Here comes the Sun – Sonne tanken in Portugal

Tag 5: Sams­tag, 15. Febru­ar 2020
Bor­der­land – Algarve

„Any Por­tu­guese town looks like bride’s finery – some­thing old, some­thing new, some­thing bor­ro­wed, some­thing blue.” – Mary McCarthy

Mein Auf­ent­halt im Pine Cliffs Hotel war toll, aber nun ist es an der Zeit wei­ter­zu­zie­hen. Doch so ganz kann ich mich noch nicht tren­nen und so trö­de­le ich noch ein wenig her­um und genie­ße die tol­le Hotel­an­la­ge. Erst gegen elf Uhr packe ich mei­ne Sachen und checke aus. Heu­te führt mich mein Weg nach Osten und an ein Stück der Algar­ve, das von weit weni­ger Tou­ri­sten besucht wird als die Zie­le im Westen. Doch auch hier gibt es eini­ge schö­ne Ecken zu entdecken.

Gegen Mit­tag errei­che ich so Tavi­ra, eine klei­ne Küsten­stadt mit etwas mehr als 25.000 Ein­woh­nern. Ich fah­re ins Zen­trum, schaue mich nach einem mög­lichst zen­tra­len Park­platz um und habe Glück, denn genau vor mir wird eine Park­lücke frei. Und die ist genau vor dem Musik­pa­vil­lon, der in einem klei­nen Park am Ufer des Rio Gilão steht.

Schon nach weni­gen Metern habe ich einen Blick über den Fluss bis hin zur berühm­ten Pon­te Roma­na de Tavi­ra, die ich aber erst spä­ter genau­er anschau­en werde.

Zuerst ein­mal lau­fe ich in Rich­tung Stadt­zen­trum, wo sich die mei­sten histo­ri­schen Gebäu­de befin­den sol­len. Da das Gebiet zu gro­ßen Tei­len nur zu Fuß zu erkun­den ist, las­se ich das Auto von nun an stehen.

Nach einem kur­zen Spa­zier­gang durch eine der Gas­sen, ste­he ich vor der Igre­ja da Mise­ricór­dia, einer der drei sehens­wer­te­sten Kir­chen der Stadt. Um 1541 wur­de die Kir­che erbaut, deren Renais­sance­por­tal beson­ders sehens­wert ist.

Ein­tritt gibt es aller­dings nur gegen ein klei­nes Ein­tritts­geld. Gün­sti­ger ist es gleich ein Sam­mel­ticket für alle drei Kir­chen zu kau­fen, was ich auch mache. Dann wer­de ich von dem alten Herrn, der hier die Kas­se hütet, in das pracht­vol­le Kir­chen­schiff vorgelassen.

Beson­ders auf­wän­dig gestal­tet ist der gro­ße, ver­gol­de­te Altar, doch auch klei­ne Details, wie die Mas­ken an den Kapi­tel­len der Säu­len, ste­chen mir ins Auge.

Abso­lut unge­wöhn­lich ist jedoch die Aus­stat­tung des Kir­chen­rau­mes. Die Wän­de sind alle Meter­hoch mit hand­be­mal­ten Kacheln ver­ziert, auf denen Sze­nen aus dem Leben von Chri­stus zuse­hen sind.

Rich­tig win­zig ist hin­ge­gen die Orgel, die ich auf einer klei­nen Sei­ten­em­po­re entdecke.

Ich fol­ge nun der klei­nen Gas­se seit­lich der Kir­che, die mich teils über Trep­pen wei­ter durch die Alt­stadt führt. Dabei pas­sie­re ich vie­le alte Häu­ser, von denen eini­ge noch bewohnt sind und ande­re in Muse­en sowie öffent­li­che Gebäu­de umge­wan­delt wurden.

Dann ent­deck­te ich die zwei­te der drei Kir­chen, die Igre­ja San­ta Maria do Caste­lo. Das Got­tes­haus wur­de ursprüng­lich auf den Fun­da­men­ten einer Moschee errich­tet, bei dem mir inzwi­schen bekann­ten Erd­be­ben aber eben­falls stark beschä­digt und nach 1755 in sei­ner heu­ti­gen Form wie­der aufgebaut.

Nach dem Vor­zei­gen mei­ner Ein­tritts­kar­te wer­de ich sofort in das Kir­chen­schiff geführt.

Der Haupt­raum besticht durch sein eher schlich­tes Design mit einem reich ver­zier­ten Altar.

In einem Sei­ten­schiff sind wei­te­re, reich ver­zier­te Kapel­len zu finden.

