Hot and Cold – Kalifornien & Alaska

Tag 15: Frei­tag, 03. Mai 2019
Wüsten­son­ne – Oxnard nach Palm Springs

„Cali­for­nia is an unbe­lie­va­ble sta­te. One day I might be in a spi­ri­tu­al place like Joshua Tree, then befo­re I know it, I’m eating groo­vy sushi in a mini-​mall. I’m a Cali girl through and through.” – Drew Barrymore

Die Son­ne lacht schon wie­der von blau­en Him­mel als ich heu­te aus dem Hotel tre­te, so muss das sein. Da macht es doch gleich viel mehr Spaß, wie­der zu neu­en Ent­deckun­gen auf­zu­bre­chen. Und die füh­ren mich heu­te nach Ojai, ein klei­ner Ort in den Ber­gen und etwas abseits der gro­ßen tou­ri­sti­schen Rou­ten, der mich schon lan­ge fas­zi­niert hat. Hier­her haben sich vie­le Aus­stei­ger, Intel­lek­tu­el­le aber auch eini­ge Stars zurück­ge­zo­gen, denen die Groß­stadt irgend­wann zu viel wur­de. Doch Ojai hat auch eine inter­es­san­te Geschich­te und die wird hier erzählt, im Ojai Val­ley Museum.

Das Muse­um ist in einer 1918 erbau­ten katho­li­schen Kir­che unter­ge­bracht, die wie die alten kali­for­ni­schen Mis­sio­nen gestal­tet wur­de. Anfang der 1990 wur­de die Gemein­de jedoch auf­ge­löst und 1993 kauf­te die Stadt Ojai das Gebäu­de, um hier zwei Jah­re spä­ter das Stadt­mu­se­um zu eröffnen.


Die Kol­lek­ti­on heu­te ist erstaun­lich umfas­send und zeigt die Geschich­te der Urein­woh­ner genau­so wie die der ersten Sied­ler, die die­ses frucht­ba­re Tal für sich entdeckten.

Ojai, das Oh-​hai aus­ge­spro­chen wird, hieß übri­gens nicht immer so, das zei­gen vie­le Aus­stel­lungs­stücke im Muse­um. Gegrün­det wur­de die Stadt 1874 als Nord­hoff nach dem aus Deutsch­land stam­men­den Jour­na­li­sten Charles Nord­hoff, der sehr posi­ti­ve Arti­kel über Kali­for­ni­en ver­fass­te. Den heu­ti­gen Namen gab sich die Stadt 1917, wäh­rend des Ersten Welt­krie­ges wie so vie­le Orte in Ame­ri­ka, denen damals die deut­schen Namen pein­lich waren. Ojai hin­ge­gen stammt aus der Spra­che der Chu­mash, der orts­an­säs­si­gen Urein­woh­ner, und bedeu­tet soviel wie Mond.

Die Umge­bung der Stadt ist aber auch heu­te noch zu gro­ßen Tei­len wil­de Natur. So wird auch gezeigt, wel­che Tie­re in den umlie­gen­den Ber­gen leben und ein Ein­blick in die Vege­ta­ti­on Süd­ka­li­for­ni­ens gegeben.

Wie schon ein­gangs erwähnt, ist Ojai auch bei vie­len Pro­mi­nen­ten beliebt. So leb­ten die Schau­spie­len Lar­ry Hag­man und Bill Pax­t­on bis zu ihrem Tod auf Ran­ches in der Umge­bung. Schau­spie­le­rin Ree­se Withers­poon besaß hier auch vie­le Jah­re ein Anwe­sen und mit etwas Glück kann man Came­ron Diaz, Ste­ve Kana­ly oder wei­te­re Hol­ly­wood Grö­ßen auf der Stra­ße tref­fen. Die schät­zen übri­gens, dass sie hier nicht stän­dig von Fans bela­gert wer­den und die Ein­woh­ner von Ojai sich kaum für sie interessieren.

Nach die­sem ersten Zwi­schen­stopp fah­re ich wei­ter nach San­ta Pau­la, eine Klein­stadt, die eben­falls nicht gera­de bei Tou­ri­sten bekannt ist. Ich war hier aller­dings schon vor ein paar Jah­ren, um das Cali­for­nia Oil Muse­um zu besu­chen. Damals gab es lei­der Per­so­nal­knapp­heit und so konn­te ich mir nur Tei­le des Muse­ums anschau­en. So will ich heu­te noch­mal mein Glück versuchen.

Das Muse­um befin­det sich im ehe­ma­li­gen Haupt­quar­tier der Uni­on Oil, die hier 1890 ein­zog. Die Fir­ma war die erste Ölge­sell­schaft, die in Kali­for­ni­en ansäs­sig war. Das Muse­um ist auch sehr inter­es­sant, doch heu­te wer­fe ich nur einen klei­nen Blick in die Aus­stel­lung, die ich bereits 2015 besucht habe.

