Traumziele im Mittelmeer – mit dem Schiff von Rom nach Barcelona

Tag 11: Sams­tag, 29. Okto­ber 2022
Land­gang – Bar­ce­lo­na nach Girona

„Wer die Aben­teu­er­lich­keit des Rei­sens ins Blut bekommt, wird die­se Aben­teu­er­lich­keit nicht wie­der los.” (Bru­no Bürgel)

Und täg­lich grüßt das Mur­mel­tier … – vor mei­nem Bal­kon wird wie­der ein­ge­parkt. Die­ses Mal ist es sogar ein Schiff, das ich ken­ne – die MSC Gran­dio­sa. Auf ihr war ich 2019 auf der Jung­fern­fahrt von Ham­burg nach Sout­hamp­ton unter­wegs und auch der vor­an­ge­gan­ge­nen Tau­fe im Ham­bur­ger Hafen konn­te ich beiwohnen.

Das Schiff der Meraviglia-​Plus-​Klasse wur­de zwi­schen 2017 und 2019 auf den fran­zö­si­schen Atlan­tik­werf­ten gebaut und auf dem Schiff kön­nen über 6.000 Pas­sa­gie­re unter­wegs sein. Es war ein gänz­lich ande­res Erleb­nis als die­se Rei­se auf der Aza­ma­ra Onward.

An die­sem Tag geht es für uns schon sehr zei­tig zum Früh­stück – ein letz­tes Mal, denn heu­te müs­sen wir end­gül­tig von Bord. Und da wir die Kabi­ne schon gegen 8 Uhr räu­men müs­sen, muss heu­te auch zei­tig gefrüh­stückt werden.

Als der Son­nen­auf­gang den Him­mel in zar­tes Rosa tunkt, gehe ich noch ein letz­tes Mal an Deck. Ich will ger­ne einen Blick auf die Evri­ma wer­fen, das erste Schiff der Ritz-​Carlton Yacht Collection.

Dann heißt es end­gül­tig Abschied neh­men von der Aza­ma­ra Onward. Wir müs­sen von Bord, die schö­ne Rei­se ist vor­bei. Wäh­rend wir auf der Gang­way ste­hen, legt vor uns noch die Costa Favo­losa an. Vor Coro­na war das Schiff oft in War­ne­mün­de zu Gast, wo ich 2017 auch eine Schiffs­be­sich­ti­gung machen konn­te.

Vor dem Ter­mi­nal war­tet ein Bus auf uns, denn wir haben über die Ree­de­rei einen Trans­fer zum Flug­ha­fen gebucht. Man hät­te natür­lich auch ein Taxi neh­men kön­nen, doch die sind bei so vie­len Schif­fen im Hafen heu­te Man­gel­wa­re und die Schlan­gen dem­entspre­chend lang.

Auf der Fahrt vom Hafen kann ich noch­mals einen Blick auf die Schif­fe wer­fen, die heu­te hier in Bar­ce­lo­na ange­legt haben.

Nach unse­rer Ankunft am Flug­ha­fen geht es für uns nicht zum Check-​in, son­dern zu den Auto­ver­mie­tern. Die­ses Mal habe ich bei Europ­car reser­viert. Als Anmiet­zeit hat­te ich 11 Uhr ange­ben, aber nor­ma­ler­wei­se ist es kein Pro­blem, auch etwas eher beim Ver­mie­ter zu sein. In über zwan­zig Jah­ren auf Rei­sen habe ich unzäh­li­ge Autos ange­mie­tet. Hier jedoch ist alles anders. Ich wer­de recht kurz ange­bun­den begrüßt und mir wird deut­lich gemacht, dass man erst um 11 Uhr ein Auto für mich hät­te. Okay, aber man wür­de auch den Ver­trag noch nicht machen, erst zur ange­ge­be­nen Zeit. Im glei­chen Atem­zug sagt der Mit­ar­bei­ter aller­dings, dass ich auch sofort ein Auto bekom­men kön­ne, aber nur gegen Auf­preis. Echt jetzt? Erst haben sie kein Auto, aber wenn ich zah­le, dann schon? Unglaub­lich. Da machen wir nicht mit und war­ten lieber.

Kurz vor elf sind wir wie­der am Schal­ter und da sitzt jetzt eine Dame. Sie macht sofort die Unter­la­gen fer­tig und kur­ze Zeit spä­ter sind wir schon auf dem Weg zum Park­platz. Als Miet­wa­gen bekom­men wir einen Fiat 500X, einen die­ser neu­en Mini-SUV.

