Into the unknown

Tag 1: Don­ners­tag, 29. Sep­tem­ber 2016
Ich bin wie­der hier – Ber­lin nach Newark

„As truth be told, home­co­ming never gets old.” – Hlovate

Es geht wie­der los und ich bin, wie immer, ganz auf­ge­regt. Das hat sich auch nach über zwan­zig Jah­ren nicht gelegt. Nur eines ist dies­mal anders, ich wer­de nicht mit United in die USA, son­dern seit lan­ger Zeit mal wie­der Luft­han­sa, aller­dings nur auf dem Hin­flug und das hat einen ganz beson­de­ren Grund. Doch erst ein­mal geht es zum Flug­ha­fen Tegel, um mei­nen Zubrin­ger nach Frank­furt zu erwischen.

Und wäh­rend ich so auf das Boar­ding war­te, sehe ich plötz­lich mei­ne United Maschi­ne vor­bei­rol­len, mit der ich sonst immer nach Newark flie­ge. Irgend­wie hät­te ich schon Lust mit­zu­flie­gen, aber ich wer­de ja nur knap­pe zwei Stun­den spä­ter am sel­ben Ziel ankommen.

Pünkt­lich ver­las­sen wir das Gate und als die Maschi­ne so zur Start­bahn rollt, lan­det gera­de irgend­wer von der Bun­des­re­gie­rung und gleich danach star­tet die 767 von United, genau vor uns.

Dann hebt auch die Luft­han­sa ab und ich sehe noch das Olym­pia­sta­di­on sowie das Rat­haus Span­dau bevor wir in die Wol­ken eintauchen.

Nach einer knap­pen Stun­de errei­che ich Frank­furt. Als ich hier ankom­me, fällt mir auf, dass ich hier schon eine gan­ze Wei­le nicht mehr umge­stie­gen bin. Seit­dem es den United­flug von Ber­lin gibt, flie­ge ich doch nur noch sel­ten über eines der deut­schen Drehkreuze.

Wäh­rend der Fahrt von der Lan­de­bahn zum Gate ent­decke ich mal wie­der aller­hand inter­es­san­te Flug­zeu­ge. Für sowas ist ein gro­ßes Dreh­kreuz wirk­lich super. So rol­len da ein A320neo oder die 1500. Boe­ing 747, die vom gleich­na­mi­gen Kon­zern aus­ge­lie­fert wur­de, vorbei.

Und schon wie­der eine United. Ein Zei­chen für mein heu­ti­ges Reiseziel?

Auf mei­nem Weg zum Gate sehe ich auch den Sie­ger­flie­ger. Den habe ich hier in Frank­furt schon ein­mal getrof­fen, doch noch ahne ich nicht, wie nahe ich ihm noch kom­men werde.

Der­weil wird mir immer wie­der vor Augen gehal­ten, wo ich denn gleich hinfliege.

Im Ter­mi­nal muss ich nur noch durch die Pass­kon­trol­le und dann heißt es wie­der lat­schen. Mei­ne Güte, ich fra­ge mich jedes Mal, wer die­sen Ter­mi­nal ent­wor­fen hat? Aber anschei­nend wol­len die mei­sten Leu­te ja lie­ber ein­kau­fen, als zum Gate zu kom­men. In Mün­chen gibt es das zwar auch, aber das ist wesent­lich prak­ti­scher ent­wor­fen wor­den. Irgend­wann kom­me ich dann aber doch an.

Als ich so einen ersten Blick auf die Maschi­ne nach Newark wer­fen will, fal­len mir fast die Augen aus dem Kopf. Das gibt’s ja nicht, da drau­ßen steht tat­säch­lich der Sie­ger­flie­ger. Den habe ich erst vor weni­gen Wochen in Ber­lin auf der ILA besich­tigt und nun wer­de ich damit nach Newark flie­gen. Wie cool ist das denn?

Bevor es los­geht, habe ich aber noch etwas Zeit, sodass ich mal wie­der zu McDo­nalds gehe. Und bei dem gibt es ab heu­te „Taste of Ame­ri­ca” Menüs – na, wenn das kein Zei­chen ist? Das muss ein­fach eine super Rei­se werden.

Pünkt­lich beginnt dann auch das Boar­ding. Was mir nicht gefällt ist, dass es für die Pre­mi­um Eco­no­my, mit der ich heu­te zum ersten Mal flie­gen wer­de, kein bevor­zug­tes Boar­ding gibt. Über­haupt ist das mal wie­der, typisch Luft­han­sa, völ­lig chao­tisch. Es heißt ein­fach: Eco­no­my Class ist bereit zum Boar­ding und alle stür­zen auf das Gate zu.