Anschau­en kann ich hier sogar den Raum des Pfar­rers, in dem sich die­ser auf die Mes­se vorbereitet.

Ein abso­lu­tes High­light aber ist der klei­ne Kir­chen­schatz, der in eini­gen Räu­men aus­ge­stellt ist.

Schließ­lich kann ich über eine enge, unebe­ne Trep­pe noch den Glocken­turm bestei­gen. Etwas Vor­sicht ist beim Auf­stieg gebo­ten, denn die Stu­fen sind teil­wei­se mit Vogel­ex­kre­men­ten verschmutzt.

Von oben habe ich einen schö­nen Blick über das Kir­chen­schiff, aber auch auf die gesam­te Stadt und die angren­zen­de Burgruine.

Die Burg­rui­ne ist dann auch der näch­ste Ort, den ich besu­che und hier habe ich das ein­zi­ge, etwas unan­ge­neh­me Erleb­nis der Rei­se. An der Tür steht ein Mann, der Ein­tritt ver­langt. Ein Euro soll es kosten, den vor mir auch eini­ge Leu­te bezah­len, also tue ich es ihnen gleich. Spä­ter erfah­re ich, dass der Zutritt Kosten­los ist und die­ser Typ ahnungs­lo­se Tou­ri­sten abzockt. Gut, ein Euro ist jetzt nicht viel, aber ich hät­te lie­ber etwas gespen­det, als so hin­ter­gan­gen zu werden.

Aber zurück zur Burg­rui­ne, deren Mau­ern aus dem 13, Jahr­hun­dert stam­men, die Fun­da­men­te aber noch viel älter sind. Heu­te ist im Inne­ren ein klei­ner Gar­ten ange­legt, denn viel ist von der Anla­ge anson­sten nicht erhalten.

Gleich um die Ecke liegt das wun­der­schön reno­vier­te Pou­sa­da do Con­vents da Gra­ca, das ehe­ma­li­ge Klo­ster von Nos­sa Senho­ra de Gra­ça aus dem 16. Jahr­hun­dert, in dem sich heu­te ein Hotel befindet.

Gegen­über steht die letz­te der drei Kir­chen, die ich heu­te besu­che, die Igre­ja de Sant­ia­go. Das weiß ver­putz­te Gebäu­de mit sei­nen ver­schach­tel­ten Anbau­ten war einst eine Moschee, als die Algar­ve noch unter der Herr­schaft der Mau­ren stand. Über die Jahr­hun­der­te wur­de sie zur Kir­che umge­wan­delt und immer wie­der um- und ausgebaut.

Noch ein­mal bekom­me ich mit mei­nem Ticket Ein­lass und kann dann das Kir­chen­schiff mit sei­nem reich ver­zier­ten Haupt­al­tar und den vie­len sehr ver­schie­de­nen gestal­te­ten Neben­al­tä­ren anschauen.

Gleich neben­an ent­decke ich noch die Came­ra Obscu­ra, einen alten Was­ser­turm, in dem heu­te ein Muse­um zur Stadt­ge­schich­te unter­ge­bracht ist.

Ich lau­fe zurück ins Stadt­zen­trum, wo ich mich auf direk­tem Weg zur Pon­te Roma­na, der römi­schen Brücke, bege­be. In sie­ben Bögen wur­de sie einst von den Römern über den Rio Gil­hão gebaut, jedoch mehr­mals zer­stört und immer wie­der aufgebaut.

Der heu­ti­ge Ober­bau der Brücke, die nur noch für Fuß­gän­ger frei­ge­ge­ben ist, stammt aus dem Jahr 1870, wo sie zum letz­ten Mal kom­plett über­ar­bei­tet wurde.

Was mir sofort auf­fällt, der Rio Gil­hão dar­un­ter führt sehr wenig Was­ser. Das ist aber schon lan­ge Zeit so und hat sogar zum Nie­der­gang der Stadt geführt, die einst die größ­te Metro­po­le an der Algar­ve war. Bereits die Phö­ni­zi­er und Kar­tha­ger sie­del­ten an die­ser Stel­le und auch die Römer erkann­ten die gute Lage an der Fluss­mün­dung. Mit der Erobe­rung der Mau­ren wur­de die Stadt dem Kali­fat Cor­do­ba zuge­schla­gen und wur­de am 11. Juni 1242 von sel­bi­gen wie­der befreit.

