A Royal New Year

Tag 8: Mitt­woch, 04. Janu­ar 2017
The long Good bye – Von Geschich­ten und Abenteuern

„If histo­ry whe­re taught in the form of sto­ries, it would never be for­got­ten.” – Rudy­ard Kipling

Heu­te ist zwar mein letz­ter Rei­se­tag, doch wie immer habe ich erst einen Abend­flug gebucht, sodass ich noch etwas Zeit habe, bevor ich zum Flug­ha­fen muss. In der Gegend rund um Ling­field gibt es vie­le histo­ri­sche Orte, die zu einem Besuch ein­la­den. Ich ent­schei­de mich schließ­lich nach Bateman’s zu fah­ren, das ich bis­her noch nicht kenne.

Bateman’s wur­de berühmt als das Haus von Rudy­ard Kipli­ng, dem Autor des Dschun­gel­buchs. Doch das Gebäu­de selbst ist viel älter. Es wur­de bereits 1634 für einen wohl­ha­ben­den Schmied erbaut und über die Jahr­hun­der­te mehr­mals ver­kauft. 1902 erwarb es Kipli­ng, der zuvor mit sei­ner Frau aus den USA zurück nach Eng­land gezo­gen war. Zuerst waren die Bewoh­ner des klei­nen Dor­fes Bur­wa­sh, in des­sen Nähe sich das Anwe­sen befin­det, dage­gen, denn sie befürch­te­ten zu vie­le Fans. Das war für den Autor auch der Grund, in der Abge­schie­den­heit ein Haus zu suchen. Er war damals auf dem Höhe­punkt sei­ner Kar­rie­re und gewann 5 Jah­re nach dem Ein­zug sogar den Lite­ra­tur­no­bel­preis und das bereits mit 42 Jah­ren. Den Rekord als jüng­ster Preis­trä­ger hält er bis heute.

Nach einem kur­zen Spa­zier­gang durch den Gar­ten errei­che ich zuerst eini­ge Neben­ge­bäu­de. In einem steht sein Phan­tom 1 Rolls Roy­ce aus dem Jahr 1928. Kipli­ng lieb­te es Auto zu fah­ren und auch alles, was mit Autos zu tun hat­te. Sein erstes Auto besaß er bereits 1899 und auch Bateman’s ent­deck­te er auf einer Rund­fahrt durch Sussex.

Die­se zwei Sta­tu­en stan­den eigent­lich im Rosen­gar­ten, den Kipli­ng mit dem Preis­geld des Nobel­prei­ses anle­gen ließ. Im April 2013 wur­de ver­sucht, die Sta­tu­en zu steh­len. Dabei wur­den sie beschä­digt und muss­ten restau­riert wer­den. Seit 2016 sind sie nun im Haus unter­ge­bracht und im Gar­ten ste­hen Kopien.

Steht man vor dem Haus,  kann man auch auf das ori­gi­na­le Ein­gangs­tor schau­en, hin­ter dem noch heu­te die Stra­ße ver­läuft. Dort hat­ten die Kipli­ngs eine Auto­pan­ne und ent­decken so das Haus, das für mehr als drei Jahr­zehn­te zu ihrem Heim wer­den sollte.

Lei­der kann ich im Janu­ar nur die unte­re Eta­ge besich­ti­gen. Der Blick in das Arbeits­zim­mer des berühm­ten Autors bleibt mir ver­wehrt. (Spoi­ler: Das habe ich im Okto­ber nach­ge­holt.) Das Haus ist noch heu­te so ein­ge­rich­tet wie zu Leb­zei­ten von Kipli­ng, denn sei­ne Frau Caro­li­ne schenk­te es bereits 1939 dem Natio­nal Trust.

