Schlösser und Herrenhäuser in Nordsachsen

Auf­takt zu mei­ner neu­en Rei­se „Schlös­ser und Her­ren­häu­ser”, die mich in den Westen von Sach­sen und nach Leip­zig geführt hat. Zuerst schaue ich mich in Nord­sach­sen um, wo ich eini­ge beson­ders schö­ne Exem­pla­re gefun­den habe, die ich nun vor­stel­len möchte.

Schloss Hohenprießnitz

Mei­ne Rund­fahrt beginnt im klei­nen Ort Hohen­prieß­nitz, in dem ein schö­nes Schloss zu fin­den ist. Bereits 977 gab es ein Hof­gut an die­ser Stel­le, das Otto II. der bischöf­li­chen Kir­che zu Mer­se­burg schenk­te. Spä­ter befand sich hier ein Rit­ter­gut. Die heu­ti­ge Schloss­an­la­ge wur­de zwi­schen 1702 und 1704 für Anton Albrecht Frei­herr von Imhoff errich­tet, der den Besitz 1699 erwor­ben hatte.

Nach dem Tod des Frei­herrn wech­sel­te das Schloss noch­mals den Eigen­tü­mer. Der wohl­ha­ben­de Leip­zi­ger Kauf­mann Peter Hoh­mann, der 1717 geadelt wur­de und damit die Fami­lie von Hohen­thal grün­de­te, erwarb das Anwe­sen. Die Fami­lie wur­de spä­ter in den Gra­fen­stand erho­ben und so sind auch heu­te noch die Wap­pen der gräf­li­chen Fami­lie am Gebäu­de zu fin­den, die hier bis zur Ent­eig­nung 1945 ansäs­sig war.

Da das Schloss sei­ner­zeit zur preu­ßi­schen Pro­vinz Sach­sen gehör­te, ist von dem präch­ti­gen barocken Her­ren­sitz auch ein Abbild im Bild­band von Alex­an­der Dun­cker zu finden.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Lei­der kann ich das Schloss nur von der Stra­ße anschau­en und so die wun­der­schö­ne Gar­ten­sei­te nicht besich­ti­gen, da es sich heu­te wie­der in Pri­vat­be­sitz befin­det und für Ver­an­stal­tun­gen ver­mie­tet wird. Regel­mä­ßig geöff­net sind die Schloss­to­re nur für den jähr­lich statt­fin­den­den Weihnachtsmarkt.

Neben dem Schloss sind auch noch eini­ge Gebäu­de der ehe­ma­li­gen Guts­an­la­ge erhal­ten, die inzwi­schen eben­falls saniert wurden.

Schloss Zschepplin

Nur weni­ge Kilo­me­ter wei­ter, in Zschepp­lin, besu­che ich einen wei­te­ren Her­ren­sitz. Das Schloss Zschepp­lin ist eine der älte­sten Schloss­an­la­gen im nord­säch­si­schen Raum und war unter ande­rem im Besitz des Staats­mi­ni­sters Graf Brühl, der Fami­li­en Dieskau und von Mengersen.

Das Schloss wur­de als drei­ge­schos­si­ger, vier­flü­ge­li­ger Renais­sance­bau über einem mit­tel­al­ter­li­chen Kern errich­tet und die Flü­gel wur­den um einen annä­hernd qua­dra­ti­schen Hof erbaut. In spä­te­ren Jah­ren erfolg­ten immer Um- und Aus­bau­en. So wur­de ein gan­zer West­flü­gel ange­baut und das Schloss und eine Kapel­le ergänzt.

Nach­dem das Schloss zu DDR Zei­ten als Kin­der­heim genutzt wur­de, befin­det es sich inzwi­schen wie­der in Pri­vat­be­sitz und wird seit 2001 umfas­send saniert.

Der Schloss­park, der das Gebäu­de umgibt, ist aller­dings öffent­lich zugäng­lich. Hier wur­den inzwi­schen wie­der Wege ange­legt und auch Tei­le des alten Baum­be­stan­des aus dem 19. Jahr­hun­dert sind erhal­ten geblie­ben. Auch im Park zu fin­den ist die hei­lig geweih­te Lucia­quel­le. Sie soll Was­ser mit einem erhöh­ten Brom­ge­halt beinhal­ten und wur­de schon in vor­christ­li­cher Zeit genutzt. Durch die Quel­le war Zschepp­lin bis zur Refor­ma­ti­on auch ein Wallfahrtsort.

Da die­ser Teil von Sach­sen durch die Beschlüs­se des Wie­ner Kon­gres­ses von 1814/​15 zu Sach­sen kam, ist das Schloss Zschepp­lin eben­falls in den Dun­cker­schen Bild­bän­den der Her­ren­häu­ser Preu­ßens zu finden.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Von der schö­nen Ansicht ist heu­te aller­dings nicht mehr viel erhal­ten, denn der Blick auf das Schloss ist von der Park­sei­te größ­ten­teils durch Gewäch­se versperrt.

