Schlösser und Herrenhäuser in Dresden, Sachsen

Wäh­rend eines Auf­ent­hal­tes in Dres­den habe ich mich auf­ge­macht, eini­ge der weni­ger bekann­ten Schlös­ser und Her­ren­häu­ser der säch­si­schen Lan­des­haupt­stadt zu besu­chen. Dabei bin ich ein­mal mehr auf vie­le inter­es­san­te Gebäu­de gesto­ßen, eini­ge wun­der­schön reno­viert, ande­re noch renovierungsbedürftig.

Schloss Helfenberg

Da ich die­ses Mal im Moxy Hotel in der Neu­stadt woh­ne, begin­ne ich mei­ne Rund­fahrt auch auf der nörd­li­chen Sei­te der Elbe. Zuerst führt mich der Weg in ein recht abge­schie­de­nes Dorf, dass ich über eine teils ein­spu­ri­ge Stra­ße errei­chen. Hel­fen­berg gehört seit sei­ner Ein­ge­mein­dung zu Dres­den und zwi­schen den weni­gen Häu­sern des Ortes ist das Schloss Hel­fen­berg zu finden.

Auf dem Land, auf dem heu­te das Schloss Hel­fen­berg steht, befand sich schon seit 1350 eine Burg. Die­se wur­de jedoch schon seit dem 18. Jahr­hun­dert nicht mehr genutzt und Tei­le des Mau­er­werks zum Neu­bau des Schlos­ses genutzt. Das heu­ti­ge Schloss wur­de 1775 erbaut, aber schon um 1800 im Stil des Klas­si­zis­mus umge­baut und erweitert.

Ein inter­es­san­ter Eigen­tü­mer ist der schot­ti­sche Graf James Ogil­vy, 7. Earl of Find­la­ter, der das Her­ren­haus Anfang des 19. Jahr­hun­derts erwarb. Nach sei­nem Tod führ­te sein Lebens­ge­fährt und Pri­vat­se­kre­tär Johann Georg Chri­sti­an Fischer das Gut bis zu sei­nem Tod 1860 wei­ter. Anschlie­ßend wur­de das Anwe­sen vom säch­si­schen Königs­haus über­nom­men, das es bis zur Ent­eig­nung durch die Boden­re­form verpachtete.

Im Jahr 1948 konn­te der Abriss des Schlos­ses ver­hin­dert wer­den und es wur­de spä­ter als Schu­le sowie Ver­wal­tungs­sitz der LPG genutzt. Nach dem Ver­kauf des Schlos­ses 2006 wur­de eine Sanie­rung begon­nen, die aber bis heu­te nicht kom­plett abge­schlos­sen ist.

Neben dem Her­ren­haus sind auch noch wei­te­re Guts­ge­bäu­de erhal­ten, die inzwi­schen zumin­dest teil­wei­se saniert wurden.

Dem Schloss ange­schlos­sen ist eine Park­an­la­ge, die ursprüng­lich um 1800 im eng­li­schen Land­schafts­park­stil ange­legt wur­de und heu­te öffent­lich ist.

Renaissanceschloss Schönfeld

Nur weni­ge Kilo­me­ter ent­fernt ist ein wirk­li­ches Klein­od der Dresd­ner Schlös­ser­land­schaft zu fin­den, das Renais­sance­schloss Schön­feld, das Nach­fol­ger einer bereits im 11. Jahr­hun­dert erbau­ten Was­ser­burg ist. Die Blü­te­zeit des Anwe­sens begann 1568, als es vom kur­fürst­li­chen Kam­mer­rat und Kanz­ler Georg Cra­cow erwor­ben wur­de, der zu den ein­fluss­reich­sten Per­so­nen am Hofe des Kur­für­sten August gehör­te. Er ließ das heu­ti­ge Renais­sance­schloss erbau­en, hat­te jedoch kei­ne Freu­de dar­an, da er bereits 1572 in Ungna­de fiel und in Haft ver­starb. Sei­ne Nach­fah­ren sahen sich dar­auf­hin zum Ver­kauf des Besit­zes gezwungen.

