Alpenglühen und Mozartkugeln – Österreich und Bayern

Tag 10: Don­ners­tag, 10. Sep­tem­ber 2020
End­spurt – Salz­burg nach Mün­chen, Teil 2

Nach einer kur­zen Ver­schnauf­pau­se zie­he ich noch­mals los, wie­der zurück zum Resi­denz­platz, denn ich habe mich dazu ent­schie­den, noch das Dom­quar­tier zu besu­chen. Im Dom­quar­tier befin­det sich die Salz­bur­ger Resi­denz, der Wohn­sitz der Fürst­erz­bi­schö­fe, der heu­te besich­tigt wer­den kann.

Die Bischö­fe von Salz­burg waren zunächst auch Äbte des Klo­sters St. Peter und wohn­ten dort. Kon­rad I. war der erste Bischof, der nicht mehr im beeng­ten Klo­ster leben woll­te und ver­leg­te sei­nen Wohn­sitz 1120 in die Stadt. Ab 1124 ließ er an genau die­ser Stel­le die ersten Tei­le der Resi­denz errich­ten. Die sah natür­lich damals noch nicht so aus wie heu­te, denn zum präch­ti­gen Palast ist das Gebäu­de erst durch diver­se Um- und Aus­bau­ten in den fol­gen­den Jahr­hun­der­ten geworden.

Durch die reich ver­zier­te Hof­zu­fahrt gelan­ge ich in den Innen­hof der Resi­denz. Die vier­flü­ge­li­ge Anla­ge umschließt die­sen voll­stän­dig und spä­ter wur­den noch zusätz­li­che Flü­gel nach außen ange­baut, die heu­te auch zu drei Sei­ten den Dom­platz umschlie­ßen und noch zwei wei­te­re Innen­hö­fe bil­den, die aber jeweils nichts ganz geschlos­sen sind.

Über ein brei­tes Trep­pen­haus gelan­ge ich nun in das zwei­te Ober­ge­schoss, wo sich die Prunk­räu­me der Resi­denz befin­den. Hier bezah­le ich mei­nen Ein­tritt und darf dann, aus­ge­stat­tet mit einem Audio­gui­de, losziehen.

Mein Rund­gang beginnt im Cara­bi­nie­ri­saal, der um 1600 errich­tet wur­de und der größ­te Raum der Resi­denz ist. Der Name des Saa­les geht auf die Leib­gar­de des Fürst­erz­bi­schofs zurück. Es ist der erste Raum, den Besu­cher betra­ten, wenn sie zu einer Audi­enz in die Resi­denz kamen.

Vom Cara­bi­nie­ri­saal gelan­ge ich in einen reich geschmück­ten Gang, der mich zu den wei­te­ren Räu­men führt.

Der näch­ste Raum, den ich betre­te, ist das Kon­fe­renz­zim­mer. Das heu­ti­ge Aus­se­hen erhiel­ten die Räu­me erst Ende des 18. Jahr­hun­derts nach einer Moder­ni­sie­rung des Pala­stes. Mobi­li­ar ist eben­falls kaum erhal­ten, denn nach der Säku­la­ri­sa­ti­on und dem Ende des Fürst­erz­bis­tums im Jahr 1803 stat­te­te das öster­rei­chi­sche Kai­ser­haus die Resi­denz mit Möbeln aus ihrem Bestand aus, die spä­ter wie­der ent­fernt wurden.

Wei­te­re Räu­me, die ich besu­che, sind das Schatullen- oder Schreib­ka­bi­nett, in dem wich­ti­ge Doku­men­te unter­zeich­net wurden …

… und das Schlaf­zim­mer der Fürsterzbischöfe.

Nach den Prunk­räu­men führt der Rund­gang auf eine offe­ne Ter­ras­se, die einen schö­nen Blick auf den Resi­denz­platz bie­tet und zum Ver­wei­len ein­lädt. In Coro­na­zei­ten ist das auch ein guter Ort zum Durch­at­men, denn hier darf die Mas­ke kurz abge­setzt werden.

Die Ter­ras­se ist auch Über­gang von der Resi­denz in den Dom. Und ich kann gleich mal ver­ra­ten, so bekommt man den Dom nur auf die­sem Rund­gang zu sehen.

Ich ste­he hier auf der Empo­re, auf der sich die West­or­gel befin­det. So habe ich einen beson­ders schö­nen und ganz ande­ren Blick in das Kirchenschiff.

Die Orgel selbst ist übri­gens nagel­neu und wur­de erst 2014 im Dom installiert.

Auch die Sei­ten­em­po­ren, die sich über den Kapel­len­gän­gen befin­den, sind von hier sehr schön zu sehen. Und dahin­ter befin­den sich wei­te­re Schät­ze, die ich auf mei­nem Rund­gang erkun­den kann.

Über dem süd­li­chen Kapel­len­gang ist das 1974 gegrün­de­te Dom­mu­se­um zu fin­den. Es zeigt Schät­ze aus der tau­send­jäh­ri­gen Geschich­te des Erz­bis­tums Salzburg.

