Hot and Cold – Kalifornien & Alaska

Tag 7: Don­ners­tag, 25. April 2019
Liquid Suns­hi­ne – Juneau nach Ket­chi­kan, Teil 1

„When ever­ything seems to be going against you, remem­ber that the air­plane takes off against the wind, not with it.” – Hen­ry Ford

Ich muss schon wie­der mei­ne Sachen packen, denn heu­te flie­ge ich wei­ter. Scha­de, in Juneau hät­te ich es auch noch ein wenig län­ger aus­ge­hal­ten. Aber so ist das nun mal auf Rei­sen. Nach dem Früh­stück beglei­che ich mei­ne Rech­nung und lade mein Gepäck ins Auto. Danach fah­re ich noch ein letz­tes Mal zum Men­den­hall Glacier.

Der Glet­scher liegt übri­gens im Ton­gass Natio­nal Forest, der 1907 gegrün­det wur­de und mit 69.000 Qua­drat­ki­lo­me­tern das größ­te Wald­schutz­ge­biet der USA ist. Zum Natio­nal Forest gehö­ren neben rie­si­gen Wald­flä­chen auch ver­schie­de­ne Glet­scher, Fjor­de und Regen­wäl­der. Rund 88 Pro­zent der Flä­che Süd­alas­kas ist so unter Schutz gestellt.

Beim genaue­ren Beob­ach­ten des Glet­schers ent­decke ich auch heu­te wie­der eine schön blau leuch­ten­de Stel­le. Der Farb­ef­fekt wird als selek­ti­ve Absorp­ti­on bezeich­net, wobei das Eis wie ein schwa­cher Farb­fil­ter wirkt. Und da rotes, oran­ges, gel­bes und grü­nes Licht vom Eis geschluckt wird, leuch­tet das Eis blau. 

Heu­te ist übri­gens noch etwas zu bestau­nen, auf dem Men­den­hall Lake schwim­men klei­ne Eis­ber­ge. Anschei­nend hat der Glet­scher kürz­lich gekalbt, aller­dings wahr­schein­lich über Nacht.

Da ich noch etwas Zeit habe, fah­re ich auch noch ein­mal ins Stadt­zen­trum. Am Kreuz­fahrt­ha­fen kann ich mein Auto abstel­len, denn hier ist ja noch immer nichts los. Das erste Schiff wird erst in der näch­sten Woche erwar­tet und dafür brin­gen die Händ­ler noch alles auf Hoch­glanz. Ich hin­ge­gen zie­he noch ein biss­chen mit der Kame­ra durch die Gegend. Beim Foto­gra­fie­ren von Schil­dern muss ich heu­te auch nicht war­ten, denn es gibt weder Sel­fie­jün­ger noch chi­ne­si­sche Rei­se­grup­pen, ich bin schlicht­weg der ein­zi­ge Tou­rist in Juneau wie es scheint.

So lau­fe ich ein­fach noch ein biss­chen durch die Gegend und schaue mir die bun­ten Häu­ser sowie die Aus­la­gen der Geschäf­te an, von denen die mei­sten noch geschlos­sen sind.

Hier an die­sem Anle­ger hat übri­gens damals 2006 auch mein Kreuz­fahrt­schiff fest­ge­macht. Lan­ge ist es her, fast eine klei­ne Ewigkeit.

Gleich neben­an liegt ver­las­sen die Tal­sta­ti­on der Seil­bahn auf den Mount Roberts. Sie hat eine Län­ge von 941 Metern und über­win­det einen Höhen­un­ter­schied von rund 500 Metern. Eröff­net wur­de die Bahn 1997 und kann bis zu 1050 Per­so­nen pro Stun­de befördern.

Bei mei­nem wei­te­ren Rund­gang kom­me ich auch noch ein­mal am Kapi­tol vor­bei, wo ich mir heu­te noch die Skulp­tu­ren rund um das Gebäu­de näher anse­he. Der Braun­bär mit dem Lachs wur­de vom Künst­ler R.T. Wal­len geschaf­fen und wur­de 1984 anläss­lich des 25-​jährigen Jubi­lä­ums des Bun­des­staa­tes Alas­ka vor dem Gerichts­ge­bäu­de aufgestellt.

Gleich dahin­ter steht eine Sta­tue von Wil­liam Seward. Die Sta­tue zeigt Seward als älte­ren Mann, so wie er auch nach Alas­ka kam. Wil­liam Seward war von 1961 bis 1969 unter den Prä­si­den­ten Lin­coln und John­son Außen­mi­ni­ster der USA. Viel wich­ti­ger aber für Alas­ka war, dass er einer der maß­geb­li­chen Initia­to­ren war, die 1867 den Kauf Alas­kas vom rus­si­schen Zaren­reich einsetzten.

