The Best is yet to come – Unterwegs in Südengland


Tag 8: Frei­tag, 19. Mai 2017
Uni­que Places – Bri­stol nach Mil­ton Keynes

„When you lea­ve a beau­tiful place, you car­ry it with you whe­re­ver you go.” – Alex­an­dra Stoddard

Nach dem Früh­stück, dass im Hamp­ton inklu­si­ve ist, bela­de ich mein Auto und mache ich mich wie­der auf den Weg. Weit muss ich erst ein­mal nicht fah­ren, denn mei­ne ersten Zie­le lie­gen noch in Bri­stol. Zuerst fah­re ich zur Clif­ton Sus­pen­si­on Bridge, einer Hän­ge­brücke über den Fluss Avon, die heu­te das Wahr­zei­chen von Bri­stol ist. 

Zuerst fah­re ich über die Brücke, die auch heu­te noch für den Auto­ver­kehr frei­ge­ge­ben ist. Auf der Sei­te, von der ich kom­me, gibt es kei­ne Park­plät­ze in unmit­tel­ba­rer Nähe und so will ich mein Glück auf der ande­ren Sei­te versuchen.

Tat­säch­li­che fin­de ich nicht nur einen Park­platz direkt an der Stra­ße, son­dern es kommt auch noch die Son­ne her­aus. Das ist ja per­fekt und so mache ich mich zu Fuß auf den Weg zurück zur Brücke.

Vom Geh­weg aus schaue ich mir noch­mal die Maut­stel­le an, denn kosten­los ist die Fahrt über die Brücke nicht. Maut­häus­chen gibt es hier aber nicht mehr, son­dern nur einen Auto­ma­ten, in den man sein Geld ein­wirft. Dann geht die Schran­ke auf und man kann die Brücke passieren.

Die erste Idee für eine Brücke über die Schlucht des Avon gab es bereits im Jahr 1754. Wil­liam Vick, ein Wein­händ­ler aus der Stadt, hin­ter­ließ nach sei­nem Tod 1000 Pfund und bestimm­te in sei­nem Testa­ment, dass das Geld zum Brücken­bau genutzt wer­den soll­te, wenn es durch Zin­sen auf 10.000 Pfund ange­wach­sen ist. Rund 70 Jah­re spä­ter hat­te sich das Geld auf 8000 Pfund ange­häuft und es wur­de ent­schie­den, mit dem Brücken­bau zu begin­nen. Da eine Stein­brücke jedoch zu teu­er sein wür­de, ent­schloss man sich, eine eiser­ne Hän­ge­brücke zu bauen.

Ein erster Blick nach unten zeigt, wie hoch die Brücke über der Schlucht hängt. Die Autos auf der Schnell­stra­ße am Fluss wir­ken win­zig klein. Doch bevor es so weit war, dass man hier über die Brücke lau­fen konn­te, soll­te es län­ger dau­ern als gedacht, denn mit dem Ent­schluss zum Brücken­bau, war das Bau­werk noch lan­ge nicht fer­tig. Es gab einen ersten Wett­be­werb, doch der schei­ter­te, sodass ein zwei­ter aus­ge­schrie­ben wur­de. Gewon­nen wur­de er von Isam­bard King­dom Bru­nel, der auch als Pro­jekt­in­ge­nieur ein­ge­setzt wur­de und somit sei­nen ersten gro­ßen Auf­trag bekam.

Doch der erste Ver­such die Brücke im Jahr 1831 zu bau­en schei­ter­te an Auf­stän­den in Bri­stol, sodass das Pro­jekt erst 1836 fort­ge­setzt wer­den konn­te. 1843 wur­den schließ­lich die Roh­bau­ten der Tür­me fer­tig­ge­stellt, doch damit ging auch das Geld aus. 1851 wur­den dann die für die Brücke gefer­tig­ten Eisen­tei­le ver­kauft und damit die eben­falls von Bru­nel geplan­te Roy­al Albert Bridge ver­wen­det. 1859 ver­starb Bru­nel mit 53 Jah­ren und sah sei­ne Brücke somit nie fertiggestellt. 

