Kleiner Rundgang durch Rothenburg ob der Tauber, Bayern
Rothenburg ob der Tauber ist einer der Orte, die bei vielen Touristen auf der must-do-Liste steht. Mittelalterliche Architektur, Fachwerkhäuser, kopfsteingepflasterte Straßen und eine gut erhaltene Stadtmauer bieten ein perfektes Bild einer idyllischen Stadt. Die Schattenseite ist allerdings, dass die Stadt von Touristen, vor allem aus Fernost, oft geradezu überlaufen wird. Aufgrund von Reisebeschränkungen ist das jedoch momentan nicht der Fall, sodass für mich jetzt der perfekte Zeitpunkt war, um mich hier auch einmal umzusehen.
Ganz leer sind die Straßen in Rothenburg trotz des schlechten Wetters nicht. Es regnet immer wieder und doch sind die Menschen in den engen Gassen der Altstadt unterwegs. Überfüllt ist es aber bei weitem nicht, vor Corona besuchten rund 1,7 Millionen Menschen jährlich die Stadt, viele von ihnen Amerikaner und Asiaten. Von denen ist momentan kaum etwas zu sehen und so erobern momentan eher die inländischen Touristen die Stadt – auch ich gehöre an diesem Nachmittag dazu.
Noch heute ist Rothenburg, zumindest die Altstadt, umgeben von einer Stadtmauer, die teilweise bereits im 12. Jahrhundert und bis in das 14. Jahrhundert hinein errichtet wurde. Sechs Stadttore bieten Eintritt und für Fußgänger heute noch einige weitere Zugänge, die später in die Stadtmauer geschlagen wurden.
Als Zugänge zur Stadtmauer dienten die Türme, die in die Mauer eingebaut wurden und der Wehrgang ist noch heute begehbar. Während einst Soldaten auf der Mauer patrouillierten, bietet sie heute einen einzigartigen Ausblick und ist bei Touristen sehr beliebt.
Von der Stadtmauer biege ich in eine der Gassen der Altstadt ein. Die Rödergasse führt in Richtung des Markusturms aus dem 13. Jahrhundert, der Teil der ersten Stadtbefestigung von Rothenburg war.
Die Geschichte von Rothenburg reicht bis in das Jahr 970 zurück. Damals gründet der ostfränkische Adelige Reinger die Pfarrei Detwang im Taubertal, direkt unterhalb der heutigen Stadt. Um 1080 wird eine erste Burganlage erbaut und 1142 erwirbt König Konrad III., der erste Stauferkönig, das Areal der späteren Stadt und gründet eine weitere Burg, die 1167 erstmalig als Reichsburg benannt wird. Um die Burg herum beginnt sich eine Stadt zu entwickeln und ein erster Befestigungsring entsteht. Im Jahr 1274 wird Rothenburg zur Reichsstadt ernannt, ein Privileg, das sie bis zum Ende des 14. Jahrhunderts behält.
Noch heute wirken die Gassen wie aus einer anderen Zeit, auch wenn rund fünfundvierzig Prozent der Stadt bei einem amerikanischen Luftangriff im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. In der Nachkriegszeit wurde die Stadt jedoch originalgetreu wieder aufgebaut, Bausünden sucht man hier zum Glück vergebens. Auch moderne Werbeschilder sind in der Stadt verboten und die vielen kleinen Geschäfte fügen sich harmonisch in das Stadtbild.
Es macht Spaß durch die Gassen zu streifen. Einen richtigen Plan braucht es dafür nicht, denn die Stadt hat eine Größe, die sich leicht zu Fuß erkunden lässt. Und hinter jeder Ecke sind immer wieder interessante neue Ansichten zu finden.
Mitten in der Stadt werden die engen Gassen jedoch vom weitläufigen Marktplatz abgelöst. Im Mittelpunkt steht das große Rathaus mit seiner fantastischen Renaissancefassade, die im 16. Jahrhundert nach einem Brand erbaut wurde.
Vom Marktplatz führen viele der Gassen in die Altstadt ab, doch bevor den Weg in eine weitere einschlage, schaue ich mich noch ein wenig mehr auf dem Platz im Herzen der Stadt um.
Vom Marktplatz geht es für mich nun weiter in die Herrngasse, wo sich auch einer der Käthe Wohlfahrt Shops befindet. Das weltweit bekannte Unternehmen hat seinen Stammsitz in der Stadt und so werden die Weihnachtswaren natürlich auch hier verkauft.