Ab 1451 ent­wickel­te sich Tavi­ra zu einem bedeu­ten­den Fische­rei­stütz­punkt und durch die Erobe­run­gen der Por­tu­gie­sen im 16. Jahr­hun­dert ent­wickel­te sich die Stadt zu einem der wich­tig­sten Häfen des Lan­des. Um 1650 begann der Fluss, der den Reich­tum der Stadt mit­be­grün­de­te, jedoch immer mehr zu ver­san­den und im Jahr 1700 muss­te Tavi­ra sei­nen Ruf als bedeu­tend­ste Hafen­stadt an Faro antre­ten. Zwar bliebt lan­ge noch der Fisch­fang erhal­ten, doch die Ver­la­ge­rung der Thun­fisch­schwär­me um 1900 ließ auch die­sen immer mehr abneh­men. So lebt Tavi­ra heu­te vor allem vom Tourismus.

Ich fol­ge nun wie­der der schö­nen Park­an­la­ge, die mich zurück zu mei­nem Auto brin­gen soll.

Am Musik­pa­vil­lon blei­be ich noch ein­mal ste­hen, denn im klei­nen Teich, der sich rund­her­um befin­det, sind eini­ge Schild­krö­ten zu finden.

Dann ver­ab­schie­de ich mich aber end­gül­tig und ver­las­se Tavi­ra. Die Fahrt führt mich nun noch wei­ter nach Osten, bis nach Vila Real de San­to Antó­nio, das am Rio Gua­dia­na liegt. Der knapp 750 Kilo­me­ter lan­ge Fluss, der durch Spa­ni­en und Por­tu­gal fließt, bil­det an die­ser Stel­le die Gren­ze zwi­schen den bei­den Ländern.

An der klei­nen, schön ange­leg­ten Ufer­pro­me­na­de par­ke ich und schaue mich ein wenig zu Fuß um. Man merkt, dass sich hier weni­ger Tou­ri­sten her ver­ir­ren. Es sind haupt­säch­lich ein­hei­mi­sche, die ich hier antref­fe und die Gebäu­de des klei­nen Ortes ver­strö­men teil­wei­se einen recht mor­bi­den Charme, wäh­rend es in zwei­ter und drit­ter Rei­he auch etli­che Miets­ka­ser­nen aus neue­rer Zeit gibt. Auf der ande­ren Sei­te liegt das spa­ni­sche Aya­mon­te, das für mich aber heu­te uner­reich­bar ist, denn ich darf mit mei­nem Miet­wa­gen nicht nach Spa­ni­en einreisen.

So wer­de ich auch die 1991 fer­tig­ge­stell­te Pon­te Inter­na­cio­nal do Gua­dia­na heu­te nur aus der Fer­ne zuse­hen bekom­men. Die Schräg­seil­brücke ist die letz­te Über­que­rung des Flus­ses vor sei­ner Mün­dung in den Atlan­tik und ein wich­ti­ger Grenz­über­gang zwi­schen den bei­den Ländern.

In die­se Regi­on gekom­men bin ich aber eigent­lich aus einem ande­ren Grund. Nur weni­ge Kilo­me­ter fluss­auf­wärts liegt der klei­ne Ort Castro Marim, der für sei­ne gleich­na­mi­ge Festung bekannt ist. Die­se ist auch schon weit­hin zu sehen und in Erman­ge­lung eines ande­ren Park­plat­zes stel­le ich mein Auto in der Nähe die­ser Wohn­mo­bi­le ab, was mir siche­rer erscheint, als der etwas ver­wai­ste PKW Stell­platz. Irgend­wie ist es hier etwas selt­sam, denn es ist kaum ein Mensch auf der Stra­ße zu sehen, doch irgend­wie macht die Gegend außer­halb der klei­nen Alt­stadt kei­nen sehr ver­trau­en­er­wecken­den Eindruck.

Ich mar­schie­re trotz­dem zu Fuß los und tref­fe dann doch auf eine Hand­voll ande­re Besu­cher, die das­sel­be Ziel wie ich haben. Der Auf­stieg zur Festung ist dann auch nicht ohne. Es geht über eine recht stei­le Kopf­stein­pfla­ster­stra­ße, die durch die abge­run­de­ten Fels­stein mit den gro­ßen Lücken gera­de­zu zum Umknicken ein­lädt. Zum Glück habe ich Turn­schu­he dabei, denn anders wäre das gar nicht zu bewäl­ti­gen. Der Weg ist gera­de­zu hals­bre­che­risch und nur das schwie­rig­ste Stück wur­de durch eine höl­zer­ne Trep­pe entschärft.