1860 wur­de Bru­nels Hun­ger­ford Bridge über die Them­se abge­ris­sen und gab damit dem Bau der Clif­ton Bridge neu­en Schwung. Man kauf­te deren Hän­ge­ket­ten, um sie dann hier wie­der­zu­ver­wen­den. Das Design wur­de über­ar­bei­tet, denn die Brücke soll­te grö­ßer und stär­ker wer­den, damit sie für den dama­li­gen Ver­kehr aus­rei­chend war. 1862 wur­de end­lich wei­ter­ge­baut und am 8. Dezem­ber 1864 wur­de die Brücke eröff­net und ist seit­dem unun­ter­bro­chen in Betrieb.

Ich habe es inzwi­schen auch über die Brücke geschafft und habe die klei­nen Häus­chen am Brücken­kopf erreicht. Gleich dahin­ter gibt es ein klei­nes Muse­um zur Brücke, das ich besich­ti­gen möch­te. Hier wird die Geschich­te der Brücke erzählt, aber es sind auch vie­le Aus­stel­lungs­stücke zu sehen, die die Brücke als Wahr­zei­chen von Bri­stol zeigen.

Schließ­lich gehe ich zurück über die Brücke, um wie­der zu mei­nem Auto zu kom­men und zu mei­nem näch­sten Ziel auf­zu­bre­chen, das nur weni­ge Mei­len ent­fernt ist.

Kur­ze Zeit spä­ter errei­che ich schon den Park­platz von Tyn­tesfield, einem Her­ren­haus, das heu­te dem Natio­nal Trust gehört. Zuerst gehe ich zum Besu­cher­zen­trum, wo ich mei­nen Natio­nal Trust Pass vor­zei­ge und dar­auf­hin eine Ein­tritts­kar­te bekom­me. Die ist hier wie­der ein­mal etwas beson­de­res und erzählt ein Stück der Geschich­te die­ses Anwesens.

Erst ein­mal muss ich aller­dings zum Haus kom­men und das ist hier mal wie­der mit einem län­ge­ren Fuß­weg ver­bun­den. Nach kur­zer Zeit schon ste­he ich vor einem Zaun, durch den ein Tor führt. Auf Tei­len des Parks sind Scha­fe zu Hau­se und hier geht es über eine Wie­se, auf der die Tie­re in einer gro­ßen Her­de gra­sen. Der Weg, der hier hin­durch führt, ist dadurch, sagen wir mal, etwas mit Tret­mi­nen gepfla­stert und so wird das ein inter­es­san­ter Spaziergang. 

Tyn­tesfield ist ein Her­ren­haus im Vic­to­ri­an Gothic Revi­val Stil, das nach den Baro­nen von Tyn­te benannt ist, denen das Land hier seit 1500 gehör­te. Um 1830 wur­de dann das heu­ti­ge Haus erbaut und 1843 vom eng­li­schen Geschäfts­mann Wil­liam Gibbs gekauft. Gibbs mach­te sein Ver­mö­gen damit, Gua­no als Dün­ge­mit­tel zu ver­kau­fen. Gua­no ist nicht ande­res als Exkre­men­te von Vögeln und Fle­der­mäu­sen. Ab 1860 bau­te Gibbs das Haus um und erwei­ter­te es, im Jahr 1870 wur­de einen Kapel­le ange­baut. Die Fami­lie Gibbs bewohn­te das Haus bis ins Jahr 2001 als Richard Gibbs, 2. Baron Wrax­all starb. Um das Haus und Anwe­sen vor Inve­sto­ren zu ret­ten, kauf­te es der Natio­nal Trust, nach­dem man eine gro­ße und erfolg­rei­che Spen­den­ak­ti­on aus­ge­ru­fen hat­te. Seit 2002 ist es nun für Besu­cher geöff­net, obwohl die Restau­rie­rung immer noch fort­ge­setzt wird. Sobald etwas fer­tig­ge­stellt ist, wird es für Besu­cher geöffnet. 

Zuerst lau­fe ich ein biss­chen durch den Gar­ten um das Haus, denn momen­tan scheint die Son­ne und es ist ange­nehm warm. Im Gar­ten blü­hen unzäh­li­ge Rho­do­den­dron und die gan­ze Anla­ge ist wun­der­schön gepflegt.

