Fun in the Sun – Silvester in Florida

Tag 8: Don­ners­tag, 03. Janu­ar 2019
Ano­ther day in Para­di­se – Key West nach Miami

„If the­re is a hea­ven for me, I’m sure it has a beach atta­ched to it.” – Jim­my Buffett

Heu­te wer­de ich Key West schon wie­der ver­las­sen. Doch bevor es so weit ist, will ich mir noch eini­ges anschau­en. Gleich nach dem Auf­ste­hen mache ich mich auf den Weg zum süd­lich­sten Punkt der USA. Am Tage bil­den sich hier oft lan­ge Schlan­gen, denn jeder will sich hier ablich­ten, doch früh am Mor­gen bin ich völ­lig allein. Da zeigt sich mal wie­der, dass es oft nur auf das rich­ti­ge Timing ankommt.

Nur ein paar Schrit­te wei­ter befin­det sich South Beach, ein klei­ner Strand am öst­li­chen Ende der Duval Street. Hier las­se ich ein paar Minu­ten die See­le bau­meln, bevor ich weiterlaufe.

Gleich neben­an steht das süd­lich­ste Haus der kon­ti­nen­ta­len USA, das schon seit vie­len Jah­ren als Bed & Break­fast betrie­ben wird.

Einen Block wei­ter sto­ße ich auf das Schmet­ter­lings­haus von Key West, das ich schon lan­ge ken­ne, aber noch nie besucht habe. Spon­tan beschlie­ße ich das heu­te zu ändern.

Es war im Jahr 2003, als Sam Tro­phia, der schon als Kind von Schmet­ter­lin­gen fas­zi­niert war, mit sei­nem Lebens­part­ner Geor­ge Fer­nan­dez das Schmet­ter­lings­haus in Key West grün­de­te. Über fünf­zig ver­schie­de­ne Arten sind heu­te hier behei­ma­tet, dazu Vögel und Rep­ti­li­en. Bevor es in das glä­ser­ne Kon­ser­va­to­ri­um geht, erklärt eine klei­ne Aus­stel­lung das Leben von Schmetterlingen.

Hin­ter einer Glas­wand sind ver­schie­de­ne Rau­pen zu sehen, aus denen sich spä­ter Schmet­ter­lin­ge ent­wickeln. Das ist wohl der Pro­to­typ eines häss­li­chen Ent­leins, dass sich in einen schö­nen Schwan verwandelt.

Durch eine Dop­pel­tür geht es schließ­lich ins tro­pi­sche Schmet­ter­lings­pa­ra­dies. Und wer dach­te, dass Key West eine hohe Luft­feuch­tig­keit hat, der wird hier gleich mal eines Bes­se­ren belehrt.

Ein Pfad führt durch die tro­pi­sche Hal­le und es dau­ert gar nicht lan­ge, bis ich den ersten Schmet­ter­ling ent­decke. Die Exem­pla­re, die hier leben, sind teil­wei­se rich­tig groß. Von Zuhau­se ken­ne ich sol­che rie­si­gen Exem­pla­re nicht.

Mit­ten in der Hal­le gibt es einen klei­nen Teich, auf dem eini­ge Was­ser­vö­gel behei­ma­tet sind.

Und dann gibt es da noch Rhett und Scar­lett, die zwei Fla­min­gos, die hier seit 2012 leben und deren Namen von den Gästen gewählt wurden.

Bald aber zie­hen wie­der die Schmet­ter­lin­ge mei­ne Auf­merk­sam­keit auf sich. Sie leuch­ten in allen Far­ben und sit­zen ganz deko­ra­tiv auf den Pflanzen.

Plötz­lich neh­me ich aus dem Augen­win­kel eine Bewe­gung wahr und dann ent­decke ich die­se zwei Vögel, die mit ihrem grün-​blauen Feder­kleid ziem­lich gut getarnt sind.

Eine klei­ne Schild­krö­te fin­de ich auch noch, obwohl sie sich ziem­lich gut hin­ter einem Holz­pfo­sten versteckt.

Inzwi­schen schei­nen mich die zwei grü­nen Vögel zu ver­fol­gen, denn ich ent­decke sie kur­ze Zeit spä­ter wie­der kurz vor dem Aus­gang. Sie schei­nen mich ver­ab­schie­den zu wollen.

Mir hat mein Besuch bei den Schmet­ter­lin­gen gefal­len, doch nun will ich noch­mals ins Zen­trum. Lau­fen mag ich aber nicht, sodass ich den neu­en, kosten­lo­sen Bus teste, der im Kreis durch die Innen­stadt von Key West fährt. An der süd­li­chen Duval Street stei­ge ich wie­der aus und gehe zu Fuß weiter.

