Tag 13 und 14: Samstag, 08. Januar 2022 bis Sonntag, 09. Januar 2022
I left my heart in San Francisco – San Francisco und Rückflug – Teil 1
“San Francisco has only one drawback – ’tis hard to leave.” – Rudyard Kipling
Am Ende dieser ungewöhnlichen Reise geht es für mich noch einmal zurück nach San Francisco. Bevor ich mich endgültig von den USA verabschieden muss, habe ich noch etwas Zeit für weitere Erkundungen. Zuerst aber beziehe ich mein Hotel für die letzte Nacht dieser Reise. Noch einmal habe ich mir einen Wunsch erfüllt, denn auch im Westin St. Francis will ich schon sehr lange einmal übernachten. Direkt vor dem Hotel befindet sich auch eine Station der berühmten Cable Cars.
Heute lasse ich die historischen Bahnen aber allein über die Hügel von San Francisco rattern und mache mich stattdessen zu Fuß auf den Weg. Unterwegs entdecke ich immer mal wieder interessante kleine Dinge wie diesen Nachbau der Titanic aus Legosteinen.
Ich folge der Mason Street, genau wie die Cable Cars. Die Straße ist in großen Teilen gesäumt von historischen Gebäuden, die größtenteils nach dem schweren Erdbeben von 1906 entstanden sind.
Mein erstes Ziel ist der Nob Hill, ein Viertel, das seit Generationen das Zuhause vieler vermögender Familien ist. Besonders aufgrund der Lage und der schönen Aussicht wurden hier schnell Villen errichtet. Von den herrschaftlichen Häusern ist heute kaum noch etwas vorhanden, denn auch sie wurden beim großen Erdbeben vollständig zerstört. Auf den Grundmauern wurden die heutigen Hotels und Apartmenthäuser erbaut.
Eine der Villen auf dem Nob Hill gehörte Mark Hopkins, einem der Gründer der Central Pacific Railroad. Fertiggestellt wurde das Haus 1878, kurz nach dem Tod von Hopkins durch seine Witwe. Das Haus überlebte das Erdbeben, wurde aber beim anschließenden dreitägigen Feuer zerstört.
Investor George D. Smith kaufte das Grundstück später und ließ hier ein Luxushotel mit neunzehn Stockwerken errichten. Am 4. Dezember 1926 wurde das Mark Hopkins Hotel eröffnet. In späteren Jahren wechselten zwar mehrmals die Besitzer, der Name blieb jedoch. Seit 1973 wird das Hotel unter der Marke Intercontinental Hotels betrieben und gehört noch heute zu den Luxushotels in San Francisco.
Schräg gegenüber steht die einzige Villa, die heute noch existiert, ist das 1886 erbaute James C. Flood Mansion. Es war das erste Brownstone Gebäude westlich des Mississippi und das einzige Gebäude, das sowohl das Erdbeben als auch die Feuer überlebte. Später wurde die Ruine an den Pacific-Union-Club verkauft, der das Haus zunächst abreißen wollte, sich aber dann doch für den Wiederaufbau entschied. Der Club ist noch heute Eigentümer der Villa.
Das dritte interessante Gebäude auf dem Nob Hill ist das Fairmont Hotel. Erbaut wurde das Hotel noch vor dem 1906 Erdbeben für die beiden Erbinnen Theresa Fair Oelrichs and Virginia Fair Vanderbilt, die das Hotel nach ihrem Vater, dem Minenbesitzer und US-Senator James Graham Fair.
Das Hotel stand kurz vor der Eröffnung, als das Erdbeben und die Feuer die Stadt heimsuchten. Daraufhin wurde die Eröffnung um ein Jahr verschoben, denn vor allem die Inneneinrichtung wurde stark beschädigt. Seit 1907 hat das Hotel geöffnet und viele berühmte Persönlichkeiten gingen hier schon ein und aus. Auch in Filmen und Fernsehserien war das Hotel immer wieder zu sehen. Das Fairmont auf dem Nob Hill ist übrigens das originale Fairmont Hotel, aus dem die Fairmont Hotelkette entstanden ist.
