Hot and Cold – Kalifornien & Alaska

Tag 7: Don­ners­tag, 25. April 2019
Liquid Suns­hi­ne – Juneau nach Ket­chi­kan, Teil 2

„It’s from an Ale­ut word, Alyes­ka. It means ‘that which the sea breaks against,’ and I love that.” – John Green

Nor­ma­ler­wei­se ist es für mich eine der leich­te­sten Übun­gen vor der Rei­se einen Miet­wa­gen zu reser­vie­ren. Heu­te geht das schnell und unkom­pli­ziert über gän­gi­ge Anbie­ter. Dabei bevor­zu­ge ich immer deut­sche Por­ta­le, denn hier sind alle gän­gi­gen Ver­si­che­run­gen inklu­si­ve. Doch manch­mal kann ein Miet­wa­gen auch zu einer Her­aus­for­de­rung wer­den, wenn näm­lich kein Anbie­ter hier­zu­lan­de etwas im Ange­bot hat. Zum ersten Mal habe ich das bei mei­ner Rei­se nach Guam erlebt, doch auch Ket­chi­kan stell­te mich vor die­sel­ben Probleme.

Wäh­rend Juneau als Haupt­stadt von Alas­ka noch bei eini­gen Anbie­tern im Pro­gramm war, konn­te ich für Ket­chi­kan nir­gend­wo ein Ange­bot fin­den. Nun gibt es in Ket­chi­kan auch nur zwei Ver­mie­ter, doch mit Bud­get ist immer­hin eine inter­na­tio­na­le Fir­ma dabei. Trotz­dem war es unmög­lich etwas zu buchen, sodass ich letzt­end­lich direkt über die Sei­te von Bud­get reser­vier­te und die Ver­si­che­run­gen über mei­ne Kre­dit­kar­te abge­deckt wer­den soll­ten. Die­se Poli­ce ist zwar nur rudi­men­tär, aber immer noch bes­ser als gar kei­ne Versicherung.

Nach mei­ner Ankunft in Ket­chi­kan funk­tio­niert aber alles wun­der­bar, so wie ich auch schon auf Guam die Erfah­rung gemacht habe. Mei­ne Reser­vie­rung ist im System und ein Ver­trag schnell unter­schrie­ben. Das Auto wird hier in Ket­chi­kan zuge­wie­sen und soll sich auf dem Park­platz vor dem Gebäu­de befin­den. Und der sieht dann so aus:

Der sil­ber­ne Toyo­ta Corol­la in der Mit­te, der soll mei­ner sein. Auf den ersten Blick ist er auch ganz in Ord­nung und hat sogar Leder­aus­stat­tung. Die Lauf­lei­stung ist mit über 33.000 Mei­len für einen Miet­wa­gen jedoch schon recht hoch. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Ket­chi­kan nicht gera­de vie­le Stra­ßen hat. Und das Alter sieht man dem Auto beim genaue­ren Hin­se­hen dann schon an. Auch das hat der Wagen mit mei­ner Anmie­tung auf Guam gemein. Anschei­nend wer­den Autos an ent­le­ge­nen Sta­tio­nen gene­rell nicht so häu­fig ausgetauscht.

Von der tech­ni­schen Sei­te ist das Auto aber mit allem aus­ge­stat­tet, was man so brau­chen kann und für zwei hal­be Tage ist das auf jeden Fall in Ordnung.

Der Wagen war so weit auch sau­ber, jedoch haben beson­ders die Sitz­be­zü­ge schon eini­ge Flecken.

Was mich dann aber doch etwas über­rascht, sind die diver­sen Lack­schä­den. Ein so zer­schramm­tes Auto habe ich bis­her noch nir­gend­wo ange­mie­tet und so doku­men­tie­re ich die Schä­den lie­ber mal zur Sicher­heit fotografisch.

Umso mehr ich schau­te, desto mehr fin­de ich. Beson­ders der mit Kle­be­band repa­rier­te Stoß­fän­ger ist schon etwas gewöh­nungs­be­dürf­tig. Aber eine wirk­li­che Wahl habe ich ja nicht und so lan­ge das Auto fährt, soll es mich jetzt nicht wei­ter stören.

Eine wei­te­re Beson­der­heit in Ket­chi­kan ist die Lage des Flug­ha­fens. Der liegt auf einer eige­nen Insel, die nur durch eine Fäh­re mit dem Rest der Stadt ver­bun­den ist. So habe ich vom Ver­mie­ter gleich noch Fähr­tickets aus­ge­hän­digt bekom­men, die mir die Hin- und Rück­fahrt sichern.

Am doch etwas düster anmu­ten­den Flug­ha­fen­ge­bäu­de fah­re ich nun vor­bei zur Fäh­re. Ich muss zuge­ben, dass das für mich auch das erste Mal ist, dass der Flug­ha­fen nur auf dem Was­ser­weg ver­las­sen wer­den kann. Es soll­te zwar mal eine Brücke gebaut wer­den, doch die­ser Plan wur­de als zu teu­er verworfen.

Jede hal­be Stun­de ver­kehrt die Fäh­re, die mich in sie­ben Minu­ten auf das Fest­land brin­gen soll. Das soll­te man übri­gens vor einem Abflug aus Ket­chi­kan auf jeden Fall bedenken.

So muss ich dann noch ein wenig in der Schlan­ge war­ten, bevor die näch­ste Fäh­re für die Über­fahrt bereitsteht.

Nach der Über­fahrt ist mein erstes Ziel mein Hotel für die heu­ti­ge Nacht. The Landing war frü­her mal ein Best Western, heu­te ist es aber kei­ner mehr ket­te mehr ange­schlos­sen. Punk­te samm­le ich trotz­dem, denn ich habe die Über­nach­tung über ein Buchungs­por­tal gebucht.