Auf Seward wur­de übri­gens am sel­ben Abend von der­sel­ben Grup­pe ein Atten­tat ver­übt wie auf Abra­ham Lin­coln, nur dass die­ser den Anschlag im Gegen­satz zum Prä­si­den­ten über­leb­te. Zuerst wur­de Wil­liam Seward für den Kauf von Alas­ka ver­spot­tet, denn man sah das gro­ße Land im Nor­den als wert­los an. Seward sah das anders und sag­te 1868 in Sit­ka, dass die­ses Land bald wert­voll sein wür­de. Und tat­säch­lich, kur­ze Zeit spä­ter setz­te der gro­ße Gold­rausch in Alas­ka ein.

Schließ­lich ent­decke ich noch die Liber­ty Bell von Alas­ka. Sie ist eine exak­te Kopie der Frei­heits­glocke in Phil­adel­phia und ein Exem­plar ist heu­te vor jedem Kapi­tol in den USA zu finden.

Gegen­über befin­det sich noch das Juneau-​Douglas City Muse­um, das ich heu­te aber nur von außen anschaue. Für einen Besuch fehlt mir ein­fach die Zeit.

Lang­sam muss ich zurück zu mei­nem Auto. Dazu wäh­le ich einen ande­ren Weg durch die Stadt und bestau­ne noch ein paar der schö­nen Art Deco Gebäu­de, die rund um das Kapi­tol zu fin­den sind.

Schließ­lich bin ich zurück in der Frank­lin Street, der Haupt­stra­ße der Alt­stadt, in der auch die mei­sten Geschäf­te zu fin­den sind. Auch hier gibt es noch eini­ge schö­ne Gebäu­de zu entdecken.

Gegen Mit­tag fah­re ich zum Flug­ha­fen, wo ich mei­nen Miet­wa­gen abge­be. Dann geht es zu Fuß zum Ter­mi­nal, wo um die­se Zeit nicht viel Betrieb herrscht.

Mei­nen Schlüs­sel gebe ich am Schal­ter im Ankunfts­be­reich ab. Hier ist außer mir gera­de nie­mand unter­wegs und die zwei Gepäck­bän­der ste­hen ver­las­sen da.

Ein Stück wei­ter begrüßt mich ein gro­ßer Bär im Check-​in Bereich. Ein Teil ist den Was­ser­flug­zeu­gen vor­be­hal­ten, die von hier vie­le ent­le­ge­ne Orte anfliegen.

Eine Ecke wei­ter befin­det sich der Check-​in Bereich der über­re­gio­na­len Air­lines, von denen Alas­ka Air­lines das größ­te Ange­bot am Flug­ha­fen bietet.

Nach dem Check-​in muss ich nur noch durch die Sicher­heits­kon­trol­le, die ich auch schnell hin­ter mich brin­ge. Dann lan­de ich in einem gro­ßen Raum, in dem sich die Gates befin­den. Dane­ben gibt es nur einen klei­nen Shop mit Café.

Pünkt­lich beginnt das Boar­ding für den Flug nach Peters­burg. Es geht es wie­der über die Flug­gast­brücke in die Maschi­ne. Drau­ßen hän­gen die Wol­ken lei­der recht tief, das kann ich jetzt schon sehen. So wird das wohl nichts mit rich­tig guten Ausblicken.

Mein Platz ist wie­der in der ersten Rei­he der First Class, die­ses Mal aller­dings auf der lin­ken Sei­te, wo ich trotz­dem hof­fe noch ein paar schö­ne Aus­blicke zu erhaschen.

Pünkt­lich ver­las­sen wir das Gate und das Aben­teu­er beginnt von neu­en. An Bord wie­der eine bun­te Schar an Pas­sa­gie­ren, die an den ver­schie­de­nen Orten aus­stei­gen wird.

Nur noch eine wei­te­re Maschi­ne ist der­zeit am Flug­ha­fen. In Juneau gibt es nicht viel Betrieb.

So ist die Start­frei­ga­be auch nur noch eine For­ma­li­tät. Kei­ne ande­re Maschi­ne ist vor uns, kei­ne hin­ter uns.

Aus der Luft sehe ich den High­way, auf dem ich kurz zuvor noch selbst unter­wegs war, dann sto­ßen wir lei­der schon durch die erste Wolkenschicht.

An Bord wird der­weil ein Getränk nach Wahl gereicht und eine klei­ne Tüte mit Nüs­sen gibt es auch noch dazu. Erst wäh­rend des Lan­de­an­flugs auf Peters­burg wird die Sicht wie­der bes­ser und ich kann zumin­dest ein wenig von der Land­schaft erahnen.

Tat­säch­lich wer­den die Wol­ken­lücken immer grö­ßer umso näher wir dem Städt­chen kommen.

Und dann set­zen wir auch schon auf der Lan­de­bahn auf. Ich hät­te schon Lust hier auch mal aus­zu­stei­gen und den Ort ein wenig zu erkun­den. Aber das muss ein ande­res Mal statt­fin­den. Heu­te blei­be ich wie­der an Bord, wäh­rend ein Teil der Pas­sa­gie­re die Maschi­ne verlässt.