Nach einem etwas grö­ße­ren Rund­weg durch den Gar­ten errei­che ich schließ­lich das Haus. Rechts neben dem Ein­gang steht die 1870 ange­bau­te Kapel­le, die ich zum Schluss des Rund­gangs auch von innen sehen werde.

Ich begin­ne mei­nen Rund­gang im Haus. Zu sehen sind auch hier die typi­schen Zim­mer, wie Biblio­thek, Dra­wing Room oder Ess­zim­mer. Ein­zig­ar­tig ist aller­dings, dass man in eini­gen Räu­men noch immer bei den Restau­rie­rungs­ar­bei­ten zuse­hen kann, denn die Besu­cher sol­len hier in den Pro­zess ein­ge­bun­den wer­den, das Haus wie­der zum Leben zu erwecken. Beson­ders bedeut­sam ist die wun­der­schö­ne Biblio­thek des Hau­ses. Hier ist eine kom­plet­te Gen­tle­mens Libra­ry aus der vik­to­ria­ni­schen Zeit erhal­ten geblieben.

Am Ende mei­nes Rund­gangs errei­che ich dann die Kapel­le, die der Sain­te Cha­pel­le in Paris nach­emp­fun­den ist. Die Kapel­le wur­de aller­dings nie geweiht, denn der Bischof von Bath und Wells befürch­te­te, dass sie bedeu­ten­der wer­den wür­de, als die Kir­che im Umland. Trotz­dem wur­den hier regel­mä­ßig Got­tes­dien­ste abgehalten.

Tyn­tesfield ist übri­gens noch heu­te von 61 Hekt­ar Land umge­ben, die der Natio­nal Trust zum Haus dazu bekam. Die­se sol­len auch so erhal­ten blei­ben, damit man ein Gefühl für das Anwe­sen bekommt. So gibt es nicht nur den Gar­ten rund um das Haus, son­dern auch Wäl­der, Fel­der und sogar ein klei­nes Säge­werk und eine Oran­ge­rie, die aber noch reno­viert wer­den muss. 

Ich gehe lang­sam zurück zum Auto und wer­fe noch einen letz­ten Blick auf Tyn­tesfield, bevor ich wie­der auf den Weg vor mir ach­ten muss, denn auch jetzt muss ich wie­der die Schafs­wie­se überqueren.

Schließ­lich ver­ab­schie­de ich mich von Tyn­tesfield und fah­re wei­ter. Mein näch­stes Ziel ist Sude­ley Cast­le, des­sen Wur­zeln bis in das 10. Jahr­hun­dert zurück rei­chen. Schon vom Park­platz aus sehe ich die ersten alten Gemäu­er, denn über die letz­ten 1000 Jah­re wur­de hier immer wie­der an- und umge­baut. War­um ein gro­ßer Teil der Anla­ge eine Rui­ne ist, das erfah­re ich aber erst wäh­rend mei­nes Rundgangs.

So gehe ich also ziel­stre­big auf das Schloss zu, in der Hand mei­nen HHA Pass, der mir mal wie­der der Ein­tritt sichert. Die­se Mit­glied­schaft ist wirk­lich toll und ich tra­ge dadurch auch noch dazu bei, die­se tol­len Bau­wer­ke zu erhalten.

Auf mei­nem Weg zum Ein­gang kom­me ich auch am Pri­vat­teil des Schlos­ses vor­bei. Hier wohnt noch heu­te die Fami­lie Dent, die Sude­ley Cast­le einst vor dem Ver­fall ret­te­te. Etwas doof fin­de ich aller­dings das Zelt mit dem Café, das passt irgend­wie so gar nicht zum alten Gemäuer.

Das Anwe­sen, auf dem Sude­ley Cast­le steht ist alt, sehr alt. Schon zu Zei­ten der Römer befan­den sich hier meh­re­re Land­gü­ter von denen zwei im 19. Jahr­hun­dert aus­ge­gra­ben wur­den. Eini­ge der restau­rier­ten Mosai­ke sind auf der Ter­ras­se zu bewundern.

