gen. Wäh­rend der Nut­zung durch das Folklore-​Ensemble wur­de jedoch eine Zwi­schen­decke ein­ge­zo­gen, um zwei Tanz­sä­le zu bekom­men. Und wäh­rend der Saal im Erd­ge­schoss recht schlicht wirkt …

… ent­fal­tet er im Ober­ge­schoss sei­ne gan­ze Pracht. Was hier aber ganz deut­lich auf­fällt, die opu­len­te Decke wür­de bes­ser in einen gro­ßen Saal pas­sen, wie er frü­her bestand. Trotz­dem ist sie ein wun­der­schö­nes Mei­ster­werk, das an erst ganz frisch restau­riert wur­de. An eini­ge Stel­len sind die Arbei­ten auch noch nicht ganz abgeschlossen.

Vom Saal im ersten Ober­ge­schoss hat man dann auch wie­der Zugang zum Her­zen des Hau­ses, dem run­den Saal. Der besitzt hier eine Empo­re, von der sich sowohl die Decke als auch der Fuß­bo­den beson­ders gut bewun­dern lassen.

Zu guter Letzt zeigt uns der Haus­herr auch noch eines der Gäste­zim­mer im Schloss. Neun­und­zwan­zig gibt es ins­ge­samt und die sind der­zeit fast immer aus­ge­bucht. Die Aus­stat­tung ist eher modern gehal­ten und auch etwas Geschmackssache.

Zurück ins Erd­ge­schoss geht es über die histo­ri­sche Trep­pe, die der Part­ner des neu­en Schloss­herrn in mühe­vol­ler Klein­ar­beit restau­riert hat. Und das ist wirk­lich gelun­gen, denn sie sieht ein­fach toll aus.

Nach rund einer Stun­de endet die Füh­rung schließ­lich da, wo sie begon­nen hat, in der Ein­gangs­hal­le des Hau­ses, die heu­te auch die Hotel­re­zep­ti­on beherbergt.

Gutshaus Stolpe

Ein Hotel gibt es auch im Guts­haus Stol­pe, das mein näch­stes Ziel ist. Die­se Unter­kunft gehört sogar zur exklu­si­ven Ver­an­stal­ter Relais & Châ­teaux und bie­tet ein dem­entspre­chend luxu­riö­ses Ambi­en­te. Schon die Zufahrt ist ein Erleb­nis, denn eine alte Kopf­stein­pfla­ster­al­lee führt vom Tor bis zum Gutshaus.

Die Geschich­te des Gutes geht bis in das Hoch­mit­tel­al­ter zurück. Damals gab es hier ein Klo­ster, von dem noch heu­te eine Rui­ne in der Nähe exi­stiert. Das Gut, wie es jetzt zu sehen ist, ist aller­dings viel, viel jün­ger. Über die Jahr­hun­der­te wech­sel­ten in Stol­pe vie­le Male die Besit­zer, bis es 1807 zur preu­ßi­schen Staats­do­mä­ne wur­de. Doch auch das war noch nicht das Ende, denn die Besit­zer­wech­sel gin­gen wei­ter, bis das Gut in den 1850er Jah­ren Bülow­scher Besitz wurde.

Die Fami­lie von Bülow ließ in den 1850 das Guts­haus erbau­en, leb­te aber nie selbst hier. Statt­des­sen wur­de ein Ver­wal­ter ein­ge­setzt, der das Guts­haus bewohn­te. Erst nach dem Ersten Welt­krieg zog mit Hans von Bülow ein Fami­li­en­mit­glied auf das Gut. Er und sei­ne Frau Sophie, geb. v. Malt­zan, Frei­in zu War­ten­berg und Penz­lin hat­ten jedoch kei­ne Nach­kom­men und nach dem Tod sei­ner Frau adop­tier­te er im Jah­re 1921 die damals 17jährige Ursu­la v. Malt­zan, Frei­in zu War­ten­berg und Penz­lin, eine Nich­te sei­ner Frau. Und die­se Nich­te hei­ra­te­te nun Kurt Stür­ken, der aus einer Ham­bur­ger Kauf­manns­fa­mi­lie stamm­te und das damals hoch ver­schul­de­te Gut sanier­te. Auch die Fami­lie Stür­ken wur­de 1945 schließ­lich enteignet.

