Hot and Cold – Kalifornien & Alaska

Tag 8: Frei­tag, 26. April 2019
Whe­re Sal­mon and Men come to spawn – Ket­chi­kan – Seattle

„But at the time, I just saw Alas­ka up the­re. And it was big, just like I wan­ted to be.” – John Green

Der Regen plat­tert bereits an die Schei­ben, als ich heu­te Mor­gen auf­wa­che. Es reg­net nicht ein­fach nur, son­dern das, was da vom Him­mel kommt, gleicht schon fast der Sint­flut. Na super, Ket­chi­kan macht sei­nem Ruf als regen­reich­ste Stadt ja alle Ehre. „Liquid Suns­hi­ne” nen­nen sie das hier, flüs­si­gen Son­nen­schein, doch dar­auf kann ich eigent­lich gut verzichten.

Nun ja, ich kann es nicht ändern und las­se ich mir heu­te Mor­gen Zeit. Etwas zum Früh­stück habe ich bereits gestern im Super­markt besorgt, nach­dem ich gese­hen habe, dass das Zim­mer einen Kühl­schrank und eine Mikro­wel­le hat. Im Hotel hät­te es extra geko­stet und da ich nicht jeden Tag ein gro­ßes Früh­stück brau­che, reicht mir das heu­te auch auf dem Zimmer.

Gegen neun Uhr habe ich aber ein­fach alles erle­digt und bin zum Auf­bre­chen bereit. Der Regen denkt aber gar nicht dar­an auf­zu­hö­ren, nur etwas abge­schwächt hat er sich. Ich checke trotz­dem aus und ver­la­de mein Gepäck. Danach neh­me ich die Stra­ße nach Süden und fah­re zunächst durch die Stadt wei­ter durch Sax­man und Moun­tain Point bis nach Bea­ver Falls, wo die Stra­ße wie­der endet. Es könn­te eine tol­le Fahrt wer­den, doch im strö­men­den Regen hal­te ich nicht an. Nur ein paar Was­ser­fäl­le, die sich direkt an der Stra­ße ergie­ßen, hal­te ich mit der Kame­ra fest.

Eini­ge sind ganz schön groß wie die­ses Exem­plar, dass sich aus dem Hin­ter­land zu ergie­ßen scheint und vom hef­ti­gen Regen der letz­ten Nacht gut gespeist wird.

Was­ser­fall bei Ket­chi­kan, Alaska

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Ich dre­he um und fah­re zurück nach Ket­chi­kan und wie durch ein Wun­der hört der Regen plötz­lich auf. Sogar ein paar Son­nen­strah­len kämp­fen sich durch die dicken Wol­ken. Damit hät­te ich nun nicht gerech­net. Ich dach­te schon, mein Besuch der Alt­stadt wür­de kom­plett ins Was­ser fallen.

Der Tun­nel, durch den ich nun fah­re, ist übri­gens eine klei­ne Beson­der­heit. Nur in Rich­tung Nor­den durch­quert man ihn, in Rich­tung Süden führt die Stra­ße her­um. Im Jahr 1954 gebaut, wird von ihm behaup­tet, dass er der ein­zi­ge Tun­nel der Welt sei, durch den man hin­durch, drum­her­um und oben drü­ber fah­ren kann.

Mein Ziel aber ist die Creek Street, das histo­ri­sche Zen­trum von Ket­chi­kan. Par­ken ist so gar kein Pro­blem, an der Stra­ße davor fin­de ich sofort eine Lücke. Gleich um die Ecke beginnt die Creek Street. Eine rich­ti­ge Stra­ße ist das ja nicht, eher ein höl­zer­ner Board­walk, der auf Stel­zen im Ket­chi­kan Creek steht und so Zugang zu den Häu­sern gewährt, die hier zwi­schen Hang und Bach gebaut wurden.

Berühmt gewor­den ist die Creek Street als der Rot­licht­be­zirk von Ket­chi­kan, der zwi­schen 1903 und 1954 in Betrieb war. Der Ursprung lag in einer Anwei­sung der Stadt, dass alle Bor­del­le aus dem Stadt­zen­trum in die Gebie­te öst­lich des Baches zu zie­hen haben und dort blei­ben sie, bis die Pro­sti­tu­ti­on 1954 ver­bo­ten wurde.