Sehr gro­ße Bedeu­tung für den Ver­lauf der eng­li­schen Geschich­te haben auch die­se unschein­ba­ren Stei­ne. Sie stam­men von der Winch­com­be Abbey, wo der neue Ober­hir­te von König Hein­rich VIII., Tho­mas Crom­well, logier­te, wäh­rend der König selbst Sude­ley Cast­le besuch­te (dazu spä­ter mehr). In der Abtei sol­len die zwei zusam­men­ge­ses­sen und dar­über gespro­chen haben, wie man die Klö­ster dazu nut­zen könn­te, Geld für die Kro­ne zu sam­meln. Winch­com­be Abbey wur­de 798 von König Kenulf of Mer­cia als Non­nen­klo­ster gegrün­det und 965 las Bene­dik­ti­ner­klo­ster wie­der­ge­grün­det. Winch­com­be Abbey war eines der größ­ten und ein­fluss­reich­sten Klö­ster Englands. 

Die Baro­ne von Sude­ley, nach denen das Anwe­sen noch immer benannt ist, leb­ten aber nur bis 1469 hier. Ralph Bote­ler, der letz­ter Baron Sude­ley, der hier leb­te, ver­kauf­te das Anwe­sen an König Edward IV., war­um ist bis heu­te nicht end­gül­tig geklärt. Even­tu­ell war es eine Fol­ge der Rosen­krie­gen, bewie­sen ist das aber nicht. Jeden­falls ver­such­te die Fami­lie das Anwe­sen mehr­mals zurück­zu­be­kom­men, jedoch ohne Erfolg. So blieb Sude­ley Cast­le für lan­ge Zeit im Besitzt der Kro­ne, wenn auch mit wech­seln­den Besit­zern. Im Juli 1535 besuch­te sogar Hein­rich VIII. mit sei­ner dama­li­gen Frau Anne Boleyn das Schloss und Edward VI. schenk­te es 1547 sei­nem Onkel Tho­mas Sey­mor, der inzwi­schen mit der ehe­ma­li­gen Köni­gin Cathe­ri­ne Parr ver­hei­ra­tet war. Das Paar zog 1548 ein, doch schon im sel­ben Jahr ver­starb Cathe­ri­ne Parr und wur­de in der Kapel­le beer­digt. Doch dazu spä­ter mehr. 

Für Sude­ley bra­chen erst ein­mal wie­der unru­hi­ge Zei­ten an, denn Tho­mas Sey­mor wur­de 1549 wegen Hoch­ver­rats geköpft und auch die näch­sten Besit­zer blie­ben nicht lang. Schließ­lich gelang­te es in die Hän­de der Baro­ne von Chan­dos. Wäh­rend die­ser Zeit war Köni­gin Eliza­beth I. gleich drei Mal zu Gast. Das zeigt, wie wohl­ha­bend die Fami­lie war, denn so ein könig­li­cher Besuch hat mach ande­re Fami­lie schon in den Ruin getrieben. 

Wäh­rend des eng­li­schen Bür­ger­krie­ges war Sude­ley ein Stütz­punkt der Roya­li­sten, nach einer Bela­ge­rung an die Par­la­men­ta­ri­er über­ge­ben und schließ­lich zurück­er­obert. Ein zwei­ter Angriff der Par­la­men­ta­ri­er im Jahr 1644 beschä­dig­te das Gebäu­de schwer und schließ­lich wur­de es auch noch teil­wei­se geschleift. Baron Chan­dos kehr­te nie mehr zurück und Sude­ley Cast­le ver­sankt in der Bedeutungslosigkeit. 

Eini­ge Rui­nen und sogar Kriegs­schä­den durch die Kano­nen von Oli­ver Crom­wells Sol­da­ten sind noch heu­te an den Rui­nen im Park zu sehen.

