Tag 7: Mittwoch, 02. Januar 2019
On the road to Paradise – Miami nach Key West
„Key West for me was a tropical island paradise.” – Gloria Swanson
Lange schlafe ich heute nicht, denn ich habe ein ganzes Stück Fahrt vor mir. Von Pembroke Pines geht es nach Süden, zuerst auf dem Interstate, dann wechsele ich auf die US 1. Dieser Highway verläuft entlang der ganzen Ostküste der USA und das letzte Stück führt über viele kleine Inseln und noch mehr Brücken bis nach Key West, dem südlichsten Punkt der USA (wenn man Hawaii nicht mitrechnet). Ich bin die Strecke schon so oft gefahren, dass ich dieses Mal gar keine Fotos mache, sondern einfach nur genieße, die Fahrt auf der Straße, die immer schöner wird, umso weiter es nach Süden geht und den dunkelblauen Atlantik zu meiner Linken sowie den türkis schimmernden Golf von Mexiko zu meiner Rechten.
In Key West fahre ich auf direktem Weg zu meinem Hotel, dem Best Western Hibiscus. In den letzten Jahren sind die Hotels in Key West fast unbezahlbar geworden, sodass ich besonders glücklich bin, dass ich hier solch ein Schnäppchen machen konnte.
Es gab im Dezember 2018 eine Aktion bei Best Western, bei der man jedes Zimmer, solange verfügbar, zwischen Montag und Donnerstag für nur 10.000 Punkte buchen konnte. Ein unglaublicher Deal bei teuren Unterkünften. Dieses recht einfache Zimmer hier sollte ansonsten über 250 Dollar kosten. Als ich buchte, gab es genau noch ein Zimmer für eine Nacht, das ich so bekommen habe.
Ansonsten ist die Anlage auch recht nett, doch der Clou des Hotels sind das kostenlose Parken und die gute Lage. Viele Ziele auf Key West sind von hier fußläufig erreichbar und auch der kostenlose Shuttlebus hält in der Nähe.
Gleich nachdem ich mein Gepäck im Zimmer und mein Auto auf dem Parkplatz abgestellt habe, mache ich mich zu Fuß auf den Weg. Die Wohngegend rund um das Best Western ist schön. Es gibt viele kleine, bunte Häuser, die ein karibisches Flair aufkommen lassen.
In einem dieser kleinen Häuser gibt es eine Ausstellung zu einem der berühmtesten Bewohner der Insel, dem Schriftsteller Tennessee Williams. Das kleine Museum ist noch recht neu und wurde in dieser Form erst 2017 eröffnet.
Der größte Ausstellungsraum zeigt an den Wänden unzählige Erinnerungsstücke an den berühmten Autor, der von 1950 bis zu seinem Tod im Jahr 1983 in Key West lebte. Sein Heim war dieses Haus, dessen Modell im Museum zu sehen ist. Das Original gibt es auch noch immer, es wird aber weiterhin als Wohnhaus genutzt.
Zwei seiner berühmtesten Stücke sind „A Streetcar named Desire” auf Deutsch „Endstation Sehnsucht” sowie „Die Katze auf dem heißen Blechdach”. Es wird angenommen, dass Williams den letzten Akt des Stücks im La Conca Hotel in Key West geschrieben hat.
Interessant finde ich aber vor allem die Bilder vom Privatmann Tennessee Williams, der Key West so viele Jahre lang seine Heimat nannte.
Viele private Gegenstände gibt es im Museum allerdings nicht zu sehen. Einer der wenigen ist allerdings die Schreibmaschine des Schriftstellers.
In einer Vitrine sind dann noch Bücher von Williams zu sehen, die in viele Sprachen, darunter auch Deutsch, übersetzt wurden.
Nach dem Museumsbesuch streife ich weiter durch die Straßen. Ich liebe Key West. Für mich ist die Stadt definitiv einer der schönsten Orte der USA. Das karibische Flair, die tropische Luft, hier fühle ich mich pudelwohl.
An der Whitehead Street komme ich am Key West Lighthouse vorbei, das ich schon mehrmals besucht habe, sodass ich es heute bei einem Blick über den Zaun belasse.
Im Garten entdecke ich wieder eine Skulptur von Seward Johnson. Der Künstler überwintert in Key West und stellt hier regelmäßig seine Werke aus. Heute soll allerdings nicht das einzige Mal sein, dass ich auf die Skulpturen treffe. Seit einigen Jahren bin ich ein Fan von Seward Johnson und schaue mir seine Ausstellungen gerne an.
Am Hemingway Haus gehe ich heute ebenfalls nur vorbei. Du liebe Güte, die Schlange wird dort auch immer länger. Was bin ich froh, dass ich schon vor Jahren dort war, als der Andrang noch nicht ganz so riesig war.
Ich schaue mir lieber die schönen Häuser an, die hier die Straßen säumen.
