Tag 5: Montag, 26. August 2019
Flying right up to the sky – Milton Keynes nach Madrid
“The desire to fly is an idea handed down to us by our ancestors who, in their grueling travels across trackless lands in prehistoric times, looked enviously on the birds soaring freely through space, at full speed, above all obstacles, on the infinite highway of the air.” – Wilbur Wright
Nun ist er also da, der Tag, wegen dem diese ganze Reise stattfindet. Heute werde ich zum ersten Mal mit dem nagelneuen Airbus 350 von British Airways in der nagelneuen Club Suite fliegen. Da der Flug jedoch erst am späten Nachmittag startet, habe ich noch Zeit für eine letzte Besichtigung und da führt mich der Weg nach Turvey Hall.
Turvey ist ein Herrenhaus nahe Bedford, das auch heute noch als Privathaus genutzt wird. So ist es nur an den obligatorischen achtundzwanzig Tagen im Jahr offen. Tatsächlich ist heute sogar der letzte Tag im Jahr 2019, an dem man das Haus besichtigen kann.
Gebaut wurde das Haus 1792 für John Higgins, in den 1830er Jahren für seinen Sohn Thomas aber grundlegend umgebaut, nachdem dieser Italien bereist hatte. Sieben Generationen der Familie, die inzwischen durch Heirat Hanbury heißt, haben bis heute in dem Haus gelebt. Das macht es besonders interessant, denn Häuser, die immer nur einer Familie gehörten, haben meist auch eine unangetastete Ausstattung.
An der Haustür werde ich, zusammen mit sechs weiteren Gästen, vom Hausherrn persönlich empfangen. Das stellt sich als richtig spannend heraus, denn der junge Mann ist gerade erst mit seiner Familie eingezogen und führt die Familientradition fort. Auf der Führung bekomme ich nicht nur einen Einblick in ein fantastisches Haus, mit sehr interessanten Stücken, sondern erfahre auch viel von der Arbeit und den Kosten, die solch ein Anwesen mit sich bringt. Ebenso interessant sind die Informationen über Historic Houses und wie die Organisation nicht nur die Touren für Gäste wie mich ermöglicht, sondern auch den Hauseigentümern wertvolle Hilfe beim Erhalt ihrer Anwesen bietet.
Einziger Wermutstropfen ist natürlich wieder das Fotoverbot. Aber wer will es den Leuten verübeln, dass sie Bilder von ihrem Wohnzimmer nicht überall im Internet sehen wollen. Besonders faszinierend finde ich übrigens die Bibliothek, die in den Regalen eingebaute Landkarten hat, die nach Bedarf ausgerollt werden können. Natürlich zeigen sie die Welt von vor 250 Jahren, aber das macht sie nur noch interessanter.
Nach der Hausbesichtigung schaue ich mich noch ein wenig im Garten um. Der Walled Garden wird hier in großen Teilen nicht mehr zum Anbau von Obst und Gemüse genutzt, sondern ist als Ziergarten angelegt.
Jetzt wird es aber doch Zeit zurück in Richtung London zu fahren. Gegen Mittag erreiche ich den Flughafen Heathrow, wo ich meinen Mietwagen abgebe. Danach geht es auf direkten Weg zum Terminal 5, wo ich dank des British Airways First Wings super schnell durch die Sicherheit bin und gleich in der Lounge lande. Hier esse ich zu Mittag, bevor ich zum Gate gehe und den ersten Blick auf den allerersten Airbus 350 von British Airways werfen kann.
Dann darf ich endlich an Bord und sehe die neue Club Suite zum allerersten Mal. Das ist schon total aufregend, denn die Maschine ist noch dazu nagelneu und erst wenige Tage im Einsatz. Auch die meisten anderen Passagiere sind ziemlich aufgeregt und schauen sich in der Kabine um.