Dafür habe ich Zeit, einen Blick in das Cock­pit zu wer­fen und mal kurz mit den Pilo­ten zu spre­chen bzw. momen­tan nur mit dem Co-​Piloten, denn unser Pilot ist gera­de drau­ßen und schaut, ob mit der Maschi­ne alles in Ord­nung ist.

Heu­te sieht der Blick nach vorn viel freund­li­cher aus. Wäh­rend das Wet­ter in Juneau schlech­ter war als auf dem Hin­flug, ist es hier in Peters­burg genau umge­kehrt. Vor zwei Tagen hin­gen hier dicke Wol­ken, heu­te zeigt sich sogar ein biss­chen Sonne.

Viel Zeit zum Genie­ßen habe ich aber nicht, denn kur­ze Zeit spä­ter kom­men schon die neu­en Pas­sa­gie­re an Bord und dann heißt es wie­der anschnal­len, zur Start­bahn fah­ren und schließ­lich abhe­ben, dem näch­sten Ziel entgegen.

Die­ser Flug dau­ert nun wie­der nur rund fünf­zehn Minu­ten und wir flie­gen unge­wöhn­lich tief, zumin­dest für eine Boe­ing 737. Wenig­stens einen Teil der Land­schaft kann ich erblicken, sodass es schon ein tol­les Erleb­nis ist.

Kaum in der Luft sind wir auch schon wie­der im Lan­de­an­flug und set­zen pünkt­lich in Wran­gell auf. Auch hier ist außer uns wie­der kei­ner da und so dre­hen wir auf der Lan­de­bahn, um dann zum Ter­mi­nal zurückzufahren.

In Wran­gell ist es heu­te eben­falls trocken, viel mehr als der Ter­mi­nal ist hier aber trotz­dem nicht zu sehen, da die Stadt ein klei­nes Stück ent­fernt liegt.

Ich kann die­ses Mal bis auf die Gang­way gehen, die Crew erlaubt es mir. Nur nach unten auf das Vor­feld darf ich lei­der nicht. Aber so ver­geht die Zeit am Boden trotz­dem schnell, denn irgend­was zu sehen gibt es immer.

Nach einer knap­pen drei­vier­tel Stun­de sind wir bereits wie­der start­klar und es geht wei­ter nach Ket­chi­kan, mei­nem heu­ti­gen Etappenziel.

Dicke Wol­ken ver­sper­ren mir auf dem letz­ten Stück des Flu­ges lei­der wie­der größ­ten­teils die Sicht. Auch als wir zur Lan­dung anset­zen, lich­ten sie sich kaum. Aber immer­hin reg­net es heu­te nicht. Man muss ja auch für klei­ne Din­ge dank­bar sein.

Dass ich in Ket­chi­kan nur kurz stop­pe, hat übri­gens einen beson­de­ren Grund. Ist ein Stopp weni­ger als 24 Stun­den lang, gilt das als ein Ticket und ist sehr viel gün­sti­ger als zwei ein­zel­ne. Des­halb habe ich mich dafür ent­schie­den. So wer­de ich rund 22 Stun­den nach mei­ner heu­ti­gen Lan­dung wie­der abfliegen.

Ket­chi­kan hat noch eine Beson­der­heit, die Start- und Lan­de­bahn liegt viel höher als der Rest des Flug­ha­fens, sodass wir wie­der einen klei­nen Hügel hin­un­ter­fah­ren, nach­dem wir gelan­det sind. Das ist schon unge­wöhn­lich und so eher selten.

Auf der Anhö­he links im Bild befin­det sich die Run­way des Flug­ha­fens, der auf einer eige­nen Insel vor der Stadt liegt.

Neben uns ist noch eine wei­te­re Maschi­ne hier, denn neben Juneau ist Ket­chi­kan die größ­te Stadt im Pan­hand­le von Alas­ka und dem­entspre­chend ist hier auch etwas mehr Betrieb.

Anstel­le sit­zen zu blei­ben packe ich nun auch mei­ne Sachen und mache mich bereit von Bord zu gehen. Die Gang­way, die auf mich war­tet, ist inter­es­san­ter­wei­se die­sel­be, die United auch bei den Stopps des Island Hop­pers in Mikro­ne­si­en ver­wen­det. Zwar gibt es hier in Ket­chi­kan auch eine Flug­gast­brücke, aber die ist momen­tan belegt.

In Ket­chi­kan ver­las­se ich nun also das Flug­zeug. Lan­ge ist es her, dass ich hier gewe­sen bin. Gan­ze drei­zehn Jah­re und damals bin ich mit dem Schiff gekom­men, sodass der Air­port für mich Neu­land ist.

Im Ter­mi­nal ist dann wie­der nicht viel los. So geht es am Gepäck­band auch recht schnell, denn es wer­den nur weni­ge Kof­fer ausgeladen.

Gleich gegen­über befin­det sich die Ver­miet­sta­ti­on von Bud­get, wo ich ein Auto reser­viert habe, doch davon erzäh­le ich im zwei­ten Teil die­ses Tagesberichtes.

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