Eines der berühm­te­sten Freu­den­häu­ser ist das Dolly’s und als ein­zi­ges noch in Betrieb, aller­dings nicht als Bor­dell, son­dern als Muse­um. Lei­der hat es momen­tan auch noch geschlos­sen, doch das stört mich die­ses Mal weni­ger, denn hier war ich schon 2006 zur Besichtigung.

Zwi­schen den Häu­sern, die einst die Bor­del­le und heu­te klei­ne Geschäf­te beher­ber­gen, fährt eine klei­ne Stand­seil­bahn den Berg hin­auf und ermög­licht den Bewoh­ner auf dem Berg so einen leich­ten Zugang zu ihren Häu­sern. Auch mit der Bahn war ich bereits 2006 unterwegs.

Neben dem Rot­licht Bezirk hat der Ket­chi­kan Creek aber noch eine ganz ande­re Bedeu­tung. Schon seit 15.000 Jah­ren, seit­dem sich die Glet­scher zurück­ge­zo­gen hat­ten, schwim­men die Lach­se jedes Jahr strom­auf­wärts, ein Spek­ta­kel, dem auch die Tou­ri­sten ger­ne bei­woh­nen. Ich bin dazu aber lei­der zur fal­schen Jah­res­zeit hier, so bleibt mir nur die Fisch­skulp­tur anzuschauen.

Ich dre­he um und gehe wie­der zum High­way zurück, wo ich mein Auto geparkt habe, denn lang­sam wird es Zeit zum Flug­ha­fen zu fah­ren. Mei­ne 22 Stun­den in Ket­chi­kan sind schon wie­der vorbei.

Auf dem Ton­gass High­way geht es für mich nach Nor­den. Am Safe­way ver­las­se ich die Stra­ße noch­mals, denn vom Park­platz habe ich einen schö­nen Blick über den Kanal bis zur Stadt.

Von hier eben­falls zu sehen ist der Flug­ha­fen für Was­ser­flug­zeu­ge, von dem die tou­ri­sti­schen Rund­flü­ge star­ten. Eini­ge der Maschi­nen kann ich auch bei der Lan­dung beobachten.

Schließ­lich bin ich wie­der an der Flug­ha­fen­fäh­re und habe von hier schon einen schö­nen Blick bis zum Flughafen.

Weni­ge Minu­ten spä­ter bin ich wie­der selbst auf der Fäh­re, um zurück zum Flug­ha­fen zu fahren.

Ein letz­ter Blick zurück, dann bin ich auch schon wie­der auf dem Park­platz, wo ich gestern mei­nen Miet­wa­gen abge­holt habe. Nun stel­le ich ihn an sel­ber Stel­le wie­der ab.

Nach einem schö­nen, aber viel zu kur­zen Auf­ent­halt in Ket­chi­kan bin ich zurück am Flug­ha­fen. Zwar war das Wet­ter etwas durch­wach­sen und ist es immer noch, aber trotz­dem hat es Spaß gemacht. Zurück im Ter­mi­nal gehe ich zum Check-​in von Alas­ka Air­lines, die auch hier wie­der der größ­te Anbie­ter sind, wie schon in Juneau. Den Boarding-​Pass habe ich sowie­so schon über die App erhal­ten und muss hier nur noch mei­ne Kof­fer abgeben.

An der Sicher­heits­kon­trol­le ist nicht viel los und so gelan­ge ich schnell in den klei­nen War­te­be­reich, von dem alle Gates abgehen.

Außer den Gates und einer Rei­he von Sitz­mög­lich­kei­ten gibt noch ein klei­nes Café mit ange­schlos­se­nem Shop. Das war es, lan­ge vor­her soll­te man hier eher nicht da sein. Ist aber auch nicht nötig.

So war­te ich auf mei­nen Abflug. Das Gate befin­det sich gleich neben dem Café. Sein Boar­ding zu ver­pas­sen ist hier eigent­lich unmöglich.

Als ich aus dem Fen­ster schaue, war­tet da eine Über­ra­schung auf mich. Ich sehe wie­der den gelb-​grünen Flie­ger in der Bema­lung der Port­land Tim­bers. Genau in die­ser Maschi­ne bin ich auch vor ein paar Tagen geflo­gen und nun fliegt sie mich wie­der zurück nach Seat­tle. Was für ein Zufall.

Der Ein­stieg erfolgt heu­te über die Flug­gast­brücke, sodass ich Bil­der lei­der nur durch die Schei­ben machen kann. Dafür geht alles zügig von­stat­ten, denn die Pas­sa­gie­re müs­sen nicht erst aufs Vor­feld laufen.

