A Royal New Year

Tag 7: Diens­tag, 03. Janu­ar 2017
The second time around – Dop­pelt hält besser

„It’s all to do with the trai­ning: You can do a lot if you’­re pro­per­ly trai­ned.” – Queen Eliz­ab­teh II.

Ein letz­tes Mal wache ich heu­te im Hil­ton Croy­don auf und gehe zum Früh­stück. Dann packe ich mei­ne Sachen, denn heu­te zie­he ich um. Nach sechs Näch­ten ist es Zeit für einen Tape­ten­wech­sel, der aller­dings haupt­säch­lich damit begrün­det ist, dass die näch­sten Näch­te hier viel teu­rer sein wür­den, als die ver­gan­ge­nen. So pro­bie­re ich nun also noch ein zwei­tes Hotel aus. Doch bevor es soweit ist, ste­hen erst ein­mal wie­der Besich­ti­gun­gen an. Mein Weg führt mich nach Wind­sor. Im Wind­sor Cast­le war ich zwar schon mehr­mals, doch es gibt mal wie­der eine Son­der­aus­stel­lung, die ich unbe­dingt sehen möch­te. KLICK

Zuerst ein­mal muss ich aber mein Auto par­ken. Das ist im klei­nen Ört­chen Wind­sor gar nicht leicht, wenn man denn nicht ewig weit lau­fen will. Ganz bil­lig ist es auch nicht, aber was solls. Ich fin­de einen Platz gleich hin­ter der Mall und nur weni­ge Geh­mi­nu­ten von Wind­sor Cast­le entfernt. 

Die Ursprün­ge von Wind­sor Cast­le gehen bereits auf Wil­helm den Erobe­rer zurück, der hier 1078 eine Holz­burg errich­ten ließ. Schon sein Sohn, Hein­rich I., bau­te die ersten Stein­häu­ser. Seit­dem ist die Burg im Besitz der Kro­ne und heu­te das größ­te, durch­gän­gig bewohn­te Schloss der Welt. Zusam­men mit Buck­ing­ham Palace und dem Holy­ro­od Palace ist es offi­zi­el­le Resi­denz der bri­ti­schen Mon­ar­chen. Köni­gin Eliza­beth II. ver­leg­te zu ihrem 80. Geburts­tag ihren Haupt­wohn­sitz hier­her und ist nur noch zum Arbei­ten im Buck­ing­ham Palace. Bei mei­nem Besuch war sie aller­dings nicht anwe­send, denn über dem Round Tower weh­te der Uni­on Jack und nicht die könig­li­che Flag­ge. Das ist aber auch nicht ver­wun­der­lich, denn Weih­nach­ten ver­bringt die Queen tra­di­tio­nell in Sandringham.

Jetzt heißt es Anste­hen, denn ich habe mein Ticket nicht online gekauft. Das ist halt so, wenn man sich nicht auf einen Tag fest­le­gen will. Es geht aber doch recht zügig vor­an, weil ich gleich zur Öff­nung ange­kom­men bin. Dann muss ich noch durch eine Sicher­heits­kon­trol­le wie am Flug­ha­fen. Danach ist es geschafft und ich ste­he im Inne­ren der Mau­ern von Wind­sor Castle. 

Um zu dem Teil der Burg zu kom­men, der für Besu­cher geöff­net ist, muss man aber erst ein­mal ein Stück lau­fen. Zuerst geht es durch ein Tor, dann um die Ecke, ein wei­te­res Tor, an einer Mau­er des Round Towers vor­bei, bis man schließ­lich auf einem gro­ßen Platz lan­det, von dem es zu den Wohn­ge­bäu­den geht.

Im Palast darf man, wie in jeder der könig­li­chen Resi­den­zen, lei­der nicht foto­gra­fie­ren. Das ist hier beson­ders scha­de, denn Wind­sor Cast­le ist schon gran­di­os. Im Win­ter sind auch die Semi-​State Rooms geöff­net, sodass man als Besu­cher noch einen grö­ße­ren Teil der Burg zu sehen bekommt. Hier befin­det sich auch die Aus­stel­lung „Fashio­ning a Reign”. Und die über­trifft alle mei­ne Erwar­tun­gen. Ich bin sogar über­zeugt, dass es eine der besten Aus­stel­lun­gen ist, die ich je in den könig­li­chen Palä­sten gese­hen habe. Umso trau­ri­ger bin, dass ich sie nicht im Bild fest­hal­ten kann. Ledig­lich ein Buch kann ich spä­ter erwer­ben. Am Aus­gang las­se ich mein Ticket noch in ein Jah­res­ticket umwan­deln. Das kann man mit jedem regu­lär gekauf­ten Ticket machen und dann inner­halb eines Jah­res so oft wie­der­kom­men, wie man will. Das wird sich in 2017 noch rich­tig bezahlt machen.

Dann ste­he ich wie­der im Burg­hof. Von hier hat man eine schö­ne Sicht auf die Vor­fahrt zum Prunk­ein­gang. Dort­hin lau­fen darf man aller­dings nicht. 

Auf dem Weg zum Aus­gang begeg­nen mir noch eini­ge der typi­schen Wachsoldaten. 

Am Fuße des Burg­hofs befin­det sich die St. Geor­ges Cha­pel, in der vie­le Mit­glie­der der könig­li­chen Fami­lie ihre letz­te Ruhe gefun­den haben.

Durch ein wei­te­res Tor ver­las­se ich die Burg wie­der. Gleich davor beginnt das bun­te Trei­ben in den Stra­ßen von Wind­sor, die zu den Fei­er­ta­gen auch könig­lich geschmückt sind.

