The Best is yet to come – Unterwegs in Südengland


Tag 4: Mon­tag, 15. Mai 2017
Depres­sing – New­quay nach Penzance

„The best thing one can do when it’s rai­ning is to let it rain.” – Hen­ry Wads­worth Longfellow

Der von den Wet­ter­frö­schen ange­kün­dig­te Regen ist da, oder bes­ser gesagt, es schüt­tet wie aus Kan­nen. Anschei­nend wer­den Corn­wall und ich kei­ne rich­ti­gen Freun­de, denn auch vor 9 Jah­ren hat­te ich hier einen ziem­lich feuch­ten Auf­ent­halt. Nun ja, es hilft ja nichts, zumal aus­wei­chen auch nichts bringt, denn das Regen­ge­biet hängt so ziem­lich über der gan­zen Insel. Also muss ich da durch. Am Mor­gen trö­de­le ich aller­dings etwas her­um, denn beson­ders eilig habe ich es bei die­sem Wet­ter nicht. 

Ich ent­schlie­ße mich nach Tre­ri­ce zu fah­ren, das zum Natio­nal Trust gehört. Hier war ich in 2008 schon ein­mal, kann mich an den Besuch aber gar nicht recht erin­nern. Das eli­sa­be­tha­ni­sche Her­ren­haus wur­de 1573 erbaut und befand sich über 400 Jah­re im Besitz der Fami­lie Arun­dell. Ab 1802 leb­te die Acland Fami­lie im Haus, bevor es 1953 zum Natio­nal Trust kam.

Der Besuch im schö­nen Gar­ten fällt dann aller­dings eher kurz aus. Bei Regen macht das nicht wirk­lich Spaß, sodass ich bald wei­ter fahre.

Ich über­le­ge, was ich mit dem rest­li­chen Tag so anstel­le und ent­schei­de mich, nach Tre­lis­sick zu fah­ren, eben­falls ein Haus mit ange­schlos­se­nem Gar­ten vom Natio­nal Trust. Tre­lis­sick bedeu­tet im kor­ni­schen „Haus des Klan­füh­rers”. Zuerst schaue ich mich im 1755 erbau­ten Haus um, denn es beginnt gera­de mal wie­der zu tröpfeln.

Die schö­ne Aus­sicht von der Ter­ras­se kann ich dann lei­der nur erah­nen. Das ist schon scha­de, auch wenn es gera­de mal wenig­stens nicht reg­net, hän­gen die Wol­ken doch sehr tief.

So dre­he ich noch eine Run­de durch den Gar­ten. Die­ser besteht aus zwei Tei­len, die von einer schma­len Stra­ße durch­schnit­ten wer­den und durch eine klei­ne Holz­brücke ver­bun­den sind. Auch hier sind vie­le fern­öst­li­che und sub­tro­pi­sche Pflan­zen zu fin­den, die dank des mil­den kor­ni­schen Kli­mas wachsen.

Ich fah­re wei­ter, bis­her ist es noch immer trocken, zumin­dest von oben. Plötz­lich taucht die­se Rad­le­rin vor mir auf. Auf dem Shirt steht, dass sie von John O’Groats nach Lands End unter­wegs ist. Wow, das heißt, dass sie schon fast ganz Groß­bri­tan­ni­en durch­quert hat. Nach Lands End ist es nun ja nicht mehr so weit, da wer­de ich auch noch hinkommen.

Auf der wei­te­ren Fahrt nach Westen fängt es dann lei­der wie­der an zu schüt­ten. So habe ich kei­ne Lust auf wei­te­re Besich­ti­gun­gen und fah­re ohne Stopp durch. Ich habe ja heu­te auch noch eine Ver­ab­re­dung. Vol­ker und Kat­ja aus dem Dis­co­ver Ame­ri­ca Forum sind eben­falls in Corn­wall unter­wegs und wir wol­len uns hier tref­fen. Aus dem Forum habe ich erfah­ren, dass sie heu­te Vor­mit­tag auf den St. Micha­els Mount wol­len, also fah­re ich dort­hin. Als ich dem net­ten Park­platz­wäch­ter erklä­re, dass ich hier ver­ab­re­det bin, lässt er mich kosten­los par­ken. Dann erfah­re ich, dass der St. Micha­els Mount wegen des schlech­ten Wet­ters gera­de geschlos­sen wur­de und alle Besu­cher die klei­ne Insel ver­las­sen müssen. 

