Here comes the Sun – Sonne tanken in Portugal

Tag 3: Don­ners­tag, 13. Febru­ar 2020
To the End of the World – Algarve

„If the­re is a por­ti­on of Euro­pe which was made more by the sea than ano­ther, Por­tu­gal is that sli­ce, that por­ti­on, that belt. Por­tu­gal was made by the Atlan­tic.” – Hilai­re Belloc

Ich habe traum­haft geschla­fen und gehe aus­ge­ruht zum Früh­stück, das wirk­lich kei­ne Wün­sche übrig lässt. Es gibt ein rie­si­ges Buf­fet und dazu eine umfang­rei­che Kar­te, aus der bestellt wer­den kann.

An den Platz ser­viert bekom­me ich auch ein por­tu­gie­si­sches Tört­chen. Ich lie­be die­ses Gebäck seit ich in Macao war und freue mich schon, hier mehr davon zu bekommen.

Nach dem aus­gie­bi­gen Früh­stück packe ich aber mei­ne Sachen. Ich wer­de noch ein­mal wie­der­kom­men, aber für heu­te ver­las­se ich das Con­rad erst ein­mal, denn ich will mir noch ein ande­res tol­les Hotel an der Algar­ve näher anschau­en. Bevor ich dazu kom­me, liegt aber ein span­nen­der Tag vor mir. Ich gehe zum ersten Mal in Por­tu­gal auf Entdeckungsreise.

Und die führt mich gleich mal ans Ende der Welt – na ja, viel­leicht nicht ganz, aber der letz­te Stopp vor Ame­ri­ka ist es irgend­wie schon. Eigent­lich soll­te es hier ja auch die berühm­te letz­te Brat­wurst geben, doch im Febru­ar gibt es anschei­nend nicht genü­gend hung­ri­ge Mäu­ler zu stop­fen, denn die Besit­zer machen von Novem­ber bis Mit­te März zu. Egal, gehe ich halt zum Leucht­turm, denn der hat auch im Win­ter auf.

Das Cabo de Sao Vicen­te mit sei­nem gleich­na­mi­gen Leucht­turm ist nicht nur der west­lich­ste Punkt der Algar­ve, son­dern auch die süd­west­lich­ste Spit­ze des euro­päi­schen Fest­lan­des. Wür­de man hier über den Atlan­tik schwim­men, käme man zwangs­läu­fig irgend­wann nach Amerika.

Natür­lich will ich mir den Leucht­turm am Kap, der als der licht­stärk­ste Euro­pas gilt, auch etwas näher anschau­en. Bis zu 32 See­mei­len (knapp sech­zig Kilo­me­ter) reicht der Licht­schein in der Nacht auf den Atlan­tik hin­aus. Und das auch noch heu­te, wes­we­gen ich den Turm lei­der nur von außen anschau­en kann. Wenig­stens in den Innen­hof kann ich aber laufen.

Schon seit 1520 gibt es an die­sem Ort einen Leucht­turm, der den Schif­fen den Weg weist. Die­ser erste Turm wur­de 1587von kei­nem gerin­ge­ren als Sir Fran­cis Dra­ke zer­stört, im Jahr 1606 aber wie­der auf­ge­baut. Der heu­ti­ge Bau stammt ursprüng­lich aus dem Jahr 1846, wur­de aber 1897 noch ein­mal umge­baut und erweitert.

Vom Innen­hof des Leucht­turms habe ich einen tol­len Blick ent­lang der Steil­kü­ste, die sich hier bis zu sieb­zig Meter aus dem Meer erhebt. Die Küste sahen auch vie­le See­fah­rer als erstes Land von Euro­pa bei der Rück­kehr aus Ame­ri­ka, was ja auch der Grund für den Bau des Leucht­turms war.

Das Leucht­feu­er selbst wur­de zuerst noch mit Öl betrie­ben, bevor es elek­tri­fi­ziert wur­de. Im Jahr 1982 wur­de der letz­te Leucht­turm­wär­ter abge­zo­gen und der Turm auto­ma­ti­siert. Die rie­si­ge Fres­nell­in­se, die einst zu den zehn größ­ten der Welt gehör­te, ist auch nicht mehr im Turm zu fin­den, son­dern steht im ange­schlos­se­nen klei­nen Muse­um, in dem auch die Geschih­te des Kaps erzählt wird. Lei­der ist hier Foto­gra­fie­ren streng­stens verboten.