Wei­ter­hin gelan­ge ich in die Gemäl­de­ga­le­rie, der ein­zi­ge Ort, wo ich nicht foto­gra­fie­ren darf, in das Muse­um St. Peter, das Schät­ze aus dem alten Klo­ster zeigt, und in die Kunst- und Wun­der­kam­mer. Erhal­te­ne Kunst- und Wun­der­kam­mern wie die­se gibt es in Euro­pa nur noch weni­ge, denn als sie aus der Mode kamen, wur­den die mei­sten abge­ris­sen. Die­se wur­de zwi­schen 1668 und 1670 ein­rich­tet. Gezeigt wer­den Samm­lun­gen von Natur­wis­sen­schaft, Tech­nik und Kunst aus der gan­zen Welt, viel­mals zu sehen sind auch sehr kurio­se Stücke. Die ursprüng­li­che Samm­lung ging jedoch mit der Auf­lö­sung des Fürst­erz­bis­tums 1803 ver­lo­ren. Die heu­ti­ge Aus­stel­lung wur­de 1974 eröff­net und zeigt Objek­te aus dem Kunst­han­del sowie Stücke aus der Erz­ab­tei St. Peter und ver­schie­de­ne pri­va­te Leih­ga­ben aus Privatbesitz.

Die­ser Besuch hat sich für mich wirk­lich noch gelohnt und so gehe ich sehr zufrie­den zurück in Rich­tung Hotel. Dabei kom­me ich wie­der über den Markt­platz, wo ein Pan­to­mi­me sei­ne Kunst zeigt.

Das letz­te Stück des Weges führt mich dann wie­der durch die Getrei­de­gas­se, wo inzwi­schen rich­tig viel los ist, denn die Geschäf­te sind geöff­net und Tou­ri­sten wie Ein­hei­mi­sche bum­meln durch die Fußgängerzone.

Ich aber habe vor allem eines, näm­lich Hun­ger. Und da ich noch Gut­ha­ben von mei­nem Hotel­kre­dit habe, den des zur Zim­mer­bu­chung dazu­gab, beschlie­ße ich im Hotel­re­stau­rant ein spä­tes Mit­tag­essen ein­zu­neh­men. Das geht heu­te auch auf der Ter­ras­se, die sich am Herbert-​von-​Karajan-​Platz befindet.

Jetzt wird es aber wirk­lich Zeit mei­ne Sachen zu packen. Ich hole mein Auto aus der Tief­ga­ra­ge im Mönchs­berg und ver­la­de mein Gepäck. Dann heißt es Abschied neh­men vom Gol­de­nen Hir­schen und von Salz­burg, aber auch von Öster­reich, denn ich muss heu­te noch nach Mün­chen zurück. Bevor es aber so weit ist, lege ich noch einen letz­ten Stopp in Obern­dorf ein.

In dem klei­nen Ort am Ufer der Salz­ach ist heu­te die Stille-​Nacht-​Kapelle zu fin­den. Sie wur­de auf dem Schutt­ke­gel der zuvor abge­ris­se­nen St. Niko­la Kir­che zwi­schen 1924 und 1936 erbaut.

In den zwei Sei­ten­fen­stern sind Franz Xaver Gru­ber, Kom­po­nist der Melo­die, sowie Josef Mohr, der Dich­ter des Tex­tes des wohl berühm­te­sten Weih­nachts­lie­des der Welt, zu sehen.

Die klei­ne Kapel­le wird beson­ders in der Advents­zeit besucht, ist aber das gan­ze Jahr über kosten­los begehbar.

Neben der Kapel­le erin­nert ein wei­te­res Reli­ef an Mohr und Gru­ber, deren Weih­nachts­lied am 24. Dezem­ber 1818 zum ersten Mal in der Kir­che St. Niko­la an genau die­ser Stel­le erklun­gen ist.

An die Kir­che selbst erin­nert aller­dings nur noch die­ser klei­ne Stein­hau­fen, denn sie wur­de um 1900 abge­ris­sen. Auf­ge­ge­ben wur­de die Kir­che, da der Ort an die­ser Stel­le zuvor mehr­mals von Hoch­was­ser über­flu­tet wur­de, nach­dem die Salz­ach um 1850 in Salz­burg begra­digt wurde.

Gegen­über der Kapel­le befin­det sich das Stille-​Nacht-​Museum, in dem mehr zu den Kom­po­ni­sten sowie zum Lied selbst zu erfah­ren ist, das inzwi­schen in vie­le Spra­chen über­setzt wur­de und über­all auf der Welt zur Weih­nachts­zeit erklingt.

Nach dem Muse­ums­be­such fol­ge ich noch einer klei­nen Gas­se bis zum Ufer der Salz­ach. Der Fluss bil­det hier die Gren­ze zwi­schen Öster­reich und Deutsch­land und über den Euro­pa­steg sind bei­de Län­der mit­ein­an­der ver­bun­den. Der Ort am ande­ren Ufer ist die klei­ne Gemein­de Lau­fen, die sich bereits ins Bay­ern befindet.

An der Ufer­stra­ße ent­decke ich eine klei­ne Kapel­le und die Sta­tue des hei­li­gen Nepo­muk, der Schutz­pa­tron der Fischer ist.

Ich lau­fe noch ein Stück am Ufer der Salz­ach ent­lang und genie­ße den Aus­blick auf Lau­fen im Abend­licht, bevor ich weiterfahre.

Auf dem Weg zur Gren­ze tan­ke ich noch ein­mal voll, denn in Öster­reich ist das Ben­zin bedeu­tend gün­sti­ger. Danach geht es recht zügig über die Gren­ze, von der man außer einem ver­las­se­nen Grenz­po­sten gar nichts mehr sieht. Und schon bin ich in Burg­hau­sen in Bay­ern gelandet.

Für die fan­ta­sti­sche Burg­an­la­ge in dem Städt­chen bleibt heu­te aller­dings kei­ne Zeit mehr, denn es ist schon frü­her Abend und alles ver­schlos­sen. So sehe ich die Burg nur im Vor­bei­fah­ren, bevor ich zur A94 fah­re, die mich zurück nach Mün­chen bringt.

Kilo­me­ter: 162
Wet­ter: hei­ter, 14–23 Grad
Hotel: Hil­ton Mün­chen Airport

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