Damit hät­te die Fami­li­en­ge­schich­te auf dem Gut enden kön­nen, doch das tut sie nicht. Wäh­rend der DDR wur­de aus dem Gut eine LPG und das Guts­haus zum Ver­wal­tungs­ge­bäu­de und Lehr­lings­wohn­heim. Doch bereits kurz nach der Wen­de, am 3. Janu­ar 1990, kehr­te Kurt Stür­ken, der zweit­jüng­ste Sohn von Kurt und Ursu­la Stür­ken, erst­mals an den Ort zurück, an dem er die ersten zehn Jah­re sei­nes Lebens ver­bracht hat­te. Wenig spä­ter kauf­te er von der Treu­hand das elter­li­che Gut zurück und begann es zu einem Hotel umzu­bau­en, das 1996 eröff­ne­te. Inzwi­schen wird das Gut bereits von der näch­sten Gene­ra­ti­on geführt.

Da das Hotel im Som­mer gut gebucht ist, kann ich lei­der nur klei­ne Tei­le des Gebäu­des anse­hen und einen Blick in den Gar­ten wer­fen. Eine Füh­rung hät­te es an die­sem Sonn­tag zwar gege­ben, doch dafür bin ich bedau­er­li­cher­wei­se schon zu spät dran. So fällt mein Besuch recht kurz aus und ich fah­re bald weiter.

Wasserschloss Quilow

Das Was­ser­schloss Qui­low macht von außen inzwi­schen wie­der einen sehr guten Ein­druck, nach­dem es durch jah­re­lan­gen Leer­stand fast ver­lo­ren gewe­sen wäre. Doch die noch recht jun­ge „Stif­tung Kul­tur­er­be im länd­li­chen Raum Mecklenburg-​Vorpommern” hat es sich zur Auf­ga­be gemacht, das Her­ren­haus vor dem Ver­fall zu retten.

Ganz anders ist der Ein­druck jedoch, wenn man in das Gebäu­de geht. Hier bekommt man einen rich­ti­gen Schreck, in wel­chem Zustand sich das Gebäu­de befin­det. Vor allem ist schlecht zu sagen, was wirk­lich noch saniert wer­den soll und was in die­sem Zustand erhal­ten bleibt, denn eine voll­stän­di­ge Sanie­rung ist wohl nicht angedacht.

Aber zurück zur Geschich­te, die in den ein­zel­nen Räu­men erzählt wird. Noch im 15. Jahr­hun­dert gehör­te Qui­low dem Klo­ster Stol­pe, bevor 1485 als Lehen an Hans und Claus von Owstin über­ge­ben wur­de. Deren Nach­kom­me Rol­eff von Owstin erbau­te wohl zwi­schen 1560 und 1570 das Was­ser­schloss. Im Jahr 1855 starb die männ­li­che Linie der Owsti­nen auf Qui­low mit August Phil­ipp von Owstin jedoch aus und ging per Los an des­sen drit­te Toch­ter Sophia Caro­li­na Frie­de­ri­ke und ihren Ehe­mann. Nach ihrem Tod stand Qui­low von 1885 bis 1920 zum ersten Mal leer, bis ein Nach­fah­re mit einer Sanie­rung begann, die mit der Ent­eig­nung 1945 jedoch ein abrup­tes Ende fand.

Nach dem Krieg wur­den im Schloss Woh­nun­gen, eine Post­stel­le und eine Turn­hal­le für die ört­li­che Schu­le ein­ge­rich­tet. Wäh­rend des Umbaus wur­de auch der Was­ser­gra­ben zuge­schüt­tet, was zu sta­ti­schen Pro­ble­men führ­te. Unge­ach­tet des­sen wur­de das Gebäu­de jedoch bis 1992 genutzt und dann leer gezo­gen. Der anschlie­ßen­de Ver­such der Gemein­de das Schloss zu pri­va­ti­sie­ren schei­ter­te jedoch, sodass die Stif­tung Denk­mal­schutz eine erste Not­si­che­rung durch­führ­te, die schließ­lich umfang­rei­cher war als gedacht, denn die sta­ti­schen Schä­den waren enorm. Erst mit der Über­nah­me durch die Stif­tung im Jahr 2007 ging die Sanie­rung schließ­lich vor­an und seit 2020 ist das Schloss nun erst­mals für die Öffent­lich­keit zugänglich.

Schloss Brook

Noch eine kom­plet­te Rui­ne ist das Schloss Brook, das mein letz­ter Stopp auf die­ser Rund­fahrt sein soll. Das Gut selbst ist auch hier sehr alt und gehör­te bis 1652 der Fami­lie Bug­gen­ha­gen, die zum Uradel in Vor­pom­mern gehör­te, bis sie in jenem Jahr im Man­nes­stamm aus­starb. Anschlie­ßend wech­sel­ten mehr­mals die Besit­zer, bis 1705 Chri­sti­an von Lin­den das Gut über­nahm. Des­sen Enkel, ein preu­ßi­scher Gene­ral­ma­jor, ließ 1770 das Her­ren­haus erbau­en. Da er kei­ne Nach­kom­men hat­te, erb­te zunächst sei­ne Wit­we und 1808 ein Stief­nef­fe das Anwe­sen. Die­ser grün­de­te 1810 in Brook ein Gestüt.

