The third Time is a Charm – England im Herbst

Tag 1: Frei­tag, 6. Okto­ber 2017
Lon­don is cal­ling me – Ber­lin nach London

„I tra­vel con­ti­nuous­ly, and I see many cities, but the­re is nowhe­re like Lon­don.” – Nor­man Foster

Der Tag star­tet, wie vor jeder mei­ner Flug­rei­sen, mit der Fahrt zum Flug­ha­fen Berlin-​Tegel. Heu­te mal etwas spä­ter, denn ich habe erst die Mit­tags­ma­schi­ne gebucht. Direkt vor mei­nem Gate stei­ge ich aus und lau­fe die weni­gen Meter in den Terminal.

Mein Flug nach Lon­don star­tet im Ter­mi­nal A an Gate 4. Neun­zig Minu­ten vor Abflug öff­net auch der Schal­ter, sodass ich mein Gepäck auf­ge­ben kann. Ein­ge­checkt habe ich schon online über die Bri­tish Air­ways App.

Gebucht habe ich den Flug nach Lon­don mit Avi­os über den Exe­cu­ti­ve Club. In der Eco­no­my Class kostet ein Ticket 4000 Avi­os + €21 an Steu­ern und Gebüh­ren in der off-​peak Zeit. In der Peak Zeit kostet das Ticket 500 Avi­os mehr. Ins­ge­samt habe ich 8500 Avi­os ein­ge­löst sowie €42 an Steu­ern und Gebüh­ren gezahlt. Das Ticket ist dabei übri­gens fle­xi­bel und für €50 umbuch­bar. Dazu kann ein Gepäck­stück kosten­los auf­ge­ge­ben werden.

Bri­tish Air­ways star­tet nicht nur sei­ne Flü­ge nach Lon­don Heath­row an einem Gate mit Flug­gast­brücke, auch die klei­ne­re Embraer nach Lon­don City wird hier abge­fer­tigt. So kann ich die Secu­ri­ty gleich am Gate erle­di­gen und dann fast sofort einsteigen.

Die Embraer 190 ist mit Leder­sit­zen in einer 2–2 Auf­tei­lung ein­ge­rich­tet. Die ersten sechs Rei­hen sind der Club Euro­pe vor­be­hal­ten, dahin­ter beginnt die Euro Tra­vel­ler. Alles wirkt bereits etwas älter, ist aber sau­ber und die Sit­ze sind bequem. Auch der Abstand zum Vor­der­sitz ist ausreichend.

Pünkt­lich ver­las­sen wir das Gate und star­ten in Rich­tung London.

Sobald wir auf Rei­se­flug­hö­he sind, beginnt der Ser­vice. Wie bei Bri­tish Air­ways üblich, bekom­me ich nicht ein­fach ein Glas aus einer offe­nen Fla­sche ein­ge­schenkt, son­dern eine geschlos­se­ne Dose.

Außer den kosten­lo­sen Geträn­ken gibt es auf City Fly­er Flü­gen selbst in der Eco­no­my Class einen klei­nen Snack. Ein Ange­bot zum Kau­fen gibt es dage­gen nicht. Der klei­ne Salat ist zwar kei­ne voll­wer­ti­ge Mahl­zeit, aber schmackhaft.

Nicht so spek­ta­ku­lär wie der Lan­de­an­flug auf London-​Heathrow, ist die Strecke nach Lon­don City. Wäh­rend man nach Heath­row die gesam­te Stadt über­fliegt, da der Flug­ha­fen im Westen liegt, sieht man beim Anflug auf City nur die Them­se­mün­dung sowie die öst­li­chen Vororte.

Inter­es­sant ist dann noch­mal die Ankunft am Ter­mi­nal. Damit die Flug­zeu­ge gleich wie­der in der Abflug­po­si­ti­on ste­hen, dreht sich die Maschi­ne bei der Ankunft direkt vor dem Ter­mi­nal um die eige­ne Achse.

Aus­ge­stie­gen wird in Lon­don über bei­de Türen, sodass das Flug­zeug in weni­gen Minu­ten leer ist. Ich ver­las­se die Maschi­ne über die hin­te­re Trep­pe, wodurch ich noch einen schö­nen Blick auf die Embraer 190 habe.

Nur weni­ge Schrit­te tren­nen mich auch hier vom Ter­mi­nal. Durch die E‑Gates bin ich in weni­ger als einer Minu­te ein­ge­reist und gleich dahin­ter lie­gen die zwei Gepäck­bän­der, mehr gibt es nicht. Somit ste­he ich schon 15 Minu­ten nach mei­ner Ankunft vor dem Ter­mi­nal und kann mei­ne Fahrt in die Stadt starten.