Dar­auf­hin gab es vie­le wech­seln­de Besit­zer, bis im Jahr 1787 vom Kur­für­sten Fried­rich August III. erwor­ben und zum Kammer- und Staats­gut ernannt wur­de. Bereits 1837 wur­de es als Gericht und 1856 als Finanz­ge­richt ein­ge­rich­tet. Schon 1871 wur­de das könig­li­che Gerichts­amt jedoch wie­der auf­ge­löst und das Schloss an einen pri­va­ten Eigen­tü­mer verkauft.

Nach der Ent­eig­nung 1945 dien­te das Schloss als Sitz einer Zei­tungs­re­dak­ti­on, eines Kin­der­gar­tens sowie der Gemein­de­bü­che­rei. Ab den 1990er Jah­ren wur­de es restau­riert, was jedoch wegen eines lan­ge feh­len­den Nut­zungs­kon­zep­tes nur schlep­pend vor­an­ging. Heu­te nutzt ein Ver­ein die Räumlichkeiten.

Die Schloss­an­la­ge ist noch immer an drei Sei­ten von Was­ser umge­ben und lieg idyl­lisch mit­ten im Dorf­kern von Schönfeld.

Das Schloss gilt heu­te als das am besten erhal­te­ne Gebäu­de aus der Renais­sance­zeit in der Regi­on Dres­den, da es seit sei­ner Erbau­ung kei­ne gra­vie­ren­den Ver­än­de­run­gen gab.

Königliche Villa Hosterwitz

Die könig­li­che Vil­la Hoster­witz liegt idyl­lisch und Elb­nä­he und wur­de 1844 als Land­haus für den Gehei­men Rat Wolf Adolf August von Lüt­tich­au erbaut, der Gene­ral­di­rek­tor der könig­li­chen Kapel­le und des Hof­thea­ters war. Zwan­zig Jah­re spä­ter erwarb Prinz Georg, Bru­der des spä­te­ren Königs Albert, das Anwe­sen und nutz­te es als Som­mer­haus für sei­ne Fami­lie. Nach sei­nem Tod im Jahr 1904 über­nahm König Fried­rich August III. das Haus und über­ließ es sei­ner Schwe­ster Mat­hil­de, die hier bis zu ihrem Tod 1933 leb­te. Anschlie­ßend wur­de die Vil­la zum Wohn­haus umge­baut und befand sich ab 1948 im Staats­be­sitz der DDR. Nach der Wen­de wur­de das Haus reno­viert und gehört heu­te einer Eigentümergemeinschaft.

Gleich neben der Vil­la ist die Kapel­le Maria am Wege zu fin­den, die Prinz Georg 1877 neben sei­ner Vil­la errich­ten ließ. Zuvor besuch­te die Fami­lie die Got­tes­dien­ste in der nahen Pill­nit­zer Schloss­ka­pel­le. Die Kapel­le war für die herr­schaft­li­che Fami­lie bestimmt, stand aber auch ande­ren katho­li­schen Gläu­bi­gen offen.

Keppschloss

Auch das Kepp­schloss, das sich nur weni­ge Kilo­me­ter wei­te befin­det, ist ein ehe­ma­li­ger Land­sitz und wur­de 1775 für den säch­si­schen Ober­stall­mei­ster und Gehei­men Rat Camil­lo Mar­co­li­ni erbaut, der in der Nähe des Som­mer­sit­zes der könig­li­chen Fami­lie, Schloss Pill­nitz, ein Anwe­sen such­te. Nach sei­nem Tod wur­de das Anwe­sen von sei­nen Erben ver­kauft und mehr­mals umge­baut sowie erwei­tert. Nach der Boden­re­form wur­de das Schloss zur Bezirks­schu­le für Zivil­ver­tei­di­gung und dazu auf­ge­stockt. So gin­gen das ursprüng­li­che Dach, Tei­le des Zin­nen­kran­zes sowie auch ein Teil der Tür­me ver­lo­ren. Nach der Wen­de wur­de das leer ste­hen­de und reno­vie­rungs­be­dürf­ti­ge Schloss von einer Immo­bi­li­en­ge­sell­schaft erwor­ben, die im Park Ein­fa­mi­li­en­häu­ser errich­ten ließ und im Schloss sie­ben Eigentumswohnungen.