Viel mehr inter­es­siert mich das Ober­ge­schoss, denn hier waren einst die Büros von Uni­on Oil zu fin­den und die­sen Teil kann man nur mit Gui­de besu­chen. Heu­te fin­det sich aber jemand, der mich hier her­um­führt, sodass ich mich nach Her­zens­lust umsehen.

Nach dem Muse­ums­be­such dre­he ich noch eine kur­ze Run­de durch San­ta Pau­la, denn ich habe bei mei­nen Recher­chen über die Stadt fest­ge­stellt, dass es hier eini­ge schö­ne Murals, also Wand­bil­der, gibt, die ich ger­ne anschau­en möchte.

Dabei sto­ße ich auch auf den alten Bahn­hof der Stadt, der aber schon seit 1934 kei­ne Pas­sa­gie­re mehr abfer­tigt. Heu­te ist das Gebäu­de schön restau­riert und behei­ma­tet eine Veranstaltungshalle.

Neben­an wächst in einem Park die­ser mäch­ti­ge Baum, der mir etwas Schat­ten spen­det und drum­her­um fin­de ich wei­te­re Wandbilder.

Zum Abschluss lan­de ich noch am „War­ning Sculp­tu­re Monu­ment”. Auf den ersten Blick sehen die zwei Motor­rad­fah­rer recht lustig aus, doch die Geschich­te dahin­ter ist die wohl größ­te Tra­gö­die, die die­se Regi­on je erlebte.

Zwi­schen 1924 und 1926 wur­de nörd­lich von Fill­mo­re der San Fran­cis Damm erbaut, lei­ten­der Inge­nieur war ein gewis­ser Wil­liam Mul­hol­land, der dafür Sor­ge tra­gen soll­te, dass Los Ange­les wei­ter­hin mit Was­ser ver­sorgt wer­den konn­te. Heu­te weiß man, dass der Fels im San Fran­cis­qui­to Can­yon unge­eig­net ist, um eine Tal­sper­ren­an­la­ge dar­auf zu grün­den, doch damals erkann­ten die Geo­lo­gen die­ses noch nicht. Und so wur­de der Damm gebaut und die Tal­sper­re dahin­ter gefüllt. Doch schon knapp zwei Jah­re spä­ter, am 12. März 1928 um 23:57 Uhr kam es zur Kata­stro­phe, 45 Mil­lio­nen Kubik­me­ter Was­ser stürz­ten den San Fran­cis­qui­to Can­yon hin­ab und schließ­lich wei­ter in den San­ta Cla­ra River. War­um das geschah, ist bis heu­te nicht abschlie­ßend geklärt, denn über­le­ben­de Zeu­gen gibt es nicht. Auch die genaue Opfer­zahl im Tal, das von den Was­ser­mas­sen geflu­tet wur­de, ist bis heu­te nicht geklärt. Doch es wären wohl vie­le mehr gewe­sen, wenn nicht muti­ge Poli­zi­sten auf ihren Motor­rä­dern unzäh­li­ge Men­schen in den Sied­lun­gen geweckt hät­ten, damit sie flie­hen konn­ten. An sie erin­nert eben die­ses Monument.

Die wei­te­re Strecke führt mich zunächst durch die Ber­ge, da ich nicht durch den Groß­raum Los Ange­les fah­ren will. Ich fol­ge dem Weg, den einst auch das Was­ser genom­men hat und irgend­wo hier an einer Sei­ten­stra­ße sol­len sogar noch Reste des Damms zu fin­den sein. Es gibt hier oben in einem Neben­tal übri­gens noch eine wei­te­re Tal­sper­re, den Castaic Damm und Stau­see, was ich ehr­lich gesagt schon etwas gru­se­lig fin­de, wenn man die Geschich­te so bedenkt. Doch die 1973 stammt natür­lich aus einer ande­ren Zeit. Eini­ge Men­schen, mit denen ich gespro­chen habe, füh­len sich trotz­dem nicht ganz wohl dabei und wer kann es ihnen verdenken?

Schließ­lich ver­än­dert sich die Land­schaft immer mehr. Ich kom­me noch ein­mal durch das Ante­lo­pe Val­ley, doch von Pop­pies ist inzwi­schen kaum noch etwas zu sehen. Was hat­te ich doch für ein Glück! Stück für Stück wird die Gegend dann auch trocke­ner und die ersten Joshua Trees tau­chen neben der Stra­ße auf. Als star­ker Kon­trast erhe­ben sich vor mir die Ber­ge des San Ber­na­di­no Natio­nal Forest, deren Spit­ze sogar noch von Schnee über­zuckert sind. Das ist für mich immer wie­der fas­zi­nie­rend im Früh­ling in Kali­for­ni­en, wie man an einem Tag am Strand, in der Wüste und im Schnee sein kann.