Neben dem Muse­um gibt es auf dem Leucht­turm­ge­län­de noch einen klei­nen Sou­ve­nir­shop, wo ich mit der Ver­käu­fe­rin ins Gespräch kom­me. Sie erzählt mir, dass sich hier im Som­mer die Men­schen oft sta­peln. Da wür­de man kaum tre­ten kön­nen. Jetzt im Febru­ar ist es aber ange­nehm leer und höch­stens eine hand­voll Besu­cher sind heu­te unter­wegs. Da bin ich mehr als froh, im Win­ter hier zu sein, zumal es ja nicht wirk­lich kalt ist, denn das Ther­mo­me­ter zeigt schon 18 Grad und in der Son­ne fühlt es sich noch wär­mer an.

Vor dem Laden ent­decke ich noch die­se mari­ti­men Kunst­wer­ke, die nur aus Mate­ria­li­en aus dem Meer her­ge­stellt wurden.

Bevor ich zurück zum Auto gehe, wer­fe ich noch einen Blick auf die Süd­kü­ste und in Rich­tung Sagres. Auf der hin­te­ren Land­zun­ge liegt mein näch­stes Ziel, doch von hier ist es noch nicht zu erkennen.

Die Fahrt zurück erfolgt auf der­sel­ben Stich­stra­ße, doch jetzt hal­te ich an einem klei­nen Fort an, das mir schon auf der Hin­fahrt auf­ge­fal­len war. Das For­ta­le­za de Beli­che liegt auf einer fünf­zig Meter hohen Klip­pe und wur­de wahr­schein­lich zwi­schen 1495 und 1557 erbaut. Eine genaue Anga­be gibt es nicht, denn alle Auf­zeich­nun­gen sind über die Jahr­hun­der­te ver­lo­ren gegan­gen. Was aller­dings belegt ist, ist der Angriff von Fran­cis Dra­ke im Jahr 1587, als die­ser auch den Leucht­turm zer­stör­te. Ein Groß­teil der Anla­ge wur­de 1755 bei einem Erd­be­ben mit anschlie­ßen­dem Tsu­na­mi zer­stört und erst 1960 zum 500. Todes­tag von Hein­rich dem See­fah­rer, der vie­le der por­tu­gie­si­schen Ent­decker­tou­ren in Auf­trag gab, wie­der restauriert.

Lei­der kann ich nur eine Mau­er vom Park­platz aus näher erkun­den und einem Blick durch eine Git­ter­tür wer­fen, denn seit eini­gen Jah­ren ist der Zutritt gesperrt. Die Küsten­ero­si­on hat das Gelän­de unsi­cher wer­den las­sen, sodass es nicht mehr betre­ten wer­den darf.

So fah­re ich bereits nach kur­zer Zeit wei­ter und stop­pe auf einem unbe­fe­stig­ten Park­platz am Ran­de der Stra­ße. Hier ste­hen vie­le teils inter­es­san­te Fahr­zeu­ge mit Num­mern­schil­dern aus ganz Euro­pa. Sogar eines aus Island ist dabei. Vie­le haben Surf­bret­ter gela­den oder die Besit­zer sind gera­de dabei die­se abzu­la­den. Am Ran­de des Park­plat­zes kann ich dann auch erken­nen, war­um sich hier so vie­le Men­schen tref­fen. Zwi­schen den Fel­sen der Steil­kü­ste ist eine tol­ler Strand ein­ge­bet­tet, der Pra­ia do Beliche.

Doch nicht nur der Strand ist toll, auch der Blick über die Küste ist nicht zu ver­ach­ten. Ganz in der Fer­ne kann ich auch den Leucht­turm vom Kap Vin­zen­te erkennen.

Aber zurück zum Strand, denn den zu errei­chen ist gar nicht so ein­fach. Zuerst fol­ge ich einem kur­zen beto­nier­ten Weg, der dann in end­los erschei­nen­den Trep­pen mün­det. Irgend­wann gebe ich auf, denn ich muss den gan­zen Weg ja auch wie­der nach oben und mein Knie mel­det sich schon jetzt. Außer­dem ist der Wind heu­te recht stark und damit auch unan­ge­nehm. Kein Wun­der, dass sich da die Sur­fer treffen.

Am Park­platz wer­de ich dann noch kurz neu­gie­rig beäugt, bevor ich in mein Auto stei­ge und weiterfahre.