Und so lau­fe ich durch den peit­schen­den Regen über den Park­platz am St. Micha­els Mount in der Hoff­nung Vol­ker und Kat­ja zu ent­decken. Tat­säch­lich kom­men sie mir nur wenig spä­ter ent­ge­gen. Wir berat­schla­gen kurz, was wir bei die­sem Wet­ter machen könn­ten und wür­den uns gern irgend­wo zusam­men­set­zen, doch lei­der gibt es hier am Park­platz kei­nen Tea Room des Natio­nal Trust. So beschlie­ßen wir zum gro­ßen Sains­bu­ry in Pen­zan­ce zu fah­ren, wo es ein Café mit war­men und kal­ten Spei­sen gibt. Dort ver­brin­gen wir einen net­ten Nach­mit­tag und tau­schen uns über unse­ren Erleb­nis­se aus. 

Für Vol­ker und Kat­ja geht es bald wie­der zurück zur Fäh­re, mei­ne Rei­se hat hin­ge­gen gera­de erst begon­nen. Am spä­ten Nach­mit­tag ver­ab­schie­den wir uns wie­der und ich mache mich auf in mein Hotel, das etwas außer­halb von Pen­zan­ce liegt.

Pen­zan­ce selbst ist so ziem­lich der teu­er­ste Ort in Corn­wall und über 100 Pfund woll­te ich nicht für einen Nacht aus­ge­ben. In Erman­ge­lung von Ket­ten­ho­tels, bei denen ich Sta­tus habe, habe ich mich bei Hotels [dot] com umge­se­hen und dort das Hotel „The Com­mer­cial” gefun­den. Ich bin gespannt, was mich erwar­tet. Auf der Home­page wird das Haus als 4‑Sterne Bed&Breakfast bewor­ben und sieht recht nett aus. Mal schau­en, ob das auch so ist.

Erster Minus­punkt der Unter­kunft, es gibt kei­ne Park­plät­ze. Man muss ver­su­chen, einen öffent­li­chen Park­platz zu ergat­tern. Zum Glück wird gegen­über gera­de etwas frei. Die­se alten eng­li­schen Häu­ser sind dann mit Gepäck und allein auch immer etwas schwie­rig. man muss jede Men­ge Türen öff­nen und über Schwel­len stei­gen sowie enge, oft stei­le Trep­pen navi­gie­ren. Der Check-​in fin­det an der Bar des ange­schlos­se­nen Pubs statt und geht zügig. Bezahlt ist ja schon alles über die Hotel­sei­te. Und dann pas­siert genau das, was ich in Eng­land in indi­vi­du­el­len Hotels nicht mag, ich krie­ge ein Ein­zel­zim­mer in einer Besen­kam­mer. Des­halb gehe ich lie­ber in moder­ne Ket­ten­ho­tels wie Hamp­ton by Hil­ton oder Pre­mier Inn. Das Zim­mer ist so win­zig, das gera­de mal ein ein­zel­nes Bett sowie ein ganz klei­ne Tisch hin­ein­pas­sen. Für mei­nen klei­nen Kof­fer fin­de ich gera­de­so noch Platz.

Auch das Bad ist eine abso­lu­te Minia­tur­ver­si­on. Ich kann mich kaum dre­hen, ohne irgend­wo anzu­sto­ßen. Nun ja, für eine Nacht wird es schon gehen, aber beson­ders begei­stert bin ich nun nicht und wenn dies 4‑Sternen ent­spricht, dann möch­te ich die 3 und 2 Ster­ne B&Bs gar nicht erst probieren.

Zwar war der Tag heu­te ver­reg­net und auch mor­gen soll es nicht viel bes­ser wer­den, doch für Mitt­woch sieht das schon ganz anders aus. So beschlie­ße ich spon­tan umzu­pla­nen. Die Hotels sind ja stor­nier­bar gebucht, sodass das kein Pro­blem ist. So set­ze ich mich an mein Tablet, suche neue Unter­künf­te für die näch­sten zwei Tage und hof­fe auf ein biss­chen Son­ne in Corn­wall. Erst ab Bri­stol wird die Tour nun wie­der den geplan­ten Gang neh­men. Lei­der fal­len so ein paar Orte her­aus, aber ich wer­de bestimmt nicht zum letz­ten Mal in der Gegend gewe­sen sein. 

Mei­len: 71
Wet­ter: bedeckt mit Regen, 11–14 Grad
Hotel: The Commercial

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