Sude­ley ver­fiel trotz wech­seln­der Besit­zer immer mehr und nur noch ein klei­ner Teil hat­te im 18. Jahr­hun­dert ein Dach. Die Rui­ne wur­de zu einem belieb­ten Aus­flugs­ziel und eine Zeit lang gab es hier sogar ein Gast­haus. Auch König Geor­ge III. war in die­ser Zeit ein­mal hier zu Gast. Im Jahr 1812 ver­kauf­te Lord Rivers of Strat­field Saye das Anwe­sen schließ­lich an den spä­te­ren ersten Duke of Buck­ing­ham und Chan­dos, der es 1837 an die Brü­der John und Wil­liam Dent, rei­che Hand­schuh­ma­cher aus Worce­ster, wei­ter­ver­kauf­te. So lan­de­te Sude­ley Cast­le schließ­lich in der Fami­lie Dent, die das Anwe­sen lie­be­voll restau­rier­te und noch heu­te bewohnt. Lei­der darf ich wäh­rend mei­ner Besich­ti­gung der Innen­räu­me kei­ne Fotos machen.

Nach­dem ich mit mei­ner Besich­ti­gung der Aus­stel­lung und der Wohn­räu­me fer­tig bin, gehe ich in den tol­len Gar­ten. Rund um die Rui­nen der alten Gemäu­er wur­den ver­schie­de­ne Gar­ten­an­la­gen gestaltet.

Mit­ten im Gar­ten steht die Kapel­le von Sude­ley Cast­le. Um 1460 erbaut, war sie einst durch einen Gang mit dem Schloss ver­bun­den, der aber schon lan­ge nicht mehr exi­stiert. Das Kir­chen­in­ne­re stammt jedoch aus vik­to­ria­ni­scher Zeit, in der die Kir­che mit schwarz-​weißem Mar­mor aus­ge­stat­tet wurde.

Der inter­es­san­te­ste Ort aber ist wohl das 1859 gestal­te­te Grab­mal für Cathe­ri­ne Parr. Erst 1782 wur­de der Sarg der ein­sti­gen Köni­gin wie­der­ent­deckt, nach­dem er lan­ge als ver­schol­len galt, nach­dem Oli­ver Crom­wells Sol­da­ten im Bür­ger­krieg die Kapel­le ent­weih­ten und als Vieh­stall sowie Schlach­te­rei nutz­ten. Nach dem Fund des Sar­ges wur­de fest­ge­hal­ten, dass der Kör­per noch fast voll­stän­dig erhal­ten war. Er wur­de anschei­nend so gut ein­bal­sa­miert, dass die Lei­che nicht ver­west ist. Doch danach wur­de der Sarg immer wie­der geöff­net, was gro­ßen Scha­den anrich­te­te, sodass rund 35 Jah­re spä­ter nur noch ein klei­ner Hau­fen brau­ner Staub übrig war. Schließ­lich wur­de ihr zu Ehren ein neu­es Grab­mal erbaut. Sude­ley Cast­le ist somit das ein­zi­ge eng­li­sche Schloss in Pri­vat­be­sitz, auf dem eine eng­li­sche Köni­gin beer­digt ist. 

Gleich neben der Kapel­le schließt sich ein wei­te­rer schö­ner Gar­ten­teil an, den ich durch eine Art Tor­bo­gen, der mit einer Kro­ne ver­ziert ist, betre­te, der an den könig­li­chen Wohn­sitz erin­nern soll.

Auf dem Weg zurück zum Auto kom­me ich noch am ein­sti­gen Gate­hou­se vor­bei. Der drei­ge­schos­si­ge Tor­bau wur­de erst 1886 für Emma Dent errich­tet, ist die offi­zi­el­le Zufahrt zum Grund­stück und mein letz­tes Gebäu­de von Sude­ley Cast­le, das ich mir heu­te anschaue.

Über klei­ne, enge Stra­ßen und lieb­li­che eng­li­sche Land­schaft geht es für mich wei­ter nach Osten. Lei­der zieht sich dabei der Him­mel immer wei­ter zu und die Son­ne macht sich etwas rar. Spaß macht es mir immer wie­der, auf die­sen Neben­strecken unter­wegs zu sein. Woan­ders wür­de es mich wahr­schein­lich ner­ven, aber hier in Eng­land gehört das irgend­wie dazu. Aller­dings sind die mei­sten Auto­fah­rer auch ange­passt unter­wegs und man weicht sich ganz selbst­ver­ständ­lich aus.