Vor dem Hotel steht seit 2016 eine Statue des Sängers Tony Bennett, der 1961 im Venetian Room des Hotels erstmalig das Lied „I Left My Heart in San Francisco” gesungen hat.
In weiteren Gebäuden auf dem Nob Hill sind heute vor allem teure Eigentumswohnungen zu finden, sodass die Häuser nur von außen besichtigt werden können.
Als ich den Nob Hill überquert habe, habe ich eine schöne Aussicht bis zur Bucht. Dieser Ausblick begleitet mich nun eine Weile, während ich der Mason Street weiter folge.
Ein Stück den Hügel runter erreiche ich dieses Backsteingebäude, das Ferries und Cliff House Railway Co. Gebäude, das 1887 erbaut wurde und einer der originalen acht Cable Car Betreibergesellschaften gehörte. Noch heute ist es übrigens nicht nur Museum, sondern von hier werden noch heute die Cable Cars betrieben. Aber dazu später mehr. Das Gebäude selbst überlebte das Erdbeben von 1906, nur der Schornstein wurde erheblich beschädigt, anschließend wieder aufgebaut, um kurze Zeit später außer Betrieb zu gehen, denn inzwischen wurden die Cable Cars von Dampf auf Elektrizität umgestellt.
Das Cable Car Museum ist Teil eines Komplexes, der das Antriebshaus sowie Hangars für die Cable Cars umfasst. Gegründet wurde es 1974, um einen Einblick in die Geschichte der beliebten Bahnen zu geben. Der Eintritt ist übrigens kostenlos, was den Besuch nochmals attraktiver macht.
Im Museum zu sehen sind viele Stücke rund um die Cable Cars. So gibt es unzählige historische Fotografien, die Technik wird erklärt, aber auch historische Wagons gibt es zu entdecken.
Interessant ist aber auch, dass in dem Gebäude eben nicht nur das Museum zu finden ist. So befindet sich auf der unteren Etage eine große Werkstatt, in der Reparaturen für die Cable Cars ausgeführt werden. Diese Werkstatt kann von einer Galerie aus angeschaut werden.
Noch interessanter als die Werkstatt ist aber wohl dieser Bereich, das Power House. Über diese großen Räder verlaufen die Kabel, mit deren Hilfe sich die Cable Cars fortbewegen. Schilder erklären, welche Räder zu welcher Linie gehören.
Im hinteren Teil der Ausstellungshalle stehen die ältesten Cable Cars, die heute noch erhalten sind. Die Sutter Street Railway war eine weitere der acht Betreiberfimen und wurde bereits 1866 eröffnet. Damals wurden die Wagen zunächst von Pferden gezogen, bevor zunächst auf Dampf umgestellt wurde.
Ebenfalls zur Sutter Street Line gehörte dieser Wagen, der den heutigen Cable Cars schon ähnlicher sieht, aber auch mehr als hundert Jahre alt ist.
Nach diesem interessanten Besuch setze ich meinen Spaziergang auf der Mason Street fort. Und auf der Straße rattert auch gleich ein Cable Car vorbei. Nach meinem Besuch im Museum weiß ich nun auch, dass die Kabel, die die Wagen ziehen, alle genau hier zusammenlaufen und von hier auch angetrieben werden.
Während ich weiter in Richtung Norden laufe, habe ich ab und zu auch schöne Ausblicke, wenn ich in die Seitenstraßen nach rechts blicke. Hier ist sogar ein Teil der Oakland Bay Bridge zu sehen.
Ein Stück weiter stoße ich auf die über hundert Jahre alte North Beach Church, die allerdings inzwischen kein Gotteshaus mehr ist. Im Jahr 2016 wurde sie von Investoren aus der Technologiebranche gekauft, die hier eine Art Konferenzzentrum für führende Köpfe aus der Technologiebranche eröffnet haben.
Ein Stück weiter überquere ich die Vallejo Street, die den Blick auf den kleinen Ina Coolbrith Park freigibt. Diese grüne Oase auf dem Russian Hill ist ein Rückzugsort vom Trubel der Großstadt, bietet aber auch schöne Ausblicke auf selbige.
