End of Summer – Madrid und Südengland

Tag 9 – Don­ners­tag, 30. August 2018
Power and Glo­ry – Croy­don nach Heathrow

„The more you know of your histo­ry, the more libe­ra­ted you are.” – Maya Angelou 

Wie schnell eine Woche doch her­um sein kann, denn heu­te bricht schon der letz­te Tag der Rei­se an. Das Wet­ter sieht auch recht gut aus, sodass ich beschlie­ße nach Pens­hurst Place zu fah­ren. Das herr­schaft­li­che Anwe­sen will ich schon recht lan­ge ein­mal besu­chen, doch da ich hier den vol­len Ein­tritt zah­len muss, mache ich sol­che Besu­che immer nur an Tagen mit gutem Wet­ter und dann muss ich natür­lich auch noch in der Gegend sein. Besu­che von Schlös­sern und Her­ren­häu­sern sind in der Regel recht teu­er, wes­we­gen sich die Mit­glied­schaf­ten bei Natio­nal Trust, Histo­ric Hou­ses oder Eng­lish Heri­ta­ge schon nach weni­gen Besu­chen ren­tie­ren. Und es gibt nur sehr weni­ge Anwe­sen, die kei­ner der Orga­ni­sa­tio­nen ange­schlos­sen sind.

Nach­dem ich mein Auto geparkt und den Ein­tritt bezahlt habe, star­te ich mei­nen Rund­gang in der rie­si­gen Gar­ten­an­la­ge. Sie gehört zu den älte­sten in Eng­land und erste Auf­zeich­nun­gen über den Gar­ten rei­chen bis ins Jahr 1346 zurück.

Ein erstes High­light ist der Uni­on Flag Gar­den, eine Anla­ge, die aus Rosen und Laven­del besteht und in Form der bri­ti­schen Flag­ge gepflanzt ist. Der Gar­ten wur­de 1984 von Prinz Charles eröffnet.

Das über­di­men­sio­na­le Sta­chel­schwein sowie der Bär stam­men aus dem Wap­pen der Fami­lie und sind hier aus Buchs­baum geformt worden.

Dia­nas Bath ist aus einem mit­tel­al­ter­li­chen Teich ent­stan­den. Wer dem Gewäs­ser den Namen gege­ben hat und war­um, ist nicht über­lie­fert, aber ent­stan­den ist die­ses Ensem­ble im 16. Jahrhundert.

In einem ande­ren Teil des Gar­tens wur­den Magno­li­en gepflanzt. Einst stan­den hier alte Gewächs­häu­ser, die aber abge­ris­sen wur­den. Die Sta­tue wur­de in Erin­ne­rung an Jac­que­line, Vis­count­ess De L’Is­le errich­tet, der Mut­ter des der­zei­ti­gen Vis­count De L’Is­le, der Besit­zer von Pens­hurst Place.

Der gepfla­ster­te Gar­ten befin­det sich näher am Haus und besteht aus einem klei­nen Teich sowie vie­len gro­ßen Blu­men­kü­beln, in denen bun­ter Blu­men sprießen.

Das Sta­chel­schwein, Haupt­tier im Wap­pen der Fami­lie, ist auch in ande­ren Tei­len des Gar­tens zu finden.

Im Heral­dic Gar­den sind ver­schie­de­ne Wap­pen­tie­re zu sehen, die zur Fami­lie Sid­ney gehö­ren, die das Anwe­sen seit 1552 bewohnt.

Schließ­lich errei­che ich das Haus. Die Bau­ar­bei­ten began­nen bereits 1341, als hier ein Land­sitz für den dama­li­gen Bür­ger­mei­ster von Lon­don errich­tet wur­de. Dann ging das Anwe­sen durch ver­schie­de­ne Hän­de, bis es schließ­lich 1152 Sir Wil­liam Sid­ney vom dama­li­gen König bekam. Im Jahr 1835 wur­de der dama­li­ge Besit­zer in den Stand des Barons erho­ben, erst seit 1956 trägt man den Titel des Vis­count de L’Isle.

Ich kann das Haus auf eige­ne Faust erkun­den, doch lei­der ist Foto­gra­fie­ren auch hier streng ver­bo­ten, obwohl die Räu­me, die zu sehen sind, nur noch muse­al genutzt wer­den. Der Palast ist aber wirk­lich beein­druckend und auf jeden Fall einen Besuch wert. Eini­ge Auf­nah­men sind auf der Home­page zu finden.

Auf dem Rück­weg zum Park­platz schla­ge ich eine ande­re Rou­te ein und kom­me so noch durch den Obstgarten.

Schließ­lich fah­re ich wei­ter in das klei­ne Ört­chen Bramber, wo sich das St. Marys Hou­se befin­det. Hier scheint fast die Zeit ste­hen­ge­blie­ben zu sein und man fühlt sich ein biss­chen wie ins 15. Jahr­hun­dert zurückversetzt.