Schließ­lich setzt sich die Son­ne doch wie­der etwas mehr durch, auch wenn am Hori­zont dunk­le Wol­ken hän­gen. Als ich auf den Park­platz mei­nes näch­sten Ziels fah­re, habe ich zumin­dest wie­der Hoff­nung geschöpft, dass es trocken bleibt, denn auch hier ist der Park­platz etwas wei­ter ent­fernt. Zuerst geht es die­se asphal­tier­te Zufahrt hin­un­ter, bevor ich zum Ein­gang des Gar­tens von Sezin­cote kom­me, wo ich mei­nen HHA Pass vor­zei­ge und danach Ein­tritt erhalte.

Schon beim Gang durch den Gar­ten kann ich erah­nen, was mich erwar­tet. Der ehe­ma­li­ge Haus­herr war sehr geprägt durch sei­nen Auf­ent­halt in Indi­en und das spie­gelt sich über­all auf dem Anwe­sen wie­der. So gibt es im Park hei­li­ge Kühe, Schlan­gen und vie­le ande­re klei­ne Akzen­te der indi­schen Kultur.

Schließ­lich errei­che ich das Haus und da fühlt man sich beim ersten Anblick schon ein biss­chen wie in Indi­en. Das ist auch so gewollt, denn Sezin­cote ist im soge­nann­ten Neo-​Mughal Stil erbaut wor­den. Gekauft wur­de das Anwe­sen 1795 von John Cocke­rell, der im Dienst der East India Com­pa­ny stand. Nach sei­nem Tod, nur drei Jah­re spä­ter, erb­te sein jün­ge­rer Bru­der Sir Charles Cocke­rell, der wie­der­um sei­nen Bru­der, den Archi­tek­ten Samu­el Pepys Cocke­rell, mit dem Haus­bau beauf­trag­te. Her­aus­ge­kom­men ist dabei die­ses unge­wöhn­li­che Haus, das ich auf einer geführ­ten Tour besich­ti­gen kann. Das Haus erzählt fas­zi­nie­ren­de Geschich­te, so auch die vom Besuch des Prin­ce Regent im Jahr 1807, der in einem Gemäl­de fest­ge­hal­ten wur­de. Die­ser war so begei­stert von Sezin­cote, dass er dar­auf­hin sei­ne Plä­ne für den Rpy­al Pavil­li­on in Brigh­ton ändern und ihn auch im indi­schen Stil bau­en ließ.

Vor der Tür ent­decke ich die­sen Old­ti­mer, der innen so rich­tig indisch aus­ge­stat­tet ist. Alles, wirk­lich alles, ist mit indi­schen Stof­fen über­zo­gen, vom Lenk­rad über Sit­ze bis hin zum Armaturenbrett.

Durch einen Sei­ten­ein­gang wer­de ich nach dem Rund­gang durch das Haus schließ­lich wie­der in den Gar­ten geführt, wo inzwi­schen rich­tig schön die Son­ne scheint. So besu­che ich auch die mit dem Haus ver­bun­de­ne Oran­ge­rie, in der sich heu­te ein Café befindet.

Auch im tol­len Gar­ten schaue ich mich noch ein wenig mehr um.  Auch wenn im Hin­ter­grund die dunk­len Wol­ken hän­gen, so ist hier doch immer noch son­nig und ange­nehm warm. Über­haupt schei­ne ich mit dem Wet­ter doch recht viel Glück zu haben, denn es reg­net meist nur zum Abend. 