Der Lon­don City Air­port fei­er­te übri­gens 2017 sein 30-​jähriges Bestehen. Der klei­ne Flug­ha­fen mit einer ein­zi­gen Start- und Lan­de­bahn wur­de einst gegrün­det, damit für Rei­sen­de eine schnel­le­re Anbin­dung in die Innen­stadt mög­lich ist. Es gibt an dem klei­nen Ter­mi­nal kei­ne Flug­gast­brücken und der Air­port wird nur von klei­nen Flug­zeu­gen, wie der Embraer, angeflogen.

Vom Ter­mi­nal sind es rund 15 Minu­ten zu Fuß bis zu den neu­en Hotels, die in der Nähe des Flug­ha­fens gebaut wur­den. Man könn­te zwar auch mit der DLR Ligh­trail fah­ren, müss­te dazu aber umstei­gen. Und bei dem son­ni­gen Wet­ter lau­fe ich die Strecke lie­ber. In einer Rei­he lie­gen hier ein Hamp­ton Inn, eine Tra­ve­lodge, ein Holi­day Inn Express sowie ein Moxy aus dem Hau­se Mar­riott, in dem ich mein Zim­mer reser­viert habe.

Bei Moxy gibt es kei­ne klas­si­sche Rezep­ti­on. Man lan­det in einer Art Wohn­zim­mer mit Bar, die gleich­zei­tig auch als Emp­fang dient. Hier wer­de ich freund­lich begrüßt, mein Gold Sta­tus bei Mar­riott Rewards wird aber mit kei­nem Wort erwähnt. Das Hotel ist sehr neu und das über­wie­gend sehr jun­ge Per­so­nal scheint mit den Abläu­fen noch nicht ganz ver­traut zu sein. So dau­ert es auch einen Moment, bis ich mei­ne Schlüs­sel­kar­te habe, obwohl ich bereits über die App ein­ge­checkt hatte.

Das gesam­te Erd­ge­schoss ist als eine Art Auf­ent­halts­raum gestal­tet. Es gibt ver­schie­de­ne Sitz­grup­pen und man kann sich auch Geträn­ke und Snacks im hotel­ei­ge­nen Shop kau­fen. Sogar eine war­me Mahl­zeit wird am Abend ange­bo­ten. Auch zwei Com­pu­ter mit Inter­net­zu­gang gibt es, sowie meh­re­re Arbeits­plät­ze mit Steck­do­sen und WLAN.

Das Zim­mer ist kom­pakt, aber völ­lig aus­rei­chend. Das Dop­pel­bett mit durch­ge­hen­der Matrat­ze ist sehr bequem und ich habe gut geschla­fen. Scha­de ist, dass es nur zwei recht klei­ne Kopf­kis­sen gibt. Ein coo­les Fea­ture ist die Beleuch­tung unter dem Bett, die mit Bewe­gungs­mel­der aus­ge­stat­tet ist. So kommt man nie in ein dunk­les Zim­mer. Eben­falls beleuch­tet sind die Glas­flä­chen, die als Nacht­tisch und Schreib­tisch die­nen. Ein indi­rek­tes grün­li­ches Licht kann hier zuge­schal­tet werden.

Schon sehr kom­pakt ist hin­ge­gen das klei­ne Bad. Hier hat man wirk­lich gera­de­so Platz, sich zu bewe­gen. Für mich war aber noch aus­rei­chend und es war alles sauber.

Lan­ge blei­be ich aber nicht im Hotel, denn ich will noch ein wenig das schö­ne Wet­ter genie­ßen. Ich lau­fe also schon kur­ze Zeit spä­ter wie­der los. Nur rund fünf Minu­ten läuft man vom Hotel zur näch­sten Sta­ti­on der Dock­land Light Railway.

Dabei habe ich schö­ne Blicke auf den gegen­über­lie­gen­den Lon­don City Air­port, sodass ich noch einen Moment ste­hen­blei­be und den star­ten­den und lan­den­den Flug­zeu­gen zuschaue.

Dann lau­fe ich wei­ter zur Sta­ti­on und bestei­gen den Zug in Rich­tung Cana­ry Wharf, wo ich aus­stei­ge. Zuerst lau­fe ich ein wenig zwi­schen den Hoch­häu­sern umher. Es fühlt ein wenig wie ein Mini-​Manhattan an. Sogar ein Lauf­band mit den neue­sten Nach­rich­ten gibt es.