Mich aber zieht es weiter zum Washington Square, wo sich die Saints Peter and Pool Church befindet. Die katholische Kirche wird auch als Kathedrale des Westens bezeichnet, ist im offiziellen Sinne allerdings nur eine Kirche. Ein erstes Gotteshaus wurde an dieser Stelle bereits 1884 erbaut, allerdings beim großen Erdbeben 1906 zerstört. Der heutige Bau wurde 1924 vollendet.
Die Kirche, die heute sowohl die italienische als auch die chinesische Gemeinde betreut, hat eine recht bewegte Geschichte hinter sich. Kurz nach ihrer Fertigstellung verübten Anarchisten 1926/27 mehrere Bombenanschläge und versuchen auch die Kirche zu zerstören. Sie wurden schließlich von der Polizei erschossen.
Wie schon das Rathaus hat übrigens auch diese Kirche eine Verbindung zu Marilyn Monroe und Joe DiMaggio. Der katholische DiMaggio heiratete seine erste Frau in der Kirche und da diese Ehe nie annulliert wurde, konnte er Marilyn Monroe nur standesamtlich heiraten. Das hielt die beiden aber nicht davon ab, auf den Stufen der Kirche Hochzeitsfotos zu machen.
Ebenfalls zu sehen war die Kirche in so manchem Hollywoodfilm, darunter, Dirty Harry, Sister Act 2 oder The Bachelor.
Ich folge nun wieder weiter den Straßen durch die Stadt. Dabei habe ich nur ein Ziel, irgendwann am Wasser anzukommen. So führt mich der Weg auch durch Wohngebiete, deren Straßen teilweise so steil sind, dass die Bürgersteige aus Treppen bestehen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, welche Herausforderung allein das Parken ist, denn während man eine Tür mit voller Kraft aufdrücken muss, wird einem die anderen, wenn man nicht aufpasst, regelrecht aus der Hand gerissen.
Einen kurzen Blick kann ich noch auf den Coit Tower erhaschen, der in Form einer Feuerwehrspritze errichtet wurde und an den Einsatz der mutigen Feuerwehrleute bei den Bränden nach dem Erdbeben 1906 erinnern soll.
Bei einem Sparziergang durch die Stadt darf natürlich auch ein Stopp an der Lombard Street, der wohl krummsten Straße der Welt, nicht fehlen. Die Lombard Street durchzieht eigentlich große Teile der Stadt, doch weltberühmt ist nur dieser eine Block, wo die Straße in acht scharfen Kurven geführt wird.
Während ich weiterlaufe, habe ich nun auch wieder mein Ziel vor Augen, die Bucht von San Francisco. Im Hintergrund sind die Inseln Alcatraz und Angel Island zu sehen.
Das letzte Stück folge ich der Hyde Street, die hier in der Nähe des Wassers wieder recht flach verläuft und auf der ebenfalls eine Cable Car Linie verläuft.
Die Beach Street ist in diesem Teil der Stadt die letzte Querstraße vor dem Wasser und von hier habe ich einen schönen Blick auf die Ghirardelli Schokoladenwelt. Ghirardelli wurde 1852 von Domingo Ghirardelli in Stockton, Kalifornien gegründet und ist die zweitälteste Schokoladenfabrik der USA. Inzwischen ist die Firma allerdings nicht mehr unabhängig, sondern gehört seit 1998 zu Lindt & Sprüngli aus der Schweiz.
Nur ein paar Schritte weiter bin ich am Ziel und blicke auf das Wasser sowie die Balchlutha. Das Segelschiff wurde 1886 in Schottland gebaut und gehört heute zum San Francisco Maritime National Historical Park.
Der letzte Blick aber gehört dem Golden gate und der gleichnamigen Brücke, dem Symbol von San Francisco, die ich auch schon viele Male überquert habe.
Anschließend geht es für mich zurück zum Union Square, jetzt aber mit der Straßenbahn, den nochmal möchte ich den Weg nicht zu Fuß laufen.