Nur weni­ge Jah­re spä­ter kam das Gestüt jedoch in die Hän­de der Fami­lie von Sen­ken­dorf, denn Hans von Secken­dorff, war seit 1837 mit Emi­lie von Gentzkow-​Broock ver­mählt, und sie wie­der­um die ein­zi­ge Erbin. Zwi­schen 1840 und 1850 wur­de das Haus nach den Ent­wür­fen von Fried­rich August Stü­ler im neu­go­ti­schen Stil umge­baut und gleich­zei­tig ein von Peter Joseph Len­né ent­wor­fe­ner Land­schafts­gar­ten ange­legt. Das Gestüt aber wur­de trotz­dem sehr erfolg­reich weitergeführt.

Und die Zei­chen jener Zeit sind bei genaue­rem Hin­schau­en an vie­len Gebäu­den zu ent­decken, denn die Guts­an­la­ge ist in ihrer Gän­ze erstaun­lich gut erhalten.

Das Gut selbst erlitt jedoch das­sel­be Schick­sal wie so ziem­li­che alle Güter im Osten, es wur­de 1945 ent­eig­net. Anschlie­ßend wur­de das Her­ren­haus geplün­dert und Flücht­lin­ge ein­quar­tiert. Spä­ter kamen ein Kon­sum, eine Schu­le und die Gemein­de­ver­wal­tung hin­zu. In den 1970er Jah­ren wur­de das Anwe­sen jedoch an den VEB Kran­bau Ebers­wal­de ver­kauft, der hier eine Feri­en­an­la­ge plan­te. Das wur­de jedoch 1980 auf­ge­ge­ben und so stand das Gebäu­de fort­an leer. Das öff­net Tür und Tor für wei­te­re Plün­de­run­gen. Alles, was nicht niet- und nagel­fest war, wur­de ent­fernt und so bliebt 1990 nur noch eine lee­re Hül­le zurück.

Im Jahr 1998 wur­de die Guts­an­la­ge erst­ma­lig durch die Treu­hand ver­kauft. Der neue Eigen­tü­mer schaff­te es jedoch nicht, das Anwe­sen zu sanie­ren. So stand die Guts­an­la­ge bereits Mit­te der 2000er Jah­re wie­der zum Ver­kauf und auch zwei Zwangs­ver­stei­ge­run­gen im Jahr 2014 brach­ten kei­nen neu­en Eigen­tü­mer. Erst 2017 erwarb Archi­tekt Ste­fan Klin­ken­berg aus Ber­lin Schloss Brook und die umlie­gen­den Gebäu­de. Er plant nur den Aus­bau zu einem Kultur- und Tagungs­zen­trum und hat inzwi­schen zumin­dest Not­si­che­rungs­maß­nah­men und eini­ge erste Umbau­ten vorgenommen.

Zur Mitt­som­mer Remi­se sind nicht nur eini­ge der Räu­me wie­der zugäng­lich, es sind auch Aus­stel­lungs­stücke zu sehen, die ihren Weg zurück nach Brook gefun­den haben. Viel ist es nicht, doch die weni­gen Stücke kön­nen anhand von Foto­gra­fien genau zuge­ord­net werden.

Auf jeden Fall muss auf Schloss Brook noch sehr viel getan wer­den, bis die Gebäu­de hier wie­der nutz­bar sind und es bleibt abzu­war­ten, ob der Eigen­tü­mer es dies­mal schafft, sei­ne Visio­nen umzu­set­zen. Zu wün­schen wäre es, denn es wäre wirk­lich scha­de, wenn die­ses wun­der­schö­ne Ensem­ble wei­ter ver­fal­len würde.

Mit die­sem Besuch endet mei­ne Rund­fahrt zu den nor­di­schen Guts- und Her­ren­häu­sern, die anläss­lich der Mitt­som­mer Remi­se 2022 geöff­net hat­ten. Die näch­ste Ver­an­stal­tung ist für den 17. und 18. Juni 2023 geplant und dann hof­fe auch ich wie­der eini­ge inter­es­san­te histo­ri­sche Gebäu­de besu­chen zu können.

Schloss Schmar­sow, Schmar­sow 41, 17129 Kruckow

Schloss Kart­low, Kart­low 46, 17129 Kruckow

Schloss Nee­t­zow, Am Schloss­park 4, 17391 Neetzow-Liepen

Guts­haus Stol­pe, Peen­stra­ße 33, 17391 Stol­pe an der Peene

Was­ser­schloss Qui­low, Qui­low 45/​46, 17390 Groß Polzin

Schloss Brook, Guts­hof, Broock 1–13, 17129 Alt Tellin

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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