Das Hotel ver­teilt sich auf meh­re­re Gebäu­de und ver­fügt sogar über zwei Restau­rants. Die Lob­by macht auch gleich einen sehr guten Ein­druck auf mich. Hier wer­de ich freund­lich begrüßt und zügig ein­ge­checkt. Es ist ganz schön was los im Hotel, irgend­wie mehr als in Juneau, obwohl Ket­chi­kan eigent­lich der klei­ne­re Ort ist. Dadurch gibt es aber auch noch weni­ger Hotels und die mei­sten Besu­cher kom­men auch hier mit den Kreuzfahrtschiffen.

Mein Zim­mer ist dann auch in Ord­nung und man sieht hier schon ein biss­chen, dass das Hotel ein­mal ein Best Western war. Teu­er ist es aller­dings in Ket­chi­kan, denn auch hier bin ich in einem Ort, der nur auf dem Luft- oder See­weg besucht wer­den kann und weit ab von allen ande­ren Orten liegt.

Da der Tag nach mei­ner Ankunft noch jung ist, will ich natür­lich auch noch etwas von der Gegend sehen. So mache ich mich wie­der auf den Weg, nach­dem ich mein Gepäck aus­ge­la­den habe. Mein Ziel ist der Totem Bight Sta­te Histo­ri­cal Park, der rund zehn Mei­len nörd­lich der Stadt liegt und mit dem Auto oder Bus gut zu errei­chen ist.

Einst befand sich an die­sem Ort ein Fischer Camp der Urein­woh­ner und schon am Park­platz kann ich sehen, was heu­te hier zu sehen ist – Totem­pfäh­le. Sie sind meist aus einem gro­ßen Baum geschnitzt und dann kunst­voll bemalt, wie die­se zwei Exem­pla­re, die den Ein­gang flankieren.

Bevor ich aber mehr zu sehen bekom­me, folgt der Pfad erst ein­mal durch den Wald, der hier auch teils von Moos und ande­ren Gewäch­sen über­zo­gen ist.

Nach einer Wei­le öff­net sich der Pfad zu einer Lich­tung und ich kann einen wei­te­ren Totem­pfahl ent­decken. Totem­pfäh­le sind für die India­ner Hel­fer oder Beschüt­zer und meist einem ganz bestimm­ten Zweck zuge­teilt. Die kunst­voll geschnitz­ten und reich ver­zier­ten Stäm­me erin­nern aber oft auch an wich­ti­ge Ereig­nis­se eines Clans oder einer Fami­lie. Vie­le Totem sind dazu Fami­li­en­zei­chen wie etwa Wap­pen in Europa.

Im Park sind ver­schie­de­ne Totem­pfäh­le zu sehen, die auf einem Rund­weg ange­schaut wer­den können.

Eini­ge lie­gen aber auch am Boden, denn durch die feuch­te Wit­te­rung neh­men die Holz­stäm­me mit der Zeit Schä­den und müs­sen immer wie­der repa­riert werden.

Dazu gibt es hier sogar eine Werk­statt, die durch gro­ße Fen­ster ange­schaut wer­den kann.

Ich fol­ge dem gut aus­ge­bau­ten weg nun wei­ter durch den drei­zehn Hekt­ar gro­ßen Park, der auch schö­ne Aus­blicke auf das Was­ser bietet.

Das wohl auf­wen­dig­ste Gebäu­de des Parks ist die Nach­bil­dung eines Clan­hau­ses. Die Schnit­ze­rei­en wur­den von Charles Brown, einem Urein­woh­ner aus Sax­man in der Nähe von Ket­chi­kan her­ge­stellt. Betre­ten wird das Gebäu­de durch einen nied­ri­gen ova­len Eingang.

Im Inne­ren gibt es einen gro­ßen Raum, in des­sen Mit­te sich eine Feu­er­stel­le befin­det. Die tra­gen­den Pfei­ler wur­den eben­falls kunst­voll verziert.

Etwa die Hälf­te des Weges habe ich nun hin­ter mir, als der Wind plötz­lich auf­frischt und die Wol­ken immer dunk­ler wer­den. Noch ist es aber trocken und ich hof­fe, dass das wet­ter noch etwas hält. Ket­chi­kan ist ja einer der regen­reich­sten Orte in Alas­ka und so viel Glück wie bei mei­nem letz­ten Besuch, als ich strah­len­den Son­nen­schein hat­te, wer­de ich wohl die­ses Mal nicht haben.

Ich gehe wei­ter und bestau­ne die Totem­pfäh­le, die auf der gro­ßen Rasen­flä­che ind er Mit­te der Lich­tung auf­ge­stellt sind. Jeder von ihnen ist wie­der kunst­voll geschnitzt und bemalt.

Nach einer guten hal­ben Stun­de habe ich mei­nen Rund­weg been­det und gehe zurück durch den Wald zum Parkplatz.

Zurück im Auto beschlie­ße ich auch noch die rest­li­chen fünf Mei­len der Stra­ße zu fah­ren, bevor die­se mal wie­der im Nie­mands­land endet. Heu­te ist es übri­gens auch kaum noch mög­lich hier Stra­ßen zu ver­län­gern, denn Prä­si­dent Bill Clin­ton unter­schrieb 1991 ein Gesetz, dass den Bau wei­te­rer Stra­ßen in der Wild­nis verbietet.

Auf dem Rück­weg wird es lang­sam dun­kel und es beginnt zu reg­nen, sodass ich auf direk­tem Weg zum Hotel fah­re, wo ich einen ruhi­gen Abend verbringe.

Mei­len: 30 (Juneau) 40 (Ket­chi­kan)
Wet­ter: wol­kig mit Schau­ern, 30 bis 38 Grad F
Hotel: The Landing Hotel

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