Schloss Lockwitz

Lock­witz geht auf ein 1349 erst­mals erwähn­tes Rit­ter­gut zurück und hat­te über die Jahr­hun­der­te vie­le Besit­zer, bis es 1620 vom kurfürstlich-​sächsische Hof­mar­schall Johann Georg von Oster­hau­sen erwor­ben wur­de. Die­ser ließ ab 1621 das bestehen­de Her­ren­haus zum Schloss umbau­en und mas­siv erwei­tern. Anstel­le der vor­he­ri­gen Kapel­le wur­de eine Kir­che errich­tet. Nach sei­nem Tod über­nah­men zunächst sei­ne Söh­ne das Anwe­sen und bis 1680 blieb es in der Familie.

Über die näch­sten Jahr­hun­der­te gab es wie­der vie­le wech­sel­ne Besit­zer, bis das Schloss 1866 an den kaiserlich-​russischen Staats­rat und Ban­kier Hein­rich Chri­sti­an Kapherr ver­kauft wur­de, der das Schloss sei­nem Sohn Carl Johann zur Nut­zung über­ließ. In die­se Zeit fal­len die Umbau­ten im Stil der ita­lie­ni­schen Renais­sance, die dem Gebäu­de sein heu­ti­ges Aus­se­hen gaben. Die Nach­fah­ren leb­ten hier bis zur Ent­eig­nung durch die Bodenreform.

Nach dem Krieg zog zunächst die Feu­er­wehr­schu­le in das Gebäu­de, spä­ter wur­de eine Aus­bil­dungs­stät­te für ange­hen­de Kar­to­gra­fen und Geo­dä­ten ein­ge­rich­tet, die auch nach 1990 als Ver­mes­sungs­schu­le des Lan­des­ver­mes­sungs­am­tes Sach­sen fort­ge­führt und erst 2001 geschlos­sen wur­de. Seit 2007 befin­det sich das Schloss wie­der in Pri­vat­be­sitz und wur­de zu Wohn­zwecken umgebaut.

Schloss Nickern

Schloss Nickern, ganz im Süden der säch­si­schen Lan­des­haupt­stadt, steht auf den Resten einer alten Was­ser­burg aus dem Mit­tel­al­ter. Im 16. Jahr­hun­dert erfolg­te der Bau eines Her­ren­hau­ses im Renais­sance­stil, das im 17. Jahr­hun­dert zu einem Schloss im Barock­stil umge­baut wur­de. Noch neue­ren Datums ist der Turm, der erst 1870 an das Gebäu­de ange­baut wurde.

Nach der Ent­eig­nung wur­de das Schloss zunächst zu Wohn­zwecken, spä­ter als Kul­tur­haus genutzt, das es bis 2000 bliebt. Vier Jah­re spä­ter kauf­te ein Pri­vat­mann das Anwe­sen und ver­mie­tet es seit­dem für Ver­an­stal­tun­gen. Im Jahr 2023 soll eine umfas­sen­de Reno­vie­rung beginnen.

Bismarckturm Dresden Fichtepark

Der heu­te als Fich­te­turm bekann­te Bau wur­de 1896 als Bis­marck­turm errich­tet und ist der älte­ste sei­ne Art in Sach­sen. Der drei­ßig Meter hohe, zin­nen­be­krön­te Rund­turm ver­fügt über eine Aus­sichts­ter­ras­se, die über 153 Stu­fen erreicht wer­den kann.

Bereits 1937 wur­de der Park rund um den Turm anläss­lich des 175. Geburts­ta­ges des säch­si­schen Phi­lo­so­phen Johann Gott­lieb Fich­te in Johann-​Gottlieb-​Fichte-​Park umge­nannt. Der Turm selbst bekam den Namen 1954 und anläss­lich des 200. Geburts­ta­ges im Jahr 1962 wur­den eine Gedenk­ta­fel sowie ein Medail­lon für den Phi­lo­so­phen angebracht.

Noch heu­te ist der Turm regel­mä­ßig geöff­net und gilt als belieb­tes Aus­flugs­ziel, das einen tol­len Pan­ora­ma­blick von sei­ner Spit­ze bie­tet. In Zei­ten von Coro­na ist der Turm aller­dings lei­der vor­über­ge­hend geschlossen.

Schloss Roßthal

Mein letz­ter Stopp auf die­ser Rund­fahrt ist Schloss Roß­thal, da etwas ver­steckt hin­ter Mau­ern und Toren liegt. Doch mit ein wenig suchen, kann ich eine Zufahrt fin­den, von der das Gebäu­de auch zu erken­nen ist.