So ist die Maschi­ne dann auch schnell Start-​fertig. Der Flug, mit dem ich heu­te unter­wegs bin, kam aber nicht aus Wran­gell, son­dern aus Sit­ka und wird nun nach Seat­tle wei­ter­ge­führt. Eine wei­te­re Rou­te, die mich inter­es­sie­ren wür­de, aber auf eine ande­re Rei­se war­ten muss.

Für mich geht es jetzt erst ein­mal zurück auf das Fest­land, doch zuvor muss unse­re Boe­ing 737 erst ein­mal wie­der den Hügel zur Start­bahn erklim­men. Das ist schon unge­wöhn­lich, wie das hier gebaut ist.

Wäh­rend des Starts habe ich noch einen kur­zen Blick auf den Flug­ha­fen mit dem klei­nen Ter­mi­nal, von dem ich gera­de abge­reist bin.

Nur Sekun­den spä­ter ent­decke ich den Fähr­ha­fen, wo die Schif­fe lie­gen, die auf dem Alas­ka Mari­ne High­way unter­wegs sind. Das ist die ein­zi­ge ande­re Ver­bin­dung zur Außen­welt für Ket­chi­kan. Links vorn ist sogar die Flug­ha­fen­fäh­re zu sehen, denn den Ter­mi­nal erreicht man von der Stadt nur auf die­se Wei­se. Eine Brücke gibt es nicht, auch wenn die mal geplant war.

Anschlie­ßend ist noch die klei­ne Alt­stadt zu sehen, in der ich vor weni­gen Stun­den noch unter­wegs war. Win­zig erscheint alles in der gro­ßen Wei­te Alas­kas, wenn man es aus der Luft betrachtet.

Lei­der sto­ßen wir dann ziem­lich schnell durch die Wol­ken und es sind nur noch kurz Tei­le der Land­schaft zu sehen, bis sie kom­plett verschwindet.

An Bord beginnt der­weil der Ser­vice. In der First Class gibt es zuerst Geträn­ke und Nüs­se, bevor ein Sand­wich als Nach­mit­tags­snack ser­viert wird.

Von der Küste Kana­das, die wir auf die­sem Flug über­flie­gen, ist lei­der so gut wie gar nichts zu sehen, denn dafür ist die Wol­ken­decke heu­te ein­fach zu dicht.

Erst als wir schon im Land­an­flug auf Seat­tle sind, ändert sich das Wet­ter und es ist wie­der mehr Land­schaft zu sehen. Zuerst kann ich eini­ge Inseln ent­decken, die sich zwi­schen Van­cou­ver Island und dem Fest­land im Puget Sound befinden.

Sehr schön zu erken­nen ist Whit­bey Island, das ich auf einer ande­ren Rei­se schon selbst mit dem Miet­wa­gen erkun­det habe.

Schließ­lich errei­chen wir das Fest­land, doch hier habe ich dann mit mei­nem Sitz­platz lei­der Pech. Um etwas von Seat­tle sehen zu kön­nen, müss­te ich auf der rech­ten Sei­te der Maschi­ne sit­ze. Aber wer weiß, ob das über­haupt geklappt hät­te, denn wir flie­gen ziem­lich genau über das Stadtzentrum.

Sehr schön kann ich dafür die Ever­green Floa­ting Bridge erken­nen, eine von zwei Stra­ßen­brücken, die die Halb­in­sel, auf der Seat­tle liegt, mit dem Fest­land ver­bin­det. Im Hin­ter­grund ist schön das Stadt­zen­trum von Bel­le­vue zu sehen.

Nur Momen­te spä­ter ent­decke ich die zwei­te Brücke, die Lacey V. Mur­row Bridge, über die der Inter­sta­te 90 führt, sowie das Nor­den­de von Mer­cer Island.

Schön zu erken­nen ist auch Seward Park, der wie ein Haken in das Was­ser hineinragt.

Einen Augen­blick spä­ter wird es dann noch­mal rich­tig inter­es­sant, denn wir über­flie­gen den King Coun­ty Inter­na­tio­nal Air­port, bes­ser bekannt als Boe­ing Field. Hier liegt eine der Betriebs­stät­ten des Flug­zeug­bau­ers und es sind auch heu­te vie­le nagel­neue Flug­zeu­ge zu sehen, die auf ihre Aus­lie­fe­rung warten.