Kaum sit­ze ich im Auto, fal­len dann aber doch die ersten Regen­trop­fen. Und es wer­den immer mehr, sodass es bald kräf­tig zu reg­nen beginnt. Das hat ja bis­her wun­der­bar geklappt, nur mein letz­ter Stopp wird wohl ins Was­ser fal­len oder doch nicht? Ich will es zumin­dest ver­su­chen, da die Roll­right Stones sowie­so auf der Strecke lie­gen. Dank GPS Koor­di­na­ten fin­de ich die rich­ti­ge Park­bucht an der Land­stra­ße sofort, ohne die Daten wäre ich wahr­schein­lich erst ein­mal vor­bei­ge­fah­ren, denn das klei­ne Hin­weis­schild ist bei Fah­ren nicht zu sehen. Ich hal­te an und es beginnt wie aus Kan­nen zu schüt­ten. zwei Paa­re, deren Autos hier stan­den, flit­zen zu ihren Wagen zurück und fah­ren zügig wei­ter. Ich aber war­te noch ein wenig ab. Und tat­säch­lich lässt der Regen ein paar Minu­ten spä­ter nach, so ver­su­che ich mein Glück. Ich fol­ge dem klei­nen Pfad, der durch ein Wald­stück neben der Park­bucht führt und lan­de an einem Weg­we­sen. Anschei­nend gibt es hier meh­re­re Orte zu sehen, ich aber hal­te mich an den Weg zum King’s Men Cir­cle, denn lan­ge wird es sicher nicht trocken bleiben.

Nur weni­ge Meter wei­ter ent­decke ich den Stein­kreis dann auf einer Lich­tung. Die Roll­right Stones bestehen eigent­lich aus drei Monu­men­ten, dem King’s Men Cic­le, vor dem ich gera­de ste­he, der Whis­pe­ring Knights Begräb­nis­kam­mer sowie dem Kings Stone. Alle Stein­mo­nu­men­te stam­men aus der Zeit 3500–1500 v. Christus.

Der Stein­kreis King’s Men Cir­cle war ein Ver­samm­lungs­platz für Men­schen in der Jung­stein­zeit vor rund 4500 Jah­ren. Er wur­de aus Kalk­stei­nen erbaut, die im Umkreis von 500 Metern zu fin­den waren. Die Stei­ne form­ten einst einen geschlos­se­nen Kreis, in den man durch einen Ein­gang zwi­schen den zwei höch­sten Stei­nen gelangte.

Über die Jahr­hun­der­te fie­len eini­ge Stei­ne um und im Jahr 1882 muss­ten schließ­lich unge­fähr ein Drit­tel der Stei­ne wie­der auf­ge­rich­tet wer­den, damit der Stein­kreis noch zu erken­nen war. Heu­te wird das Gelän­de vom Roll­right Trust gepflegt. 

Der Name King’s Men Cir­cle beruht aller­dings auf einer Legen­de. Die­se besagt, dass eine Hexe einen König und sei­ne Män­ner in Stein ver­wan­del­te. Wei­ter­hin besagt die Legen­de, dass man die Stei­ne nicht zäh­len kön­ne. Wer es schafft, drei Mal auf die­sel­be Zahl zu kom­men, dem wür­de laut Erzäh­lung jeder Wunsch erfüllt werden.

Nach­dem ich ein paar Fotos gemacht habe, beginnt es bereits wie­der zu tröp­feln, sodass ich schnell zum Auto zurück­keh­re. Die wei­te­re Fahrt ver­läuft dann recht unspek­ta­ku­lär und ich lan­de schließ­lich am Dou­ble­tree Hotel in Mil­ton Keynes, wo ich eine rie­si­ge Suite als Hil­ton Dia­mond Upgrade bekom­me. Für Abend­essen ist auch gesorgt, denn neben dem Hotel gibt es gleich eine gan­ze Rei­he von Restau­rants, sodass ich eher die Qual der Wahl habe.

Ich ent­schei­de mich schließ­lich für das Bel­la Ita­lia, wo ich die äußerst lecke­re Lamm­keu­le bestel­le, die ich hier fast immer esse, Mit einem Online Cou­pon spa­re ich auch noch 30 Pro­zent der Rech­nung, sodass das Abend­essen auch noch recht gün­stig aus­fällt und ich mir so auch noch ein Des­sert gönne.

Als ich zurück zum Hotel lau­fe, ver­fin­stert sich der Him­mel immer mehr. Da wird es wohl heu­te Nacht noch ordent­lich reg­nen. Nun ist es mir egal, solan­ge es mor­gen wie­der trocken ist. 


Mei­len: 120
Wet­ter: hei­ter, spä­ter bedeckt mit Schau­ern, 11–18 Grad
Hotel: Dou­ble­tree by Hil­ton Mil­ton Keynes

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