Das Schloss wur­de bereits 1657 für Alex­an­der von Kra­he erbaut. Seit 1736 gehör­te es der Fami­lie vom Nimptsch, die das Schloss nach Beschä­di­gun­gen im Sie­ben­jäh­ri­gen Krieg wie­der auf­bau­en und erwei­tern ließ. Auch der Turm wur­de für eine bes­se­re Aus­sicht erhöht. Außer­dem wur­de ein Land­schafts­park ange­legt, der noch heu­te in klei­nen Tei­len erhal­ten ist. Im Jahr 1857 über­nahm schließ­lich Carl Fried­rich August Krebs, Frei­herr von Burgk das Anwe­sen, in des­sen Fami­lie es bis zur Ent­eig­nung 1945 blieb. Zwi­schen 1858 und 1859 wur­de das Schloss im Stil der deut­schen Renais­sance umge­baut und noch­mals erweitert.

Nach dem Krieg wur­de Schloss Roß­thal als Berufs­schu­le genutzt und noch heu­te ist es eine Lehr­an­stalt. Inzwi­schen ist hier ein agrar­wis­sen­schaft­lich ori­en­tier­tes Gym­na­si­um untergebracht.

Damit endet die­se klei­ne Rund­fahrt zu Schlös­sern und Her­ren­häu­sern in Dres­den. Es gibt noch eini­ge mehr zu ent­decken, die aber auf einen ande­ren Besuch war­ten müs­sen. Den berühm­ten Elb­schlös­ser jedoch habe ich einen sepa­ra­ten Arti­kel spendiert.

Wei­te­re Arti­kel die­ser Reise:

Klei­ner Rund­gang durch die Inne­re Neu­stadt, Dres­den, Sachsen

Elb­schlös­ser Dres­den, Sachsen

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser in Dres­den, Sachsen

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser süd­lich von Luckau, Brandenburg

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Betty

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1 Antwort

  1. Wirth sagt:

    Als „Schloss” war und ist das Her­ren­haus in Hel­fen­berg nie­man­dem in mei­ner Fami­lie ( die dort seit 150 Jah­ren und auch heu­te noch lebt) oder ande­ren Anwoh­nern oder gene­rell irgend­je­man­dem aus der Gegend bekannt.
    Mein Urgroß­va­ter war dort als Vogt bis zur Boden­re­form ange­stellt, sämt­li­che schrift­li­chen Quel­len aus die­ser Zeit, der DDR bis zur Über­nah­me durch die jet­zi­gen Besit­zer in den 2000ern spre­chen immer nur vom Rit­ter­gut und dem Her­ren­haus, dann wur­de es Airbnb gerecht zum Schloss aufgewertet…
    Abso­lut erwäh­nens­wert und auch wirk­lich echt ist z.B. dass im Hel­fen­ber­ger Park einer der weni­gen, raren Tul­pen­bäu­me Deutsch­lands zu bewun­dern ist!
    Zwar hat der Park schon bes­se­re Zei­ten erlebt aber wenig­stens ist hier gesi­chert, dass der Herr Sei­del nicht wahl­los Bäu­me fäl­len kann, anders als bei jener Tan­ne, die man pünkt­lich zum Weih­nachts­abend aus dem Gar­ten der Anwoh­ne­rin hack­te, die letzt­end­lich ver­starb, weil der Kran­ken­wa­gen dort stecken blieb, wo Herr Sei­del die Stra­ße in pre WW1 Zustand rück­bau­en ließ.
    Der abso­lut schlech­te Zustand der ein­zi­gen Stra­ße durch den win­zi­gen Ort fällt aber kaum noch auf, da durch das dann ent­zo­ge­ne Wege­recht, das Leben im Dorf für alle ande­ren Anwoh­ner jetzt eh gänz­lich gestört ist. Zumin­dest dies ist ein Novum, wel­ches sämt­li­che ade­li­gen Päch­ter und Besit­zer Hel­fen­bergs nie in der Geschich­te des Ortes zustan­de gebracht haben. Archi­tekt schreibt sich in die­sem Fall ein­deu­tig mit sch, ohne itekt.

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