Dann kann ich auch gleich einen ersten Blick auf mei­nen Sitz wer­fen. Ganz neu ist das ja für mich nicht, denn ich habe sowohl auf der ITB als auch bei der Besich­ti­gung schon Pro­be geses­sen, doch dies­mal wer­de ich hier fast neun Stun­den Platz neh­men. Schau­en wir mal, ob der Sitz dann auch noch so bequem ist. Wenn ich jeden­falls die nor­ma­le Eco­no­my sehe, tun mir die Leu­te dort hin­ten schon etwas Leid und ich will kei­nes­falls mit ihnen tauschen.

Ein erster Sitz­test über­zeugt mich schon mal. Der Sitz ist brei­ter und der Sitz­ab­stand gut. Auch die Fuß­stüt­ze ist ein net­tes Accessoire.

In einer Sei­ten­ta­sche fin­de ich ein Täsch­chen, wie man es sonst aus der Busi­ness Class kennt. Dar­in ent­hal­ten die übli­chen Pfle­ge­ar­ti­kel, Socken und eine Augenklappe.

Der Moni­tor ist der­sel­be, wie bei United in der Eco­no­my, doch ich muss fest­stel­len, dass es die­ses neue Gerät bei Luft­han­sa nur in der Pre­mi­um Eco­no­my gibt. In der nor­ma­len Eco­no­my sind noch die älte­ren, klei­ne­ren Bild­schir­me verbaut.

Kaum sit­ze ich, kommt auch schon eine Ste­war­dess und ser­viert Begrü­ßungs­ge­trän­ke sowie die Spei­se­kar­te für das Mit­tag­essen. Das ist ja fast wie in der Busi­ness Class hier.

Pünkt­lich ver­las­sen wir das Gate und rol­len an eini­gen A380 vor­bei, aber ich bin schon froh hier in der Boe­ing 747–8 zu sit­zen, mit dem Rie­sen­vo­gel wer­de ich ein­fach nicht warm. Die Köni­gin der Lüf­te und das neue Flagg­schiff der Kra­nich­air­line ist doch ein viel schö­ne­res und ele­gan­te­res Flugzeug.

Mit einer Run­de über den Flug­ha­fen Frank­furt star­tet die­ser Flug in die USA und auch nach dem Start bie­ten sich noch schö­ne Aus­blicke auf Deutschland.

Irgend­wann über­que­ren wir die Nord­see und das Essen wird ser­viert – auch das sehr appe­tit­lich. Zwar kommt es auf einem Tablett, jedoch sind die Tel­ler aus Por­zel­lan und die Glä­ser ech­tes Glas.

Auf dem Moni­tor sehe ich, dass wir gera­de Groß­bri­tan­ni­en erreichen.

Als ich aus dem Fen­ster schaue, traue ich mei­nen Augen kaum, das Gebiet unter mir ken­ne ich doch – das sind New­cast­le und South Shields sowie die Tyne Mün­dung. Nicht zu fas­sen, wie klar das aus der Luft zu erken­nen ist. Sogar St. Marys Light­house sehe ich in der Fer­ne. Unglaub­lich, dass es erst vier Mona­te her ist, seit­dem ich dort unten unter­wegs war.

Dann geht es auf den Atlan­tik hin­aus und ich wen­de mich dem Enter­tain­ment System zu. Ich pro­bie­re auch das Ver­stel­len des Sit­zes. Die Schlaf­po­si­ti­on ist wirk­lich gut, fast wie die alte Luft­han­sa Busi­ness Class, bevor es die Lie Flat Bet­ten gab. Auch der zurück gekipp­te Sitz des Vor­der­manns stört mich kaum.

Den Flug über den Atlan­tik ver­trei­be ich mir mit eini­gen Fil­men aus der Enter­tain­ment­aus­wahl. Drau­ßen zu sehen ist auch nur eine dicke Wol­ken­decke, sodass ich dort nichts verpasse.

Zwi­schen­durch wird ein wei­te­res Mal Essen ser­viert und das sieht nun wirk­lich fast wie in der Busi­ness Class aus. Ich muss schon sagen, da hat man sich Mühe gege­ben mit dem Pre­mi­um Eco­no­my Produkt.

Lan­ge hal­te ich mich damit aber nicht auf, denn die schön­ste Show zeigt sich gera­de unter mir, wo die unend­li­chen Wei­ten von Kana­da vor­bei­zie­hen. Ein Stück­chen wer­de ich ja in weni­gen Tagen auch wie­der erkunden.