Durch das Städt­chen Sagres hin­durch fah­re ich nun auf jene Land­zun­ge, die ich bereits vom Leucht­turm aus gese­hen habe. Hier liegt das For­ta­le­za de Sagres, ein gro­ßes Küsten­fort, das auch besich­tigt wer­den kann. Die erste Hür­de ist jedoch erst ein­mal das Par­ken, denn an der lan­gen Zufahrt ist das ver­bo­ten. Hier darf man nur ein- und aus­stei­gen. Anschei­nend gibt es im Som­mer hier auch Hoch­be­trieb und die Anla­ge ist so gestal­tet, dass die Rei­se­bus­se ihre Grup­pe bequem aus­spucken kön­nen. Der Park­platz für die Autos ist ein Stück die Stra­ße run­ter. Weit muss ich aber nicht, denn auch hier ist nicht wahn­sin­nig viel los. Rund ein Dut­zend Autos sind zu sehen, von Bus­sen kei­ne Spur.

Die Festung von Sagres ist ein por­tu­gie­si­sches Natio­nal­denk­mal und die gesam­te Anla­ge steht unter Denk­mal­schutz. Im Ein­gangs­be­reich befin­det sich eine klei­ne Kas­se, wo ich mei­nen Ein­tritt ent­rich­te. Dann star­te ich mei­ne Erkundung.

Die Festung nimmt eine rund einen Kilo­me­ter lan­ge und drei­hun­dert Meter brei­te Land­zun­ge ein, auf der einst die berühm­te See­fah­rer­schu­le von Hein­rich dem See­fah­rer. Das jedoch ist eine Legen­de, denn die Aus­bil­dungs­stät­ten lagen wohl eher in Lis­sa­bon und Lagos. Aber zurück zur Festung, von der heu­te auch nur noch Reste zu sehen sind, denn auch sie wur­de zuerst 1587 von Fran­cis Dra­ke stark zer­stört und dann 1755 von dem Erd­be­ben mit anschlie­ßen­dem Tsu­na­mi noch mehr in Mit­lei­den­schaft gezogen.

Eini­ge Gebäu­de sind aber bis heu­te erhal­ten und wur­den in spä­te­ren Jahr­hun­der­ten wie­der restau­riert. Im Inne­ren ist aber nicht viel zu sehen, das gan­ze Gelän­de wird eher von außen erkun­det, sodass ich froh über das gran­dio­se Wet­ter heu­te bin.

Von der Festungs­mau­er reicht mein Blick wie­der weit die Küste ent­lang. Ich kann eini­ge Buch­ten mit Strän­den ent­decken und ganz in der Fer­ne noch ein­mal den Leucht­turm am Kap Vinzente.

Eines der wich­tig­sten Bau­wer­ke des Forts ist die klei­ne Kir­che Ing­re­ja de Nos­sa Senho­ra da Gra­ça, die im 16. Jahr­hun­dert auf den Fun­da­men­ten der Kir­che von Hein­rich dem See­fah­rer erbaut wurde.

Die klei­ne Kapel­le steht für Besu­cher offen und so kann ich mich auch im Inne­ren umse­hen. Größ­ten­teils ist die Aus­stat­tung recht ein­fach gehal­ten bis auf das pracht­vol­le Altar­bild, das sofort alle Blicke auf sich zieht.

Nun bege­be ich mich auf den rund drei Kilo­me­ter lan­gen Rund­weg, der ein­mal um die gesam­te Land­zun­ge führt und von dem ich alle Punk­te der Festung gut errei­chen kann.

Die Aus­blicke auf die Küste sind fan­ta­stisch, auch wenn ich teil­wei­se nicht ganz bis an die Rän­der der Fel­sen kom­me, da die­se wegen der Ero­si­on insta­bil sind und mit Zäu­nen abge­sperrt wurden.

Ziem­lich an der Spit­ze der Land­zun­ge steht ein wei­te­rer klei­ner Leucht­turm. Die­ser ist aller­dings neue­ren Datums, aus Beton gebaut und nicht beson­ders fotogen.

Eben­falls neue­ren Datums ist die­ses schnecken­för­mi­ge Gebil­de, das eine Art Ver­stär­ker des Mee­res­rau­schens ist. Man läuft inner­halb der Schnecke und wenn die Wel­len gegen die Fel­sen schla­gen, ist das Geräusch hier sehr laut zu hören.

Ich habe gar nicht gemerkt, wie die Zeit vor­an­ge­schrit­ten ist und so ist es nach der Erkun­dung der Festung für mich Zeit, wie­der zurück­zu­fah­ren ins Hotel. Ich zie­he ja um und bin dem­entspre­chend gespannt auf die Unter­kunft, die ich die näch­sten zwei Tage bewoh­nen wer­de. Nach rund einer Stun­de Fahrt errei­che ich das Pine Cliffs Resort, eine Feri­en­an­la­ge, in der es drei Hotels sowie Feri­en­woh­nun­gen gibt.