Vom Flug­ha­fen führt uns die Fahrt wie­der Rich­tung Nord, fast zum dem Ort, von dem wir heu­te früh gestar­tet sind. Kurz vor dem Hafen bie­gen wir jedoch ab und fah­ren noch­mals auf den Mont­juïc, den Haus­berg von Bar­ce­lo­na. Gestern ging uns das alles ein­fach viel zu schnell und wir wol­len wenig­stens noch­mal in Ruhe die Aus­sicht genießen.

Also schnell das Auto abge­stellt und dann lau­fen wir die weni­gen Meter zur Brü­stung. Schon am Tag zuvor kamen wir hier mit dem Bus vor­bei, haben jedoch auf­grund der Fahrt sowie der Bäu­me nur wenig sehen kön­nen. Das ist heu­te defi­ni­tiv anders. Scha­de nur, dass es etwas die­sig ist.

Gut zu erken­nen sind von hier oben aber trotz­dem etli­che mar­kan­te Sehens­wür­dig­kei­ten von Bar­ce­lo­na wie die Colum­bus Sta­tue oder die Sagra­da Família.

Und noch ein wei­te­res Kreuz­fahrt­schiff kön­nen wir aus­ma­chen, die Sea­bourn Ova­ti­on, die am World Trade Cen­ter fest­ge­macht hat. Das 210 Meter lan­ge Schiff wur­de 2018 in Dienst gestellt und gehört zur luxu­riö­sen Sea­bourn Crui­se Line.

Nach die­sem kur­zen Abste­cher ver­las­sen wir Bar­ce­lo­na gen Nor­den. Auf der N‑2 fol­gen wir der Küste des Mit­tel­mee­res. Zu sehen gibt es zunächst jedoch nicht son­der­lich viel, denn die Rou­te führt uns durch die mal mehr, mal weni­ger sehens­wer­ten Vor­or­te von Bar­ce­lo­na. Erst nach gefühlt end­lo­ser Fahrt durch teils etwas schmud­de­li­ge und zube­to­nier­te Orte errei­chen wir einen schö­ne­ren Teil der Küste. Einen ersten Zwi­schen­stopp legen wir am Mira­dor Plat­ja de la Roca Grossa ein.

Wäh­rend der Strand zu unse­rer Rech­ten liegt, kön­nen wir zu unse­rer Lin­ken den Leucht­turm von Calel­la erblicken, der auf einer Fels­klip­pe über dem Meer thront.

Und der Leucht­turm ist auch unser näch­stes Ziel. Wir bie­gen in eine klei­ne Neben­stra­ße ein und par­ken hier am Stra­ßen­rand. Jetzt geht es nur noch zu Fuß wei­ter. Ein beto­nier­ter, jedoch recht stei­ler Weg führt die letz­ten Meter zum Leuchtturm.

Womit ich nicht rech­ne, dass ich hier das Gelän­de betre­ten kann. Das ist in Spa­ni­en fast aus­nahms­los unmög­lich, zumal vie­le der histo­ri­schen Tür­me auch noch in Betrieb sind. Und irgend­wie ist man oft auch nicht dar­auf aus, die Leucht­feu­er irgend­wie tou­ri­stisch zu ent­wickeln. Hier ist das aller­dings anders, zumin­dest wenn man zu den etwas selt­sa­men Öff­nungs­zei­ten hier ist. Der Turm ist näm­lich nur von April bis Juni sowie im Okto­ber frei­tags bis sonn­tags von 10 bis 14 Uhr und im Juli und August diens­tags bis sonn­tags von 17 bis 21 Uhr geöffnet.

Der Leucht­turm von Calel­la wur­de 1859 ein­ge­weiht und befin­det sich rund fünf­zig Meter über dem Mee­res­spie­gel. Sein Licht ist bis zu 33 Kilo­me­ter weit zu sehen. Wäh­rend das Licht frü­her mit Öl betrie­ben wur­de, fand 1927 die Elek­tri­fi­zie­rung statt.

Geöff­net ist übri­gens nicht nur das Gelän­de rund um den Leucht­turm, son­dern auch das Leucht­turm­wär­ter­haus. Hier befin­det sich ein klei­nes Muse­um, das mehr über den Leucht­turm sowie die Regi­on als Tou­ri­sten­ziel erzählt.

Vom Leucht­turm habe ich einen schö­nen Blick auf den Strand von Calel­la. Die klei­ne Stadt lebt inzwi­schen vom Tou­ris­mus, den hier wohl eine Rei­se­grup­pe aus Deutsch­land begrün­de­te, die 1954 in die Regi­on kam. Beson­ders im Som­mer sind die Hotels hier aus­ge­bucht und der Strand vol­ler Men­schen. In der letz­ten Okto­ber­wo­che ist es aber eher ruhig, auch wenn das Wet­ter momen­tan sogar bade­taug­lich ist.