Das schlimm­ste aber ist, dass der gan­ze Auf­stieg völ­lig umsonst war, denn die Festung ist ver­schlos­sen und das, obwohl sie geöff­net sein soll­te. Auch die por­tu­gie­si­schen Besu­cher kön­nen sich das nicht erklä­ren. Nichts weist dar­auf hin, war­um hier heu­te zu ist. Nach einer Wei­le zie­he ich so ziem­lich ent­täuscht wie­der ab.

Zum Auto gehe ich aber noch nicht zurück, denn wenig­stens im klei­nen Orts­zen­trum will ich mich noch etwas umse­hen. Hier gibt es eini­ge schön restau­rier­te Gebäude.

So kom­me ich auch am hüb­schen Rat­haus der Stadt vor­bei, das dank sei­ner leuch­tend gel­ben Far­be gar nicht zu über­se­hen ist.

Am Kopf des Haupt­plat­zes im Stadt­zen­trum steht die Igre­ja Matriz de Castro Marim aus dem 18. Jahr­hun­dert, die durch ihre prä­gnan­ten Drei­ecks­gie­bel auf­fällt. Lei­der ist auch sie ver­schlos­sen, sodass es bei einem Blick von außen bleibt.

So lau­fe ich durch Men­schen­lee­re Gas­sen zum Auto zurück, das noch immer ziem­lich ver­waist auf dem gro­ßen Park­platz steht. In der Fer­ne sehe ich noch ein­mal die Brücke nach Spa­ni­en, doch dann mache ich end­gül­tig kehrt und fah­re in Rich­tung Vila Real de San­to António.

Hier steht näm­lich noch ein Leucht­turm, den ich besu­chen möch­te. Der stand jedoch gegen Mit­tag in ziem­lich ungün­sti­gem Licht. Am spä­ten Nach­mit­tag ist es nun etwas bes­ser, wenn auch immer noch nicht ganz ideal.

Der vier­zig Meter hohe Turm wur­de 1923 erbaut und wird bereits seit 1927 mit Elek­tri­zi­tät betrie­ben, die zuerst von einem Gene­ra­tor kam, bevor der Leucht­turm 1947 an das öffent­li­che Strom­netz ange­schlos­sen wur­de. Beson­ders ist, der Auf­zug im Inne­ren des Tur­mes, der das Trep­pen­stei­gen unnö­tig macht. Lei­der ist er aber für die Öffent­lich­keit nicht zugänglich.

Das idea­le Licht ist jetzt auf der West­flan­ke, die am besten aus einem Wald­stück neben­an zu sehen ist, das etwas selt­sam abge­trennt ist. Da hier aber auch ande­re Foto­gra­fen anschei­nend schon unter­wegs waren und es kei­ner­lei Ver­bots­schil­der gibt, wage ich das ein­fach auch mal und kom­me so doch noch zu einer schö­nen Aufnahme.

Nun wird es aber Zeit wie­der auf­zu­bre­chen, denn ich muss noch ein klei­nes Stück bis zu mei­nem Hotel fah­ren. Am spä­ten Nach­mit­tag errei­che ich schließ­lich das Hil­ton Vil­a­mou­ra As Cas­ca­tas Golf Resort & Spa, wo ich mich für die näch­ste Nacht ein­quar­tiert habe.

Das Hotel ist mit sei­nen vier Ster­nen etwas ein­fa­cher als das Con­rad und das Pine Cliffs, aber doch sehr anspre­chend und vor allem preis­lich abso­lut attrak­tiv. Die gesam­te Anla­ge ist sehr auf Fami­li­en aus­ge­rich­tet, was ich auch gleich beim Check-​in mer­ke. Aller­dings gibt es auch Berei­che, die Erwach­se­nen vor­be­hal­ten sind.

Als Upgrade bekom­me ich hier eine Suite, die vom Schnitt her etwas selt­sam ist. Ich gehe davon aus, dass es hier einst um zwei Zim­mer mit Ver­bin­dungs­tür han­del­te, die zu einer Suite umfunk­tio­niert wur­den. Trotz­dem ist aber alles sehr schön und es gibt dadurch sogar zwei voll­stän­di­ge Bade­zim­mer mit Wan­ne und sepa­ra­ter Dusche. Ist so auch eher selten.

Den Abend ver­brin­ge ich im Hotel, wo ich noch mei­ne Bil­der über­spie­le und den mor­gi­gen Tag pla­ne. Da die Rei­se ja rela­tiv spon­tan war, bliebt zur Vor­pla­nung wenig Zeit, sodass ich nun vor Ort noch ein wenig ins Detail gehen muss.

Kilo­me­ter: 180
Wet­ter: son­nig, 16–19 Grad
Hotel: Hil­ton Vil­a­mou­ra As Cas­ca­tas Golf Resort & Spa

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