Wow, wie cool ist das denn bitte? Ich bin begeistert. Das ist mein Sitz? Das erinnert mich irgendwie an Qatar Airways und dort war ich begeistert. Auch hier ist der erste Eindruck einfach super. Das sieht absolut vielversprechend aus.
Natürlich wird es auf diesem Flug nicht den vollen Service geben, denn es geht heute nur nach Madrid und das ist trotz der neuen Maschine nur ein Kurzstreckenflug. Deshalb gibt es auch nur die kleine Karte.
Dann geht es auch schon los und wir rollen bei schönstem Wetter zur Startbahn. Wie immer gibt es viele interessante Flugzeuge zusehen. Auch die Concorde zeigt sich heute wieder.
Pünktlich heben wir in Heathrow ab und machen uns auf den Weg nach Madrid. Ich mache es mir derweil so richtig bequem in meinem Sitz und bedauere schon, dass der Flug nur gute zwei Stunden dauert. Ich habe ja keine Ahnung.
Aber noch gehe ich von einem normalen Flug aus und so teste ich erst einmal die Tür. Das ist schon cool. Nicht weil man so komplett abgetrennt ist, aber anrempeln kann einen so garantiert niemand mehr. Das ist schon sehr angenehm, wie ich seit meinem ersten Flug in der Q Suite weiß.
So ganz hält es mich dann aber doch nicht auf meinem Platz, denn ich möchte mich wenigstens ein bisschen in der Kabine umsehen und vielleicht einen Blick hinter den Vorhang werfen. Das ist dann auch kein Problem, denn während die Economy Class gut gebucht ist, sitzen in der Premium Economy auf diesem Flug nur Crew Mitglieder. Und die bitten mich freudestrahlend herein und zeigen mir stolz die neue Kabine. Für einen kleinen Plausch bleibt auch noch Zeit, bevor ich wieder zu meinem Sitz gehe.
Wieder am Platz bekomme ich mein Essen serviert. Das kommt, wie auf der Kurzstrecke üblich, auf einem Tablett, ist aber sehr lecker. Das neue Catering von DO&CO ist schon immer wieder super.
Schließlich nähern wir uns immer weiter Madrid und noch verläuft der Flug völlig normal.
Als wir uns bereits im Landeanflug befinden, türmen sich jedoch immer größere Wolkenberge neben dem Flugzeug auf. Der Himmel nimmt plötzlich eine dunkle Farbe an, ein Unwetter zieht auf.
Kurze Zeit später kommt dann die Ansage aus dem Cockpit, das wir aufgrund des Wetters momentan nicht landen können und erst einmal Warteschleifen fliegen werden.
Draußen sieht der Himmel von Minute zu Minute bedrohlicher aus. An eine Landung ist so nicht zu denken. Der Flughafen Madrid wurde wegen des Unwetters und einer daraus resultierenden Überflutung der Landebahn inzwischen vorübergehend geschlossen.
So kreisen wir immer weiter und nicht nur wir, inzwischen befinden sich dutzende Flugzeuge in der Warteschleife über der spanischen Hauptstadt. Einige kann ich sogar an uns vorbeisausen sehen.
Nach über einer Stunde ändert sich jedoch nichts, sodass sich die Cockpitbesatzung entschließt, nach Barcelona auszuweichen. Ob wir dort nur zum Tanken zwischenlanden oder die Nacht verbringen, das ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.
Es ist bereits stockdunkel, als wir endlich in Barcelona landen. Inzwischen sind fast vier Stunden seit dem Start in London vergangen. Wir parken auf dem Vorfeld und warten ab. Die Maschine wird erst einmal aufgetankt und an Bord bekommen wir weitere Getränke.
Die Crew ist einfach fantastisch und ich kann sie nicht genug loben, wie sie sich um uns Passagiere kümmern. Sogar der Kapitän und der erste Offizier kommen persönlich durch die Kabine, um mit jedem Gast zu sprechen. Besonders heikel ist die Lage aber inzwischen in der Economy Class, denn eigentlich ist dort auf einem zwei Stunden Flug keine Versorgung vorgesehen. Inzwischen sind wir jedoch bereits mehr als fünf Stunden an Bord, sodass die Flugbegleiter dort Getränke aus der Business Class anbieten.