Bei einer Besich­ti­gung erfährt man auch sehr viel über das Leben des Autors. Drei Kin­der hat­ten der in Indi­en gebo­re­ne Eng­län­der und sei­ne ame­ri­ka­ni­sche Frau, doch Toch­ter Jose­phi­ne starb bereits vor dem Kauf von Bateman’s an einer Lun­gen­ent­zün­dung. Sohn John fiel 1915 mit nur 18 Jah­ren im 1. Welt­krieg. Nur Toch­ter Elsie starb erst 1976. Sie war es übri­gens auch, die über das Haus sag­te, dass es dort nicht einen beque­men Stuhl gäbe. Und nach­dem ich die Möbel gese­hen habe, kann ich ihr da nur zustimmen.

Jetzt muss ich mich aber auf den Weg nach Heath­row machen. Das ist noch ein gan­zes Stück Fahrt und man weiß ja nie, wie der Ver­kehr auf der M25 so ist. In Cob­ham hal­te ich an der Rast­stät­te und hole mir ein letz­tes Mal Fish&Chips von Har­ry Ramsdens.

Dann setz­te ich die Fahrt auf der west­li­chen M25 fort. Da ich noch etwas Zeit habe, beschlie­ße ich noch eine kur­ze Run­de nach Run­ny­me­de zu dre­hen, doch als ich ankom­me, fängt es lei­der an zu reg­nen. So fah­re ich zum näch­sten Sains­bu­ry um zu tan­ken und noch ein paar letz­te Ein­käu­fe zu machen. Dann geht es zurück zum Flug­ha­fen, wo ich das Auto bei Europ­car zurück­ge­be. Danach bringt mich der Shut­tle­bus zum Ter­mi­nal 2. 

Ein­checken bei Euro­wings ist mal wie­der anstren­gend. Nun ja, nicht wirk­lich. Aber man muss hier immer erst selbst sei­nen Kof­fer­an­hän­ger drucken, um dann trotz­dem zum Schal­ter zu gehen. Erschlie­ßen tut sich mir das nicht. Egal, Kof­fer­ab­ga­be funk­tio­niert zügig und ich bin schnell auf dem Weg zur Secu­ri­ty. Auch hier gibt es kei­ne Pro­ble­me. War­um geht immer alles rei­bungs­los, wenn man noch genü­gend Zeit hat? So ent­schlie­ße ich mich, noch etwas essen zu gehen. Seit mei­nem Mit­tags­snack sind ja schon wie­der eini­ge Stun­den ver­gan­gen. Ich ent­schei­de mich für den Ita­lie­ner und bestel­le Nudeln, sowie den wahr­schein­lich besten Sun­dae, den ich jemals bekom­men habe.

Unge­fähr 40 Minu­ten vor dem Abflug wird dann auch end­lich das Gate ange­zeigt, sodass ich mich dort­hin auf den Weg mache.

Das Boar­ding star­tet pünkt­lich und bald sind wir auf dem Weg zur Start­bahn. Heu­te müs­sen wir auch nicht lan­ge war­ten, bevor die Frei­ga­be zum Start erteilt wird. Dann gibt es noch ein paar letz­te Blicke auf Lon­don, bevor es über den Kanal und Hol­land zurück nach Ber­lin geht.

Um kurz nach 22 Uhr lan­det die Maschi­ne schließ­lich wie­der in Berlin-​Tegel. Damit ist mein klei­ner Sil­ve­ster­aus­flug been­det. Die Nach­we­hen aber lei­der noch lan­ge nicht, denn irgend­wie muss ich mir den Virus auch ein­ge­fan­gen haben, sodass ich kur­ze Zeit spä­ter eine hef­ti­ge Grip­pe bekom­me und 10 Tage teils völ­lig flach lie­ge. Aber alles geht bekannt­lich vor­bei und kur­ze Zeit spä­ter konn­te ich mit den Pla­nun­gen für die näch­ste Rei­se beginnen.

Mei­len: 120
Wet­ter: hei­ter bis wol­kig mit Schau­ern, 3–8 Grad

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