Mit­ten zwi­schen den Restau­rants und Geschäf­ten steht hier das älte­ste Haus von Key West. Der 1806 auf den Baha­mas gebo­re­ne Richard Cuss­ans kam 1828 nach Key West und bau­te nur ein Jahr spä­ter die­ses Haus. Er ver­mie­te­te das Gebäu­de schließ­lich an Fran­cis und Eme­line Wat­ling­ton, die hier neue Kin­der groß­zo­gen und das Haus spä­ter kauften.

Ins­ge­samt leb­ten Nach­kom­men der Fami­lie für über 140 Jah­re in dem Haus, bevor der letz­te Nach­kom­me kin­der­los ver­starb und das Haus in ein Muse­um umge­wan­delt wur­de, um es für die Nach­welt zu erhalten.

Heu­te wer­de ich von net­ten Frei­wil­li­gen emp­fan­gen, die sich hier um die Besu­cher küm­mern. Sie brin­gen mir die Geschich­te des Hau­ses ein wenig näher, bevor ich mich auf eige­ne Faust umse­hen darf.

Nach­dem ich das Haus besich­tigt habe, schaue ich mich noch ein wenig im Gar­ten um, in dem noch die ori­gi­na­le Küche zu fin­den ist.

Ich lau­fe noch ein Stück­chen Rich­tung Westen und schaue mir dabei noch eini­ge Häu­ser an, die ich gestern nur noch nach Ein­bruch der Dun­kel­heit gese­hen habe.

Schließ­lich lan­de ich noch am Audu­bon Hou­se, das ich eben­falls bei einem frü­he­ren Besuch besich­tigt habe.

Am Cus­tom Hou­se vor­bei, lau­fe ich nun noch ein­mal zum Mal­lo­ry Squa­re, wo es tags­über etwas ruhi­ger zugeht.

Ich set­ze mich eine Wei­le auf eine Bank und genie­ße den Aus­blick. Neben­an hat heu­te die Cry­stal Sym­pho­ny fest­ge­macht, doch die Kreuz­fah­rer schei­nen alle aus­ge­flo­gen zu sein.

Zum Abschluss bege­be ich mich auf eine klei­ne Spu­ren­su­che. Zuerst fin­de ich das Haus der Schwe­ster von Ten­nes­see Wil­liams, das noch heu­te bewohnt wird.

Gleich um die Ecke ste­he ich dann vor der Adres­se 1431 Dun­can Street, eben dem Haus, in dem der berühm­te Schrift­stel­ler über drei­ßig Jah­re wohnte.

Es ist schon frü­her Nach­mit­tag, als ich mich wie­der zum Auto bege­be, um Key West zu ver­las­sen. Kurz hal­te ich noch bei Wendy’s an, um etwas zu essen. Und die Aus­sicht aus dem Bur­ger­la­den ist wohl die schön­ste, die man sich so vor­stel­len kann.

Die Fahrt gen Nor­den ist dann wie die Fahrt nach Süden, wun­der­schön, aber für mich ohne Stopp. Ich bin die Strecke schon so oft gefah­ren, dass ich mir inzwi­schen nur noch eini­ge Zie­le her­aus­su­che. Anson­sten wür­de die Strecke min­de­stens einen, wenn nicht sogar zwei Rei­se­ta­ge ver­schlin­gen. Über zwei Stun­den dau­ert es schon, bis ich die Upper Keys und das Städt­chen Islamo­ra­da errei­che, an des­sen süd­li­chem Ende die klei­ne Insel Wind­ley Key liegt. Hier befin­det sich der Wind­ley Key Fos­sil Reef Geo­lo­gi­cal Sta­te Park, den ich heu­te besu­chen möchte.

Über eine kur­ze Zufahrt errei­che ich den Park­platz, der sich gleich neben dem Besu­cher­zen­trum befin­det. Hier zah­le ich mei­nen Ein­tritt und schaue mich, nach einem kur­zen Plausch mit dem Ran­ger, ein wenig in der Aus­stel­lung um.

Im Sta­te Park steht ein Stein­bruch unter Schutz, der vor rund hun­dert Jah­ren geschaf­fen wur­de. Es war das Jahr 1908, als Hen­ry Flag­ler, der gera­de eine Eisen­bahn­li­nie an Flo­ri­das Ost­kü­ste gebaut hat­te, die klei­ne Insel kauf­te. Sein Plan, die Züge soll­ten bis Key West wei­ter rol­len. Wäh­rend des Baus der Strecke wur­de hier ein Stein­bruch angelegt.

Der Kalk­stein, der hier abge­baut wur­de, ent­hielt vie­le ver­stei­ner­te Fos­si­li­en, von denen eini­ge im Muse­um zu sehen sind.

