Tag 6: Samstag, 04. September 2021
Garden Time – Naxxar und Mosta
„I’m in love with cities I’ve never been to and people I’ve never met.” – John Green
Heute Morgen lässt uns das Wetter im Stich. Es ist bedeckt und so trödeln wir etwas herum, bevor wir zum Frühstück in der Lounge gehen. Anschließend beschließen wir erst einmal im Hotel zu bleiben und uns ein wenig an den Pool zu setzen. Es ist zwar nicht sonnig, aber kalt ist es deswegen nicht.
Während wir so in unseren Liegestühlen sitzen, paddelt dieser Herr vorbei, der seinen Kindl anscheinend nicht mal im Pool weglegen kann.
Im Laufe des Vormittags wird der Himmel immer dunkler und plötzlich öffnet er seine Schleusen. Der Regen ist dann aber doch etwas unangenehm, da er unerwartet kalt ist. Und so packen wir schnell unsere Sachen und sprinten zurück ins Hotel.
Das war auch eine gute Idee, denn ziemlich bald schüttet es wie aus Kannen und so bleiben wir im Hotel, denn in solchem Wetter machen Erkundungen einfach keinen Spaß.
Genauso schnell wie das Unwetter aufgezogen ist, ist es dann aber auch schon wieder vorbei und kurz nach dem Mittag kommt dann auch wieder die Sonne zum Vorschein.
So beschließen wir dann doch noch etwas zu unternehmen. In der Tiefgarage zeigt sich dann dasselbe Bild wie auf dem Parkplatz tags zuvor, eine ganze Reihe weißer Kleinwagen, die alle von Hotelgästen genutzt werden.
Wir fahren heute nach Naxxar, rund zehn Kilometer nordwestlich von Valletta. Woher der Name der Stadt mit ihren heute rund 15.000 Einwohnern stammt, ist nicht abschließend geklärt. Er könnte sowohl aus dem Arabischen als auch dem Christentum stammen. Im Stadtzentrum sind die Häuser festlich geschmückt, denn in wenigen Tagen wird auf Malta der „Tag des Sieges” gefeiert, der ein gesetzlicher Feiertag auf den Inseln ist und an die Befreiung von verschiedenen Belagerungen erinnert.
Direkt gegenüber des Palazzo Vittoria finden wir einen Parkplatz. Das Gebäude war einst die Residenz des Marquis Bugeja und beherbergt heute den Peace Band Club.
Auf einem Platz im Stadtzentrum steht die zwischen 1614 und 1630 erbaute römisch-katholische Pfarrkirche, die in Form eines lateinischen Kreuzes gestaltet wurde.
Gleich gegenüber der Kirche befindet sich der Palazzo Parisio. Der Name geht auf Paolo Parisio zurück, der hier 1733 ein kleines Jagdschloss erbauen ließ. Später hatte das Gebäude verschiedene Eigentümer, bevor es 1898 vom Marquis Scicluna erworben wurde.
Der Marquis startete umfangreiche Umbauarbeiten, die von 1900 bis 1907 andauerten und das Gebäude in den Palast verwandelten, der heute in Teilen für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Die Ausstattung wurde dabei von italienischen Baumeistern im sizilianischen Barock ausgeführt.
Gegen Eintritt ist der Palast zu besichtigen, man kann wählen, ob man das gesamte Gebäude anschauen oder nur den Garten besuchen möchte. Ich entscheide mich für den gesamten Palast, denn ich möchte natürlich auch einen Blick in das Innere werfen.
Die Prunkräume sind im ersten Obergeschoss zu finden, im Erdgeschoss befinden sich Eventräume, die für Hochzeiten und andere Veranstaltungen vermietet werden. Auch Spielfilme, wie die Neufassung des Grafen von Monte Christo (2202), oder Musikvideos wurden hier schon produziert.
An den Flur im ersten Obergeschoss schließt sich eine Terrasse an, die den Garten überblickt und mir so schon einen ersten Eindruck vom Grundstück vermittelt. Den Garten werde ich mir später anschauen, während C. hier schon unterwegs ist, da sie sich lediglich für ein Gartenticket entschieden hat.
Den ersten Raum, den ich betrete, ist der Sala Lombarda oder auch Roter Salon genannt. Gestaltet wurde das Zimmer im norditalienischen Stil der Lombardei. Die Gemälde haben keine direkte Verbindung zur Familie, sondern spiegeln den Geschmack der damaligen Zeit wider.
Das Speisezimmer ist ein weiterer elegant gestalteter Raum, der das Thema Pompeji aufgreift, da zur damaligen Zeit einige wichtige Entdeckungen in der Stadt gemacht wurden. Die lange Tafel ist für ein opulentes Mahl mit teurem Porzellan und Silberbesteck eingedeckt.
Weiter geht es durch einige der Privaträume der Familie Scicluna, die 1906 in den fast fertiggestellten Palast einzog. Leider hatte der Marquis nicht lange Freude an seinem neuen Domizil, denn er verstarb bereits im Jahr darauf. Seither hat die Familie nicht mehr dauerhaft im Palazzo gelebt.
Opulent ausgestattet ist auch das Schlafzimmer des Marquis und seiner Gattin. Das Bett ist im viktorianischen Stil gestaltet und das Design wird in den Vorhängen wieder aufgegriffen.