Unterwegs treffe ich auf ein Schild, das an den 500. Geburtstag von Florida im Jahr 2013 erinnert. Damals habe ich meine wohl ausführlichste Florida Reise unternommen.
Und noch ein weiteres Schild gibt es an dieser Straßenecke zu sehen, das Schild, das das Ende der US 1 markiert oder eben den Anfang, je nachdem wie man es nimmt.
Ich folge der Whitehead Street weiter nach Süden, die hier wieder von schönen Wohnhäusern gesäumt wird. Einige gehörten auch berühmten Persönlichkeiten, deren Leben auf kleinen Tafeln erklärt wird.
Wunderschön sind aber nicht nur die Häuser, sondern auch die tropische Pflanzenwelt, die hier sehr üppig wächst.
An der Ecke Whitehead und Caroline Streets stehe ich vor dem Geburtsort der legendären Pan Am, einer der bekanntesten Fluggesellschaften der Welt. Im Jahr 1927 wurde sie gegründet und unternahm von Key West den ersten amerikanischen Linienflug. Richtig populär wurde Fliegen in den USA allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg, wie ich bei einem Besuch des Croydon Terminals in London erfahren habe.
Nun ist es nicht mehr weit bis zum Ende der Whitehead Street. Viele der Häuser sind noch immer weihnachtlich dekoriert, denn schließlich ist heute erst der 2. Januar, auch wenn es sich hier eher wie Sommer anfühlt.
Das Ende der Whitehead Street, die einmal quer durch Key West verläuft, markiert das aus rotem Backstein erbaute Custom House, in dem einst die Zollbehörde saß. Heute beherbergt es ein Museum und eine Touristeninformation.
Rund um das Custom House finde ich dann auch wieder eine kleine Ausstellung von Seward Johnsons Werken. Darauf hatte ich schon gehofft, denn auch bei meinem letzten Besuch gab es hier eine Open Air Galerie.
Am Margaritaville Resort bewundere ich kurz die lustigen Balkonstühle, …
… bevor ich zum Mallory Square weiterlaufe. Hier hat heute die Majesty of the Seas festgemacht, die bei mir einen ganz speziellen Lieblingsplatz einnimmt. Auch wenn das Schiff inzwischen einige Jahre auf dem Buckel hat, so gibt es die Majesty doch immer noch, was vielen anderen Schiffen, auf den ich unterwegs war, nicht vergönnt ist. Die Majesty of the Seas war 2003 das erste moderne Kreuzfahrtschiff, auf dem ich unterwegs war. So einfach mal zum Testen, denn davor war ich nur einmal 1994 auf einem Schiff im Mittelmeer unterwegs und zu jener Zeit war die Ausstattung der Schiffe doch noch etwas rudimentärer.
Am Mallory Square beginnt derweil die allabendliche Sunset Zeremonie, die immer wieder ein ganz besonders Erlebnis ist. So treten hier jede Menge Straßenkünstler auf, von denen einige wirklich sehr gut sind und alle warten gemeinsam auf den Sonnenuntergang.
Als die Sonne dann so langsam im Meer versinken will, schauen alle ganz gebannt auf den Horizont. Es ist immer wieder eine besondere Stimmung an diesem südlichsten Zipfel der USA.
Nachdem die Sonne im Meer versunken ist, laufe ich in Richtung Duval Street. Unterwegs entdecke ich dieses etwas ungewöhnliche Gefährt.
Die Duval Street ist so etwas wie die Vergnügungsmeile von Key West und erwacht erst mit Einbruch der Dunkelheit so richtig zum Leben. Hier befindet sich auch die berühmte Bar Sloppy Joe’s, in der Ernest Hemingway Stammgast gewesen ist.
Umso weiter ich laufe, desto mehr bricht die Nacht herein und an den Gebäuden wird die Beleuchtung eingeschaltet, die Key West wieder eine ganz eigene Stimmung verleiht.
So langsam macht sich bei mir aber auch der Hunger bemerkbar, sodass ich mir ein Lokal zum Abendessen suche. Meine Wahl fällt auf diesen urigen Burgerladen, in dem ich einen sehr schmackhaften Burger serviert bekomme.
Inzwischen ist es richtig dunkel geworden. Im Winter sind die Tage selbst hier auf Key West kürzer, auch wenn es erst nach 18 Uhr wirklich dunkel wird. Dadurch kommen aber viele der schönen Dekorationen erst richtig zur Geltung, sodass ich die Kamera noch immer nicht wegpacken kann.
Schließlich bin ich wieder zurück am Hotel. Das war eine große Runde heute und ich bin schon etwas erschöpft, sodass ich nur noch Bilder sichere und einen kurzen Plan für morgen mache, bevor mir die Augen endgültig zufallen.
Meilen: 182
Wetter: sonnig, 75–85 F
Hotel: Best Western Hibiscus Motel, Key West