Kurz vor der Lan­dung zieht sich dann aller­dings der Him­mel lei­der kom­plett zu und als die 747 in Newark lan­det, ist alles grau in grau und es reg­net. Bloß gut, dass ich für heu­te nichts mehr geplant habe.

Nach dem Aus­stei­gen wer­fe ich noch einen letz­ten Blick auf den Sie­ger­flie­ger und wäh­rend ich mein Foto mache, kom­me ich mit zwei jun­gen Ame­ri­ka­nern ins Gespräch, die eben­falls gera­de knip­sen. Ich erzäh­le ihnen, dass das die Maschi­ne ist, mit der die deut­sche Natio­nal­elf nach dem Fuß­ball­welt­mei­ster­ge­winn nach Deutsch­land geflo­gen ist. Da sind sie ganz aus dem Häus­chen, machen gleich noch etli­che Erin­ne­rungs­fo­tos und bedan­ken sich noch­mals, dass ich ihnen davon berich­tet habe.

Als ich zur Immi­gra­ti­on kom­me, bin ich wie­der kom­plett baff. Ich rei­se ja sehr oft in Newark ein, aber so leer wie heu­te, habe ich das sel­ten gese­hen. Ich kom­me prak­tisch sofort dran. So etwas hat­te ich zwar schon, aber eben nicht sehr oft. Da ich schon mehr­mals mit mei­nem Pass ein­ge­reist bin, gibt es nur ein paar Fra­gen, Fin­ger­ab­drücke einer Hand und ein aktu­el­les Foto, dann kann ich auch schon pas­sie­ren. Der Kof­fer ist eben­falls schnell da, doch was ist das? Vor den zwei Zoll­be­am­ten ste­hen Dut­zen­de, ach was, Hun­der­te von Men­schen. Sowas habe ich noch nie gese­hen. Die Schlan­ge reicht um die hal­be Hal­le. Du lie­be Zeit, wie lan­ge soll das denn hier dau­ern? Da die Ame­ri­ka­ner aber super im Orga­ni­sie­ren sind, löst sich das Pro­blem schon weni­ge Minu­ten spä­ter, als eine gan­ze Rei­he Offi­cer erscheint, um die Zoll­for­mu­la­re ein­zu­sam­meln. Und dann habe ich es auch schon geschafft – ich bin wie­der hier. Hach, es riecht schon wie­der wie Ame­ri­ka, jetzt nicht lachen, aber ich glau­be wirk­lich, dass es hier anders riecht, als irgend­wo sonst auf der Welt. Mir läuft eine klei­ne Trä­ne her­un­ter – ich bin wie­der zu Hause.

Weit habe ich es heu­te nicht mehr – dies­mal wird nicht mehr umge­stie­gen – ich blei­be mal wie­der im Nord­osten. Mit dem Air­train fah­re ich zu P4, wo die Shut­tle­bus­se zu den Hotels abfah­ren. Drau­ßen reg­net es, sodass ich lie­ber unter dem Vor­dach auf den Bus vom Dou­ble­tree Hotel war­te. Der kommt auch recht bald und kur­ze Zeit spä­ter ste­he ich am Check-​in. Das Zim­mer habe ich über Hil­ton Honors Punk­te gebucht, die ich zum Glück in gro­ßer Anzahl habe, denn was Bezahl­ba­res gab es in Newark mal wie­der nicht. Bei Tri­p­ad­vi­sor habe ich gele­sen, dass die Zim­mer etwas abge­wohnt sein sol­len und dem muss ich schon zustim­men. Eine Reno­vie­rung könn­te das Hotel mal ver­tra­gen, aber es ist sau­ber und das Bett bequem, also was soll’s?

Durch mei­nen Hil­ton Dia­mond Sta­tus darf ich auf der Exe­cu­ti­ve Eta­ge in die Lounge, wo Mini Hot Dogs, Gemü­se mit Dips und wei­te­re Lecke­rei­en sowie ein wirk­lich tol­ler Cheese­ca­ke ser­viert wer­den. Auch Geträn­ke, sowohl alko­ho­lisch als auch nicht alko­ho­lisch, gibt es. Das Toll­ste aber ist die Sicht, die weit über das Lich­ter­meer reicht.

Mei­len: 0
Wet­ter: 18 Grad, Regen
Hotel: Dou­ble­tree by Hil­ton Hotel Newark Airport

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