Am spä­ten Nach­mit­tag errei­che ich die Desert Cities, eine Grup­pe aus fünf Städ­ten zu denen das berühm­te Palm Springs, aber auch Ran­cho Mira­ge und Indio gehö­ren, wo sich eben­falls vie­le Stars ange­sie­delt haben. Den schön­sten Blick auf das Tal gibt es von einem Aus­sichts­punkt an der Rou­te 74 und dort­hin fah­re auch ich nun wie­der einmal.

Auf der Rück­fahrt in die Stadt ent­decke ich ein Schild zum Visi­tor Cen­ter des San­ta Rosa and San Jac­in­to Moun­ta­ins Natio­nal Monu­ment. Noch nie gehört, klar, ich ken­ne die San Jac­in­to Moun­tain, sind ja schließ­lich nicht zu über­se­hen, wenn man in Palm Springs ist, aber ein Visi­tor Center?

Rund um das klei­ne Gebäu­de emp­fängt mich dann eine gepfleg­te Anla­ge mit eini­gen Pflan­zen des Natio­nal Monu­ments sowie eine Skulp­tur des Stein­bocks, der hier in den Ber­gen lebt.

Das Natio­nal Monu­ment wur­de tat­säch­lich schon im Okto­ber 2000 ein­ge­rich­tet, wird aber nicht vom Natio­nal Park Ser­vice, son­dern vom BLM ver­wal­tet, das aber eben­falls dem Innen­mi­ni­ste­ri­um unter­steht. Es soll die Viel­falt der Berg­ket­te sowie die Kul­tur der Cahuil­la India­ner bewah­ren, auf deren Land sich auch ein Teil des Schutz­ge­bie­tes befin­det und des­halb auch von ihnen mit­ver­wal­tet wird.

In Palm Springs und den ande­ren Desert Cities war ich schon oft unter­wegs, habe vie­le inter­es­san­te Orte besucht und viel über die Geschich­te hier erfah­ren. Ein Gebäu­de hat­te ich jedoch bis­her noch nicht auf dem Schirm, das ehe­ma­li­ge Mira­dor Hotel.

Eröff­net wur­de das Hotel im Jahr 1928 und wur­de bald zu den besten Resorts sei­ner Zeit gekürt. Hier tum­mel­ten sich die Film­stars und ande­re Berühmt­hei­ten jener Zeit. Ein jähes Ende fand die Unter­kunft 1941, als sie von der US Regie­rung auf­ge­kauft und in ein Kran­ken­haus für ver­wun­de­te Sol­da­ten umge­wan­delt wur­de. Nach dem Krieg wur­de zwar ein Teil des Gebäu­des wie­der als Hotel genutzt, doch an frü­he­re Erfol­ge konn­te es nie so recht anknüp­fen und wur­de so 1973 end­gül­tig geschlos­sen und es zog wie­der ein Kran­ken­haus in das Gebäu­de, als medi­zi­ni­sches Zen­trum wird es, mit inzwi­schen eini­gen wei­te­ren Gebäu­den, noch heu­te genutzt.

Das Gebäu­de, das heu­te zu sehen ist, ist auch nicht mehr das Ori­gi­nal, denn das wur­de bei einem Brand 1989 stark beschä­digt, zwei Jah­re spä­ter aber ori­gi­nal­ge­treu wie­der auf­ge­baut. Auch wenn das Gebäu­de selbst auf­grund sei­ner Nut­zung als Kli­nik nicht besich­tigt wer­den kann, so lohnt sich doch ein klei­ner Spa­zier­gang, auch wenn von den einst fan­ta­sti­schen Außen­an­la­gen, zu denen auch ein rie­si­ger Pool gehör­te, fast nichts mehr übrig ist.

Nun ist es für mich nicht mehr weit bis zu mei­nem Hotel für die heu­ti­ge Nacht. Das Hil­ton Gar­den Inn Ran­cho Mira­ge ken­ne ich schon von einem frü­he­ren Auf­ent­halt, sodass ich weiß, was mich hier erwar­tet. Am Abend gehe ich dann noch in die Cheese­ca­ke Fac­to­ry zum Essen und bumm­le ein wenig durch den klei­nen aber fei­nen Shop­ping District von Ran­cho Mira­ge, bevor ich mich auf mein Zim­mer zurückziehe.

Mei­len: 245
Wet­ter: son­nig, 60 bis 84 Grad F
Hotel: Hil­ton Gar­den Inn Ran­cho Mirage

zurück Start weiter