Ich bin zwar dieses Mal nur für einen Tagesausflug gekommen, doch natürlich gibt es auch die Möglichkeit, in der Altstadt zu übernachten. Eine Vielzahl von kleinen Hotels bietet hier Zimmer in teils jahrhundertealten Gebäuden an, in denen manchmal sogar schon Kaiser und Könige nächtigten.
Über die Kirchgasse gelange ich schließlich zur berühmten Stadtkirche St. Jakob. Die ursprünglich katholische, heute aber evangelische Kirche, wurde zwischen 1311 und 1484 erbaut. Im Jahr 1485 fand die Weihe und 1544 im Zuge der Reformation die Umwandlung der Kirche statt.
Eine Besichtigung der Kirche kostet heute Eintritt, der jedoch recht moderat ausfällt und der Erhaltung des Gotteshauses zugutekommt. Ohne zu zahlen, gewährt nur eine Glasscheibe Einblick in das gewaltige Hauptschiff, das im zweiten Bauabschnitt zwischen 1373 und 1436 entstanden ist.
Der Hauptaltar der Kirche ist der 1466 entstandene Zwölf-Boten-Altar. Als spätgotischer Flügelaltar erbaut, wird er in der Front von einer geschnitzten Kreuzigungs- und Heiligengruppe geziert.
Doch auch die Rückseite sowie die Flügeltüren des Altars sind sehenswert. Sie sind mit kostbaren Bilder des Malers Friedrich Herlin verziert.
Die große Orgel hingegen steht im starken Kontrakt zur sonstigen Ausstattung, denn sie wurde erst 1968 erbaut.
Ein besonderes Highlight der Kirche aber verbirgt sich in der Westempore, die über eine lange Treppe erreicht werden kann.
Hier befindet sich der berühmte Heiligblut-Altar des Würzburger Bildschnitzers Tilman Riemenschneider. Angefertigt wurde das Meisterwerk zwischen 1500 und 1505 für eine Heilig-Blut-Reliquie.
Nach der Kirchenbesichtigung setze ich meinen Stadtrundgang fort, der mich nun wieder durch weitere der schmalen Gassen und vorbei an vielen historischen Gebäuden führt.
Noch einmal quere ich so den Marktplatz, an dem alle großen Tangenten der Altstadt beginnen.
Nun schlage ich den Weg in die Schmiedgasse ein, eine der längsten Straßen der Stadt, die direkt zu einem der Wahrzeichen von Rothenburg führt. Bevor ich dort ankomme, passiere ich allerdings wieder viele interessante Gebäude, die hier größtenteils Geschäfte beherbergen.
Dabei komme ich auch an der Kirche St. Johannis vorbei, die heute die katholische Gemeinde von Rothenburg versorgt. Gleich dahinter befindet sich übrigens das Kriminalmuseum, das sich, wie sein Name schon verrät, mit der Rechtsgeschichte beschäftigt.
Nur führt der Weg noch ein Stückchen weiter und leicht bergab über eine gut gepflegte Kopfsteinpflasterstraße, die auch heute noch für den Verkehr freigegeben ist. Schließlich ist Rothenburg kein Museum und es leben noch immer rund 12.000 Einwohner in der Stadt.
Dann erreiche ich Rothenburgs Wahrzeichen, das Plönlein. Übersetzt heißt der Begriff „kleiner Platz am Brunnen” und befindet sich am Eingang zum Spitalviertel mit seinen bunten Fachwerkhäusern.
Von hier sind es nur noch wenige Meter bis zum Siebersturm, in dem sich eines der sechs Stadttore befindet. Benannt wurde der um 1385 erbaute Turm übrigens nach dem Gewerbe der Mehlsiebmacher.
Damit endet mein kleiner Rundgang durch Rothenburg ob der Tauber, der mir sehr gut gefallen hat. Die Stadt hat mich überrascht, glaubt man doch dank der vielen Touristen kaum, dass sie so viel ihrer Ursprünglichkeit erhalten konnte. Ich hatte aber auch Glück, da aufgrund der Reisebeschränkungen und sicherlich auch des recht schlechten Wetter deutlich weniger Menschen unterwegs waren und so ein gemütlicher Rundgang ohne Menschenmassen möglich war.
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