Wir fah­ren nun wei­ter die Küste ent­lang und kom­men in eine Regi­on, die ich 1994 bereits ein­mal besucht habe. Damals war ich mit einer Bekann­ten auf einer Bus­rei­se nach Bar­ce­lo­na und unser Hotel befand sich in Llo­ret de Mar, einem der bekann­te­sten Orte der Costa Bra­va, wie die­ser Abschnitt der spa­ni­schen Mit­tel­meer­kü­ste genannt wird. Wäh­rend wir in der Stadt sel­ber nicht hal­ten, da hier die Sai­son längst vor­bei ist und die Bür­ger­stei­ge hoch­ge­klappt sind, machen wir einen kur­zen Stopp am Castil­lo de Sant Joan. Zwar ist auch hier alles geschlos­sen, den gro­ßen Turm der seit 1041 exi­stie­ren­den Burg kön­nen wir aber auch über den Zaun sehen.

In der Nähe des Castil­lo haben wir noch einen schö­nen Blick auf die Küste, auch wenn die Sicht heu­te nicht ganz klar ist.

Für uns geht es wei­ter die Küste ent­lang nach Tossa de Mar. Eigent­lich hat­te ich auch hier einen Stopp geplant, denn ich woll­te noch ein wenig in Erin­ne­run­gen schwel­gen. Doch selt­sa­mer­wei­se steppt hier der Bär und Park­plät­ze sind abso­lu­te Man­gel­wa­re, sodass wir nach einer kur­zen Run­de wei­ter­fah­ren. Hier dem Feri­en­ort wird die Küste rau­er und ein­sa­mer. Hier macht das Fah­ren rich­tig Spass.

Lan­ge fol­gen wir der Küste heu­te jedoch nicht mehr und bie­gen statt­des­sen GIP-​6821 ab, die uns in kur­ven­rei­cher Fahrt ins Lan­des­in­ne­re bringt.

An einer Aus­buch­tung der Stra­ße hal­ten wir kurz an und ent­decken ganz durch Zufall eine inter­es­san­te Pflan­ze – den west­li­chen Erd­beer­baum. Art­bu­tus unedo, wie der Baum ganz kor­rekt heißt, ist ein immer­grü­ner Strauch oder Baum von meist drei bis fünf Metern Höhe. Die klei­nen Früch­te rei­fen so lang­sam, dass die Pflan­zen oft Blü­ten und Früch­te zur sel­ben Zeit tra­gen, wie es auch hier zu sehen ist.

Die etwas stach­lig aus­se­hen Früch­te sind zunächst grün und wer­den spä­ter gelb. Ist die Frucht reif, hat sie eine oran­ge bis rote Far­be und gleicht auf den ersten Blick einer Erd­bee­re, sodass der Name Erd­beer­baum ent­stand. Man kann die Früch­te übri­gens essen, pro­biert haben wir sie jedoch nicht.

Am Abend errei­chen wir schließ­lich Giro­na, eine Stadt im Her­zen Kata­lo­ni­ens. Hier haben wir das Dou­ble­tree by Hil­ton Hotel reser­viert, das sich am Ran­de des Stadt­zen­trums befindet.

Im Hotel bezie­hen wir unse­re Zim­mer, die zwar auf den ersten Blick ganz nett wir­ken, bei genaue­rem Hin­se­hen aber doch recht abge­wohnt sind. An vie­len Stel­len gibt es Beschä­di­gun­gen und in mei­nem Zim­mer lässt sich zunächst nicht ein­mal die Bal­kon­tür verriegeln.

Rich­tig ent­täu­schend ist aber, dass trotz des schö­nen Wet­ters der Pool geschlos­sen hat. Hier ist der wohl nur in den Som­mer­mo­na­ten geöff­net, was der Hotel­sei­te aber so nicht zu ent­neh­men ist.

Am Abend machen wir noch einen klei­nen Spa­zier­gang. Weit kom­men wir aber nicht, denn rund um das Hotel steppt der Bär. Hier fin­det gera­de das größ­te Volks­fest der Regi­on im Herbst statt und dem­entspre­chend voll ist es über­all. Kein Wun­der also, dass die Hotels hier rela­tiv teu­er waren und vie­le auch aus­ge­bucht. So sind wir bald wie­der zurück im Hotel und ent­schlie­ßen uns, auch das hie­si­ge Restau­rant zu nut­zen, denn so wirk­lich viel Aus­wahl gibt es in fuß­läu­fi­ger Umge­bung auch nicht. Das Essen ist zwar in Ord­nung, aber auch nichts Besonderes.

Kilo­me­ter: 228
Wet­ter: hei­ter bis wol­kig, 26 bis 30 Grad
Hotel: Dou­ble­Tree by Hil­ton Hotel Girona

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