Das lin­ke Hoch­haus ist der One Cana­da Tower, den ich spä­ter noch besu­chen wer­de, das rech­te Hoch­haus die bri­ti­sche Zen­tra­le der Citigroup, dem größ­ten Finanz­dienst­lei­ster der Welt. Und wie es sich für eine solch gro­ße Fir­ma gehört, hat das Haus auch eine recht inter­es­san­te Lob­by, die öffent­lich zugäng­lich ist.

Ich kom­me zu einem der alten Hafen­becken. Frü­her waren hier ein­mal Docks und so ist das gan­ze Gebiet von Was­ser durch­zo­gen. Über Brücken, eini­ge davon nur für Fuß­gän­ger, kann ich mich aber unge­hin­dert fortbewegen.

Ich lau­fe zurück zum One Cana­da Squa­re, das mit sei­nem 256 Metern und 50 Stock­wer­ken das jetzt zweit­höch­ste Haus in Lon­don und ganz Groß­bri­tan­ni­en, seit­dem es von „The Shard” über­holt wur­de. Der Wol­ken­krat­zer wur­de nach Kana­da benannt, weil er von einer kana­di­schen Fir­ma gebaut wurde.

Wäh­rend das Gebäu­de selbst nicht zu besich­ti­gen ist, gibt es im Unter­ge­schoss ein gro­ßes Shopping-​Center, durch das ich nun auch hin­durch­ge­he. Ich habe Hun­ger und Durst und hof­fe doch, hier fün­dig zu werden.

Mit ein paar Klei­nig­kei­ten aus dem Tes­co Express las­se ich mich dann am Spring­brun­nen vor dem Haupt­ein­gang nie­der. In der Son­ne ist es ange­nehm warm, sodass ich hier in Ruhe essen kann.

Frisch gestärkt geht es wei­ter, dies­mal nach Nor­den. Auch hier gibt es wie­der ein Hafen­becken, dies­mal gesäumt von alten Spei­chern, die zu Woh­nun­gen umge­baut wurden.

Gleich dane­ben steht das West India Quay Mar­riott Hotel, des­sen schlan­ke Glas­fas­sa­de seit 2004 einen Kon­trast zu den vik­to­ria­ni­schen Lager­häu­sern der Gegend bildet.

Ich been­de mei­nen klei­nen Rund­gang an der West India Quay Sta­ti­on, wo ich wie­der in die DLR einsteige.

Ein paar Sta­tio­nen sind es nur, bevor ich Green­wich errei­che. Von hier geht es wie­der zu Fuß wei­ter. Das Gebäu­de war ursprüng­lich Teil des Green­wich Hos­pi­tals, beher­bergt aber heu­te ein vier Ster­ne Hotel.

Ein klei­nes Stück wei­ter gelan­ge ich zum Queen’s Hou­se. Das könig­li­che Schloss wur­de 1616 ursprüng­lich für Anna von Däne­mark errich­tet, die mit James I. ver­hei­ra­tet war. Sie erleb­te die Fer­tig­stel­lung aber nicht mehr und so wur­de es erst 1635 für Köni­gin Hen­ri­et­ta Maria voll­endet. Um Jahr 1642 ende­te die könig­li­che Nut­zung aber bereits, denn dann wur­de hier das könig­li­che Hos­pi­tal für See­leu­te erbaut. Das Queen’s Hou­se selbst war ab 1807 eine See­manns­schu­le. Heu­te gehört das Haus zum Natio­nal Mari­ti­me Muse­um und kann besich­tigt werden.

Gegen­über zie­hen die Gebäu­de der heu­ti­gen Uni­ver­si­ty of Green­wich den Blick auf sich. Zuvor war das Gebäu­de das Roy­al Naval Col­lege, eine Schu­le der bri­ti­schen Marine.

Ich gehe um das Queen’s Hou­se her­um. Über­all erstrecken sich wei­te Grün­flä­chen und in der Fer­ne kann ich das Roy­al Obser­va­to­ry erken­nen, den Ort, durch den der Null­me­ri­di­an läuft.

Schließ­lich errei­che ich den Haupt­ein­gang des Natio­nal Mari­ti­me Muse­ums, der mit die­sem über­di­men­sio­na­len Schiff in einer Fla­sche geschmückt ist. Das Schiff ist übri­gens nicht irgend­ein Schiff, es ist Hora­tio Nelson’s HMS Vic­to­ry, auf der der berühm­te­ste bri­ti­sche See­held 1805 wäh­rend der Schlacht um Tra­fal­gar ver­starb. Geschaf­fen wur­de das Kunst­werk vom bri­ti­schen Künst­ler Yin­ka Shonibare.