Schloss Schönwölkau

Ich fah­re wei­ter nach Schön­wöl­kau, wo sich ein wei­te­res Schloss befin­det. Noch heu­te ist im Orts­zen­trum die alte Zufahrt zum Schloss­are­al zu sehen, auch wenn an den Pfei­ler, wie an allen Bau­ten des Ensem­bles, inzwi­schen der Zahn der Zeit nagt. Eine Reno­vie­rung wäre drin­gend notwendig.

Schön­wöl­kau ist eine barocke Vier­flü­gel­an­la­ge, die im 17. und 18. Jahr­hun­dert ent­stan­den ist. Ein Rit­ter­gut wur­de hier bereits um 1350 erwähnt, jedoch im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg kom­plett zer­stört. Ritt­mei­ster Chri­stoph Vitzt­hum von Eck­städt erwarb das Gut nach dem Krieg und ließ hier ab 1660 das noch heu­te erhal­te­ne Schloss errich­ten. Es ent­stand die größ­te Schloss­an­la­ge im nord­säch­si­schen Raum.

Die wun­der­schö­nen Barock­ver­zie­run­gen wur­de im Auf­trag von Fried­rich I. Vitzt­hum von Eck­städt ange­bracht, der das Anwe­sen von sei­nem Vater 1711 erb­te. Für den Innen­aus­bau ist sei­ne Frau Rahel Char­lot­te, gebo­re­ne Grä­fin von Hoym, ver­ant­wort­lich, die ihren Mann um 27 Jah­re überlebte.

Die Schloss­an­la­ge blieb bis zur Ent­eig­nung 1945 im Besitz der Gra­fen von Vitzt­hum von Eck­städt. Zu Zei­ten der DDR wur­den Gut und Schloss vom Volks­ei­ge­nen Gut Wöl­kau genutzt und sogar teil­wei­se saniert. Nach der Wen­de stand das Gebäu­de jedoch leer und wur­de 1998 von einer Eigen­tü­mer­ge­mein­schaft erwor­ben, die hier ein Kul­tur­zen­trum errich­ten woll­te. Pas­siert ist jedoch nichts, sodass das Schloss dem Ver­fall preis­ge­ge­ben war. Im Jahr 2020 erfolg­te schließ­lich ein wei­te­rer Ver­kauf und in Zukunft soll hier eine Pfle­ge­ein­rich­tung ent­ste­hen. Ob das Schloss damit geret­tet ist, wird sich zeigen.

Wäh­rend das Schloss der­zeit nur von außen besich­tigt wer­den kann, ist der Schloss­park öffent­lich zugäng­lich. Ursprüng­lich wur­de die Park­an­la­ge von Fried­rich I. Vitzt­hum von Eck­städt in streng geo­me­tri­schen For­men ange­legt. Davon ist heu­te aber nur noch wenig zu sehen, denn auch der Park wur­de über die Jah­re nur wenig gepflegt. Zumin­dest eini­ge Wege sind aller­dings wie­der frei­ge­legt, sodass ein Spar­zier­gang mög­lich ist.

Im Park fin­det sich auch die alte Oran­ge­rie, die eben­falls ver­las­sen ist und dem Ver­fall preis­ge­ge­ben. Ob und wann hier noch etwas ent­steht, wird eben­falls erst die Zukunft zeigen.

Herrenhaus Mockrehna

Ich fah­re erst ein­mal wei­ter nach Mock­reh­na, wo sich ein altes Erbrich­ter­gut befin­det. Das Anwe­sen wur­de bereits 1492 erst­ma­lig erwähnt und ging im Lau­fe der Jahr­hun­der­te durch vie­le Hän­de. Der Grund­stein für das heu­ti­ge Her­ren­haus wur­de bereits im 17. Jahr­hun­dert gelegt, sein jet­zi­ges Aus­se­hen bekam es aber erst bei einem Umbau zwi­schen 1821 und 1855 unter Fried­rich Wil­helm Lichtenberger.

Auch die­ses Anwe­sen ist in den Bild­bän­den des Alex­an­der Dun­cker ver­ewigt wor­den. Auf dem Bild ist schön zu sehen, wie wenig sich das Haus ver­än­dert hat. Ledig­lich der klei­ne Vor­bau ist erst spä­ter ange­fügt worden.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Heu­te ist das Haus selbst in Pri­vat­be­sitz und nicht zugäng­lich, wohl aber der klei­ne Park, der das Anwe­sen umgibt und zu einem klei­nen Spar­zier­gang einlädt.