Schließlich wird entschieden, dass wir zurück nach Madrid fliegen. Zu diesem Zeitpunkt sind wir rund sechs Stunden an Bord. Doch bevor es losgeht, dauert es noch eine Weile, da so viele Flugzeuge nach Barcelona umgeleitet wurden. Die Crew verteilt inzwischen Süßigkeiten, die sie aus den eigenen Taschen zusammensucht.
Es ist bereits nach Mitternacht, als wir wieder zur Startbahn rollen und nach Madrid aufbrechen.
Auf dem Flug werden uns Tabletts mit Snacks serviert, die eigentlich für die Business Class Passagiere auf dem Rückflug reserviert waren. Da dieser inzwischen aber sowieso gestrichen ist und wir bereits fast sieben Stunden an Bord sind, wird das Essen nun an uns verteilt.
Rund eine Stunde dauert es noch einmal, bis wir endlich in Madrid landen. Inzwischen ist es halb zwei Uhr nachts und jeder an Bord ist erschöpft von dieser Odyssee. Ich verabschiede mich beim Aussteigen von der fantastischen Crew und bedanke mich nochmals für die super tolle Betreuung. Ich kann es nicht oft genug sagen, diese Crew war einfach Spitzenklasse. Eine bessere Crew kann man sich während eines Fluges kaum wünschen.
Doch damit ist die Odyssee noch nicht beendet. Da wir so spät und außer Plan ankommen, parken wir auf einer Außenposition und werden mit Bussen zum Terminal gebracht. Dort muss man durch die Passkontrolle, da wir ja aus dem Vereinigten Königreich in ein Schengen Land einreisen. Doch bei der Passkontrolle ist niemand. Man hat uns anscheinend vergessen. Es gibt auch keine Möglichkeit Kontakt auszunehmen, außer vor den Kameras hin und her zu springen. Dicht gedrängt stehen sich rund 200 Passagiere bestimmt eine halbe Stunde die Beine in den Bauch, bis endlich jemand erscheint. Dann geht es langsam vorwärts.
Im Terminal habe ich jedoch ein weiteres Problem, denn ich erfahre, dass der kostenlose Hotelshuttle nicht rund um die Uhr fährt. So suche ich mir ein Taxi, was auch nicht ganz einfach ist, da es um diese Zeit wohl der einzige Weg ist, den Flughafen zu verlassen. Und das wissen auch die Taxifahrer und lassen sich das dementsprechend bezahlen, um nicht zu sagen, das sind richtige Wucherpreise, aber anscheinend normal, denn der Taximeter lief. Fast dreißig Euro zahle ich so für rund fünf Kilometer Fahrt. Unglaublich, aber ich bin froh endlich im Hotel zu sein. Ach so, ein furchtbarer Autofahrer ist der Typ auch noch. Ich weiß nicht, was das mit mir und den Taxifahrern immer ist, aber auch dieser fährt einfach halsbrecherisch und unverantwortlich. So nimmt der Kurven, an denen vierzig Kilometer pro Stunde vorgeschrieben sind mit mehr als der doppelten Geschwindigkeit und ich kann froh sein, dass nichts passiert. Anscheinend will er möglichst schnell zurück, um eine noch lukrativere Fahrt abzustauben.
Ich bin nur froh, endlich im Marriott Hotel des Madrider Flughafen angekommen zu sein und auch zügig ein Zimmer zu bekommen. So kann ich mich wenigstens für ein paar Stunden aufs Ohr legen.
Ich falle todmüde ins Bett und hoffe, wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, was mir dann nach der ganzen Aufregung auch mehr recht als schlecht gelingt.
Meilen: 85
Wetter: sonnig, 15–24 Grad
Hotel: Marriott Auditorium & Conference Center, Madrid