Da es schon spä­ter Nach­mit­tag ist, ent­schei­de ich mich gegen den Besuch eines Muse­ums. Gro­ße Aus­wahl hät­te ich hier in Green­wich, doch da noch immer die Son­ne scheint, lau­fe ich lie­ber noch ein wenig wei­ter. Schließ­lich errei­che ich das Them­se­ufer, wo die Cut­ty Sark zu fin­den ist. Der 1869 gebau­te Groß­seg­ler zähl­te einst zu den schnell­sten Schif­fen der Welt und das letz­te gro­ße Segel­schiff, das für den See­han­del bestimmt war. Im Jahr 2007 brann­te das Schiff jedoch aus und muss­te dann auf­wen­dig restau­riert wer­den. Seit 2012 steht es nur hier wie­der als Museum.

Gleich hin­ter der Cut­ty Sark befin­det sich der Ein­gang zum Green­wich Foot Tun­nel, einem Fuß­gän­ger­tun­nel unter der Them­se. Er ver­bin­det Green­wich mit der Isle of Dogs. Der 370 Meter lan­ge Tun­nel wur­de 1902 eröff­net, damit die Arbei­ter schnel­ler zu den Docks kamen, weil die hie­si­ge Fähr­ver­bin­dung oft recht unzu­ver­läs­sig war. Hin­un­ter geht es mit Auf­zü­gen, die schon 1904 instal­liert und 1992 erneu­ert wur­den, oder über eine Wen­del­trep­pe. Da der Tun­nel ein öffent­li­cher Weg ist, kann man ihn rund um die Uhr passieren.

Ich aber blei­be heu­te in Green­wich und las­se den Blick noch ein wenig über die Them­se schweifen.

Dann lau­fe ich zurück zum Bahn­hof und fah­re ein paar Sta­tio­nen bis zur O2 Are­na. Hier star­tet auch die Emi­ra­tes Air Line, eine Seil­bahn, die mich zurück ans nörd­li­che Them­se­ufer brin­gen soll. Schon vom letz­ten Mal weiß ich, auch hier brau­che ich mit Kre­dit­kar­te nicht an der Kas­se zu hal­ten. Durch die Kon­takt­lo­se Funk­ti­on kann ich direkt durch das Dreh­kreuz gehen und der Betrag wird bequem abgebucht.

Seit den Olym­pi­schen Som­mer­spie­len im Jahr 2012 über­quert die Seil­bahn die Them­se im öst­li­chen Lon­don. Die Seil­bahn ope­riert im Links­ver­kehr und hat 34 Gon­deln, in die jeweils 10 Per­so­nen pas­sen, kann aber auch Roll­stüh­le oder Fahr­rä­der trans­por­tie­ren. Bis auf 77 Meter geht die Fahrt an ihrem höch­sten Punkt und man legt rund 1000 Meter zurück.

Wäh­rend der Fahrt kann ich rech­ter Hand den Lon­don City Air­port erkennen.

Über­all in der Gegend wird immer noch viel gebaut. Es ent­ste­hen stän­dig neue Gebäu­de und das Stadt­bild ver­än­dert sich rapide.

Vom höch­sten Punkt der Fahrt habe ich einen schö­nen Blick über die O2 Are­na bis hin nach Cana­ry Wharf und kann im Hin­ter­grund sogar die City mit ihren mar­kan­ten Hoch­häu­sern erkennen.

Unter mir lie­gen die ehe­ma­li­gen Docks, die heu­te zu Woh­nun­gen umge­baut sind, sowie das neue Kon­gress­zen­trum, das wäh­rend der Olym­pi­schen Spie­le Aus­tra­gungs­ort ver­schie­de­ner Wett­kämp­fe war.

Schließ­lich errei­che ich das ande­re Ufer und damit die Roy­al Docks, von wo es nur ein kur­zer Fuß­weg bis zur DLR Sta­ti­on Roy­al Vic­to­ria Dock ist.

Mit der Dock­land Light Rail­way (DLR) fah­re ich nun die weni­gen Sta­tio­nen zurück zum Hotel. Unter­wegs habe ich dann noch ein inter­es­san­tes Erleb­nis. Ich habe zum ersten Mal eine Fahr­kar­ten­kon­trol­le, denn bei der DLR geht man nicht durch Sper­ren wie bei der Tube. Klappt aber auch mit Kre­dit­kar­ten­zah­lung wun­der­bar. Auf das Papier­ticket oder Oyster kann man echt ver­zich­ten. Ich hole ich mir bei Tes­co Express noch ein paar Lebens­mit­tel und Geträn­ke, bevor ich den Tag mit mei­nem kosten­lo­sen Getränk (Gut­schein bekommt man beim Check-​in) an der Hotel­bar beende.

Mei­len: —
Wet­ter: hei­ter, 12–17 Grad
Hotel: Moxy Lon­don City Airport

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