Herrenhaus Döbernitz

Dass es sich bei die­sem Gebäu­de um ein Her­ren­haus han­delt, ist auf den ersten Blick kaum zu glau­ben. Und doch geht die Geschich­te die­ses Rit­ter­gu­tes bis in das 14. Jahr­hun­dert zurück. Auch die Grund­mau­ern des Her­ren­hau­ses ent­stan­den bereits um 1500 und gehör­ten ursprüng­lich zu einer unre­gel­mä­ßi­gen Vier­flü­gel­an­la­ge, die im Lau­fe der Jahr­hun­der­te immer wie­der umge­baut wurde.

Wie das Gebäu­de um 1850 aus­ge­se­hen hat, ist schon auf dem Bild aus dem Alex­an­der Dun­cker Bild­band zu sehen. Sehr viel ver­än­dert hat sich seit­dem nicht mehr.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Das Haus befin­det sich in Pri­vat­be­sitz und wird der­zeit zu Wohn­zwecken genutzt. Somit ist eine Besich­ti­gung nur von der Stra­ße aus möglich.

Herrenhaus Schenkenberg

Auf mei­ner wei­te­ren Fahrt kom­me ich am Her­ren­haus Schen­ken­berg vor­bei, das auf eine Was­ser­burg zurück­geht, die bereits 1284 erwähnt wur­de. Um 1550 wur­de an die­ser Stel­le ein erstes Her­ren­haus errich­tet, das aber spä­ter wie­der abge­bro­chen wur­de. Das heu­ti­ge Gebäu­de wur­de gegen Ende des 18. Jahr­hun­derts errich­tet. Auch die­ses Gebäu­de wur­de 1945 ent­eig­net und in der DDR ver­schie­de­nen Nut­zun­gen zuge­führt. Nach der Wen­de wur­de es grund­le­gend saniert und beher­bergt heu­te eine Bildungs- und Projektentwicklungsgesellschaft.

Schloss Löbnitz

Die barocke Schloss­an­la­ge Löb­nitz wur­de im 18. Jahr­hun­dert auf den Grund­mau­ern einer alten Bischofs­burg für die Fami­lie von Schön­feldt errich­tet. Erwähnt wur­de der Ort aller­dings schon 981 und spä­ter zur Som­mer­re­si­denz für die Bischö­fe von Mei­ßen aus­ge­baut. Spä­ter über­ga­ben die Bischö­fe das Anwe­sen der Fami­lie Schön­feldt. Auf­grund von Erb­an­sprü­chen der Kin­der von Sieg­fried von Schön­feldt wur­den Schloss und Hof um 1800 geteilt. Wäh­rend der Hof bis zur Ent­eig­nung 1945 in Fami­li­en­be­sitz war, ver­kauf­te der in Wien leben­de Johann Hil­mar Adolph Graf von Schön­feldt Schloss Löb­nitz 1820 an die Fami­lie von Grün­berg. Nach der Wen­de wur­de das Schloss­ge­bäu­de saniert und beher­bergt heu­te ein Pflegeheim.

Schloss Schnaditz

Mei­nen letz­ten Stopp die­ser Rund­fahrt mache ich am Schloss Schna­ditz. Wann genau das Anwe­sen gegrün­det wur­de, ist bis heu­te nicht klar. Der Sage nach soll das bereits um 1115 gewe­sen sein und der heu­ti­ge Schloss­bau min­de­stens 1237 begon­nen wor­den sein. Sicher ist aber, dass Bodo und Otto von Sneu­ditz als dama­li­ge Eigen­tü­mer erwähnt wur­den. Das Schloss ging über die Jahr­hun­der­te durch vie­le Hän­de, ver­än­dert wur­de aber nur wenig und am Ende ereil­te es das Schick­sal so ziem­lich aller Her­ren­häu­ser in Ost­deutsch­land, es wur­de 1945 ent­eig­net. Zu Ost­zei­ten als Wohn­raum, Gemein­de­zen­trum und Kon­sum genutzt, stand es nach der Wen­de lan­ge leer. Schließ­lich soll­te es von einer Inve­sto­ren­grup­pe saniert wer­den, doch der Plan schei­ter­te. Und so war­tet Schloss Schnad­nitz noch immer auf einen Inve­stor, der es aus sei­nem Dorn­rös­chen­schlaf wecken möchte.

Damit endet die­ser erste Teil mei­ner Rund­fahrt durch Nord­sach­sen und rund um Halle/​Saale. Wei­te­re Schlös­ser und Her­ren­häu­ser stel­le ich in geson­der­ten Arti­keln vor, die dann hier ver­linkt sind.

Wei­te­re Arti­kel die­ser Reihe:

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser in Nordsachsen

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser rund um Grim­ma, Sachsen

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser nörd­lich von Halle/​ Saa­le – Teil 1

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser nörd­lich von Halle/​ Saa­le – Teil 2 – in Kürze

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser süd­lich von Halle/​ Saa­le – in Kürze

Alle Schlös­ser und Her­ren­häu­ser aus ganz Deutschland

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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