Aber zurück zur Bahn­strecke, die schließ­lich bis nach Key West gebaut wur­de. Das Gestein aus dem Stein­brauch wur­de zunächst dafür genutzt, die Zufahr­ten zu den Brücken zu befe­sti­gen. Unglaub­li­che drei­zehn Mil­lio­nen Kubik­me­ter Gestein wur­den abge­baut, knapp ein­ein­halb Mil­lio­nen Kubik­me­ter davon per Hand.

Nach dem Muse­um sehe ich mir die Frei­flä­chen des Parks an. Die­se sind durch einen Rund­weg ver­bun­den. Gleich am Start ist eine alte Maschi­ne zu sehen, mit der das Gestein geför­dert wur­de und gleich­zei­tig Ent­wäs­se­rungs­an­la­gen gebaut wur­den. Sie ähnelt dem Gerät, das zum Bau des Tami­ami Trails genutzt wurde.

An beson­ders inter­es­san­ten Stel­len erklä­ren Tafeln, wie die Arbei­ten von­stat­ten­gin­gen. So muss­te das Gestein teil­wei­se her­aus­ge­schnit­ten wer­den, damit man es in Blöcken abtrans­por­tie­ren konnte.

Der Weg führt durch einen Wald, der Tei­le des Gebie­tes inzwi­schen über­wu­chert hat. Bereits seit den 1980er Jah­ren steht das Gebiet unter Schutz, nach­dem es eigent­lich zu Bau­land umge­wan­delt wer­den soll­te. Doch vie­le Anwoh­ner pro­te­stier­ten und for­der­ten den Schutz die­ses Klein­ods. Schließ­lich wur­de der Sta­te Park eingerichtet.

Ich sto­ße auf mei­nem Weg schließ­lich auf eini­ge Kalk­stein­wän­de. Hier wur­de das Gestein her­aus­ge­schnit­ten. Nach­dem es nicht mehr für die Eisen­bahn­tras­se gebraucht wur­de, wur­de das deko­ra­ti­ve Gestein vor allem zur Ver­klei­dung von Gebäu­den genutzt.

Doch noch viel inter­es­san­ter sind die vie­len Fos­si­li­en, die in den Gestei­nen zu fin­den sind. Beson­ders ver­stei­ner­te Koral­len kann ich immer wie­der ent­decken, denn einst gab es hier ein Meer, bevor sich das Kli­ma änder­te und die Inseln entstanden.

Der größ­te Teil des Stein­bruch­bo­dens ist heu­te mit Gras bewach­sen, doch an eini­gen Stel­len sind noch inter­es­san­te Gestei­ne zu finden.

Immer wie­der sind auch Gerät­schaf­ten zu sehen, die einst zum Abbau des Gesteins dien­ten. Die­se Maschi­ne wur­de zum Zuschnei­den der Stein­plat­ten genutzt, die spä­ter an Fas­sa­den von Gebäu­den ange­bracht wurden.

Wenn man bedenkt, mit wel­chen tech­ni­schen Mit­teln die Men­schen damals die­se schwe­ren Stein­blöcke beweg­ten, dann kann man nur staunen.

Zwei der vier Rund­we­ge lau­fe ich ab, bevor ich zum Auto zurück­keh­re und wei­ter­fah­re. Ein Stück Weg habe ich noch vor mir, denn die Fahrt bis Miami zieht sich. Es ist schon wie­der dun­kel, als ich zurück in der Stadt bin. Ich fah­re zum Con­rad Hotel, das sich in Down­town befin­det. Ich hät­te auch in Flo­ri­da City oder Home­stead über­nach­ten kön­nen, doch gün­stig sind die Ket­ten­ho­tels dort sel­ten. Als ich dann ein recht gutes Ange­bot für das Con­rad sah, habe ich lie­ber hier zugeschlagen.

Der Haupt­ein­gang ist an der Brickell Ave­nue und gleich­zei­tig Zugang zum Hotel sowie den Eigen­tums­woh­nun­gen im Gebäu­de. Zu die­ser Jah­res­zeit ist alles sehr schön geschmückt.

Mein Zim­mer ist dann aller­dings doch etwas ent­täu­schend. Kein Ver­gleich mit den Con­rad Hotels in Sin­ga­pur oder gar Macau. Das Bett ist aller­dings super bequem und ich habe gut geschlafen.

Den Abend nut­ze ich dann zur Vor­be­rei­tung des mor­gi­gen Tages. So lang­sam muss ich mich auf den Weg nach Nor­den machen, um schließ­lich wie­der nach Tam­pa zu gelangen.

Mei­len: 175
Wet­ter: son­nig, 77–84 F
Hotel: Con­rad Hotel, Miami

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