Hin­ter der Sta­tue von Queen Vic­to­ria steht dann auch noch ein ganz beson­de­rer Weih­nachts­baum. Er ist ein Geschenk der Stadt Coburg an Köni­gin Eliza­beth II. Coburg ist die Hei­mat­stadt von Prinz Albert, dem Mann von Köni­gin Vic­to­ria, dem die Ver­brei­tung des Weih­nachts­baums in Groß­bri­tan­ni­en zuge­schrie­ben wird. Der Baum kommt aus einem Wald, der noch heu­te den Gra­fen von Sachsen-​Coburg und Gotha gehört. Die Kugeln sind Mund­ge­bla­sen und kom­men aus Lauscha in Thüringen.

Ich gehe über die Stra­ße zum Wind­sor Roy­al Shop­ping Cent­re. Einst wir hier der Ein­gang zu einem präch­ti­gen Bahn­hof, in dem die Züge aus Lon­don hiel­ten. In einer Ecke tun sie das auch heu­te noch, aber der gro­ße Bahn­hof ist jetzt ein Ein­kaufs­zen­trum. In den 80ziger und 90ziger Jah­ren gab es hier mal eine Aus­stel­lung zur Nut­zung durch Queen Vic­to­ria, die als erste Mon­ar­chin mit dem Zug nach Wind­sor rei­ste. Doch auch die ist lan­ge ver­schwun­den und nur wenig erin­nert noch daran.

Ich gehe zu Bel­la Ita­lia, wo ich heu­te mal zum Mit­tag ein­keh­re. Ich habe noch einen 50% Cou­pon, den ich nicht ver­fal­len las­sen will.

Nach dem Essen ver­las­se ich Wind­sor und fah­re nach Basil­don Park, das eben­falls in Berkshire liegt. Die­ses Her­ren­haus gehört zum Natio­nal Trust, sodass ich mit mei­nem Pass wie­der frei­en Ein­tritt habe. In Basil­don Park war ich 2013 schon ein­mal, damals aller­dings im Juni. Heu­te zeigt sich mir ein ganz ande­res Bild. 

Geparkt wird vor den ehe­ma­li­gen Stal­lun­gen, in denen heu­te auch das Besu­cher­zen­trum sowie der Shop und ein Café unter­ge­bracht sind. Von dort führt dann ein Fuß­weg durch den Park zum Herrenhaus.

Basil­don Park wur­de zwi­schen 1776 und 1783 von Fran­cis Sykes, einem Beam­ten der Ost­in­di­en Kom­pa­nie erbaut. Wäh­rend Sykes im Haus wohn­te, war er auch lan­ge Zeit Mit­glied des Par­la­ments. Da er und sein Sohn im sel­ben Jahr star­ben, erb­te 1804 sein Enkel das Haus, der von Charles Dickens im Buch Oli­ver Twist als Schur­ke Bill Sikes ver­ewigt wur­de. Er ver­kauf­te das Anwe­sen 1838 an den Geschäfts­mann und Abge­ord­ne­ten James Mor­ri­son. Spä­ter stand das Haus lan­ge Zeit leer und soll­te in den 1950ziger Jah­ren sogar abge­ris­sen wer­den. Vor die­sem Schick­sal wur­de es von Lord und Lady Ilif­fe bewahrt, die das Anwe­sen erwar­ben, restau­rier­ten und zu ihrem Heim mach­ten, bevor sie es schließ­lich dem Natio­nal Trust schenkten.

Im Haus ist heu­te noch alles weih­nacht­lich deko­riert. An vie­len Orten wird bereits abge­baut, doch hier bleibt alles noch bis zum 5. Janu­ar ste­hen. So kann ich mich in Ruhe umschauen.

Die zwei schlich­ten Stüh­le sind übri­gens etwas ganz beson­de­res. In eini­gen Her­ren­häu­sern sind sie zu fin­den, wenn die Besit­zer zur Krö­nung eines Mon­ar­chen gela­den waren. Die­se zwei sind von der Krö­nung King Geor­ge VI. und Eliza­beth II. Zu jeder Krö­nung wer­den die Stüh­le extra ange­fer­tigt und kön­nen von den Gästen nach der Zere­mo­nie als Sou­ve­nir gekauft wer­den. Natür­lich tun das vie­le Adli­ge, denn es zeigt, dass man zu die­sem bedeu­ten­den Ereig­nis Zutritt hatte.

Durch das fan­ta­sti­sche Trep­pen­haus geht es in das obe­re Stock­werk. Hier sind auch jetzt im Win­ter alle Räu­me geöffnet.

Wie­der drau­ßen geht es links neben dem Haupt­haus in den Garten.

Als ich wie­der zu Front des Hau­ses kom­me, wird die von der Son­ne in ein wun­der­schö­nes Licht getaucht. So kom­me ich nicht umhin, noch ein paar wei­te­re Fotos zu machen. 

Es ist schon wie­der dun­kel, als ich Ling­field errei­che, auch wenn es noch gar nicht so spät ist. Ich hal­te noch schnell am Co-​op, um mir etwas zum Abend­essen zu holen. Danach fah­re ich zum Ling­field Park Mar­riott Hotel & Coun­try Club, wo ich für heu­te ein Zim­mer reser­viert habe. Ich bekom­me ein Upgrade auf ein Zim­mer mit fran­zö­si­schen Bal­kon sowie Blick auf die Renn­bahn und die Dri­ving Ran­ge, das mir sehr gut gefällt.

Auf dem Zim­mer esse ich noch schnell zu Abend, bevor ich mei­nen Kof­fer wie­der zusam­men­packe. Mor­gen ist schon mein letz­ter Tag die­ser Rei­se, denn am Abend geht mein Flug­zeug nach Berlin.

Mei­len: 156
Wet­ter: hei­ter, 0 – 6 Grad
Hotel: Mar­riott Ling­field Park

zurück   Start   weiter