Zum Palast gehört eine eigene Kapelle, was auf Malta sehr selten war, denn nur wenigen Familien war dieses Privileg gestattet worden. Die wertvollsten Stücke kamen durch die Familie der Marchesa in den Palast und stammen aus dem 16. Jahrhundert. Dazu zählt der reich verzierte Altar, der einst dem spanischen Grand Master Nicolas Cotoner gehörte.
Besonders interessant ist der Arbeitsraum des Marquis, denn hier ist nicht nur die reiche Ausstattung des Palastes zu sehen, sondern auch viele Dokumente aus dem Leben der Familie. Marchesa Corinna Abela Pulis engagierte sich sehr stark sozial, war aber auch in den Kreisen der britischen Royals unterwegs. So sind die Einladung zur Krönung von George VI. sowie über die Reise nach London zu sehen.
Der letzte der Wohnräume, den ich anschaue, ist das Musikzimmer. Das Zimmer befindet sich gleich neben dem Ballsaal und war darauf angelegt, dass sich die Damen während eines Balls für kurze Zeit zurückziehen konnten.
Der Ballsaal ist der größte Raum im Obergeschoss und opulent ausgestattet. Viel Gold und reiche Verzierungen, dazu riesige Kronleuchter – es ist eine gelungene Hommage an den Spiegelsaal in Versailles.
Zurück im Treppenhaus mache ich mich auf den Weg in den Garten. Nicht jedoch ohne noch einmal die großartige Ausstattung zu bewundern.
Zum Palast gehörte einst ein riesiger Garten, der leider im Laufe der Zeit verkleinert wurde. Die verbleibende Anlage ist jedoch noch immer sehr schön gestaltet, ganz im Stil des italienischen Palastes.
Gleich an das Haus angeschlossen ist die Orangerie, die bereits 1733 vom Grand Master de Vilhena, der Erbauer des Jagdschlosses war, angelegt wurde. Einst wurden hier Orangen- und Zitronenbäume gezüchtet, um den Palast mit frischen Früchten zu versorgen, heute ist hier eine Sammlung tropischer Pflanzen zu finden.
Aus dem kleinen ummauerten Garten, der sich direkt an das Haus anschließt, folge ich dem Weg weiter in die restliche Gartenanlage, wo ich auch C. wiedertreffe. Zusammen schlendern wir noch ein wenig durch die tropische Pflanzenwelt.
Nach dieser schönen und ausführlichen Besichtigung machen wir uns nun auf den Weg in das benachbarte Mosta. Die größte Attraktion des Ortes ist der Mosta Dome, auch als Rotunde von Mosta bekannt. Bereits Anfang des 17. Jahrhunderts stand hier eine kleine katholische Kirche, als jedoch die Bevölkerung des Ortes immer mehr anwuchs, wurde das Gotteshaus zu klein. Im Jahr 1830 wurde schließlich ein Neubau beschlossen und Architekt Giorgio Grognet de Vassé stellte einen Entwurf im Stil des Pantheons in Rom vor. Dieser Entwurf wurde auch genehmigt und 1833 mit dem Bau begonnen.
Fertiggestellt wurde der imposante Bau schließlich erst 1860 und während der Bauarbeiten blieb die alte Kirche noch bestehen und der neue Dom wurde drumherum gebaut. Erst dann wurde die alte Kirche, die zuvor unter dem Dom stand, abgebaut.
Der Innenraum des Mosta Dom ist ganz in Blau, Weiß und Gold gehalten und alle Gemälde stammen von maltesischen Künstlern. Das Hauptbild über dem Altar stellt Maria Himmelfahrt dar und stammt aus der kleineren Vorgängerkirche. Es wurde für den neuen Platz 1860 durch den Künstler Salvatore Barbara angepasst.
In einer Ecke des Doms ist eine Kopie einer deutschen Weltkriegsbombe zu sehen, die im Zweiten Weltkrieg durch die Kuppel einschlug. Die Bombe explodierte allerdings nicht und so wurde dies als Wunder angesehen, da auch die rund dreihundert Menschen in der Kirche verschont blieben.
Die Kuppel soll der viertgrößte freitragende Dom der Welt nach der Kuppel des Petersdom, der Kathedrale von Florenz und des römischen Pantheons sein. Der Innendurchmesser beträgt fast 36 Meter und an der höchsten Stelle ist er rund 56 Meter hoch.
Unser letztes Ziel des heutigen Tages sind der Palast und die Gärten von San Anton. Die Gartenanlage ist bereits seit 1882 für die Öffentlichkeit geöffnet und kostenlos zugänglich.
Wir finden die Anlage während unseres Rundgangs allerdings nicht allzu schön, vielleicht sind wir auch von unserem vorherigen Besuch im Palazzo Parisio verwöhnt. Jedenfalls scheint sie Anlage nicht sonderlich gepflegt und wir hätten uns irgendwie mehr erwartet.
Herzstück der Anlage ist der Palast selbst, der allerdings nicht besichtigt werden kann, da er heute Sitz des Präsidenten ist, nachdem hier während der Kolonialzeit der britische Gouverneur residierte. Erbaut wurde das Gebäude allerdings bereits zwischen 1623 und 1636 als Sommerresidenz für den Großmeister Antoine de Paule.
Nach diesem letzten Rundgang geht es für uns zurück ins Hilton Hotel, wo wir passend zur abendlichen Cocktailstunde zurückkommen. So begeben wir uns gleich in die Lounge und genießen hier noch den tollen Ausblick auf die Hotelanlage.
Kilometer: 35
Wetter: sonnig, 24 bis 29 Grad
Hotel: Hilton Hotel Malta