Schon die Ein­fahrt ist sehr beein­druckend und das Gan­ze erin­nert mich etwas an Gated Com­mu­ni­ties aus den USA, denn auch hier mel­det man sich bei einem Pfört­ner und erst dann hebt sich die Schran­ke. Ich fah­re nun auf direk­tem Weg zum Pine Cliffs Hotel, das mit auf Anhieb gut gefällt. Das Par­ken ist hier übri­gens auch wie­der kosten­los, über­haupt stel­le ich fest, dass es an der Algar­ve anschei­nend sehr wenig Park­platz Abzocke gibt und wenn man über­haupt mal zah­len muss, sind es meist Cent­be­trä­ge. Aber zurück zum Hotel. Das gehört zur Luxu­ry Coll­ec­tion von Mar­riott und wird als fünf Ster­ne Unter­kunft geli­stet. In der Neben­sai­son im Febru­ar gibt es jedoch auch hier sehr mode­ra­te Preise.

Der Check-​in in der tol­len Lob­by ist dann auch schnell erle­digt, sodass ich schon weni­ge Minu­ten spä­ter auf dem Weg in mein Zim­mer bin.

Das Zim­mer ist dann auch rich­tig toll. Beson­ders das sehr unge­wöhn­li­che Kopf­en­de des Bet­tes, das aus por­tu­gie­si­schen Kacheln besteht, zieht die Blicke auf sich. Aber auch sonst gefällt es mir in dem ele­gant aus­ge­stat­te­ten Zim­mer, das auch über einen Bal­kon ver­fügt, sehr gut.

Die gesam­te Hotel­an­la­ge ist ein­fach Klas­se und gefällt mir auf Anhieb. Alles ist wun­der­bar in die Land­schaft ein­ge­passt und von einem gro­ßen Gar­ten, der mit Wegen durch­zo­gen ist, ein­ge­fasst. Zwi­schen den Gebäu­den gibt es vie­le klei­ne Innen­hö­fe mit Spring­brun­nen und duf­ten­den Blumen.

Der abso­lu­te Clou aber ist, dass sich das Hotel direkt über der berühm­ten Fale­sia Steil­kü­ste befin­det. Und es kommt noch bes­ser. Wäh­rend man an allen ande­ren Orten der Küste lan­ge Trep­pen neh­men muss, über­win­det hier ein Fahr­stuhl den größ­ten Höhen­un­ter­schied. Zwar muss ich danach immer noch rund ein­hun­dert Stu­fen auf einem Board­walk zurück­le­gen, die­se sind jedoch weni­ger anstren­gend und füh­ren schon die fan­ta­sti­sche Küsten­land­schaft, die im Licht des spä­ten Nach­mit­tags wun­der­bar leuchtet.

Der Strand vor der Steil­kü­ste zieht sich dann kilo­me­ter­weit am Meer ent­lang und ich fol­ge dem fei­nen Sand­band eine gan­ze Wei­le, immer zwi­schen Meer und bun­ter Steilküste.

Herr­lich ist es hier, so rich­tig zum See­le bau­meln las­sen und so keh­re ich erst um, als die Son­nen schon ganz tief über dem Atlan­tik steht. In der Fer­ne ist der klei­ne Beach Club des Hotels zu sehen, der aller­dings im Febru­ar genau­so ver­las­sen ist wie der Strand, denn Bade­wet­ter ist heu­te wahr­lich nicht. Auch wenn die Luft noch immer ange­nehm warm ist, so sind die Flu­ten des Atlan­tiks doch ziem­lich kalt. Über­haupt ist Baden hier nur im Hoch­som­mer zu empfehlen.

Von der Ter­ras­se des Beach Clubs sehe ich schließ­lich noch der Son­ne zu, wie sie in der Fer­ne im Meer versinkt.

Im letz­ten Licht des Tages mache ich mich nun zurück auf den Weg zum Fahr­stuhl. Da der weg hier beleuch­tet ist, ist das auch zwi­schen den Fel­sen kein Pro­blem. Am Abend schaue ich mich noch ein wenig auf dem Hotel­ge­län­de um und esse in einem der Restau­rants der Anla­ge zu Abend.

Kilo­me­ter: 220
Wet­ter: son­nig, 15–19 Grad
Hotel: Pine Cliffs Hotel, a Luxu­ry Coll­ec­tion Resort

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