Schließ­lich lan­den wir auf dem Flug­ha­fen von Seat­tle und mei­ne Rei­se mit dem Alas­ka Air­lines Milk Run ist damit beendet.

Ein paar Minu­ten dau­ert es noch, bis wir den Ter­mi­nal errei­chen und Seat­tle begrüßt mich heu­te mal mit Son­nen­schein, was hier oben im pazi­fi­schen Nord­we­sten auch nicht immer vor­kommt. Beson­ders im Früh­jahr kann es doch noch recht feucht sein.

Das Gate, an dem wir heu­te andocken, befin­det sich gleich um die Ecke von dem, an dem ich vor eini­gen Tagen abge­flo­gen bin.

Nach dem Aus­stei­gen habe ich noch einen schö­nen Blick auf die grü­ne Maschi­ne, bevor ich den Ter­mi­nal end­gül­tig verlasse.

Mein Gepäck kommt dann auch recht zügig an und so bin ich rela­tiv schnell start­klar für ein neu­es Aben­teu­er. Da ich auf den Flü­gen nach Alas­ka sowie­so in Seat­tle umstei­gen muss­te, habe ich beschlos­sen, auf dem Rück­flug wenig­stens zwei Näch­ste in der Stadt zu blei­ben. Ein Auto woll­te ich aber nicht mie­ten, denn das wäre bei einem rei­nen Stadt­auf­ent­halt nur hin­der­lich. Und so star­te ich zum ersten Mal mit der noch recht neu­en Bahn vom Flug­ha­fen in die Stadt.

Mein Hotel, das ich mir für die heu­ti­ge Nacht aus­ge­sucht habe, liegt auch nur zwei Minu­ten zu Fuß von der näch­sten Sta­ti­on ent­fernt, sodass die Fahrt selbst mit Gepäck gut zu bewäl­ti­gen ist. Ich wür­de sogar so weit gehen, dass dies eine der ange­nehm­sten ÖPNV-​Verbindungen von einem Flug­ha­fen in die Innen­stadt in den gan­zen USA ist.

Mein Hotel ist der Artic Club Seat­tle, das zu Dou­ble­tree Hotels von Hil­ton gehört. So kann ich sozu­sa­gen zwei Flie­gen mit einer Klap­pe schla­gen. Ich bekom­me Punk­te sowie Sta­tus­vor­tei­le und kann in einem tol­len Hotel mit viel Geschich­te übernachten.

Der “Arc­tic Club” war einst eine Insti­tu­ti­on in Seat­tle. Im Jahr 1908 gegrün­det, konn­ten hier nur Men­schen Mit­glied wer­den, die auf den Gold­fel­dern des Yukons reich gewor­den waren. Ursprüng­lich tra­fen sich die Mit­glie­der im Mor­ri­son Hotel, doch 1916 wur­de der Archi­tekt A. War­ren Gould enga­giert, um ein Ver­eins­haus zu bau­en. Der Arc­tic Club exi­stier­te noch bis 1971 bevor er auf­ge­löst wur­de. Eini­ge Jah­re spä­ter wur­de das Gebäu­de unter Denk­mal­schutz gestellt und zu einem Hotel umgebaut.

Mein Zim­mer gefällt mir dann auch sehr gut. Es gibt ein beque­mes Bett, in den ich sehr gut geschla­fen habe. Sehr schön fin­de ich dazu die vie­len klei­nen Details, die auf die Geschich­te des Hau­ses schlie­ßen las­sen, wie die Bil­der an den Wän­den oder die Nacht­ti­sche in Form von Schrankkoffern.

Den Abend ver­brin­ge ich noch mit einem klei­nen Spar­zier­gang rund um das Hotel, auf dem ich dann auch die ersten Obdach­lo­sen tref­fe, von denen Seat­tle in den letz­ten Jah­ren anschei­nend so eini­ge dazu­ge­won­nen hat. So schlimm habe ich das von mei­nen vor­he­ri­gen Auf­ent­hal­ten, die alle schon ein paar Jah­re zurück­lie­gen, nicht in Erin­ne­rung. Teil­wei­se gleicht das schon San Fran­cis­co. Das ist lei­der ein nega­ti­ver Effekt, der mir doch recht deut­lich auf­ge­fal­len ist.

Mei­len: 35
Wet­ter: Regen, spä­ter wol­kig 36 bis 40 Grad F
Hotel: The Arc­tic Club Seat­tle – a Dou­ble­tree by Hil­ton Hotel

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