Das Land, auf dem sich das Haus befin­det, ist sogar noch älter. Bereits 1125 wur­de es an die Tem­pel­rit­ter über­ge­ben. Das heu­ti­ge Haus wur­de dann 1470 von Wil­liam of Wayn­fle­te erbaut, der Bischof von Win­che­ster war. Er woll­te hier Pil­ger unter­brin­gen, die auf dem Weg zum Grab von St. Tho­mas of Can­ter­bu­ry waren.

Das Haus hat­te über die Jahr­hun­der­te vie­le Besit­zer und wur­de mehr­mals vor dem Abriss bewahrt, bis es 1984 vom Autor und Kom­po­ni­sten Peter Tho­ro­good gekauft wur­de. Er restau­rier­te das gesam­te Anwe­sen und öff­ne­te es auch für Besucher.

Lei­der darf ich auch hier nicht im Haus foto­gra­fie­ren, aber auf der Home­page sind wie­der eini­ge Ein­drücke zu finden.

Nach­dem ich das inter­es­san­te Haus besich­tigt habe, schaue ich mich noch im Gar­ten um. Ein Teil befin­det sich direkt hin­ter dem Haus.

Für die grö­ße­re Anla­ge muss ich einem klei­nen Pfad über einen Bach fol­gen. Hier schuf Peter Tho­ro­good ein klei­nes Para­dies, das man hin­ter dem alten Haus kaum vermutet.

Zutritt zu Haus und Gar­ten habe ich die­sem Fall übri­gens wie­der über mei­ne HHA Mit­glied­schaft bekommen.

Ganz in der Nähe des St. Marys Hou­se befin­den sich noch die Rui­nen von Bramber Cast­le, das heu­te von Eng­lish Heri­ta­ge unter­hal­ten wird, aber kosten­los zugäng­lich ist.

Ver­mut­lich wur­de die Anla­ge bereits 1070 als Erd­hü­gel­burg errich­tet und wur­de 1642 im eng­li­schen Bür­ger­krieg schwer beschä­digt. Seit­dem ist sie dem Ver­fall preis­ge­ge­ben und der auf­fäl­lig­ste Teil ist die rund zehn Meter hohe Wand des Torhauses.

Rund um die Rui­nen befin­det sich eine Park­an­la­ge, die auch vie­le Men­schen aus der Regi­on anzieht, die hier die Natur genie­ßen. An den Resten der Ring­mau­er gibt es auch klei­ne Wanderwege.

Neben den Rui­nen ent­decke ich noch die klei­ne St. Nico­las Kir­che, der ich noch einen Besuch abstat­te, bevor ich weiterfahre.

Zum Abschluss die­ser schö­nen Woche fah­re ich nun zurück nach Heath­row. Ich checke im Hil­ton Gar­den Inn ein und bekom­me wie­der ein tol­les Zim­mer mit Flug­ha­fen­blick. Nach­dem ich mein Gepäck aus­ge­la­den habe, gebe ich das Auto zurück und fah­re eine Sta­ti­on mit der U‑Bahn wie­der bis zum Hotel.

Von mei­nem Zim­mer habe ich dann wie­der den wahr­haft tol­len Blick auf den Flug­ha­fen Heath­row. So vie­le ver­schie­de­ne Flug­zeu­ge und Flug­ge­sell­schaf­ten gibt es in Euro­pa an kei­nem ande­ren Flug­ha­fen zu sehen.

Auf die­sem Bild ist im Vor­der­grund eine Con­cor­de zu sehen, die hier seit dem Ende der Über­schall­flug­zeu­ge geparkt ist, wäh­rend fast alle ande­ren Maschi­nen in Muse­en gelan­det sind.

Lang­sam wird es dun­kel drau­ßen und der Him­mel durch das Sonne- und Wolken-​Spiel in ein tol­les Licht getaucht.

Und dann zeigt sich die Son­ne doch noch, als glut­ro­ter Ball über Heath­row, bevor sie hin­ter dem Hori­zont verschwindet.

Nach­dem es dun­kel ist, gehe ich noch in das Restau­rant des Hil­ton Gar­den Inn, um zu Abend zu essen.

Spä­ter packe ich dann noch mei­ne Sachen, denn ich muss mor­gen sehr früh auf­ste­hen, um mei­nen Flug zu erwi­schen. Nor­ma­ler­wei­se neh­me ich ja lie­ber die Abend­flü­ge, doch die­ses Mal hat mei­ne Buchung einen beson­de­ren Grund.

Mei­len: 125
Wet­ter: 15–21 Grad, heiter
Hotel: Hil­ton Gar­den Inn Lon­don Heath­row Airport

zurück Inhalt weiter